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tuins, lins der wir zwei Jahrzehnte schöpften! An Deiner ! Ruhestätte geloben wir, auch für die Zukunft Dein Werk wetterleben zu lassen und geloben wir, in Deinem Sinne der Heimat fernerhin zu dienen! Ruhe wohl, geliebter Treuer und letzten Gruß. — Dasselbe tat im Auftrag des Sächsischen Heimatschutzes Herr Dr. Hauptmann. Tausende von Augen habe er aufleuchten lassen aus Liebe zur Heimat, an welcher sein Sehnen und Trachten hing. Habe Dank für Deine Liebe und Güte. — Worte des Dan kes waren es, die der Verleger der „Oberlausitzer Heimat zeitung", Herr Otto Marx, an den Entschlafenen richtete. Unvergessen soll es sein, was. er für die Heimatpflege ge tan hat. Es gebühre ihm das Verdienst, durch die lebendige Gestaltung seiner Werke die oberlausitzer Sprache mit vor Verflachung bewahrt zu haben. Verliere doch die Ober lausitz durch sein allzufrühes Hiuscheiden einen der edelsten und würdigsten ihrer Söhne. Möge die Nachwelt seiner um der Heimat willen sich würdig erweisen. Ruhe sanft, Du oberlausitzer Mitarbeiter. — Im Auftrage des Kreises Oberlausitz vom Verbände der Volksspielkunst, dem die Orte Zittau, Reichenau, Großschönau, Ostritz und Olbers dorf angehören, nahm nunmehr Herr Reuter-Groß- schönan das Wort, um aufs tiefste ergriffen seiner Ver ehrung für diesen Mann Ausdruck zu geben, dem der Verband der Volksspielknnst so unendlich viel zu ver danken und dem der unbezwingliche Tod die Feder aus der Hand genommen habe. Habe Dank für Deine große Liebe und Aufopferung, unvergeßlich sind Deine Werke eingegraben. Ruhe aus von Deiner Eröenarbeit. Es waren rührende Worte, deren tiefer Eindruck bei der Menge er sichtlich war. — Dann sprach Herr Schriftleiter Hcnkner ans Bautzen im Auftrage der Gesellschaft für das Schrift tum der Oberlausitz und entledigte sich dessen der Redner in angemessener vornehmer Form. — Herrn Bruno N e i ch a r d - Zittan war die Aufgabe zugefallen, für die Landsmannschaft der Oberlausitzer in Chemnitz die letzten Grüße zu überbringen. Seine Worte lauteten ungefähr: Der Heimat galt Dein Leben und Dein Streben, in deren Mutterschoße wir Dich auch heute zur Ruhe betten. Wir alle wollen Dein Erbe pflegen. Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie Du. — Die Herren Emil Schmidt vom Gebirgsverein Reichenau und Ferdinand Herrmann vom Geflügelzüchterverein legten ebenfalls unter Worten des Dankes Kränze nieder. Bei letzterem Verein bekleidete der Verblichene 82 Jahre lang das Amt des 1. Vorsitzenden. — Auch der Gesangverein „Erholung", Hetzwalde, in dessen Kreisen er sich am vergangenen Sonn tag zum letzten Mal in Neugersdorf gelegentlich der Theateraufftthrung befand, war am Begräbnis durch eine Abordnung vertreten und ließ durch seinen Vorsitzenden, Herrn Max Herzog, unter Worten des Dankes einen Kranz an der Gruft niederlegen. Dasselbe tat dann noch an Stelle ihres verhinderten Gemahls Frau Nenker- Dresden vom Verband für Volksspielkunst. Damit war die Kranzniederlegung beendet: der Eindruck, den diese Kundgebung an der Gruft dieses einfachen Mannes aus dem Volke auf die zahlreiche Trauernersammlung gemacht hatte, war ein ganz gewaltiger und hat viel der Tränen ausgelöst. Du aber, teurer Volksmann und Frennd, ruhe in Frieden! Des Himmels Licht leuchte Dir! Die noch übrige Zeit zwischen Beendigung der Bei setzung und Abgang des Abendzuges wurde noch zu einem Beisammensein im Vereinslokale des Schtttzcnhanses be nutzt: zahlreich war dieser Einladung von feiten der „Thalia" und der von auswärts erschienenen Trauergäste entsprochen worben, um nochmals die Ereignisse am Ange vorüberziehen zu lassen, die so plötzlich hereingebrochen waren. Einige Reden, die gehalten wurden, spiegelten den Ernst der Situation wieder, gipfelten aber darin, im Sinne des Verewigten weiter wirken zu