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I M tt W Wn WU I Weinend falte ich die Hände And der Schmerz erfasst mich hart. Freund und Wandrer! Bist am Ende s Deiner schönen Erdenfahrt. Bist jo schnell, jo still gegangen, And die liebe, treue Hand, ß Dis mich immer warm empfangen, Z Schafft nicht mehr für's Heimatland. Am das Haupt, das nimmermüde. Windet sich des Lorbeers Kranz, Der Dir schon im Leben blühte. Jetzt im Tod ijt's goldnsr Glanz. „Thalia"! Schäm'dich nicht der Tränen, Die du weinst an seinem Grab, Da er dir in heissem Sehnen Seines Herzens Bestes gab. Nus dem Herzen zu den Herzen Sprach Dein reines Dichtsrwort. Wenn wir Dich auch nie verschmerzen, I Lebst in Deinem Werk doch fort. : Falt', Lusatia, still dis Hands, Trag' dsn Schmerz, der — ach so hart. Anssr Freund ist nun am Ende D Seiner Erdenwandersahrt. ß Herbert Henkner, Bautzen I ÄlMUMMMMttUUUMMMMMMMMttM'MMMMMMMMMMMMMMIHMMMMMMMMUMMMMMM H Die Trauerfeier für den Heimatdichter Wilhelm Friedrich Reichenau, 14. Januar 1828. Eine Tr a u e r k un d g e buu g, die weit über den Rahmen dessen hiuausging, was sonst bei ähnlichen An lässen vor sich geht, fand am Donnerstag, dem 12. Januar, in unser»! Reichenau statt. Sie galt Reichenaus berühmtem Sohne, nuserm Heimatdichter Wilhelm Fried rich. In dem Wohnzimmer seines freundlichen Heims lag der Tote aufgebahrt, so friedlich, als ob er schliefe. Hun derte nahmen die Gelegenheit wahr, dort znm letzten Male von ihm Abschied zn nehmen. Kranzspenden und sonstige Zeichen der Liebe nnd Verehrung schmückten den Raum in übergroßer Fülle, aus dem man dann den toten Dichter hiuaustrug, nm ihn seiner letzten Ruhestätte znzuführen. Vorerst spielten noch die Feuerwehr- und die Ortskapelle schlichte Trauerweisen. Dann ordnete sich der Zug. Voran schritten die Freiwillige Feuerwehr von Ober-Reichenau — die übrigens auch vom Schulplan bis zum Eingang der Kirche Spalier bildete — und die Mitglieder der Vereini gung „Thalia", sowie verschiedene Vertreter des Lausitzer Schrifttums, daun kam der Leichenivagen mit der sterb lichen Hülle des viel zu früh Dahingeschiedenen, ihm folg ten dessen Angehörige, die gesamte Beamtenschaft des Ge meindeamtes mit Herrn Bürgermeister Grünewald und Herrn Gemeiudevorstaud i. R. Alexander Bischoff an der Spitze, Gemeindevervrdnete, ferner Herr Amts hauptmann Kah mann, Beamte des Bezirksverbandes und weiter ein stattliches Trauergeleit aus allen Kreisen unserer Bevölkerung. Arm und reich, hoch und niedrig gaben dem Entschlafenen die letzte Ehre. Großindustrielle und Arbeiter, Lehrer und Beamte, Handwerker und Land wirte — sie alle schritten in dem überaus langen Zuge dahin. Am Schulplan standen überdies Hunderte von Zu schauern, die ebenfalls Abschied nehmen wollten. Mit einer starken Abordnung war der Gesangverein „Erholung" aus Hetzwalde im Trauerzuge vertreten, bei dem Wilhelm Friedrich am Sonntag zum letzten Male gelegentlich der Aufführung seines Schauspiels „Im Strohkranz" weilte. Diese Teilnahme ist gewiß als rührendes Zeichen der Dankbarkeit und treuer Anhänglichkeit zu werten. Auf dem Schulplan angelangt, wurde der Sarg dem Leichenwagen entnommen und von Mitgliedern der Ober- Reichenauer Wehr, deren Ehrenmitglied der Tote war, nach der Kirche getragen, in welcher sich das überaus zahlreiche