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Der nächste Vortrag wurde am 16. Februar von Herrn Lehrer Linke-Waltersdorf geboten, der für den verhinderten Vortrags meiste rKUHne-Berlinei'ngetreten war. Er berichtete über eineWandening „Vom 2 eschken zum Rosenberg". In 100 Bildern wurden die Schönheiten der heimatlichen Täler und Berge gezeigt und von schlichter gemütvoller Rede begleitet. Im 1.Teile zogen am Auge vorüber Walters dorf und Lausche, Oybin, Jonsdorf, schöne Felspartien,Waldeinsamkeit, märchenhaft schöne Waldwege, blumige Waldwiesen und wirkungs- volle Ausblicke auf den Ieschksn; der 3. Teil brachte den Tollenstein und Tannenberg, den Kaltenberg und seine botanischen Seltenheiten, Rennersdoif und endlich den Rosenberg in Sonnenlicht und Abend- stimmung. Wanderlust und Heimatliebe wurden ganz gewiß auch durch diesen Vortrag gehoben, man könnte ihn überschreiben: Be sinnliches Wandern. Durch einen Experimental-Bortrag über „Bildfunk und elektrisches Fernsehen" vom Physiker Wilhelm Pauck- Berlin wurde am 29. Februar in gemeinverständlicher Weise und au Hand vieler Apparate der jetzige Stand der elektrischen Bild- Übertragung und zwar zunächst der Schwarz-weiß-Bilder gezeigt Zur Übertragung von Photographien, die noch eine große Menge Zwischentöne zeigen, braucht man dis besonders lichtempfindlichen Photozelien, früher die Seien-, neuerdings die Kalium-, auch Karolus- zellen. Die im 2. Teile damit angestcllten Versuche boten allen etwas Neues,' denn es zeigte sich, daß sich der durch die Zelle geleitete Strom je nach der Intensität der Lichtquelle verstärkt. Die durch den Wechsel strom heroorgerufenen Stromschwankungen, dem bloßen Auge nicht sichtbar, wurden durch einen Lautsprecher hörbar. Man hörte also eine elektrische Glühbirne brennen. Es ist heute schon möglich, Bilder und Schriften aller Art über Tausende von km zu senden, das be wiesen die zum Schluß gezeigten Bildsuni-Ubertragungen. Mit großer Aufmerksamkeit lauschte man dem 3 stündigen, klaren und interessanten Vortrag und dankte dem Redner mit herzlichem Beifall. Bon einer „Osterfahrt nach Tunis" erzählte uns am 15 März ein Einheimischer, Herr Lehrer Ioh. R i ch l e r. Die Reise führte über Neapel, Kapri nach Palermo, dessrn Schönheiten in vollen Zügen genossen wurden. Die 22 stündige Überfahrt führte nach Afrika und zwar nach Tunis, dem Meertor des Altertums. Wie Bilder ans dem Märchen erscheint die orientalische Welt: Minaretts und Moscheen, Derkaufsstraßen, Wasserträger, Kinder, Bettler, Neger, arabische Sitten und Gebräuche, dec Flcischoerkauf bei 25" L im Schatten. Ein Abstecher nach der einstigen Weltstadt Karthago und Bardo, der Winterresidenz des Bei von Tunis, schließlich ein Ausflug nach Kairnan, dem nordafrikantschen Mekka, zeigte das Nomaden leben, Brennholzkarawanen und das religiöse und wirtschaftliche Leben in seiner ursprünglichen Gestalt, die Festlichkeiten und den Freiheitsdrang der Eingeborenen und Fremdenlegionäre. Geschlossen wurde der Vortrag mit einem Rückblick aus die Stadt Tunis als der Verkörpert» der nordafrikantschen Kulturwelt. Lebhafter Beifall mar der Dank der stattlichen Zuhörerschar für den gediegenen Vortrag. Die Vortragsreihe des Winters 1927/28 sand ihren Abschluß am 29. März durch den Lichtbtidrroortrag von Franz Aurtch - Reichen berg: „Eine Alpenfahrt von Krimml nach Cortina." Der Vortragende ist rühmlichst bekannt wegen seiner künstlerisch ausgewähltcn, fein kolorierten Lichtbilder. Er gab zunächst an Hand der Karte einen Überblick über seine 1925 er Älpensahrt und führte bann die Zuhörer von Zell am See, Krimml und seinen wunder vollen Wasserfällen, den Krimmler Tauern, der Warnsdorfer Hütte nach dem Großvenediger, von da nach den Defregger Alpen bis nach Bachlcnken zum neuen Reichenberger Hütlengebiet, das von einem Kranze von 25 Gipfeln über 3000 m umgeben ist. Der 2. Teil führte nach den Dolomiten. Die Wunderwelt der Dolomiten wurde durch wundervolle Bilder und gewinnendes Begleitwort den Zuhörern so nahcgebracht, daß sich in ihnen der Wunsch auslöste, auch ein- mal dieses zauberische Paradies aussuchen zu können. Lebhafter Beifall dankte dem Redner. Alle Vortragsabende erfreuten sich des regsten Besuches von feiten der Mitglieder. W.Kr. Am 2. Juni lockte prächtiges Wetter gegen 140 unserer Mit glieder zu einer Nachtwand