Volltext Seite (XML)
Äc. 15 Gbsvlauflher Hslmatzeltung 2Z1 „Schmiergelder" erkauft wurden, beweist folgender Rech- »uugseiutrag: 1 Mandel Vögel gekauft und Herrn Hille brand (welcher auf der Regierung ist) geschenkt worden." Wie schon gesagt, hatte das Oberdorf oder „Obereck", wie es auch genannt wurde, auch eiu Rittergut. Sehr groß scheint cs aber nicht gewesen zu sein,' denn 1624 hat die „wittbin Maria von Schlichen ihr Guttlein Ober Neu Kirchen im Ampt Stolpen gelegen anderweit Hans Jobstn von Kospot «verkaufst, da sich denn ein concursus credito- rum und allerhand tifficultetem befunden." Der Käufer hat sich aber wahrscheinlich die kriegerischen Wirrnisse jener Zeit zunutze gemacht,- denn von der festgesetzten Kaufsumme ovn 3200 Talern hat er nur 600 ausgezahlt, aber „alles getreidig Vertrieben, das Zimmerhvltz auf dem Hof, das stehende aber aus dein puschen platz Und Haussen weiße verkauffet." Eine spätere Besitzerin, „Frau Auna Marga rethe Schillingin gebohrene von Hermsdorffin" wendet sich daher mit der Bitte um Hilfsgelder an den Kurfürsten, scheint aber abschlägig beschicken worden zu sein,' denn den 5. Mai 1667 verkauft sie das Gut für 2412 Gulden 10 gr. 6 Pf. au die vier Bauern George Piezsch, Jacob Lehmann, Matthes Picke und Matz Böhme. Damit war das einstige Rittergut und seine Flur in vier Bauerngüter zerteilt, und die Gemeinde nannte sich stolz „Frcyerkauste Ge meinde". Die Sage aber erzählt von dem Geiste eines Rit ters, der unter einem Hansen bemooster Steine hinter einem Gute des Oberdorfs verbannt sein solle. Deshalb darf man aber nicht denken, daß der Ort nun frei aller drückenden Lasten gewesen sei, wohl war der Pranger altersschwach und unbenutzt, während die Feudal herren des Nachbarortes sich gern und fleißig dieses Mit tels bedienten, um die Untertanen fühlen zu lassen, daß ein Herr im Dvrse saß! aber auch der Kurfürst hatte so seine Wünsche, und 1786 mnßte der Ort drei Mann zu Schanzarbeiten nach Dresden senden. 1700 kam eine Ver ordnung, „daß das Herumtragen durch Bothen der Zei tungs-Blätter und anderer gedruckten Sachen ferner nicht gestattet werden soll, weil solches zur Verbreitung mancher- ley bedenklichen Schriften Anlaß geben." Wahrlich eine kul turelle Großtat. Als älteste Gebäude des Ortes, die urkund lich nachweisbar sind, gelten die Obcrmühle, die bereits auf der Oederschen Karte von 1686 als „matz mülöers müll 3 gang und brctt müll" angegeben ist und das Gut des Steinigtwolmsdorfer Richters (Obergericht). Gleichzeitig verzeichnet das alte Kartenwerk noch eine weitere jetzt nicht mehr vorhandene Mühle als „Martin Königs mül 1 gang bret mül", die wohl an der Stelle der Girndtscheu Fabrik zu suchen ist. Auch die Buschmühle hat schon 1586 gestanden. Da Oberneukirch ein kleines armes Bauerndorf war, scheint es in Kriegszeiten immer noch am glimpflichsten weggekommen zu sein, zudem lag es nicht direkt an der Straße, die von Bautzen nach Stolpen führte und in dem nahen Nachbardorfe eine Abzweigung über Ringenhain nach Böhmen sandte. Trotzdem machten sich auch die Be gleiterscheinungen in dem kleinen Orte bemerkbar, und um der Hungersnot zu steuern, wurde 1805 bekanntgegeben, daß jeder einen Scheffel Korn zu wirklich äußerster Be dürfnis eiukaufen könne, wer gesonnen sei, mit dem Schie- bock nach Dresden oder „dasigentcn gegcnten" zu fahren. 1811 mußte jedes Haus 14 gr. zur Erbauung der Festungs werke in Dresden beisteuern Im September 1813 befand sich ein Truppenlager hart beim Oberdorfe, und 1814—1815 kamen noch wiederholt kranke französische Soldaten von Osten her, die als Eroberer 1812 nach Rußland zogen und nun das Erbarmen der Dörfler erweckten und mit einem Zehrgelde weitergeschoben wurden. Wohnungsnot und Wohuungselend hat es auch damals gegeben, denn eine Besichtigung im Jahre 1818 findet eine Wohnung nicht taugbar für einen Weber,' denn diese „Wohnung" bestand aus einer Stube, in der zwei Familien hausten und auch darin schliefen, und weil „oben auf das Haus mit Großer Gefahr zugehen ist, weil wir die Treppe hinauf gingen brach drei) Stoffen." Doch bald erholte sich auch diese Ge meinde, und das im Dezbr. 