wollen. Außer dem Vor sitzenden der Vereinigung „Thalia" sprachen noch die Her ren Schriftleiter H e n k n e r - Bautzen, Reichard-Zittau und Reuter-Großschönau, um den Verblichenen als Mensch zu rühmen. Der Vorsitzende des Gesangvereins „Erholung" in Hetzwalde, Herr Max Herzog, fühlte sich veranlaßt, einiges über die letzten Lebensstunden Wilhelm Friedrichs zu berichten, jenen Mann, den er, wie selten einen, schätzen und lieben gelernt hatte und der am Sonn tag mit seiner verehrten Gattin Gast des Vereins gewesen war. Über die Aufführung „Im Strohkranz" wolle er nicht sprechen, es war aber, als wenn ein Schleier über der ganzen Aufführung gelegen hätte, als ob irgend noch etwas bevorstünde. Nach der Aufführung, wo Friedrich durch Über reichung eines Lorbeerkranzes geehrt wurde, war er noch für einige Zeit in fröhlichem Kreis mit den Sängern ver sammelt, von irgend einem Unwohlsein an ihm war nichts zu spüren und eine Bemerkung von ihm in dieser Hinsicht ist auch nicht gefallen, er war freudig bewegt, wohl und munter. Im andern Falle hätte er Neugersdorf nicht ver lassen dürfen. Ihm zu Ehren wurden — mögen es Vor- ausahnungcn sein oder nicht — zwei Lieder gesungen, und zwar ein Männerchor „Heimatglocken", und vom gemischten Chor das altbekannte Lied „Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf dein Grab". Diese Mitteilung löste tiefe Ergriffenheit aus. Das erwartete Auto, das ihn mit seiner Gattin an die Bahn bringen sollte, war nicht erschienen und so wurde der Weg in Begleitung Herzogs nach dem Bahnhof angetreten. Dort angekommen, hatte Friedrich noch Zeit gefunden, sich ungefähr zehn Minuten mit dem Begleiter zu unterhalten, nichtsahnend, daß seine Lebens uhr abgelaufen und ihn der unerbittliche Tod bereits um fangen hielt. Was sonst bei seiner Anwesenheit im Verein zu seiner Annehmlichkeit beitragen konnte, sei geschehen. — Der Vorsitzende der Vereinigung „Thalia" gab im Laufe des Abends noch bekannt, daß vor der Eröffnung der Saison im Waldtheater eine Wilhelm Friedrich- Gedenkfeier stattfindeu wird, bei welcher die Ein weihung eines Denksteines vorgenommen werden soll. Er bitte deshalb die Vertreter von Heimatpflege und Förderer derselben, in ihren Kreisen darauf hinzuwirken und sich, wenn der Ruf zur Teilnahme ergeht, darauf einstellen zu wollen. Diese Worte lösten Beifall und Anerkennung aus. Mit dem Bewußtsein, neue Bekanntschaften geschloffen und alte Beziehungen gestärkt zu Haben, wurde der Weg zum Bahnhof angetreten, wo der )^8-Uhr-Zug die lieben aus wärtigen Freunde nach ihrer Heimat brachte. * * * Wilhelm Friedrichs schriftstellerische Laufbahu Vor ungefähr 28 Jahren begann Wilhelm Friedrich seine schriftstellerische Laufbahn. Als bedeutungsvolle Erstlingswerke brachte derselbe drei kleine sächsisch-böh mische Grenz-Skizzen heraus: „Der Basenwenz", „Wvrm- Franz von Huhwahl" und der „Kratzer Moan". In ihrer Aufmachung bringen dieselben noch heute willkommenen Heiterkeitserfolg. Ihm schloffen sich an die Schöpfungen von „Heimgefunden", „Die Entführung", „Anno 66", „'s Gescheeche", „Der Schützenkönig", „An der Grenze": es waren dies kleine Ein- und Zweiakter. Friedrich fand in Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Reichenau zunächst geeignete Rvllenvertreter seiner Dichtungen. Später nahm die Heimatspielschar „Thalia" die Aufführung heimatlicher Bühnenwerke von Friedrich mit als Haupt aufgabe in ihr Programm. Erstmalig mit einer großen Schöpfung kam Friedrich im Jahre 1807 vor die Öffent lichkeit: „Hennerch-Lobels Feuer", das als sein bedeutend stes Werk betrachtet werden kann. Den Stoff zu dem Stücke entnahm er aus Reichenaus Vergangenheit aus dem Jahre 1847. Sein Ruf war damit gefestigt. Zwei Jahre später, nachdem ihm die Ortsgeschichten von Reichenau und Hirsch felde als urkundlicher Stoff gedient hatten, erschien sein