Volltext Seite (XML)
Dynamomaschinen, die die meiße Kohle, die Elektrizität für Licht und Kraft erzeugen. Die Hochspannleitungen tragen sie in die Ferne, in Dorf und Stadt. Steinstufen aus schle sischem Granit führen uns auf die Krone der Sperrmauer. Tief sehen wir ins Queisflußbett hinab. Links und rechts flankieren hohe Bergrücken, mit schivarzgrttnen Fichten, hellblättrigen Buchen und weißrindigen Birken besetzt, den abwärts rinnenden Fluß. Vor nns die weite Wasserfläche des Marklissaer Stausees. Das flinkzierliche Motorboot, auf dein eine Fahrt nach der Eckersdorfer Brücke rund um das malerische Schloß Tschocha ganze 50 Pfg. kostet, liegt links neben der Sperrmauer. Wir steigen ein und fahren ab. Links oben die alte Fahrstraße von Eckersdorf nach Steinkirch und nach der Sperrmauer. Rechts bewaldete Höhenrücken. Links erscheinen die Häuser von Eckersdorf, die eine aufsteigende Straße mit der Kolonie Hain ver bindet. Da, eine Bovtswendung nnd Schloß Tschocha liegt in seiner ganzen malerischen Schönheit, sich im Wasser spiegelnd, vor uns. In weitem Bogen umführt das Motor boot den stolzen Bau, jedem Mitfahrer reichlich Zeit las send, sich an seiner stolzen Schönheit zu erfreuen. Ein run der Haupttnrm krönt rechtsseitig das Ganze. Scharfe Erker springen vor. Blitzblanke Fensterscheiben spiegeln sich im Lichte der sinkenden Sonne. Hohe Schornsteine, fast lang gestreckt, streben zur Höhe. Der stolze Mittelbau wird von Seitengebäuden, die allesamt den Zug zur Höhe haben, flankiert. Im Schatten seiner umgebenden Bäume mutet das Ganze wie eins der Bayrischen Königsschlösser, viel leicht wie Hohenschwangau, an. Ein Bild, das der, der es gesehen, nimmer vergessen wird. Auf einer Insel scheint der stolze Bau zu stehen. Eine Halbinsel ist's, die sich vom Dorfe Tschocha scharf in den Stausee hineinschiebt. Wir um fahren sie. Plötzlich sehen wir Schloß Tschocha von der anderen Seite. Scharfsinnig und hochtürmig spiegelt es sich im Wasser. Schatten liegt hier auf dem Bilde. Dafür heben sich die Formen des Schlosses silhouettenhaft vom Abend himmel ab. Schnett ist die Kamera anfnahmebereit. Das Motorboot hält. Ein Druck am Auslöser und das Bild ist geborgen. Eine wertvolle Erinnernng an unsere Motor bootfahrt rund um Schloß Tschocha wird es sein. Inter essant sind einige Angaben über die Geschichte der alten schlesischen Grenzburg. l3O8 sott ein Herr von Viberstein ein „Grenzhaus" gegen die oft einfallenden Böhmen er richtet und mit Graben nnd Schutzwehr versehen haben. Am Ende des 14. Jahrhunderts residiert auf Schloß Tschocha das Geschlecht derer von Dvnyn oder Dohna. 1392 verlor die Grenzburg, dieweil die Fürstentümer Schweid nitz nnd Jauer an Böhmen fielen, ihre.Bedeutung. Hatten doch beide einen Herren. 1417 erwarb Heinrich Renker die Herrschaft, mit ihr die Burg. Er veräußerte sie später an Hartung von Klix. Unter ihm stürmten die von Böhmen einfallenden Hussiten Burg nnd Dorf. Reisige Fäuste ver trieben sie bald. 1451 sind die Herren von Nostitz Herren der Burg. 21t- Jahrhunderte lang sind sie es gewesen. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges wurde die Burg stark be festigt und zuni Zufluchtsort für die Umgegend gemacht. Keine der verschiedenen Parteien wagte einen Angriff. 1643 weilte Tvrstcnsvhn hier. 1703 verkaufte man das Lehen an Johann Hartwig August von Uschtritz, dessen Familie es — mit 17 jähriger Unterbrechung — bis in die Neuzeit inne hatte. 1793 brannte die Befestigung ab. 1798 stand die Burg wieder anfgebant da. Leider sind bei dein Brande alle alten Urkunden über Schloß und Burg verloren gegangen. Fran Sage hat ihre Fäden nm das alte Grenzkastell gewoben. Viel weiß sie von vergrabenen Schätzen, von Gold nnd Edelstein zu erzählen. Vielleicht ist das Gold der wogenden Getreidefelder das einzige Gold, das hier in Bergtiefen schlummern soll. 1909 erwarb der Herr Generaldirektor Gütschow aus Dresden die Herrschaft. Er ließ sie durch den bekannten Burgenerncnerer Eberhardt in alter Schönheit und mittelalterlicher Herrlichkeit umbauen. In ihrem Innern birgt sie Kostbarkeiten an alten Glasmalereien, alten