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Auch sonst wurde »och nur Grabe der gottlose Lebens wandel geahndet. So 1668: Sonntag Miseri ist Christoph Kindermann unter angehendem Gotesdienst ohne Klang und Gesang aus dem Kirchhof begraben worden, aus Ur sachen, weil er nicht gelebct als Christ, Gott und sein Wort nicht geachtet, ob er gleich von seinem Lehrer und Seel sorger öfters vermahnet worden, so hat er sich doch selber dazu bringen lassen, deshalb von seinem Christentum wenig und nichts zu sagen, Gott wolle uns alle durch sei nen heiligen Geist regieren, daß wir nicht so leben. Die Tanse der Kinder erfolgt meist schon am folgenden Tage, sodaß z. B. Pastor Franke 1661 noch auf seinem Totenbett das Kind vom Bäcker Matthäus Paul taufen muhte. Bei schwächlichen Kindern fand Haustaufe statt, waren aber Zwillinge da, so wurde das kräftige Kind nicht gleich mit im Hanse, sondern allein am nächsten Tage in der Kirche getauft. Sv war das Kirchenleben nach dem 36 jährigen Kriege von Ernst und Strenge erfüllt, während an der Spitze der Gemeinde der Gemeindeälteste und der Richter für Ord nung sorgten. Beide waren angesehene Personen, wie man aus der Zahl und Wahl der Paten bei Kindtaufen schlie ßen kann und ihrer „volkreichen Beerdigung". — Als Älteste werden genannt 1668 im Stcrbebuch Peter Pohl als Gemeindeältester und deögl. 1659 (im .... .-Buch) Christoph Wvhner, 1663 ein Schwaar als ältester Richter und 1670 Andreas Weikert als GerichtSschöffe. Auch ein Jahrmarkt scheint in Taubenheim stattgefun den zu haben. Sv lesen wir 1671 im Tagebuch die Notiz „Dienstag nach dem Sommerjahrmarkt" und 1672 im Sterbebnch „Mittwoch nach dem Johrmvrgte". Bielgenannte Persönlichkeiten waren damals im Dorfe: Peter Paul, der Zimmermann, Matthäus Borsche, der Schösser, Kindermann, der Buschmüller, Heschke, der Kirch bauer, Jentsch, der Kirchgürtner, Meister Varthel-Kretsch- mar, der Leinweber, Zacharias Kretschmar, der Schneider, Hohlfeld, der Fleischer, Bolzer-Hempel, der Schuhmacher, Simon Richter und Simon Müller, die Fischer, Ulbricht, der Schmied, Hnmbal, der Brauer, Meister Martin Hof mann, der Backpfeifer und Weber, Hans Noack, der Hvf- knecht. Kühne und Allmer, Gartner- und Tagelöhner, Eva, die Wehemutter, Hölzel, der Müller uud Gärtner, Maria, die Nähterin auf dem Hofe, Elisabeth Blechans, die Kuh hirtin, Leonhard Bolte, der Hofediener, Müller, der Lein- webcrgesell. Auch von Soldaten hören wir. So 1659 Georg Fischer, ein Soldat und Schuhmacher, so sich allhier aufhält. 1669 HanS Tuchaska, Korporal und Wirker, 1687 berichtet das Sterbebuch den Tod vom Söhnlein des Hans Christoph Klotze, welcher sich vor itzo im Kriege befand. Von ortskundlichcn Bemerkungen dürfte interessieren, daß 1655 ein Teich hinter dem Hofe erwähnt wird und zwar im Sterbebuch: ist durch Gottes Verhängnis Cristoph Wohner des Kleinen sein Sohn Christoph, welcher auffm Hofe vor jung bei der Herrschaft gedienet im Hinterhofe- teich zwischen 12 und 1 Uhr ertrunken und off folgenden Donnerstag mit einer Leichenpredigt gar christlich zur Erde bestattet. Auch von der Spree werden wiederholt Unglücksfälle bezw. Wassersnot gemeldet. So 1666 im Sterbebuch: Am Pfingstmontage ist durch Gottes Verhängnis in den da maligen großen Wasser Simon Müller, der Fischer, mit samt seinem Weibe und zwei Kindern, bei dem Steghanse allhier crbermlichen ertrunken. Solche vier Körper dann hernach gefunden. Ehrlich zur Erden bestattet, und am Fest der H. Dreifaltigkeit zur Vesper und volkreicher Ver sammlung von den ümbliegcndcn Dörfern, in der Christ!, .llirche eine Buß- und Leichenpreüigt von Herrn Christian Pietschmann, Pfarr damals gehalten worden. Der all mächtige Gott wolle uns vor