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Fahnenabordnungen der Vereine an die Kriegerehrenstätte, um die Ehrung der Gefallenen vorzunehmen. Als die Glocken schwiegen, wurde von der Stadt ein Kranz nieder gelegt, während die Kapelle das Lied „Vom guten Kame raden" intonierte. Um 9 Uhr fand der Festgottesöienst statt. Die Kirche konnte die unzähligen Festteilnehmer kaum fassen und der Kirchenchvr unter gütiger Mitwirkung der Solistin Frl. Jolanda Martschke (Sopran) und Herrn Lehrer Hans Risse (Orgel) verschönten die Feierstunde. Die Festpredigt hatte infolge Erkrankung des Ortsgetstlichen Herr Superintendent Franke-Löbau übernommen, der seiner Predigt den Text: „Das ist der alten Krone, daß sie viel erfahren habe, und es ist auch unsere Ehre, daß sie Gott fürchten" zugrunde legte. Kirche und Heimat gehören zusammen, so führte er aus, und genau so, wie du Vater und Mutter ehren mußt, so sollst du auch deine Heimat ehren und lieben. Er führte sodann die Gläubigen in die vielen Jahrhunderte der Geschichte Weißenbergs zurück, in das große Leben unseres Volkes, wobei er auch auf den großen Brand zu Weißenberg zu sprechen kam. Alles, auch das heutige Fest seien nur Stationen im Leben, denn wir haben hier keine bleibende Statt, die zukünftige suchen wir. Seine zu Herzen gehenden Predigtworte haben gewiß bei jedem Einzelnen Einkehr in sich gefunden und ist dieser Gottesdienst eine weihevolle Stunde in ihrem Leben ge wesen. Der Festredner verstand es, sich in jedes Menschen herz hinein zu vertiefen und dürften seine Ermahnungen sicherlich auf fruchtbaren Boden gefallen sein. Von ^12 bis ^1 Uhr konzertierte das Bautzener Konzert- und Theater orchester auf dem Marktplatz mit einem auserwählten Pro gramm. Daß das Städtchen in dem bunten Bild nicht zurückstehen wollte, ist selbstverständlich. Ehrenpforten und Girlanden grüßten in reicher Zahl, freundliches Birken grün begleitete den nachmittags 2 Uhr stattfindenden gro ßen Festzug, der eine Sehenswürdigkeit für sich war und wohl das Hauptinteresse des Tages bildete. Er war in drei große Gruppen geteilt und bot so ein buntes Bild ver gangener Zeiten ebenso wie der Gegenwart. Und neben historischen Gruppen und Festwagen fand auch die Reklame modernen Gewerbe- und Jndustriefleißes Raum. Ein gut Teil Heimatgeschichte rollte vor den Augen der Zuschauer vorüber. Nach Beendigung des großartigen, imposanten Fest zuges durch die Hauptstraßen der Stadt war Volksfest auf dem Festplatz, bestehend aus Konzert, turnerischen Vorfüh rungen, Volksbelustigungen, Jubiläumsschießen, woran sich abends der Festball anschloß. Nachmittags 4 Uhr fand dann im Schützenhaussaale eine Wiederholung des Heimatspieles statt und bei Einbruch der Dunkelheit war eine große Illu mination der Stadt. Der Zweck der Veranstaltung ist jeden falls vollauf erfüllt worden: die aus dem physischen Ge- bunbensein zur heimatlichen Scholle entspringende mora lische Verpflichtung des Miteinander und für die Heimat geweckt und vertieft zu haben. Hierin liegt die Wurzel unserer Kraft und darin beruht der hohe ethische Wert der Heimatfeste insgemein und die innerste Bedeutung der gegenwärtig so schwierigen Lebensbedingungen des um die Existenzberechtigung kämpfenden Volkes insbesondere. Einen schönen Fortgang nahmen die Heimattage mit dem am Montag abgehaltenen Schulfest. Nachmittags ^2 Uhr begann der Festzug durch die Stadt. Der von einem Herold angeführte Zug bot ein freundlich-buntes Bild. Die schon beim Festzug des Vortages mit viel Freude aufge nommenen „Jugendschützen" in ihren schönen blauen Litewkas und mit Federbüschen gezierten Kopfbedeckungen marschierten mit eigenem Trommlerkorps als erste Gruppe. Verschiedene Festwagen: „Schneewittchen", „Turnverein", Radfahrer- und