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M. 13 Gberlaufltzsr Heimatzeitung 1S7 treter dieser Richtung ist der Lausitzer Karl Ktichler (1807 bis 1843). In Rom waren Peter Cornelius, Overbeck und Koch seine Anreger. Eine bezeichnende antikisch naza- renisch eingestellte Landschaft mit Staffage enthält seine „Baechische Scene" in der Gemäldegalerie. In dieselbe Richtung gehört Albert Zimmermann, das Haupt einer aus zahlreichen Gliedern bestehenden Lau sitzer Malerfamilie. Seine „Heroische Landschaft" ist eine Zusammenstellung von südtiroler und italienischen Landschaftsreizen. Das Bedeutsamste daran ist die große Auffassung, der große Wurf, in dem sie sich als eine wirk liche Heroische Landschaft erweist, die im einzelnen reali stisch durchgeführt ist. Einen ganz augenfälligen Unterschied hierzu kon struiert Christian Sparmann (1808 bis 1864). In seinem Gemälde „Wildbach im P r i e ß n i tz g r n n d" ist wirk lich der Versuch gemacht, durch einfache Wiedergabe des natürlichen Objekts zur Bildwirkung zu gelangen. Hier ist die Natur so dargestellt, wie sie sich dem Auge darbietet, einfach, schlicht und eindringlich. In diese Richtung ge hören noch Caspar David Friedrich (1774 bis 1840) mtt seinem Gemälde „Blick auf Dresden", Carl Ble chen (1798 bis 1840) mit seiner „Felsengrotte am Meer", Johann Traugott Faber (1786 bis 1863) mit seiner „E l b l a n d s ch a f t" und Robert Kummer (1810 bis 1889) mit seiner „W a l d l a n d s ch a f t". Kein Gemälde besitzt das Museum von Christian Clausen-Dahl, der die deutsche Landschaftsmalerei um 1830 beherrschte, ein Norweger, der nach Dresden kam und hier als Professor neben Friedrich an der Kunstakade mie tätig war. Mit Friedrich hat er die sächsische Land schaftsmalerei geschaffen. Er hat das Erbe der um 1800 täti gen Realisten angetreten. Friedrich hat die deutsche Land schaftsmalerei am bewußtesten und erfolgreichsten in das Fahrwasser der Romantik geleitet. Diese Kunstrichtung setzte sich ein Aufgehen im Kosmos vor und wollte das Kunstwerk durchseelen. Friedrichs „Blick auf Dresden" zeigt eine schwermütige Stimmung auf dem Ackerfelds im Vordergründe, wobei realistisch genau die Einzelheiten wie dergegeben sind. Friedrich wurde erst durch die große Kunst ausstellung im Jahre 1906 in Dresden durch einen Nor weger entdeckt. Ihren Ansklang findet diese Richtung in Karl Gustav Carus (1789 bis 1869). Er war von Haus aus Natur forscher und später Leibarzt Friedrich Augusts des Gerech ten. Die „Gebirgslandschaft", die das Museum von ihm besitzt, zeigt, daß er auch an die Kunst streng wissen schaftlich heraugeht. In Essays, die er geschrieben hat, be handelt er die Malerei und sagt darin: Wir müssen eine neue Kunst schaffen. Er nennt sie „Erdlebenmalerei" und verlangt vom ernsten Landschaftsmaler, daß er Geologe, Botaniker, Meteorologe usw. sei, um sich mit seinem Stoff auseinandersetzen und die Naturgesetze in seinen Bildern berücksichtigen zu können. Carus hat sich mit der Kunst zu nächst nur dilettantisch aüseinanöergesetzt, hat aber eine ziemlich hohe Bedeutung erreicht. Inzwischen hatte in Deutschland eine ganz andere Rich tung Geltung gewonnen: Der Realismus hatte sich in den koloristischen Realismus gewandelt. Meister des Über ganges ist Ludwig Richter (1805 bis 1884). Er hat die säch sische Landschaft und besonders die Umgegend von Meißen im Bilde neu entdeckt. Mit seinen Holzschnitten erwarb er sich die Gunst des Publikums im Sturm. In seiner „Fr üh li n g s l an d s ch ast" zeigt sich ein bewußtes Übersteigern der farbigen Wirkung, die an das Bunte streift und dadurch die beseelte Wirkung nicht ganz auszu üben vermag. In der Lausitz ist einer seiner tüchtigsten Schüler August Heino (1847 bis 1917), ein Bautzener Kind, den viele Bautzener heute noch persönlich kennen. Von ihm sind im Besitze des Museums zwei