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hier über die Neiße (auf das rechte Ufer) und darauf durch einen Bahndurchlaß. Den Rückweg kann man durch den Ort Rohnau, über die „Haltern" (Aussicht) und den Wein berg nehmen. Unsere Kraftwagenlinie folgt von Hirschfelde der Staatsstraße nach Görlitz. (Haltestelle: „Krankenhaus", 1 Kilometer.) Wir biegen später links ab nach dem Orte Schlegel (Haltestellen: Gastwirtschaften Mai und Lorenz, 4 und 5 Kilometer) und nach dem anschließenden Bur kersdorf (Haltestelle Gemeindeamt, 6 Kilometer). Von da gelangen wir nach Dittersbach (Haltestellen: Bäcke rei Rönsch und Müllers Gasthof, 10 und 11 Kilometer). Von letzterer aus ist eine Besteigung des nahen Knorr- berges (380 Meter hoch, 20 Minuten) sehr zu empfehlen. Den Aufstieg nehme man neben dem rechts der Kirche (Turm mit prächtiger Haube) gelegenen Gehöft. Der Berg (Basaltgipfel) ist mit Laubholz bekleidet, bietet eine reich haltige Flora und gewährt fesselnde Teilblicke in die Ferne. Der Steinbruch an der Südostseite zeigt Basaltsänlen von seltener Regelmäßigkeit und Schönheit. Der nächste Punkt der Kraftwagenlinie ist die Halte stelle: Molkerei Kiesdorf (18 Kilometer). Wenn wir von dort im Dorfe 30 Minuten abwärts wandern, können wir den auf der rechten Talhöhe sich erhebenden Quär- gelberg (302 Meter) besuchen, dessen Gipfel ans zwei Basaltsäulenkuppen besteht und durch eine freie und weite Aussicht belohnt. Der beste Aufstieg ist wohl beim Spritzen haus in Niederkiesdorf rechts aufwärts, bei einem Gute vorüber, den an der Kuppe vorüberführenden Feld fahrweg weiter, zuletzt weglos bergan (vom Dorfe 15 Min.). Von Kiesdorf streben wir nun dem Endpunkte unserer Linie, der Haltestelle: Bernstadt Markt (17 Kilo meter) zu. Als Anschlußstrecken mögen genannt sein die Kraftwagenlinie „Bernstadt—Löbau" (13 Kilometer) und die Kleinbahn „Bernstadt—Herrnhut" (10 Kilo meter) und schließlich die Privatkraftwagenlinie „Bernstadt—Nikrisch". Der Besucher, der erstmalig iu die sem anheimelnden Pließnitzstädtchen weilt, wird nicht unter lassen, den die hochragende Kirche umgebenden ehemaligen Friedhof mit seinen bemerkswerten altertümlichen Denk mälern zu besichtigen, vielleicht auch das sehenswerte Stadtmuseum (in der Görlitzer Straße) aufzusuchen. Als Ziel einer kleinen Wanderung in die anziehende Umgebung kommt in erster Linie in Frage ein Gang nach dem Kunnersdorfer Tal mit dem aussichtsreichen Plätzchen am F r i e d r i ch st e i n. Man besteigt die Höhe am sichersten hinter der an ihrem Westfuße befindlichen Gastwirtschaft von „Schubert", 20 Minuten von der Stadt. Dieselbe Entfernung besitzt auch die idyllisch gelegene Gast wirtschaft zum Steinbachtal. Von diesem reizenden Punkte aus kann man in 30 Minuten im Kemnitztale aufwärts nach dem nahe der sogenannten Franzosenmühle neu angelegten Bernstädter Freibad mit Natur bühne wandern und von da nach der Stadt zurückkehren. Die erwähnten Ausflugsmöglichkeiten gelten natürlich auch für eine Benutzung der neuen Verkehrslinie in um gekehrter Richtung, von Bernstadt beziehentlich Löbau aus. Aus alter Zeit Am 30. Juli waren es 150 Jahre her, daß sich auf den Wendisch-Paulsdorfer Fluren ein Gefecht abgespielt hat. Es war im bayrischen Erbfolgekriege 1778 bis 1779, einem der unblutigsten Kriege des 18. Jahrhunderts, wo Preu ßen und Sachsen gegen Österreich kämpften. Österreichische Patrouillen durchstreiften im Juli 1778 die ganze südliche Oberlausitz und machten das Land unsicher. Eine solche Pa trouille war auch am 30. Juli nach Weißenberg gekommen und plünderte dort. Sächsische Husaren, die in der Nähe von Bantzen lagen, erhielten Kunde davon und machten sich auf, ! diese zu vertreiben. Die Österreicher zogen sich nach Reichen bach