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spielen mit und sind zum Teile Schauplatz der Begeben heiten, welche beiläufig um die Mitte des 14. Jahrhunderts die dortige Bevölkerung in Aufregung versetzten. Damals waren die Berken von Dauba und Leippe die Herren von Tollenstein sin Böhmen) und Hohenstein lin Sachsen) und damit auch Grundherren vom „Städtlein" Schlucken«». Der Bogt und ein Knappe auf dem Tollenstein tauchen aus dem Dunkel der Vergangenheit empor und werden durch ihre heimtückischen Frevel die traurigen Helden einer Historie, welche Anlaß zum Entstehen eines „wilden Mannes", zu seiner denkwürdigen Vernichtung seines Geschickes wur den. Der Name des Burgvogtes taucht ins Dunkel der Vergessenheit zurück; vom Knappen Knaut aber berichtet die Sage, die mündliche Überlieferung und Quellen der Geschichte, daß er infolge seiner Tücke von der Burg Tollen stein verjagt worden war, in den böhmischen Wäldern herumirrte, dabet erst Bettler und Dieb, dann Räuber und Mörder — der wilde Mann in der Ober- und Niederlausitz wurde, mit seinen Greueltaten jahrelang auch das Gebiet der Sechsstädte im Banne des Schreckens hielt, sodaß von Bautzen aus ein Preis auf seine Unschädlichmachung aus gesetzt wurde und auch die arg geschädigten Orte Neustadt. Stolpen und Hohenstein gewillt waren, mitzuhelfen an der Austilgung des Schreckens. Die letzte Untat des wilden Mannes vollzog sich in der Nähe von Schluckenau, aber auch seine Erlegung wurde hier üurchgeführt. Schluckenau erntete dafür Belohnung und reichlichen rühmlichen Nachruf. Eingedenk der kühnen Tat feierten die Bürger von Schluckenau das Jagen des wilden Mannes von Zeit zu Zeit, dann in regelmäßigen Abständen und hielten an die sem Brauch durch Jahrhunderte lang fest. Im Verlaufe der Jahre erlahmte zwar manchmal das Interesse dafür, lebte aber immer wieder auf und soll Heuer wieder er stehen. Am 29. Juli dieses Jahres wird der wilde Mann wieder in Schluckenau gejagt. Von den in früheren Jahrzehnten eingefügten etwas zu derben sastnachtmäßigen Späßen wird ganz abgesehen werden; es wird aber auch durchaus vermieden, was mo derner Hang an überflüssigen, oberflächlichen Scheinprunk gern anbringt — stilloses und unhistorisches Blendwerk. Zu diesem Zwecke liegt ein von bekannter künstlerischer Hand ausgeführter Plan vor, der aus der Quelle der Ge schichte geschöpft ist und sich anlehnt an jenen volkstüm lichen Gedankenkreis, welcher aus der Sage und münd lichen Überlieferung Poesie und Weisheit empfangen hat. Der künstlerischen Auffassung wird die gediegene Durch führung entsprechen und beide werden dem Feste in er höhtem Maße den Charakter echter Volkstümlichkeit ver leihen. Th. Franko. Na« trautet *) Man schrieb das Jahr 70. In jeder Schlacht Da wurden viele Gefang'ne gemacht; Und mancher Gesell aus dem sonnigen Westen Gehörte damals zu unseren Gästen, Der fern von der Heimat, wer hätt's ihm verwehrt, Sich nach sonniger Freiheit und nach der Liebsten verzehrt. Gar mancher schrieb heim aus dem weltfremden Norden, Daß mit den Kam'raden er Arbeiter geworden, Der dort am Bergdorf, versteckt an der Höh, Mit grub und baute an einer Chaussee. **) Daheim an der Loire, da hat unterdessen Sein schwarzlockiger Schatz ihn nimmer vergessen, Und was der ersann in tiefdunkler Nacht, Das hat er eines Tages vollbracht! — Sie schnürte