Volltext Seite (XML)
Schöppenbuch etwa 20 Eintragungen von Besitzungen zu finde». Dann ist leider nichts mehr von diesem Ort zu finden. Da in einer Kaufabhondlung von Ober-Reichenbach 1635 bis 36 viel geklagt wird, daß bei den Besitzern geplündert worden ist und ihnen alles genommen worden sei, so daß sie sehr arm seien und verschiedene Wirtschaften ohne Besitzer wüst und leer ständen, so ist zu vermuten, daß in dieser Zeit das Dorf Neusorge verschwunden ist. Es wird bei einem Kauf von Ober-Reichenbach nur noch 1685 von der so genannten Neusorge gesprochen. Es wurde oft bestritten, daß die Ncusorge überhaupt ein Dorf gewesen sei, sondern nur ein Flur name. Durch diese Nachrichten wird aber eine Lücke in unserer Hetmaigeschichte ausgefüllt. Herr Nicht berichtet sodann noch über die Schloßgafle aus der Chronik von Miethe 1823—1860, über deren Ausführungen wir noch berichten werden. Mit großem Interesse verfolgte man die Ausführungen aus der älteren Geschichte der Stadt Reichenbach OL. und nahm der Boisitzende Gelegenheit, dem Vor- tragenden herzlichst zu danken und schloß die Jahreshauptversamm lung auf ein Wiedersehen am 13 Mai. Walther Vogel, vrr verel» für kelmatsorrchststg Zchirgirvaiae—Kirrcdast— Lrorra« hielt am 16. April im Fremdenhofe zu Kirschau seine Monats versammlung ab, die wegen des schlechten Wetters leider nur schwach besucht war. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Steude - Kirschau, machte zunächst einige geschäftliche Mitteilungen Herr Swoboda- Schtrgiswalde hat ein Bestandsverzeichnis der Bibliothek angefertigt. Der Veretnsvorfiand hat eine Bücherctordnung ausgearbeitet, die von der Peisammlung gutgeheißen wurde Die Ausgrabunqen am Schloßbcrge Kirschau haben wieder begonnen; man gräbt zunächst an der Außenmauer nach dem Turme hin. Ein neues Mitglied wurde ausgenommen. Die nächste Sitzung findet am 14. Mai im oberen Zimmer des Gasthauses „Zu den Lauben' in Schirgiswalde statt. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheiten nahm Herr Swoboda - Schirgiswalde das Wort zu seinem Bortrage über das Rittergut Rodewitz Dieses Gut war größer als die Nachbargllter Bederwitz und Crostau. Es war königliches Lehens gut. Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1144 soll cs auf geführt sein, bestimmt ist es aber in einer Urkunde aus dem Jahre 1604 genannt. Der Vortragende berichtete über die Adclsgeschlechter, die im Laufe der Zett Besitzer des Rittergutes Rodewitz waren: die Hauptwitz, Rechenberg, Troppau, Seidlitz usw. Als der letzte Seid- litz starb, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen, wurde Rode witz in ein sogenanntes »Weiderichen" umgewanbelt. Die neue Besitzerin heiratete später einen Oberstleutnant von Watzdorf, der in schwedischen Diensten stand. Dieser muß ein lockeres Leben ge- führt haben, denn allenthalben hatte er Schulden Unter seinen Gläubigern waren alle Stände vertreten. Er hatte Schulden beim schwedischen General Wrangrl, bei einem Bautzener Zuckerbäcker, bei einem seiner Knechte und bei vielen anderen. Nach dem Tode des Lebemannes wollten die Gläubiger ihre Forderungen aus dem Rittergute Rodcwitz befriedigt haben Aber der ganze Prozeß wurde aus jede erdenkliche Art in die Länge gezogen und verlies nach 40 Jahren ergebnislos. Später kam das Gut in den Besitz einiger anderer Geschlechter. Ein großer Brand vernichtete die Baulichkeiten, und die Felder wurden verkauft. Heule kann man nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, wo das Rittergut Rodewitz einst gestanden hat. Herr Lehrer Sieude-Kirschau bot einen Vortrag über das Thema: Kirschau, ein alter Straßenknotenpunkt. Als Quelle nannte er eine 1901 erschienene Arbeit von H. Wiechel: Die ältesten Wege in Sachsen. Die heutigen Straßen haben vielfach noch Lage und Richtung der alten Wege. Manche alten Straßen sind aber auch zu Feldwegen geworden, und nur ihr Name weist noch auf ihre ehemalige Bedeutung hin: Alte Straße, Salzstraße, Diebsweg, Pascherweg, Bauernweg, Hofeweg, Totenweg usw. Die Straßen waren früher nicht so ausgedaut wie heute. An sandigen und feuchten Stellen waren sie ost recht breit. An den Furten trafen meist mehrere Wege zusammen. Zum Schutze der Flußübergänge murren in frühesten Zeiten Wälle aufgeworfen, aus denen sich später nicht selten Burgen entwickelten (Bautzen, Kirschau). In unsicheren Zeiten wurden außer den Wällen Wachttürme errichtet; aus vor geschobenen Posten wurde Ausschau gehalten, und Signale wurden gegeben. An jene Zeiten erinnern wohl noch die Bezeichnungen Lugderg, Gickelsberg, wahrscheinlich