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alles verloren geben mußten und in eiliger Flucht das Land verließen? Die nachörängenden Kosaken errichteten auf der Höhe des Steinberges lnach Neustadt zu) ein Lager, wie noch Yente Gräben erkennen lassen, wohl um auch die Straße zu sperren. Sporen und Sie charakteristischen kleinen breiten Hufeisen, die hier gefunden worden sind, erzählen uns davon. Vier solcher Hufeisen und eine Kanonenkugel daneben am Linzberge berichten von dem Gefecht zwischen Franzosen und Russen im Neukircher Tal, das ein Auftakt mit war zur Schlacht bei Bautzen. Aus dem 80 jährigen Kriege stammen wohl zwei Beil piken oder Helmbarten, die bei einer Rodung am Ringen- Hainer Sträßel zutage kamen. Bei dem Landsknechtüber- fall Non 1637 drangen die rohen Söldner den von Neukirch geflohenen Bauern in die Wälder nach. Vielleicht haben sich zwei zu weit gewagt und die gequälten Flüchtlinge haben an ihnen blutige Rache genommen. Leider sind auch diese beiden Waffen verschwunden. Von friedlicheren Zei ten redet das 38 Zentimeter lange breite Speerblatt einer Sauseder sJagdspieß für Eberhetze). Damals klang noch lustig das Hifthorn im Hohwalöe, und der starke Eber, der deu abgebrochenen Todesspeer im Leibe trug, hatte noch die Kraft ins sumpfige Dickicht zu flüchten, um an der „Saupfütze", die auch längst ausgetrocknet ist, seine Wunden zu kühlen. Er verendete auf dem Wege dahin. Andere Tiere hielten den Jagdschmaus, und das Speerblatt blieb im moorigen Walöboöen liegen. Die am Grubenborne gefun dene altertümliche Axt ist wohl beim Holzfällen von Wald arbeitern im Reisig versteckt und nicht wiedergefnnöen wor- deu« oder sie ist liegen geblieben, wo der Köhler im dichten Walde Holzkohle brannte,' denn die Bezeichnung „an der Meilerstadt", die in Weidwerksakten 1776 mehrfach vor kommt, läßt erkennen, baß auch am Valtenberge die Meiler rauchten. Als älteste Fundstücke kommen drei Steinbeile in Betracht, die der jüngeren Steinzeit angehören. Das größte, 18 Zentimeter lange, ist unvollendet und zeigt die rohe Form eines Beilhammers. Es wurde am Gußhttbel ge funden. Ein anderes mit angefangenem Bohrloch wurde in Weifa gefunden und befindet sich im Zittauer Museum, und ein kleines aus poliertem Feuerstein wurde an der Foyrenbrücke in der Nähe der Valtenmühle gefunden. Da in der Steinzeit das Neukircher Tal noch nicht bewohnt war, so sehen wir in diesen drei Mundstücken Waffen, die umherstreifende Jäger verloren haben. Wahrscheinlich war bei dem nördlicher wohnenden Volke das große Waldgebiet als guter Jagdgrund geschätzt. Sind die Funde auch nur gering und die Schätze mehr für den Heimatforscher wertvoll als für den Schatzgräber, so sind wir dem Wald doch für jedes kleine Stück, dankbar, das er in seinem grünen Schoße uns aufbewahrt hat« denn es hilft uns wieder den Schleier etwas lüften, den die Jahrhunderte über unsere Heimat gewoben haben, und alte Zeiten und vergangene Geschlechter treten uns daraus entgegen und erzählen uns von verklungener Freude und längst verseufztem Leid. Baumblut W. Leeder, Lauba Frühlingszeit! Wanderzeit ist es. Wer zöge da nicht in seiner freien Zeit über Berge und Täler, durch Wälder und Auen? Neuer Lebensmut zieht dann wieder ins Herz. Es ist nicht nötig, tageweite Reisen zu unternehmen. Unsere engere Heimat bietet so viele landschaftliche Schönheiten und Reize, daß man nur ein offenes Auge und ein emp fängliches Gemüt dafür zu haben braucht. Diese schöne Wanderzeit wollte ich am vergangenen Sonntag voll ausnützen. Schon früh beizeiten bestieg ich mein Stahlroß. Hohnstein sollte mein Ziel sein. Der Name Hohnstein