OL. zurück und plünderten dort weiter. Auch die Sach sen folgten den Österreichern, und der Führer der sächsischen Husaren, Hauptmann von Eberstein, sandte einen Teil sei ner Leute nach Reichenbach OL., während er sich selbst mit seinen Leuten im Sohländer Kirchbusch postierte. Leider waren die Sachsen viel zu schwach und wurden von den Österreichern überwältigt. Hauptmann von Eberstein floh, anstatt seinen Leuten zu helfen, mit den andern über Dolgv- witz. In Niederbischdorf und bei Wendisch-Paulsdorf kam es mit Sem ihnen über Rvsenhain folgenden Feinde zum Treffen. Ein großer Teil der Sachsen geriet in Gefangen schaft, darunter auch der Hauptmann von Eberstein, der drei Hieb- und eine Schußwunde erhalten hatte. Seinem Burschen wurde der Schädel gespalten. Die Verwundeten wurden auf einen Wagen geladen und nach vielen Bitten ihrerseits in Bernstadt zum erstenmale verbunden. Ein Teil der Österreicher war dem weiter fliehenden Feinde nach Löbau gefolgt, doch die Österreicher ließ man nicht in Löbau ein, sondern sie hielten die Tore fest verschlossen. Sie wandten sich daraufhin erneut nach Reichenbach OL. und verlangten den Bürgermeister. Als dieser in seiner Arbeitstracht zu ihnen heraustrat, wurde dem Bürger meister sofort ein Strick um den Hals geworfen und er mußte mit nach Böhmen. Als Einlüsuugsgeld verlangten sie 300 Taler. Erst am 17. August konnte der Reichenbacher Bür germeister in sein Städtchen zurückkehren. Er war Anfangs recht schlecht behandelt worden, doch bei der Armee hatte man seine Unschuld anerkannt und ihm täglich 8 Groschen gegeben und bei seiner Entlassung schenkte ihm der Offi zier einen Dukaten. Der 30. Juli 1778 sollte auch für- einige Ktesdorfer und Schönauer Bauern verhängnisvoll werden. Sie hatten die ausgeschriebenen Heereslieferungen an die Sachsen zu fahren. Bei Bernstadt wurden sie jedoch von den Österreichern überfallen und mußten mit nach Engelsdorf. Hier wurden ihnen nicht nur die Ladung, son dern die ganzen Wagen nebst Geschirren abgenommen und auf ihr inbrünstiges Bitten, ihnen wenigstens doch die Pferde wiederzugeben, wurden ihnen 100 Hiebe auf das - Rückenende dargeboten. Am 28. Juli war ein Kommando ! Österreicher nach Trattlau, Reutnitz und Umgebuug ge- i kommen und marterten die ganze Nacht die Einwohner, obgleich um Mitternacht ein großes Gewitter über die Gegend niederging. In Radmeritz schlug dabei der Blitz in eine Scheune, wobei 300 Scheffel Korn mit verbrannten. Wohl drangen die Preußen und Sachsen nun nach der Grenze vor und sicherten das Land gegen weitere Einfälle, so blieben doch die vielen Lieferungen, die an die Armee zu machen waren, eine drückende Last. Unter anderem mußten vom Görlitzer Kreis am 10. August 500 und am 14. August ebenfalls 500 Wagen gestellt werden. In sämt lichen Oberlausitzer Kirchen wurde im August ein besonde res Kriegsgebet eingeführt. Den ganzen Winter über lagen in der südlichen Oberlausitz Truppen einquartiert. Die Truppen führten zum Teil ihre Frauen mit sich oder aber auch anderes Frauengesindel. In Herwigsdorf wurden im Januar einem Dragoner von seiner Frau ein Kind ge boren, desgleichen auch im März. Am April 1779 fand man morgens vor der Hintertür des Hauses Nr. 2 in Herwigs dorf ein neu geborenes Kind. Nach den Eintragungen im Kirchenbuch des damaligen Pastors sollte das Kind von einer Soldatenvettel stammen, die sich in so überaus großer Zahl in damaliger Zeit in schamloser Weise Herumtrieben. Nachrichten aus dem Sachsenlande Mittweida, 22. Juli. Die Gemeinde Niederrossau, bekannt durch die an Altertumswerten reiche Kirche aus j dem 11. Jahrhundert, kann auf ein tausendjähriges , Bestehen zurückbiicken. Aus diesem Anlaß wird im kom- ! menden Jahre ein großes Heimatfest veranstaltet.