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Du sollst nicht töten! l Skizze in Oberlausitzer Mundart, dem Leben nacherzählt, von F. Bertram, Lauban (Schluß) „Das soll mir lieb sein. Wer gibt Karten?" froit der Kunroad dann a jungen Schulz und 's Spiel zieht wetter, bis der Robert und a fängt zum dritten Moale oa, de jungen Leut' zu hänseln. Do springt der Kunroad uf und soit fer Wut: „Kerl, wenn Sie nicht sofort die Schnauze halten, da könn'n Sie was erleben!" „Woas soist Du mir? Fer Dich bie ich noa lang kee Kerl, verstiehst De mich, Du griener —" Wetter kimmt a nich, do hut'n o der Kunroad schunt beim Kroagen. „Infamer Lümmel!" 's wär wull schlimm gewurn, wenn nie sei Bruder und wärm ei a Oarm gefoalln. A Robert kriegt der Fichtner-Paul ben Wickel und soit zu ihm: „Nu is genung. Hie setzt D' Dich har und läßt die durt ei Ruh. Ma muß'ch ja reene schäm n mit Dir. Sist D'ne, wie oalles uf uns guckt. Süll uns der Wirt irscht noa's Lokal verbitten? Entweder, Du benimckst Dich su, wie sich's gehiert oder mer giehn oallene unsrer Waige. Niewoahr, Maxe?" — „Immer gieht. Ich Hal Euch ne," soit Robert, satzt sich aber doch und stiert an' Weile ver sich hie. Oam Nuppertische aber soit der junge Schulz: „Vielleicht wär's gut, den Platz zu wechseln, um solchen Pöbeleien zu entgehen." — „Damit die Kerls sich einbilden, wir kneifen. Ne, mein Lieber!" gibt der Kunroad Antwurt druf. „'s ist doch kein Tisch mehr frei," soit Kunroads Bru der, wie a und hoat sich rundum imgesahn. — „Wie wär's denn da, wenn wir ins Nebenzimmer von dem Saale gin gen?" froit Schulz. „Getanzt wird sowieso dort oben schon. Wir sichern uns beizeiten einen Platz und tanzen oder spielen, ganz, wie es uns beliebt. Auf jeden Fall entgehen wir weiteren Unannehmlichkeiten. Ich, als Primaner, der vor dem Examen steht, mutz es vermeiden, mich an Strei tigkeiten zu beteiligen, die unliebsames Aufsehen erregen können. Tun Sie mir darum den Gefallen und gehn Sie mit hinauf." — „Wenn Sie's nicht wären," spricht der Kun road zum, „da ließ ich's ja druf ankomm'n mit dem Bur schen. Aber so. Sie soll'n nicht sagen, daß ich undankbar ge wesen wäre. Also los. Wir gehn nach oben. — Zahlen!" ruft a, wie a groade de Bedienungsfro verbei giehn sitt. „Woll'n denn die Herren schon gehn?" froit die und Kun road soit: „Wir gehn nach oben, tanzen." A hoat's mit Oabsicht laut gesoit, doatz die drei Fleescher und se sulln nie denken, a wellt sich ern verkriemeln. Der Robert hiert's und ruft hinger da Dreien har: „Na, vill Vergniegen do!" Der Maxe knufft'n ei de Seite und soit: „Hiel Du Dei Maul. Trink aus. Mer giehn bis nimm ei's „Deutsche Haus", doatz ma amoal woas andersch hiert und sitt, als hie ock immerfurt Dei tumm' Gewähre." — „Do hust De raicht!" stimmt der Fichtner-Paul do zu. »Wenn Dersch nie poaßt, do brauchst's ock soin," fiährt'n der Robert oa, stieht vaber doch mit uf und gieht hinger da beeden har ei's „Deutsche Haus". A brammelt ver sich hie: „Wort ock, Dir war ich's schunt. — Na, luß ock gutt sein, luß. — Du kimmst mer schunt noa ei's Gehege," und woas der Riäden meher sein. Die Wirten aus'm „Deutschen Haus" is a kura giertes Weib. Se sitt schunt uf a irschten Blick, woas de der Seeger bei da Dreien geschloin hoat. Wie se drum und wullen 'noach'm zweeten noa an dritten Schnoaps, do meent se: „Ne, Ihr Vrieder. Gieht ock lieber Heern. Fer heut kinnt'r genung hoan, jeds uf seine Wirtschoaft. A ander- moal ganz gerne." — „Plautz, do hoat 'rsch," lacht der Fichtner-Paul do uf. „Kummt, kummt, mer machen uns uf heemszu. Kummt." „Woas bleibt uns denn grüß iebrig, wenn mer und mer kriegen nischt meh eigeschenkt?" fort Maxe druf. „Na gutt, do giehn mer lus," stimmt Robert zu. Die Dreie giehn uf a Lauben zu. Wie se und kummen bei der Bräuerei verbei und hier'n de Musik uf'm Soale, gibt's 'm Boartsch-Robert an Ruck, a beegt uf d' Haustier zu und soit: „Ich muß doch sahn —" — „Nischte," fällt'm der Paul ei's Wurt, „Du kimmst mit heem. Verstiehst De mich? Willst De ernt noa amoal Rahulder machen?" — ,,'ch will ja ock de Wanda froin —" — „Bei dar wirscht oa- kumm'n, wenn se sitt, wie De und hust Dich zugedackt." — „Ja, ja. Woarts lieber noa acht Tage oab und dann redt mit dam Madel, aber beider Zeit, wu De noch nichtern bist. Surrst kimmst ne oa bei dar," redt o der Max gutt zu. „Dcrweile kriegt der Jaiger se ganz rim und ich sah ei a Mond," spricht Robert druf. „Ne, ne. 