solchen großen Wasserfluten gnädig behütten, daß wir solchen Jammer und Elend nicht erleben. Umb Christo Jesu Willen Amen. Oder 1695: Den 10. Angusti ist Christoph Nockes, Klein gärtners allhier, Töchterlein, namens Anna Maria, an einer Mittwoch, zwischen 12 und 1 Uhr, durch Göttl. Ver hängnis, in unser allhier durchfließenden Wasser der Spree, welche damals ziemlich angelaufen, ertrunken, Welchen Jammer damals kein Mensch gewahr worden. Ist den 3. Tag als Freitag vbern Wehr unter einen Strauch gefun den, herausgezogen, und Sonntags darauf mit einer Leichenpredigt christl. zur Erden bestattet worden. — Schlimmer als die Wassersnot aber haben wiederholt an Krankheiten Blattern und Pest gewütet, sodaß die Kirche zeitweise für das Niederdorf gesperrt war und aus der Mühlbrücke getauft und getraut wurde. So lesen wir über die Blattern: 1649 am Fest der H. drey Könige wardt Adam Weikert ein junger Sohn ge tauft, mit Namen Christian usw. Dieser Knabe ist in den Blattern umb sein Gesicht kommen. Gott behüte alle from men Menschenkinder dafür. Und 1686: Den 20. Juni war der Donnerstag nach dem ersten Trinitatis umb 2 Uhr nachmittags ist des wohl ehr würdigen hochachtbaren und wohlgelehrten Herrn George Gottlob Pietschmann wohlverordneten und treufleißigen Seelsorgers allhier in Taubenheim jüngstes Söhnlein namens Gotthelf Christian, nach ausgestandener 12 tägiger schmerzhafter Blatternkrankheit, im Herrn sanft und selig entschlafen, und den 23. Juni bestattet worden. Und 1711 verlor sein Nachfolger Pastor Thieme eben falls 2 Kinder: den 11. Marti des Nachts auf 12 Uhr ist des wohl ehrwürdigen, großachtbaren und yochwohl- gelahrten Herrn, Herrn Christian Thiemes wohlverord neten und trenverdienten Seelenwächters allhier ältester Sohn, namens Christian Gottlob Thieme, nach 14 tägiger schmerzhafter Blatternkrankheit, in Budissin als ein studi- render Jüngling im Herrn selig entschlafen usw. Und: Den 12. April umb 2 Uhr nachmittags ist Tit. Herrn Christian Thiemens wohlemeritirten Seelensorgers allhier zu Taubenheim jüngestes Töchterlein namens Rael Johanna nach ausgestandener 14 tägiger schmerzhafter Blatternkrankheit im Herrn selig entschlafen und den 4. April usw. Über die Pestilenz berichtet das Sterbebuch: Anno 16 80 den 22. Septcmbris, suchte der gerechte Gott, unser gemein auch mit der schädlichen Seuche der Pestilenz an heim, daß also innerhalb 4 Wochen 9 Personen starben. Als Anfängl. starb Hans Pietsches, eines Fleisch hauers und Pachters im Niederdorf ältester Sohn, her nach das Geschwister, sowohl auch Vater und Mutter, zu sammen 5 Personen. Item, der Niederschösser, Lei Pflaumen 4 Personen. Vom Niederhofe abermals 2 Personen. Den 9. November starb Christoph Freytag, ein Knabe, in et lichen Tagen der andere, innerhalb 8 Tagen starb das dritte, nämlich ein Töchterlein. Den 13. Dezember ist Hans Pflaumen ein junger Gesell in Niederdorf nach dem zu vor seine Eltern und Schwestern, wie oben zu sehen, ver storben, und er 7—8 Wochen in seines Vaters verlassenen Hause allein zugebracht, auch endlich der Pest abgelegen und die Benlenschäöen zugeheilet, in der Stubenkammer tot aufgefunden worden. Wie es aber zugegangen, ist dem allwissenden Gott bekannt. Die menschliche Mutmaßung war: Daß er aus Schwachheit und Unvermögenheit dahin gefallen und sich nicht wiederum!) erholen können. Ist zu bejammern, daß er nach Überstehung der Gefahr, sein Leben hat so einbüßen müssen usw. 1680 Taufbuch: Den 13. Novcmbris, wardt Meister Matthäus Blechantzig, Zimmermann und Inwohner in der Niedergemein, eine junge Tochter getauft, nämlich auf der Mühlbrücke, weil die Niedergemein da mals wegen der Contagion nicht herauf in das Gotteshaus gelassen wurde.