Bilder, die auch heimatkundlich von Bedeutung sind: „Die große Kiefer von Niedergurig" und „Ostereier schieben". Gerade das letztere zeigt deutliche Berüh rungspunkte mit Ludwig Richter, nicht zuletzt im Milieu und in der Liebe an der Kunstmalerei. In ihm offenbaren sich die Prinzipien der Freilichtmalerei. Heino wählte nach vielen Reisen nach Frankreich, Italien und der Schweiz seinen Wohnsitz in Bautzen, wo er sich kümmerlich mit aller lei Brotdiensten nährte. Er hat viel Schicksalsschläge an sich erfahren müssen und starb, enttäuscht und verlassen, in kümmerlichen Verhältnissen. Ein anderer Ludwig-Richter-Schüler ist Albert Ve nus (1840 bis 1869), von dem das Museum die „Cam pagna-Landschaft" besitzt, auch Richard Zimmer mann (1820 bis 1870), von dem sich das Bild „Hittter- s e e" im Besitze des Museums befindet. Er ist der jüngste Zimmermann aus der bereits oben genannten Zittauer Malerfamilie. In München wurde er durch seinen Bruder in die große Malerei eingeführt und gründete eine Schule, aus der Adolf Lier, ebenfalls ein Lausitzer Künstler, her- vvrgegangen ist. Noch unter dem Einfluß der Nazarener steht Johann Wilhelm Schirmer (1807 bis 1863), von dem eine „Ro mantische Landschaft mit Staffage" im Museum anzutreffen ist, ferner auch Karl Spitzweg (1808 bis 1885), dessen „Ruhe auf der Flucht" im Besitze des Museums ist. Vertreter des koloristischen Realismus da gegen sind die beiden Achenbachs, die aus der Düsseldorfer Malerschule hervorgegangen sind. Von Oswald Achen bach sind im Museum zu finden die beiden Gemälde „A b e n b l a n ö s ch a f t" und „W e t t e r h o r n", von An dreas Achenbach (1815 bis 1910) eine „Römische Landschaft". Die Berührungspunkte mit Ludwig Rich ter sind ganz augenscheinlich. Weggesetzt wird das Erbe der Düsseldorfer durch den in Wiesbaden geborenen Maler Ludwig Knaus (1829 bis 1910). Sowohl seine „Siesta" als auch sein „Ruhender Sil en" lassen erkennen, daß er die Brücke schlägt zu Böcklin und Feuerbach. Um diese Zeit nun wird der Faden von München aus genommen, wo die intime Landschaft geboren wird. Es ist dies eine mit feinsten atmosphärischen Dingen spielende Realistik. Eduard Schleich d. U. (1812 bis 1874) ist ihr Vertreter. Bon ihm besitzt das Museum eine „Gewit- terstimmung". Auch der bereits erwähnte Adolf Lier (1826 bis 1882), ein geborener Herrnhuter, muß mit seinen Gemälden > „K a n a l l a n d s ch a f t", „S e e l a n d s ch a f r" und „B u r g l a n d s ch a f t" in diesem Zusammenhangs ge nannt werden. Seine Bilder offenbaren eine neue Ent wicklungsphase. Die Einstellung des Künstlers zur Land schaft ist eine ganz andere geworden. Sein Ziel ist nicht mehr, durch ein möglichst starkes Betonen einzelner kolo ristischer Effekte das Auge des Beschauers zu bannen, auch nicht, durch eine Harmonie von Farben ästhetische Effekte zu erzielen, sondern ein vereinheitlichtes Vertreiben von künstlich gedämpften Farben soll die schwermütige Stim mung in der Landschaft wieöergeben und zwar so, daß das Bild nicht mehr als eine dichterische Verklärung der Land schaft wirkt, auch nicht wie eine romantische Paraphrase, sondern als einfache, schlichte Wiedergabe eines landschaft lichen Stimmungseffektes, so, wie er in der Natur wirk lich vorhanden ist. Das ist das Wesen der intimen Malerei. Über dieses Niveau hinaus sind wir bis heute noch nicht gekommen, trotz Impressionismus und Expressionismus. Der hervorragendste Vertreter des Impressionismus ist Liebermann (geb. 1847 in Berlin), das Haupt der deutschen Malerei überhaupt. Das Museum besitzt von ihm eine „Dünen land schäft" und eine „Seeland schaft". In diesem Zusammenhang« sind noch zu nennen der aus der Schule Adolf Menzels hervorgegangene Ber liner Maler Albert Hertel (1843 bis 1912) mit dem „Kloster Banz", der süddeutsche Maler Wilhelm T^ttbner (1851 bis 1917) mit dem „Waldrand in