auch Lerchenberg. Einzelne Ge höfte, besonders alte Gehöfte, geben ost mit ihren Namen und ihrer Beschaffenheit Auskunft über alte Straßen. Kirschau war in früherer Zett ein wichtiger Straßenknotenpunkt. Hier gelangte man durch eine Furt — dort, wo heute die Färberei von Paul steht — über die Spree. Noch zu Beginn des IS Jahrhunderts führte die Straße von Bischofswerda nach Neusalza Über Kirschau. Don Prag kam eine alte Straße über Melntk, Schluckenau, Schirgiswalde, Kirschau > nach Bautzen und weiter nach Norden. Die alten Straßen zogen nicht in den Tälern hin (Sümpfe, Hochwassergefahr). Sie schweiften auch nur wenig von ihrer Hauptrichtung ab. Die alte Straße von Bautzen her ging nicht an Stelle der heutigen Staatsstraße über Ebendörsel, sondern über die sogenannte Böhmische Brücke am Kuchenhäusel, stieg nach dem Gebirgssattel am Mönchswalder Berg hinaus, führte am Iägerhause vorüber nach Kirschau hinab und dann nach Böhmen hinein. Die jetzige Wilthener Straße ist gewiß an derselben Stelle angelegt, wo auch früher schon die Straße von Westen her zur Kirschauer Furt ging. Damals wird sie aber wohl über den sogenannten Galgen zur Spree geführt haben; denn man errichtete je einen Galgen immer an einer Stelle, wo viel Volk vsrüberkam, er sollte doch abschreckend wirken. Die Straße ging dann wahrscheinlich den Sandberg hinauf. Dort gabelte sie sich. Während der eine Ast unter der jetzigen Frirseschen Fabrik in Callenberg am Hange entlang der Niedergafle in Schirgiswalde zu strebte. führte der andere über Callenberg, Crostau, Waldfrieden nach Oppach usw. Gewiß ist die alte Straße nicht wie die heutige Staatsstraße den steilen Berg hinaufgegangen; sonst hätte in alter Zett schon am Fuße des Berges ein Gasthaus gestanden, w» für Mensch und Tier eine Gelegenheit war, noch einmal auszuruhen, und wo man auch Bo'spann bekommen konnte. Das Gasthaus „Zum Stern" ist aber erst im 18 Jahrhundert (1733) erstmalig er wähnt Herr Lehrer Haupt- Wehrsdors besprach und zeigte einige Münzen, die in letzter Zett in der Umgebung von Bautzen gefunden worden sind: eine sehr alte Römermünze; eine Münze aus dem Jahre 1250, die uns zeigt, daß man damals schon zuweilen Falsch geld herstellte; einen Nördltnger Golddudaten aus der Zeit 1450 bis 1500; einige große Stlberstllcke, die einem größeren Fund an gehören und in sehr deutlicher Prägung verschiedene geschichtliche Persönlichkeiten zeigen. Aus einer dieser Münzen war der heilige Stephanus dargestellt, wie er eine Anzahl Steine auf dem rechten Arme trägt. (Stephanus ist bekanntlich gesteinigt worden.) — Der Vorsitzende schloß die anregend verlaufene Bersammlung in der Hoff nung, daß die nächste Sitzung wieder zaklretcher besucht sein möge. -er. Klangs nach Matthias Claudius Ls brauchst der Menscb ein Zleckcden, Vas er sein eigen nennt, Wo er ein jedes Lckcken Von Kerzen liebt und kennt. Weit in die Welt zu kakren, Mag Neckt der Jugend sein, Lrvvorbenes zu wakren, Vas macbt den Mann allein. Wenn Weib und Kinder blüken Im kleinen Paradies, vann werden Last und Müken Und vitternis ikm süh. Und wenn er einst vom Werks Lätzt sinken seine kcmd, So ist ikm Lrost und Stärks Sein keim auk seinem Land. Ls braucbt der Menscb ein Neckcben, Vas er sein eigen nennt, Wo er ein jedes Lckcken Von Kerzen liebt und Kennt. Gustav Wols, W«isa. »Der Sündenbock-. Mummelswalder Geschichten von Oskar Schwär. Verlag WernerKlotz, Zittau 1S28. Kart 3.—, Leincnband 4 Mark. Bruno Reichard. Oskar Schwär, einer der besten zeitgenössischen Erzähler und jedenfalls der führende unter den lebenden Lausitzer Schriftstellern, hat uns ein neues Heimatbuch beschert, das allen Freunden unseres Volkstums wieder große Freude bereiten dürste. Das Werk enthält in neuer Folge ein« Mandel der beliebten Mummelswalder Ge schichten. Mit Vergnügen begrüßen wir einige gute Bekannte von früher her, die es unzweifelhaft wert sind, mehr als einmal gelesen zu werden, und auch die neuen Erzählungen lassen die seine Vchil- derungskunst des gemütvollen Dichters wieder im hellsten Lichte er scheinen. Im „Sündenbock", der dem Buche den Titel geliehen hat, erzählt uns Schwär von dem Postboten Adolf Bitterlich, der aus Pflichteifer und Gutmütigkeit Anlaß zu einer verhängnisvollen Ver letzung des Briefgeheimnisses wird und dadurch beträchtliches Unheil anrichtet. Der Verlag hat das Buch anerkennenswert vornehm aus gestattet, den ansprechenden Btldschmuck hat der bekannte Maler Kurt RUbncr in bewährter Ausführung beigesteuert. Jedem Heimat freunde sei die Anschaffung der Neuerscheinung warm empsohlen.