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einige Merkwürdigkeiten von Pfarrernamen in Verbin dung mit dem Ortsnamen ihrer Wirkungsstätte zum besten. Die ganze Abendfestlichkeit war umrahmt von Gesängen des Kirchenchors, unterbrochen mit Einzelgesängen von Frau Martha Arnhold, begleitet aus dem Klavier von Herrn Oberlehrer i. R. Engelmann. Ein Abschieds wort, gesprochen von Pfarrer Jähn, sowie gemeinschaft licher Gesang eines Liederverses mit anschließendem Segen beendete die erhebende Feier. (—) ilsr iss Zabren ver grsrre SernEtrl StaSivrana sm ib. Kni ins Zu den Orten unserer Heimat, in deren Vergangen heit verheerende Schadenfeuer eine leider nur zu große Rolle spielen, gehört das Städtchen Bernstadt a. d. E. Das furchtbarste Brandunglück, von dem es heimgesucht wurde, ist der große Stadtbrand von 1828, dem in seiner ereig nisreichen Branögeschichte etwa noch der Brand von 1686 gleichzusetzen ist. Das einheitliche und zum Teil außer ordentlich anheimelnde Gepräge seines Gesamtbildes und seiner Straßenzüge verdankt unser Ort dem Wiederaufbau nach 1828. Mit Ausnahme eines Brandes 1841 in der so genannten „Neustadt", dem 31 Häuser zum Opfer fielen, ist unser Ort seitdem von solchen verderblichen Großfeuern bewahrt geblieben. Der Brand von 1828, der seinerzeit berechtigtes Auf sehen und verständliche Teilnahme erweckte, schickte wenige Tage vorher seine Vorboten voraus. Es war am Abend des 6. Juni, als das erstemal Feuerlärm im Städtchen er scholl. Im Stalle des Gasthofes an der Ostseite des Marktes brannte eine Schütte Stroh, die aber bald gelöscht werden konnte. Eine genauere Untersuchung ließ an einer anderen Schütte absichtlich angebrachte Zündstoffe entdecken. Törich tes Gerede in der Bürgerschaft trug dazu bei, Besorgnis und Unruhe in den Gemütern hervorzurufen. Die Nacht wachen wurden verstärkt und Wachsamkeit allen Einwoh nern zur Pflicht gemacht. Daß die Gerüchte nicht so ganz haltlos waren, zeigte der 13. Juni, der ein Bußtag war. An diesem Tage brach in dem Seyffertschen Hause an der Morgenseite des Marktes aufs neue Feuer aus und noch einmal konnte dasselbe unterdrückt werden. Die Wachen wurden daraufhin vermehrt und starke aus Bewohnern ge bildete Aufgebote traten in Tätigkeit. Am folgenden Sonn tag, dem 15. Juni, fanden einige Leute auf dem Wege von der Kirche einen Zettel mit den wenigen Worten „Das gestern nicht glückte, so wird es heute ganz gewiß brennen." Nun war man allgemein auf die eigene Sicherheit be dacht, jedermann räumte und traf Sicherheitsmaßnahmen im Keller und auf dem Boden. Niemand schlief in der kom menden Nacht und jeder begann erst mit dem grauenden Morgen wieder etwas aufzuleben. Man ging zwar an sein Tagewerk, überall aber herrschte Niedergeschlagenheit und bange Sorge. Diese erwiesen sich nur als zu berechtigt, als am Abend des 16. Juni gegen 7 Uhr sich plötzlich mächtige Rauch- und Flammenwolken aus dem „Schüller- schen Hause", dem zweiten an der Ostseite des Marktes von Süden her, hervorwälzten und ihren verderbenbringenden Weg durch die Stabt nahmen. Obwohl die bereit stehenden hiesigen und die schnell herbeieilenöen benachbarten Feuer spritzen sofort ihre helfende Tätigkeit begannen, ergriff das Feuer doch sehr bald das in der Mitte des Marktes stehende „Rat- und Brauhaus" und iu wenig Minuten stand der zumeist aus hölzernen Giebelhäusern bestehende Markt in Flammen. Doch damit nicht genug. Das Feuer verbreitete sich hierauf durch die anstoßenden Straßen und ein großes Stück in dem westlich angrenzenden Kunnersdorf ent lang. Es fielen dem verheerenden Element in Bernstadt 136 Gebäude und in Kunnersdorf 35 Häuser zum Opfer. Zu den in Bernstadt abgebrannten Gebäuden gehörte das