Volltext Seite (XML)
Ein Gang durch das Großkraftwerk und das Braunkohlenwerk Hirschfelde II. Im Braunkohlenbergwerk die Grube aus. Der Heimatdichter Wilhelm Frieörich- Der Aufstieg Hirschfeldes beruht einzig und allein auf den Kohlenschätzen, die in seiner Nähe liegen. Man hat den Reichtum des Hirschfelder Kohlenbeckens auf eine Milliarde Tonnen berechnet! Erst der Aus- und Abbau des Kohlen gebietes ermöglichte die Errichtung des jetzigen Großkraft werks, durch das wir schon gewandert sind. Die Braun kohlengrube erstreckt sich von Hirschfelde bis Türchau auf der einen Seite und auf der anderen von Settendorf bis Gießmannsdorf. Die Kohlenlager jedoch sind noch bedeu tend größer und erstrecken sich bis Zittau. Die Grube liegt zu ungefähr 90 Prozent auf Türchauer Flur. Der Ort Türchau hat dem Abbau weichen müssen. Viele Häuser sind verschwunden, vom ehemaligen Niederdorf steht kein Hans mehr. Wo die Güter gestanden haben, die einem Pvsselt, Heidrich, Mensel usw. gehörten, dehnt sich heute Reichenau gab deshalb einem Theaterstück, das die Tra gödie des Tforfes zum Hintergrund hat, den Namen „Das sterbende Dorf". Jedoch so sterbenselend ist Türchau nun schon nicht. Allerdings sind sehr viele Häuser dem Abbau verfallen, aber dafür sind auch wieder neue Häuser ent standen auf einem Teil des Ortes, der dem Abbau nicht verfällt: auf dem Silberberg. Noch kann ich mich besinnen, wie gering die Ausdehnung der „Grube" vor sieben Jah ren war. Man konnte von der Straße Hirschfelöe—Türchan nur mit Mühe einen Blick hineinwerfen, während jetzt die Grube sich in einer Länge von ea. 2^ Kilometer ausdehnt. Die Hirschfelder Braunkohle ist eine junge Kohle und eignet sich deshalb wenig für einen weiten Transport. Die Kohle wird daher auch zum größten Teil an Ort und Stelle Großraumzug bei der Abfahrt zum Tiefbunker verwertet. Von der Förderung des Jahres 1926 wurden 65,1 Prozent dem Großkraftwerk für die Stromerzeugung zugeführt, während 34,9 Prozent in die Vrikettfabrik kamen oder als Rohkohlen in Hirschfelde und Umgebung abgesetzt wurden. Zahlreiche Vorarbeiten haben erst erledigt werden müssen, ehe man an eine systematische Ausbeutung der Kohlenfelder denken konnte. Da schlängelte sich mitttzn durch das Kohlenbecken ein kleines Bächlein: die Kipper. So harmlos wie das Büchlein in trockener Jahreszeit ist, so gefahrvoll kann es bei Hochwasser werden. Es ist be kannt, daß die Kipper innerhalb weniger Stunden die so genannten Wiesen zwischen Reichenau und Türchan über schwemmte. Der Bach mußte also verlegt werden. Das ist auf eine Länge von vier Kilometer getan worden.-Auf dem Schutzdamm hat man eine Straße gebaut. So zieht sich auf der Seitendorfer Sette der Grube der Kipperbach mit der Straße als treue Begleiterin hin. Die Kohle liegt nicht tief, trotzdem haben große Ab raummassen weggeräumt werden müssen, ehe man ans die Kohlenfelöer stieß. Die Überdeckung, die aus Sand und Ton besteht, hat eine Stärke von ungefähr 28 Meter, je doch an einzelnen Stellen nur eine solche von 8 Metern. Daher ist es auch erklärlich, daß es früher in Türchau viele Bergwerksbesitzer gab. Das waren die Grundbesitzer. Noch viele verlassene Grnven, die großen breiten Löchern gleichen und als Aufenthalt für Kaninchen dienen, beweisen dies. Die Mächtigkeit des Flözes schwankt zwischen 2 bis 79 Meter. Die Abraummassen wurden zum größten Teil atrf die Kippe oder Halde, auf Seitendorfer Flur gelegen, ge fahren. Die Halde ist jetzt mit Bäumen bepflanzt, sodaß in einigen Jahren der kahle Hügel verschwunden sein wird.