erungtmVoll Mondschein auf die Lausche. Mit dem 22'SZuqe fuhren wir nach Großschönau und wanderten von hier nach dem „Rübezahl". Nach zweistündiger Rast erstiegen wir bei prächtigem Bollmondschein Uber Iägerdörscl die Lausche. Es war empfindlich kühl geworden und froh waren wir, daß das Gasthaus bei unserer Ankunft geöffnet wurde. Leider hielt die herrliche Nacht nicht das, was sie zu versprechen schien. Der Himmel bedeckte sich immer mehr und vom Sonnenaufgang war nichts zu sehen. Etwas enttäuscht traten die nun auch müde gewordenen Nacht wanderer den Abstieg an. Der V- 7 Uhr Zug brachte uns von Groß- schönau aus wieder heim. Buchbesprechungen Wilhelm Friedrich. Eine Erinnernngsschrift. Druck und Verlag: „Oberlausitzer Heimatzeitung", Alwin Marx, G. m. b. H., Reichenau i. Sa. Preis 1.— RM. Der Verlag der „Oberlausitzer Heimatzeitung" bringt soeben diese Erinnerungsschrift für den am 8. Januar 1928 verstorbenen Dramatiker Wilhelm Friedrich heraus, um mit dem Reinertrag der verkauften Hefte die Drucklegung der gesamten Werke Wilhelm Friedrichs vornehmen zu können. Bei der Volkstümlichkeit des Oberlausitzers Wil helm Friedrich ist es nur zu begrüßen, daß seine Werke für die Gestaltung auf der Bühne zugänglich gemacht wer den. Hoffentlich ist der Ertrag recht groß. Das vorliegende Heft bringt neben einem Bildnis des verstorbenen Dichters eine Reihe von Aufsätzen und Ge dichten, die vom Leben, Streben, Schaffen und Sterben Friedrichs sprechen, die aber auch den Menschen Friedrich würdigen. Oskar Schwär schildert das Wesen des Volks dichters im allgemeinen und den Volksdichter Friedrich im besonderen. Richard Blasius kennzeichnet in einem Er innerungsblatt seine Gedankenkreise um Wilhelm Fried, rich und erzählt schöne Kindheitserinnerungen. Bruno Reichard berichtet von seinen Beziehungen zu Wilhelm Friedrich: ein Gedicht widmet er dem Andenken des Dich ters. Herbert Henkner läßt am Leser eine Reihe von Streiflichtern vorüberziehen, die den Freund und Men schen, den Wanderer, den lausitzer Dichter, sein Werk und die Oberlausitz schildern. Sein „Letzter Gruß" läßt wie Reichards Gedicht fühlen, was Friedrich der Lausitz war und was er ihr noch über seinen Tod hinaus ist. Fried richs starke Verbundenheit mit der Heimatspielschar „Tha lia" stellt Julius Palme in den Vordergrund seines Bet- träges,' aber auch Friedrichs unermüdliches, selbstloses Schaffen wird von ihm dargestellt. Die Trauerfeier für Friedrich führt Reinhard Linke dem Leser vor Augen. Zwei weitere Aufsätze berichten über Wilhelm Friedrichs Tod und über seine schriftstellerische Laufbahn. Max Her zog erzählt von den letzten Stunden des Dichters. Obwohl man mit mancher sprachlichen Wendung in ein- zelnen Beiträgen nicht einverstanden sein kann, gibt das ganze Heft doch ein würdiges Bild vom Menschen und Dichter Wilhelm Friedrich. Erich Klausnitzer. Vögel am Nest. Von Gustav Wolff. Aufnahmen und Be obachtungen im Freien. Zweite Auflage. Mit 110 Ab bildungen nach Aufnahmen des Verfassers. Heraus gegeben von der Staatlichen Stelle für Naturdenk malpflege in Preußen. Preis broschiert RM. 4,50: Ganzleinen 6 RM. Verlag I. Neumann-Neudamm. Erfreulicherweise ist in den letzten Jahren das Inter esse an der Natur und insbesondere an der Vogelwelt ge wachsen, was durch den großen Erfolg einiger guter Werke über Vogelleben und Vogelschutz schon äußerlich sichtbar zum Ausdruck kommt. Nichts ist aber so sehr geeignet, den Laien zu liebevoller Betrachtung des heimischen Tierlebens und damit zu einer Betätigung im Sinne des Naturschutzes anzuregen, wie gute Tieraufnahmen. Das vorliegende Buch stellt sich die Aufgabe, durch eine Reihe gelungener Bilder und in wissenschaftlich durchaus einwandfreier Weise für eine Beschäftigung mit Tierphotographie zu werben, die anstelle eines aus ethischen Gründen zu ver werfenden Sammelsportes treten soll. Ein Buch wie das vorliegende ist also gerade heute eine Notwendigkeit. An Hand der prächtigen Photos wird gezeigt: so soll es ge macht werden, so halten wir die charakteristischen Mo mente aus der Vogelwelt fest! Man kann dem Verfasser des Buches, der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen, die das Buch würdig gefunden hat, es herauszugeben, und dem be kannten Verlage nur Glück wünschen und hoffen, daß das Buch in weite Kreise unseres Volkes dringen möge.