Rathaus, das Brauhaus und das Malzhaus, das Pastorat und das Diakonat, das Schul gebäude und 36 Bierhöfe. Der Kirche drohte die Ver nichtung. Das Dach brannte ab, der Turm brannte aus und der Turmknopf und die Glocken schmolzen. In Kun nersdorf sanken unter anderen der herrschaftliche Amtshof neben einer Kapelle und Mühle in Asche. Eine große Zahl der Abgebrannten mußte im Freien nächtigen. Ohne Nahrung und Kleidung waren sie aus die Unterstützung hilfsbereiter Menschen angewiesen, die ihnen auch bald und reichlich zuteil wurde. In Bernstadt allein waren 230 Familien vom Brande betroffen worden. Eine 78 jährige Frau fand ihren Tod in den Flammen, eine wei tere starb plötzlich an Schlagfluß. Mehrere andere Per sonen starben infolge des erlittenen Schreckens, einige beim Abräumen der Brandstellen. Der Geschichts- und Heimatfreund beklagt den Verlust ungezählter Altertumsgegenstände und unersetzlicher Schriftwerke und Urkunden. Im Besitze des Ver fassers dieser Zeilen, dessen auf der „Görlitzer Gasse" wohn haften Vorfahren zu den vom Feuer schwer betroffenen Familien gehörten, befindet sich ein alter Steindruck „Bernstadt von der Mitternachtsseite 1827", der noch deut lich die Spuren des Brandes trägt. Wir kennen ferner ein Bild „Bernstadt nach dem großen Stadtbrande 1828" mit dem von Brandruinen ein geschlossenen Markt und dem rauchenden haubenlosen Kirchturm. Beachtung verdient auf dieser Abbildung das auf einer Anhöhe hinter der Stadt gelegene „Hochgericht". Wir finden dasselbe dann auch auf der bildlichen Darstel lung von Bernstadt in der „Alten Kirchengalerie" (1840), damals ging es freilich schon stark dem Verfall entgegen. Da das Innere der Kirche fast unversehrt geblieben war, konnte diese, allerdings ohne Glockenton, weiter be nutzt weiden. Der Schulunterricht mußte vier Wochen lang unterbrochen werden, bis zur Wiederherstellung des Schul gebäudes am 7. Dezember 1828 fand der Unterricht im „Meisterhause der Tuchmacher" statt. An demselben 7. De zember konnten die drei neuen von Gruhl in Kleinwelka gegossenen Glocken in dem soweit wiederhergestellten Kirch turm aufgezogen werden, der Turmknopf mit der Fahne konnte dagegen erst am 25. August 1830 feierlich aufgesetzt werden. Auch sonst erhob sich die Stadt dank der von allen Seiten ihr zufließenden Gaben und Hilfsgelder in der schon erwähnten zweckmäßigen Einheitlichkeit der Bauweise ziemlich schnell aus ihren Trümmern. Im Innern ging sie jedoch nachhaltig geschädigt aus diesem furchtbaren Schick salsschlage hervor. Wohlstand und gewerbliche Leistungs fähigkeit waren dahin, vor allem war das altheimische Tuchmacherhandwerk nicht mehr imstande, mit den aufstrebenden Niederlausitzer Unternehmen Schritt halten zu können und ging somit allmählich dem Untergange entgegen. Als Brandstifter wurde der 16 jährige Buchbinöerlehr- ling Albert Schüller ermittelt, er gestand auch die beiden vorhergegangenen vereitelten Versuche und das Auswerfen des Brandbriefes ein. Er gab an, daß er von dem Kauf mann Prentzel, dem Nachbar seiner Eltern, unter Hinweis auf die Vorteile eines Brandes für die Hausbesitzer am Markt und die Sicherheit der Stadt, durch Versprechungen und Drohungen zur Ausführung der Tat gedrängt worden sei. Beide wurden daraufhin gefänglich eingezogen. Vom Leipziger Schöppenstuhl, wohin die Untersuchungsakten zum Urtetlsspruch gesandt wurden, erfolgte die Verurteilung Schüllers zu einer 10 jährigen Zuchthausstrafe. Prentzel wurde aus Mangel stärkerer Verdachtsgründe freigespro chen. Als dieser Rechtsspruch im April 1829 bekannt wurde, stürmte die empörte Volksmenge Prentzels Gefängnis im Stockhause zu Kunnersdorf und mißhandelte ihn derart, daß er wie durch ein Wunder mit dem Leben da-