Waffen und Bildern. Eine kunstsinnige Hand hat ge sammelt, zusammengetragen und erhalten, was noch zu er halten war. — Unser flinkes Motorboot strebt dem Ufer, der Schloßschenkenhaltestelle, zu. Das Dorf Tschocha, vor allen Dingen der Gutshof, liegt vor uns. Um und an ihm alte Eibeuanpflanzungen. Im Mittelalter brauchte man ihre Stämmchen und Aste zur Anfertigung der Armbrust bogen. An ihren Gebäuden altertümliche Malereien, Sgraf- fitten, die eine Jagd und allerhand Tierszenen darstellen. Der mehrgeschossige weitläufige Ban gruppiert sich um einen starken, der Angriffsseite entgegenstehenden Rundbau, um einen altertümlichen Turm, der wahrscheinlich neben dem Haupttnrm der alten Feste der älteste Rest des ganzen Schlosses ist. Neben dem Vorturm bemerken wir noch mittel alterliche Schießscharten. Alle übrigen Reste dieser Vor burg sind dem Zahne der Zeit zum Opfer gefallen. — Schon fahren wir wieder. Eckersdorf mit seinen rotdachigen Häu sern schmiegt sich links, die Fahrstraße von der Eckersdorfer Brücke nach Tschocha selbst rechts ans Ufer. Bald verläßt sie es. Vor uns steigen die Brückenbogen, weit sich über Fluß und Stausee wölbend, auf. Hinter ihr die Neidburg, die rühriger Jugendpflegefleiß zu einer der schönsten Jugend herbergen des Schlesierlanöcs ausgebant hat. Dunkel- und hellrot stechen ihre Baulichkeiten vom Dunkelgrün des Fichtenwaldes ab. Wir steigen ans und bewundern noch einmal, rückwärtsschauend, das alte Schloß. „Hoch steigt es aus schatt'gen Gehegen in schimmernder Herrlichkeit auf, Vorbei die alten Geschichten. Der neuen Zeiten Lauf, Der fügte nach alten Plänen aufbauend Stein auf Stein. Burg Tschocha, neu erstanden, dort steht sie im Abendsonnen schein!" Plüschke, Lauban. Aus den Helmatvereinen vsttliige irn kumbsiarverein ZeifftenimrSolf von Weihnachten 1S27 bis Ostern 1928. Im 6. Vereinsabend, am 4. Januar, sprach Herr Lehrer Georg Weid Haas-Greiz über das Thema: „Der deutsche Wald". Die Lichtbilder waren farbenphotographische Aufnahmen. Sie waren erstklassig sowohl in Farbenschönheit als auch in der Wahl der Motive. Aus dem Bealeitwort sprach die tiefe Liebs zum deutschen Walde. Bäume und Blumen der Ebene, des Berglandcs und des Hochgebirges, der Wald in den verschiedenen Jahreszeiten wurden vorgeführt. Gern hätte man aber mehr Bilder vom deutschen Wald gesehen. Beifall lohnte den Redner. Herr Dr. Römmert-Miinchen hielt am 18 Januar einen Mikroprojektions-Bortrag über „WunderunsichtbarerWelten". Fesselnd und klar führte der Vortragende seins Zuhörer in die Welt kleinster Lebewesen. Durch diese Art der Projektion war es möglich, Lebensformen und -erscheinungen wirklichksitstrsu zu beobachicn. Der Redner zeigte zunächst das Leben der Einzeller im Wassertropfen (Pantoffel-, Trompeten-, Glockentierchen) und ihre wichtigste Lebens- eigevschaft, die Reizbarkeit Vom Einzslurtier führt die Entwicklung zur Zellsnkolonie (Glockentier) und zum Zelienfiaat (Vielzeller), dessen Einzelzellen verschiedene Lebenssunktionen zu verrichten haben. Die lebendige Anschauung gaben Würmer, Krebse. Wosserflöhc und Polypen. Auch der tote Stoff hat Leben! Zink- und Bieibäume wuchsen an der Leinwand: aus der Salmiaklösung schieden sich Kristalle aus und ergaben im polarisierten Lichte wundervolle Farben- und Formenwirkungen. Dieser Vortrag war in seiner Art ein Höhe punkt in Ler Vcrsinsarbeit und wurde mit reichem Beifall ausgenommen. Darauf hielt am 2. Februar Frl. E Kottm a n n < Stuttgart einen Vortrag über „Frühling am Neckar" vor annähernd 700 Personen. 120 Lichtbilder, prächtig koloriert und mit Künstler augen ausgewählt, führten den Versammelten den Neckar von der Quelle bis Heidelberg vors Auge, den Neckar der Geschichte mit den Wahrzeichen der großen Vergangenheit, den Neckar als die Heimat großer Geister, Dichter und Künstler. Den Höhepunkt bildete Heidelberg und seine Burgruine im Frühlingsgewand, ein Schatz- kästlein landschaftlicher Schönheiten im Kranze deutscher Städte. Das sinnige, lebensfcische, mit Humor gewürzte Begleitwort fesselte die Zuhörer allgemein, die ihren Dank durch starken Beifall kundgab en.