's muß kloar warn mit der Wanda und mit mir. Und doas o heute noa. Kummt mit." — „Ich war'n Teifel tun und mit Der giehn," schimpft Fichtner-Paul do lus. Mach, woas De willst. Ich hva's nu soat und ich mach hem. Kumm, Max." — „Mer kinn'n doch nie oalleene lussen," redt dar 'm Paul gutt zu. „War weeß denn, woas a oagibt?" — „O, 's füll mer o egoal sein nu. Woas hiert a ne. Wenn Ihr nie kummt, gieh ich oalleene. Labt gesund." — „Do gieh doch, gieh." schreit Robert hingerm har, „ich brauch Dich ne. Ich bin oalleene noa Herr genung —" — „Kumm, Robert, kumm," redt'm der Maxe zu, „der Paul hoat raicht. 's is besser, mir giehn heem." — „Bist groade su a Kerl wie der Paul. Los zu. Ich Hal ken n Menschen nich. Wenn Dersch nie poaßt, do mußt De giehn." — „Wenns aber keenen Zweck nich hoat?" — „Doas is ja meine Sache, meine Sache ganz oalleene. Do hoat kee Mensch woas neizuriäden, verstiehst De mich? Kee Mensch nich, Du nich und der Fichtner-Paul, dar tumme Pinsel, schunt glei goar ni." — „Nu, wenn's su is, nu do is ja gutt. Wenn ma nischt soin und Der nischt roaten füll, do is Der halt o nie zu halfen. Do hoats ja keenen Zweck, doaß ich mich hie Deinthvalben mit be sauf und murgen mit am dicken Kupp rumlof. Do gieh'ch 'in Fichtner-Paul anoach." — „Ja, ja. Wenn D' ock schunt furt wärscht." — „Fulg Du Deinem dicken Kuppe. Wirscht ja sahn, wie weit De kimmst. Ich gieh." — Der Maxe svits und leest'm Fichtner-Paul anoach. A driäht sich nim- meh noach'm Robert im, sunst kinnt a sahn, wie dar noa ane Weile stieht und ver sich hie redt, ehb a ei der Bräue rei verschwinden tutt. — Durt is öerweile siehr gemietlich zugegangen. De jun gen Leut' sein uf'm Soal und ei der Nabenstube, o a poar ältere Ehepoare sein derbeind und tanzen, machen Pfänder spiele und sein su raicht vergniegt. De Wanda leeft mit oab und zu, brengt Bier, Limnade, Wurscht- und Schinken schnitten, tanzt o amoal derzwischen nei und hoat fer jeden Goast a freindlich Wurt. Se hoan doas Madel oalle garn und woas der Kunroad is, dar mit sen'n Bruder und 'm jungen Schulz o ei dr Nabenstube sitzt beim Skat, dicht bei dar Tier, durch die de Wanda raus- und neigiehn muß, dar poaßt heut meher uf doas Madel uf, als wie ufs Spiel. A poarmoal hoat a schunt mit'r getanzt und groade kimmt a wieder mit'r aus'm Soal, dankt fer a Tanz und will zum Tische giehn, do reßt's de Tiere uf und Robert kimmt rei ei de Stube. Glei bei der Tiere bleibt a stiehn und blin zelt durch a Stob und Roch. Do sitt a groade noa, wie de Wanda und se knixt moanierlich ver dam Kunroad, flink a poar liere Seidel nimmt und nunder will. A tritt'r ei a Waig und soit: „Na, hust Dersch ieberlät nu, Wanda? Na, wie is denn mit uns beeden?" De Wanda sitt's'm oa, doaß a und hoat an ticht'gen sitzen. Se will'n naus hoan, ehb a hie Skandal macht. „Wärsch nie besser," soit se zu'm, „Du kämst mit nunder oa de frische Luft?" — „Wenn'ch mit Der riäden koan, do füll mersch raicht sein, Wanda." — „Wenn'ch Zeit hoa." — „Hust ja doch fer andre Zeit, wie ich gesahn hoa. Sellt's do grvad bei mir pressieren?" — „Luß mich amoal verbei. 'ch muß Bier hu'ln jttzt." — „Die warn's derwoarten. Jrschte warn mer amoal tanzen. Kumm." — „Erscht muß ich runter, außerdem —" se sitt'n sich vu üben bis unten oa, „wird Dir doas Tanzen wull heut a wing sauer warden." — „Doas luß ock meine Surge sein. Kumm