Wandervogelgruppe brachten dem Zug schöne Abwechslung. Auf dem Festplatz war bald wieder viel Leben. Die festfeiernden Kinder vergnügten sich mit allerhand Spielen, die Erwachsenen freuten sich an der Freude ihrer Kinder. Neben den üblichen Kreisspielen fan den turnerische Darbietungen statt, bei denen Knaben und Mädchen anerkennenswerte Leistungen boten. Adler- und Scheibenschießen, Stangenklettern usw. wurde eifrig geübt. Ein sehr schönes Bild gewährten auch die graziös auf geführten Volkstänze. Ein turnerischer Wettkampf der vier Oberklassen wurde mit Interesse verfolgt. Bewirtet wur den die Kinder mit Kaffee und Kuchen und Semmel mit Wurst. Ein langer Fackelzug bewegte sich bei eintretenüer Dunkelheit nach der Stadt. Die bunte, lange Lichtschlange gewährte einen wunderschönen Anblick. Herr Kantor Seibt sprach ein kurzes, aber kerniges Dankesschlußwort. Der angestimmte Schlußgesang: „Nun danket alle Gott" wurde von allen mit tief innerem Empfinden ausgenommen und mitgesungen. Es war der Schlußpunkt, das Amen für die so wunderschön verlaufenen Festtage. Eine Lausitzer Sage Die Gegend um Obercunnersdorf, Dürrhennersdorf und Schweidnitz hat im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in keinem guten Ruf gestanden. Die Hochebene galt als rauh und unfruchtbar. „Einige Strecken dieser Hochebene gehören zu den unheimlich ödesten Gegenden, die man sich denken kann," so schreibt in schlimmer Übertreibung ein Schriftsteller der Zeit. Aber auch in der Sage hat diese Ein schätzung der Kottmarlandschast ihren Niederschlag gefun den. Denn noch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahr hunderts ging Sie folgende Sage geschwätzig von Mund zu Mund: „Als sich der Teufel in der Welt umguckte, um eine Stelle zu suchen, wohin er die Hölle bauen könne, kam er auch in die Gegend von Dürrhennersdorf, Obercunners dorf und Schweidnitz. Und wie er sich da umsah, war ihm die Gegend zu schlecht, und der Teufel baute da die Hölle nicht." Die Sage ist als eine Spottsage aufzufassen. Die Be wohner dieser Dörfer sollten damit geärgert werden. Spott sagen sind in der Lausitz verhältnismäßig selten. Der Lau sitzer bevorzugt den Spottvers. Spottverse von Dorf zu Dorf gibt es viele. Sie sind heute zu Kinderliedern herab gesunken. Wir brauchen nur an einige bekannte Verse zu erinnern, etwa: „Beerschdurfr Moarunk'n, an Drecke versunk'n, a Butt'r gebrot'n, sein ne raicht gerot'n," oder: „Schimmch'r Schitz'n lof'n Sturm uff an gruß'n Ranwurm,- huppt a gruß'r Frosch an Dreck, schmeiß'n oall de Flint'n weg." (Auch auf andere Dörfer werden diese Spottverse ange wendet.) Ich denke mir die Entstehung der oben erzählten Spott sage etwa so: Einer aus einem Nachbardorfe sagte: „Eure Dörfer sind ja für den Teufel noch zu schlecht!" Darauf der Dürrhennersdorfer: „Was? wir haben ja einen Höllen grund und die Höllenmühle ist nicht weit davon." Darauf erwiderte der andre: „Nee, hör mal, das ist nicht die rich tige Hölle. Denn als sich der Teufel in der Welt um guckte . . ." Und nun erzählte er den Schwank. Was würde aber der Sagenerzähler wohl heute sagen, wenn er die obengenannten schönen, blühenden Dörfer sähe? Da müßte er sich schon eine neue Sage erdichten, aber nicht vom Teufel und von der Hölle . . . Vielleicht kämen die Engel darin vor und das Paradies... S. Woas enn oals poassisrn 8oan Do ging 'ch itse amo durch Oybin spoaziern. Ich ging of'm Fußwaig, domit'ch ne vo dann villn Autos ehs oabkriegn toat. Kommt mir do a klennr Jung entgegn, su a Stöppl vu ungefähr 4 Iuhrn, mit ann Handwaijnl. Dar macht ne Ploatz und iech doacht, for su ann klenn Dingrch gieh iech s ne waig. Woas denkt'r woas abr dar Kleene zu mir soite? „Wenn de ne weg Ziehst, foar'ch dr ei de Pfutn!"