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doch der Bauer hatte wütend mit der Faust auf den Tisch gedonnert, daß die anderen des Todes erschrocken auffuh- ren, hatte den Löffel hingeworfen und war aus der Stube gegangen, die Tür hinter sich zuschmetternd. Und dann die Nächte! Zwar hatte der Bauer den gesunden Schlaf der Schwerarbeitenüen nicht eingebüßt,' aber es kam etwas hinein, was er früher nicht gekannt hatte: das erschreckte Auffahren aus peinigendem Traum, den Klang höllischen Gelächters oder ersterbenden Röchelns noch im Ohr; dann ein langes Hin- und Herwälzen im Bett mit aufgerissenen Augen, wobei die Bilder jener entsetzlichen Mordnacht mit gespenstischer Klarheit sich viele Male vor der schaudernden Seele enthüllten. Der Bauer geriet dann gewöhnlich in einen furchtbaren Zorn über sich selbst und seine dumme Empfindsamkeit, und das hielt ihn freilich vollends munter bis zum Morgen. Er hätte sich selbst prügeln mögen des wegen. War er denn nicht ein fester und derber Mann? Hatte er sich jemals viele unnütze Gedanken gemacht? Hatte er nicht Haus und Hof, Weib und Kind jederzeit in guter Zucht und Ordnung gehalten? Jawohl, aber nun war ihm hier etwas zugestvßen, was ganz und gar wider diese schöne Ordnung und Geradheit des Lebens verstieß, und das machte ihm mehr zu schaffen als er wohl in jener Nacht selbst gedacht hatte. Einerlei, es würde, es mußte bald wieder Ruhe werden in seinem Innern! Die Wunde, wenn es schon eine war, würde sich schließen und in Ver gessenheit geraten! Er hatte ja im Kriege als Kanonier auch Menschen getötet, und keine Gewissensbisse waren ihm gekommen; das Vaterland hatte es ihn sogar gelehrt, ja ihn dafür belobigt. Also hinweg mit den dummen Gedanken! Der Bauer hob den Kopf, als hätte er sich selber nun sreigesprochen. Er war schon mitten im Kiefernwald. Aus den Wipfeln, von denen die Nebelfahnen sich hernieder blähten, fielen ihm schwere Tropfen auf Hut und Joppe; die nassen Stämme grinsten ihn feindlich an, als wollten sie ihm den Weg vertreten. Doch er beachtete sie nicht, son dern schritt unbeirrt schneller aus und war bald an den Leichen. Sein Herz pochte rascher, als er an der Stelle an langte, wo sich in jener Nacht sein unseliges Tun abge spielt hatte. Freude flammte in ihm auf im ersten Augen blicke; denn er sah, wie sich das kleine Becken bis zum Rande gefüllt hatte, wie das graue, regungslose Gewässer in stummem Erbarmen das Grab des Unbekannten deckte. Der Nebel haftete gleichsam am Wasser; das Wasser löste stch in den Nebel hinein: es war alles ein trübes, licht loses Einerlei, ein gespenstisches Strömen und Steigen, Wallen und Sichvermählen. Kaum reichte da der Blick des Bauers bis 'zur Mitte des Teiches, wo der schlammige Grund den Toten bergen mußte. Doch es war gar nicht nötig, etwas Genaues zu sehen. Der Plan war jedenfalls geglückt, und daß ein Mensch hier gewesen sein und Ver dacht geschöpft haben -könnte, war wohl auch ausgeschlossen. Er beging trotzdem die Teichränder rundum, und seine Augen spähten eifrig nach verdächtigen Spuren aus, doch sie fanden nichts. Von den Ranken und den fahlgelben Gräsern sprühten unzählige Tröpfchen auf seine Stiefel und glitten, in Rinnsalen vereinigt, daran hinunter. Ster bende Blätter lösten sich lautlos von den starren Zweigen und schwebten auf ihn und über ihn hinweg, um sich in Strauchwerk und nassem Gestrüpp zu verfangen oder als bebende, hoffnungslose Schifflein über den Spiegel des Teiches zu irren. Es herrschte eine Totenstille ohne jeden Laut von Mensch oder Tier, und dem Bauer überlief jetzt ein kalter Schauer und er ging eilends hiweg von dem Orte, an dem er nie mehr etwas verrichten zu müssen wünschte.