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Gieh, zieh, ich Hal Dich nimmeh länger." Ock, wie de Wanda schunt a Sticke furt is, schreit a hingerhar: „Du füllst schunt noa vu mir zu hieren kriegen." Dann sticht a still und woart't, ehb sich de Wanda noa besinn'» und imdrehn wird. Wie die ben Hoampelschuster aber im de Ecke beegt und nie a eenzigmoal zurickgesahn hoat, lacht a uf, als wär a nim meh ganz gescheut eim Kuppe. „Ich tummes Luder, ich!" soit a dann fer sich hie. „Nu gutt. Ich koan's o anderscher." Mit a paar Sätzen is a ieber d' Stroaße nieder und ei de Goaststub nei, wu die vier Brieder sitzen und noa feste biegeln. — Ei dar Nacht koam der Robert 's irschte Moal besuffen heem. Und 's blieb nie bei dam irschten Moal. „Der Branntweinteifel hoat'n wieder ben'n Genicke!" kloite de Boartschen ihrem Moan. „Ich hoa's ja bahl ge- soit, öoaß dar nie andersch wird," meent Boartsch ock druf. Und beede sohgen triebetimplich ver sich Hie. Ei Hulzkirch, ei der Bräuerei, is heut wie oalle Sunn- tage gestuppt null. Eim grüßen Goarten, dam de schienen ahlen Linden und Koästoanien suviel Schoatteu gaben, wie ma groade hoan will, is kaum noa a leerer Stuhl zu hoan. Der hoalbe Lauben hoat, wie ma su spricht, sich heut bei zeiten uf de Been gemacht, hoat Stob und Hitze nie grüß ästemiert und sitzt hier noach aner knoappen Stunde Waig eim schienen Goarten siehr gemietlich oa a buntgedeckten Tischen Lei aner Schoale Koaffee oder aner Kusse Bier. De Froen dischkeriereu vum Kochen, Eilän, vu a Kindern und a Madeln, de Moannsen riäden vu der Politik und kriegen rute Keppe dodervund, bis se dernoa beim Skat woas ruh'ger warn. De Kinder oaber, Jung'n und Madel, oalls durchnander, spieln uf der Wiese hinger der Kul'noade: Adam Hütte sieben Sehne, Kefferhoaschen, und woas weetz ich noa. Bedienungsfro'n und -Madel rinn'n ei ihren wei ßen, frischgestärkten Schirzen hie und har und sein a Gästen und der dicken Bräuerin immer noa nie fix genung. Nu, Jesses, ne. An jede is su flink uf de Veene wie de Junge- Wanda, die de heut mit anshilft beim Bedienen, weil's er groade Freede macht. Dos Madel is bahl hing'n eim Goar ten ei der Kulonoade, bahl is se vorn beim Eingang, schleppt fer zwee und hoat derbeinde immer noa an Lung, mit dam und jen'n an Ton zn riäden. Jitzt kimmt se zu am Tisch, oa dam drei junge Leute sitzen, zwee Joidgehil- fen aus'm Huhwalde und a Primaner vu der Laubschen Huchen Schule. Se satzt 'n 's Bier hie, winscht 'n guden Oappetit und will dann zu am andern Tiesch giehn. Do meent der eene Joidgehilfe, Kunroad heeßt a, zu der Wanda: „Halt! Warum so eilig heute, Fräulein Wanda?" — ,,'ch muß durt nieder," spricht se und will furt. Der Jaiger aber kriegt se fest ben Poatschel und meent: „Der Spießer drüben wird sein Geld schon los, auch ohne Sie. Nur nicht so ängstlich, Fräulein Wanda, nur nicht so ängst lich." — „Ich kumm schunt wied'r amoal mit ran," spricht de Wanda, ,,'ch will ock flink —" Do fällt der zweete Jai ger, Kunroads Bruder, ihr ei's Wurt: „Sie haben sich noch gar nicht mal erkundigt, Fräulein Wanda, wie's meinem Bruder heute geht mit seiner Hand." „Ich konnte tot sein, denken Sie bloß an," meent Kunroad noch derzu. „So sahn Sie aus!" lacht do de Wanda uf. Der Kunroad aber bleibt derbeind: „Ich konnte tot sein heute, wenn nicht unser Freund, Herr Schulz, rechtzeitig eingegriffen und die Wunde sachgemäß behandelt hätte." — „Do sein S' ock froh, doaß se dan Herrn zum Freunde hoaben." — „Das bin ich auch. Und was das für ein Freund ist, könn'n Sie daran sehn, daß er um meinetwillen Eltern und Geschwister, die auf dem Steinberg sind, verließ und lieber nach dem Hoh- wald tippelte, um meine Hand frisch zu verbinden. Ist das nicht hübsch von ihm?" De Wanda nickt und spricht: „Da hoan Se recht." Der junge Schulz kriegt vu dam Lob an ruten Kupp und soit: „Was ist da groß dabei? Man hilft doch, wo und wie man kann." — „Doas mag ja sein," gibt 'm de Wanda druf Bcschced ,,Es is doch aber hibsch vu Ihn'», Herr Dukter." — „Ach, um Himmelswillen! Fräu