ihr Bündel. — Als einsame Waise Begab sie sich auf die weite Reise; Frägt durch sich in Dorf und Stadt bis zum Rhein Und wandert weltfremd ins Bergdorf ein. * Är. 12 Doch kaum in des Liebsten Nähe gekommen. Da hat etwas Schreckhaftes sie vernommen: „An der Straße ein Sprengschuß! Ein scharfkant'ger Stein. Der traf ihn zum Tode!" — Zu ihm hinein Führt man auf ihr Bitten die seltsame Fremde. — Da küßt sie die fieberheißen Hände, Und manche lange, bange Nacht Hat sie, die Stirn ihm kühlend, durchwacht. — — Zuletzt, da ist der Tod gekommen Und hat ihr alles, alles genommen. — * Sie aber ist mit ihrem Lieben Dem Toten immer nah geblieben. Die Heimat, die Sonne und alles Glück, Das ließ sie alles daheim zurück. — Sie hat den schlichten Hügel gepflegt, Bis man sie selber zur Ruh' gelegt; Und als man begrub sie an seiner Seite, Da gab ihr das ganze Dorf das Geleite. * Im Kirchenbuch ist ihr Name geblieben. Zu dem hat der Pfarrer htnzugeschrieben — Ich las es erst kürzlich, es war mir nicht neu — „Genannt das Bräutel, ein Urbild der Treu!" Plüsch ke, Rektor, Lauban. *) In Giehren, Kreis Löwenberg, lebte vor zirka 20 Jahren eine ältere Frauensperson, die aus Frankreich stammte. Man nannte sie allgemein „Das Bräutel". **) Die Chaussee am Teufelsberge bei Markltssa wurde 1870 von gefangenen Franzosen gebaut. Der Sonntags-Ausflug eines Edelstein-Suchers zum Saphirflüssel der Zserwiese „Wer recht in Freuden wandern will, der geh der Sonn' entgegen!" Drum früh am Sonntagmorgen heraus aus den Federn. Der Zug wartet nicht. Görlitz: 3,34. — Lau ban: 4,28. — Greiffenberg: 5,10. — Flinsberg: 5,60. . . . Von droben winken die Kammhäuser, 1002 Meter hoch. Sie sind unser nächstes Wanderziel. Steil führt der Weg bergan. Der Bergwind rauscht. Die Bergfinken schlagen. Unser Herz schlägt von der Anstrengung des Steigens mit. Nach 1)4 stündiger Wanderung haben wir die Kammhöhe er reicht. Herrlich weit ist die Aussicht. Sommerklar das Wet ter. Warm die Luft. Tafelfichte und Heufuder grüßen von rechts, der Weiße Floßberg von links. Vor uns liegen in der kühlen Bergeinsamkeit die Kammhäuser auf ihren grü nen Wiesenmatten. Kerzengerade streicht der Rauch aus den niedrigen Schornsteinen. Ein gutes Wetterzeichen. Der Tau, der funkelnd auf den feinen Berggräsern blitzt, kündet auch einen regen- und gewitterlosen Tag. Doch: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Über Schwedlers Plan und die sumpfigen Lämmerwiesen gehts allgemach abwärts. Wir lassen die farbigen Bergblumen — gelbe Arnikas, rote Läusekräuter, rotflammende Potentillas und blaue Tau sendschön — am Wege stehen. Nur ein grüner Fichtenzweig soll an den Wanderhut, ein Talismann, daß wir hoffnungs froh zur Edelsteinsuche auf die Jserwiese pilgern. Vor mehr als vier Jahrhunderten mögen fremde Schatzsucher, die Walen, Venediger oder Wälschen den gleichen Weg wie wir gezogen sein. Hofften sie doch, in der tiefen Bergein samkeit Gold und funkelnde Edelsteine zu finden. Noch heute zeigen die Felsen des Riesen- und Jsergbirges ihre Weg marken, uralte Walenzeichen. Nachdem wir einen wasser reichen Bach, der aus dem Lämmergrunde durch moorige Bergwiesen herströmt, überschritten, liegt plötzlich Groß- Jser in 880 Meter Kammhöhe vor uns. Wir wandern durch die niedrigen Holzhäuser, gehen bei der schmucken Schule Oberlaußtzer Helmatzsitung