(Fortsetzung folgt) Das Bezugsgeld für die „Heimatzeitung" ist stets im Voraus oder zu Beginn eines stden Bnrleljahces zu entrichten. Die Einzahlungen können an die Geschäftsiiclle oder auf Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275.34 erfolgen, SNutsesMeve Ick ging aus ollen Wegen durcks stille köeimattal. Der Gelder Lrntesegen sak ick im Sonnenstrakl. Ls grüßten mick dis lööksn mit ikrem grünen Wald und so im Weitsrgeken kam ick in's Oörkcken bald, Im lieben Vaterkause, beim alten Mütterlein, in ikrer keimscken Klause, da kskrte müd' ick ein. Vie sorgenscbweren Jokrs Koben Mütterlein gebückt. „Nickt weit mekr bis zur Sabre!„ spracb sie und strickt und strickt. „Leg, Mutter, deins löände in deinen Scbotz, ruk' aus, den Stick zum Sobne wende, er ist bei dir, zu Saus!" Ikr Mutteraugs sckaute mir treu in's Nngesickt. Nus meiner Worts Laute Kat sie sick aufgerickt't. Ikr Seist king an zu denken. „Vie Strümpfe, dis ick strick, will ick dir freudig sckenken, 6>d sie mir nickt zurück!" va kabe ick mit Lränen der Mutter Sand gedrückt. Mein kommen war ikr Seknen. Sie sah und Kat gestrickt. With-lm FlIchsr - Liikau üleldnachuseiel aer vdeNauritrer vereinig»- «rori-Lerlii». Draußen in den hellerleuchlelen Straßen sausen die Elektrischen hin und her. Bon allen Setten, mit der Straßen-, Hoch- und Unter grundbahn, mit Autos aus dem Osten, W<st n, Süden und Norden Groß-Berlins und Umgebung werden die Oberlausitzer zu einer Weih nachtsfeier im „Gesellschaftsbaus des Westens", Berlin-Hauptstraße, zusammengelllhrt. Der Saal war bald überfüllt und noch immer trafen Landsleute mit ihren Familien und Kindern ein. Drinnen ein buntes Durcheinander, der Wechnachlsduum erstrahlte und die Weihnaastsgoben für die Kinder tagen aus langen Tischen aus gebreitet. Die Kinderaugcn glänzten und blitzten. Der 1 Bor sitzende, Landsmann Hermann Scholzr - Zittau, begrüßte mit einigen kurzen Worten die Versammelten, wies auf die Bedeutung dieser Weihnachtsfeier hin, sprach von unserm herrlichen Oberlausitzer Volk, von unsern lieben Landsleuten in der Heimat, mit denen wir fühlen und denken. Seine Rede klang aus tn ein Hoch auf unsere schöne Obcrlausitz. Ernste tiesempsundene Worte sind es, die ernst und feierlich in uns nachkllngen Nun erschien Knecht Ruprecht, Lands mann Oswald Krahe-Neugersdorf, mit dem gestillten Sack, schüttete ihn aus und verteilte die Weihnachtsgeschenke unter die Kinder. War das eine Freude für die Kleinen, aber sie kamen aus ihrer Ver wunderung nicht heraus, denn nun erschienen als Weihnachtsengel und Pstfferkuchensrau Erika Herzog-Neugersdorf und Grete Knoblauch-Löbau, die für ihren Kindervortrag großen Beifall ernteten. Else Tyontg-Neukirch und Dagmar Schlage-Zlttau trugen ein Wethnachts-Melodram von Ernst von Wildenbruch, Musik von Ernst Bartel, vor. Frl. Israel-Ruppersdorf erfreute uns mit ihrem schönen Gesang einiger Weihnachtslleder. Landsm. Röthig-Neug»rsdors trug heimatliche Dichtungen von Bihms-Korle vor. Eine sinnvolle Wethnachtszertung, gestiftet von Landsmann Adolf G ütt le »Neugersdorf, oeischönerle bas Fest. Brei zu schnell rückte die Abschtedspunde heran und mit hrtmatstreuem Händedruck trennen wir uns und jeder geht bewegt mit freudigem Herzen hin aus. Draußen erwarten uns die Bahnen und sühren uns nach unserem Heim — im Herzen Liebe an die Heimat und mit der Hoffnung auf ein fröhliches neues Jahr. Werbt für die Oberlausitzer Heimatzeitung!