lein! Ich und Doktor! Ne, bis dahin hat's noch gute Wege." „Nu, ich denk," verwundert sich de Wanda do. „Er will erst Doktor werden," gibt der jingste Jaiger ihr zer Antwurt. „Woas Sie soin. Do kinn'n Se's ja zu woassen breng'n," soit de Wanda zu dam jungen Moan, „wenn Se und machen jitzt schunt sulche Sachen!" — „Gelt ja? Das mein ich auch," stimmt do der Kunroad zu. „Nun sind Sie aber heut auch mal recht nett zu unserm Freund." — „Dar wird sich vill draus machen," lacht de Wanda uf. „Aber ich bitte, Fräu lein Wanda," fängt der junge Schulz do oa. „Ja, ja. Ich weeß Bescheed," lacht se, zieht mit am Ruck die Hand, die Kunroad festgehalen hoat, aus senner g'sunden Hand und leeft fix oa an andern Tisch. Drnf will se wieder ei de Kiche giehn, im an' Bestellung ufzugahn, do sticht der Ro bert ver'r, wie aus'm Boden rausgeschussen und tritt'r ei a Waig. De Wanda sitt's 'm oa, doaß a nimmeh oallene is,' und do se ken'n Spektakel hoan will ver a Leuten, soit se ganz freindlich zu'n: „Nu, Robert? Läßt D' Dich o amoal hie sahn? Doas is ja hibsch. Do such Der ock an Ploatz. Wirscht Ploage hoan, doaß De en'n findst." — „Ich hoa schunt en'n. Durt drieben sitz ich mit zwee Fleeschern." — „Nu, do is ja gutt. Zu trinken hoat'r wull. Do war ich fix —" „Ich hoa mit Dir zu riäden." — „Du, mit mir? Und jitzt, wn ich keen' Zeit nich hoa?" — „Keen' Zeit? Du hust ja Zeit genung, mit dan drei Karlen rimzukindschen, die de durt drieben sitzen." — „Ich hoa nie mit'n rimge- kindscht." — „Denkst De, ich hoa's nie ern gesahn? Ne, Du. Uf meine Ogen koan ich mich verlussen." — „Ich red mit jeden Goaste und mit wam ich will und brauch do brieber kenem Menschen Rechenschoaft zu gaben — nnd oam oaller- wingsten Dir." — 's klingt granber, wie se's eegentlich ge müllt hoat, woas se jitzt zum Robert soit. Woas muß a sich denn aber o ei ihre Sachen meng'n nnd se hie festhal'n, wu su viele und ver oall'n die Dreie oa dam Tisch durt drie ben, uf se sahn. Se schpierts raicht gntt und braucht goar ne irscht hiezugucken. Woas die wull vu ihr denken missen, wenn se doas sahn, doaß se hie mit am Menschen asu lange redt, dam ma's schunt oasitt, doaß a nischte uf sich hält. „Jitzt hust's dam dummen Karl, dam Robert, aber gutt ge- gaben, woas?" froit Robert jitzt de Wanda su raicht hiehnsch. „Nu koan a senner Waige giehn. Niewoahr? — Ne, Du. Su eefach is doas nich mit uns zwee beeden. Su leichte wirscht De mich nie Ins. Ich hoa a Recht uf Dich, noach dam, woas ich fer Dicb getoan hoa und derlitten." — „Woas hust Du denn fer mich getoan?" fährt do de Wanda uf. „Kumm mer ock ja nie dermitte ufgezoin, doaß ich und sellt droa schuld sein, doaß De hust ei Bunzlau sitzen missen. Hoa ich Dersch denn nie schunt amoal gesoit: Ich hoa mit Linke-Fleeschersch Gustav nischt geboat, uf keene Oart nich! Wenn D's nie globst und wie n Wilder, a Verrickter mit Deinem Masser ns a Gustav lusgiehst, koan ich denn do woas derfier? Ne, ne. War sich nie meher ei der G'walt hoat als wie Du, do braucht ma sich dann nie grüß wun dern, wenn a zuletzte Sachen macht, die'n uf doas Fleckel brengen, wu a hiegehiert." — „Ach su, Du meenst also, weil ich nu doch eemoal gesassen hoa, do wärsch gescheuter, wenn se und se sperrten mich bahl wieder ei? Do hältst De wingstens Rnh ser mir." — „War spricht denn doas?" — „Red mer nie irscht. Ich hoa Dich schunt verstanden. Nu, woas nie is, koan ja noa warden. Ock ees will ich Der soin: Wenn ich mich noa amoal vergassen sellt Deinthoal- ben, Du, do füllst D' oa mich gedenken a su lange wie De labst. Doas merk Der ock." — War'n Boartsch-Robert nie kennt und'n ock riäden hiert. kennt denken, doaß a bei senner Riäde a su ruhig is, wie snnst ock enner. De Wanda aber weeß doas besser. Se sitt, wie's ei sen'n Ogen water- leucht't und weeß, je ruh'ger a vu aner Sache redt, je meher Vüst's 'n innerlich. Sie will a Ende machen mit der ganzen Riäderei nnd meent: „Mer warn uns doch nie ver a Leuten zanken. Lutz gutt sein, luß. 's nwar ja nie su ge- meent. Satz Dich ock wieder zu Den n Fremden und ich