1827 vom „Amte" erlassene Verbot, weitere Strohdächer zu errichten, mag wohl eine Folge der vielen Unterstützungsgesuche bei Brandschäden sein. Ob diese äußerliche Verbesserung immer das Wohl gefallen der Bewohner gefunden haben wird, ist wohl frag lich, jedenfalls scheinen die häufigen Schlägereien und Mes serstechereien im Obergerichte, wo auch das Stockgefängnis des Steinigtwolmsdorfischen Gerichtes war, im hartnäckigen Beharren am Althergebrachten und in den dadurch ent standenen Meinungsverschiedenheiten ihre Ursache gehabt haben. Selbst als aus höheren Befehl 1828 die Gemeinden eine Schule bauen sotten, weigern sie sich mit der Begrün dung, daß die Kinder bisher in die Kirchschule des Mittel dorfes gegangen wären und der Schulweg in anderen Orten noch weiter wäre. (Siehe Entrüstung bei der schu lischen Eingemeindung im Jahre 1924 mit gegenteiligen Gründen.) Wie lagen aber die schulischen Verhältnisse? 1733 wird ein Winkelschulmeister Michael Wobst genannt. Da aber der Katechet wegen Schmälerung seiner Einnah men mächtig gegen alle Winkelschulmeister zu Felde zog, obwohl manchen ein besseres Zeugnis von den Bewohnern über die Lehrtätigkeit ausgestellt worden ist als diesem Geistlichen, und da er auch die Unterstützung der Guts herrschaft erfuhr, wird auch diesem Schulmeister des Ober dorfes seine Tätigkeit untersagt worden sein. Die Kinder gingen daher erst vom 10. Lebensjahre ab in die Kirch schule, erst 1826 unterrichtete sie vorher ein Privatlchrer, doch dieser Schulbesuch war freiwillig. Als die neue Zeit auf ihrem Eisenwege das Schwesterdvrf mit der Welt ver band, wuchs dieses gar rasch empor, während die beiden immer noch getrennt marschierenden Gemeinden Oberneu- kirchs nur ganz langsam folgen konnten und die Einwoh nerzahl nur wenige Hunderte betrug. Als sich im Jahre 1923 Oberneukirch und Niederneukirch zu einer 5382 Ein wohner starken Gemeinde verbanden, konnte auch die end liche Vereinigung der beiden Zwerggemeinden zu einer einzigen von 742 Einwohnern das Kommende nur aus schieben aber nicht verhindern, und was das Untier Groß stadt mit den umliegenden Dörfern und Vororten schon immer tat, das ahmen die schnell wachsenden Industrie dörfer der Lausitz nach, sie fressen kleine Nachbargemeinden einfach auf, weil sie den Anforderungen der Neuzeit nicht mehr entsprechen können und wirtschaftlich lebensunfähig werden. So ging am 1. Juli das Mutterdorf in der jün geren Neugründung auf, und das alte „Wjasonza" hat nach fast einundeinhalb-tausendjährigen Bestehen aufgehört ein selbständiges Dorf zu sein. Quellen: Dr. Pilk, Neukirch bis zu den Befreiungs kriegen. Hauptstaatsarchiv. Karte von Oeder. Das Güt lein Oberneukirch. Gemeindeamtsakten. Evangelische und Katholische in Bautzen im Jahre 1835 Einem Bericht über Bautzen, der 1835 in einer säch sischen Zeitschrift erschien, entnehmen wir folgende Mittei lungen, die manches interessante Schlaglicht auf die kon fessionellen Verhältnisse Bautzens um 1835 werfen: „Sprichwörtlich ist die Einigkeit der verschiedenen christ lichen Konfessionen Budissins. (Bon den Kindern Israels lebt hier nur eine einzige Familie.) Die Bewohner sind von Kindheit au gewöhnt, die Monstranz in feierlicher Prozession an den Tagen des Fronleichnamstages durch den den Lutheranern gehörigen Teil der Hauptkirche tra gen, den Leichcnzug eines Protestanten mit dem Kreuze der Katholiken eröffnet zu sehen, während das Geläute prote stantischer Kirchen und der Gesang protestantischer Schul kinder dem Katholiken die letzte Ehre erzeigt, und selbst