und ansehnliche Trauergefolge versammelte. Nachdem die Plätze eingenommen, ertönte vom Chor unter Orgel begleitung der Sologesang einer hiesigen Sängerin, Fräu lein Käte Herwig, „Verlaß mich nicht", in packendster Weise vorgetragen. Im Anschluß hieran hielt Herr Pastor Seiler vom Altar aus die Gedenkrede, aufgebaut auf den 2. Korintherbrief 9, B. 6, der da lautet: Wer da säet in Segen, der wird auch ernten in Segen! um an der Hand dieser wenigen Worte den Werdegang dieses einfachen Mannes ins rechte Licht zu rücken. Sinke doch mit ihm ein wurzelechter Mann deutschen Volkslebens ins Grab, dem der Oberlausitzer Sprachschatz viel zu verdanken habe, sei es mit der Feder oder auf den Bretter». Er war unser, und wir alle wollen Hüter seines Schaffens sein. Beson ders sei es seine Spielerschar, die ihm die Palme des Ruhmes zuerkennen müsse. Aber auch seiner Familie, an deren Spitze seine Gattin steht, mit welcher er 36 Jahre lang ein glückliches EHeleben genossen, sei er ein guter und trefflicher Berater gewesen, ans Herz gewachsen waren ihm Kind und Kindeskind, mit welchen er sich in inniger Liebe verbunden fühlte. Noch gedachte der Geistliche der Verdienste, die sich der Verstorbene durch seine Stellung in der Gemeinde erworben. Er ging auf in Menschen freundlichkeit und Nächstenliebe. War er doch jede Stunde für reich und arm, für groß und klein zu haben. Hier an seiner Stipste stand geschrieben: Hier bin ich Mensch, hier will ichs sein! Selig sind, die Heimweh haben, denn sie sollen nach Hause kommen! Ausführlicher auf die Gedenk rede zurückzukommen, ist im Rahmen dieses Berichts nicht möglich, vielleicht bietet sich in der demnächst heraus- zngebenden Gedenkschrift Gelegenheit dazu. Nachdem noch zwei Chorgesänge: „Himmelsruh" und ..Nach einer Prüfung kurzer Tage" verklungen waren, und der Geistliche den Segen an die Versammelten gespendet hatte, rüstete man zum letzten Akte, der Beisetzung in die Familiengruft. Von Mitgliedern der ihm im Leben am meisten nahestehenden Vereinigung „Thalia" wurde der Sarg nunmehr beim Austritt aus der Kirche hochgehoben und an den Ort seiner Bestimmung gebracht, woselbst er wieder durch Mitglieder der Wehr in die Gruft versenkt wurde. Die Einsegnung der irdischen Hülle des Verstorbe nen durch den amtierenden Geistlichen und das Gebet des Vaterunsers beendeten die kirchliche Feier, worauf von der Breudlerschen Kapelle das „Ruhe wohl" intoniert wurde. — Zu einem packenden erhebenden Akt, wie er wohl hier noch nie zu verzeichnen war, gestaltete sich die nunmehr folgende Kranzniederlegung. Es waren zehn Herren und eine Dame, die sich ihrer Aufgabe in trefflichen, von tiefem Ernst getragenen Worten entledigten. Als erster Redner nahm der Bürgermeister Herr Grünewald das Wort, der in dem Verstorbenen unseren großen Toten ehrte, in welchem die Gemeinde einen nie zu ersetzenden schweren Verlust erlitten habe, ihm seinen Dank für sein Wirken nnd Schaffen in die Ewigkeit nachsendend, um als sicht bares Zeichen im Namen der politischen Gemeinde Reiche nau einen Kranz niederzulegen. Als Vertreter der Ver einigung „Thalia" ergriff Nunmehr deren Vorsitzender Herr Palme das Wort und führte ungefähr folgendes aus: Wehmutsvoll nimmt die Hetmatsspielschar von Dei nem Sarge Abschied! Versiegt ist die Quelle reinen Volks-