hatte nicht immer einen gute« Klang. Einst hieß es im Volksmunde: „Wer da kommt nach Hohnstein, der kommt selten wieder heim!" Doch diese Zeiten sind ver gangen. Die Burg dient jetzt schöneren Zwecken, sie ist die singende und klingende Jugendburg, die Perle unter den deutschen Jugendwanderheimen. Zeitig saß ich auf meinem Stahlroß und fuhr in den taufrischen Morgen hinein. Die Amseln sangen ihre Lieder auf die grünenden und blühenden Gärten herab. Der Lenz grüßte uns in allen Ortschaften in seiner ganzen Herrlich keit. überschüttet mit Vlütenschnee standen die Obstbäume in den Gärten: Kirschbäume, Birnbäume und Pflaumen bäume. Der alte Fachwerkgiebel wurde von einem mäch tigen Birnbaum bedeckt. Auch über ihn war der Frühlings traum gekommen. Dick und voll hing der weiße Blüten schnee an dem Spalierobst eines anderen Hauses. Alte stroh gedeckte Hütten verbargen ihre Ärmlichkeit im dichten Blütenschnee. Von Neustadt bis auf die Höhe des Berg hauses gaben uns blühende Kirschbäume das Geleit. Welch herrliches Bild hier oben! Über uns kämpfte die Sonne mit langgestreckten zerfetzten Wolkenmassen. Unter uns lagen eingebettet in weißschimmernöen Gärten die Ortschaften. Um uns wehte ein frischer Wind und wirbelte den Staub über die Frühlingspracht und die grünenden, sprossenden Saaten. Vom Berghaus aus fuhren wir durch Wald. Bisweilen umsäumten frische Birken und Lärchen unseren Weg. Links und rechts summten brummige Hummeln im blühenden Heidelbeergestrüpp. Auch hier im Walde wurde unsere Fahrt zu einer Baumblutspazierfahrt. War es in den Ort schaften das Edelobst gewesen, das uns in seiner vollen Blütenpracht grüßte, so trat jetzt hier im Walde das wilde Obst ganz besonders hervor. Durch die buschigen Sträucher winkten die weißen Blüten der Vogelkirsche. Weiter leuch teten die Blüten des Holzapfels und der Holzbirne zu weilen schon aus dem jungen Grün der Bäume und Sträucher hervor. Gar bald verließen wir wieder den Wald. Die Sonne begleitete uns durch frische Saaten und Wiesen, aus deren Grün eine Lerche in das Himemlsblan emporstieg. Wenige Minuten noch dauerte unsere Fahrt. Wir waren am Ziele. Hoch über dem Tale der Polenz grüßten uns Burg und Stadt Hohnstein. Von der Höhe der Burg nahm uns noch einmal der volle Zauber der Baumblut gefangen. Wo wir auch hinblickten, überall schweifte der Blick über schneeiges Weiß. An den Grenzen der Lausitz Der Oybin und die Landeskrone und alle die andern Glanzpunkte unsrer schönen Lausitz können über mangeln den Besuch nicht klagen. Und das soll so sein und das ist recht so. Wer aber die heimliche Stille liebt, der muß ver- schwiegenere Wege gehen. Das stille Landstädtchen Seidenberg liegt eine halbe Unendlichkeit vom Bahnhöfe entfernt. Die Straße läuft lustig ins Grüne Hinein, durch Wiesen und Felder, tut so, als ob sie kein Ziel habe. Endlich an einer Wegbiegung wird das Städtchen sichtbar. Es baut sich freundlich den Hang hinauf. Bon oben grüßt die katholische Kirche wie ein Schloß. Breit und behaglich wölbt sich das evangelische Gotteshaus über deu Häusern. Einige Schlote qualmen im Vordergründe. Aber über den schlichten, fast kahlen Häu sern liegt das Schweigen ländlichen Friedens. Still und zufrieden träumt das Städtchen von den größeren Tagen, die es sah. Es war im 13. und 14. Jahr hundert der kulturelle Mittelpunkt des ganzen Queis kreises. Hier ivar der Sitz der Superintendentur, und der Herr Superintendent unterstand unmittelbar dem meiß nischen Bischöfe. Hier türmte sich auf dem Burgberge eine Burg, die wohl in frühdeutscher Zeit angelegt wurde, wäh rend der Hussitenkriege in Staub und Asche sank. Und bei»