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Dutzend kleiner Ofenanlagen gut beobachtet werden. Im Durchschnitt sind sie einen halben Meter in die Erde und den Kies eingetieft, ihr Durchmesser schwankt zwischen 30 und 60 Zentimetern, am häufigsten waren die Stellen 40 Zentimeter breit. Sie hoben sich von dem scharfen gelben Sande tief schwarz ab und waren erfüllt von gut erhalte- uen Brandresten. Sehr häufig wurde noch Holzkohle darin festgestellt. Die flachen Mulden waren mit einer Lehm schicht ausgekleidet, die durch die Hitze versiegelte und teil weise sogar sinterte. Auch fanden sich oft zu grünlichem Glase umgeschmolzene Quarzkrusten. In den Brandresten steckten zahlreiche Eisenschlacken in traubiger Form. Oft auch sind Kügelchen, Wülste und ganz absonderliche Ge stalten beim Tropfen entstanden. In mehreren Fällen wurde eine größere Schlacke in der MtM festgestellt. Vom nicht erhaltenen Oberteil des Ofens fanden sich Lehmstücke, die mehr oder weniger gebrannt in den Unterteil beim Zerstören des Ofens hinabgesunken waren. Auch sie zeigen Flechtwerkabdrücke. Auch zersprungene Quarze und andere Steine wurden vorgefunden. Die kleinen Gruben lagen in regelloser aber sehr dich ter Verbreitung am Rande der Sandgrube. Wie eine Unter suchung der angrenzenden Felder ergab, zog sich das Ge lände dieser Eisenschmelze weit über hundert Meter lang auf der Höhe hin, und es ist anzunehmen, daß mehrere tausend solcher Ofenreste hier noch unter der Humusschicht ruhen. Die Anlagen sind von den großen frühdeutschen Eisen schmelzen, wie wir sie in Ostritz fanden, durchaus verschie den. Sie sind viel kleiner und enthalten nur wenige Kilo gramm Schlacke. Man wird also von einer technisch noch unentwickelteren Eisenbereitung sprechen dürfen. Die Zeitbestimmung war durch glückliche Fundumstände bei der planmäßig betriebenen Notgrabung sehr einfach: Wir fanden an einer Stelle die kleinen Ofenreste gestört und verlagert. Es mußte also in späterer Zeit auf der Schmelzstätte irgend ein Bauwerk errichtet worden sein. Daß dies ein Haus war, ersahen wir sehr bald aus mehre ren Pfostenlöchern, die sich deutlich im Sande abhoben und von denen auch wohlgelungene Vildurkunden angefertigt werden konnten. Weiterhin wurde ein durch den Pflug zer rissenes Steinlager aufgedeckt, das sich als ein Herd er wies. Die Zeitbestimmung selbst war uns dann dadurch möglich, daß wir in den Hausresten auch noch einige Scher ben fanden, die durch ihre Formgebung und durch den Ton auf die Billendorfer Zeit hinwiesen. Da sie auffällig fein- tonig sind, könnten sie auch dem jüngsten Abschnitt dieser Kultur angehören. Dieser ist jedoch noch nicht klar heraus gestellt, wir sind daher noch nicht in der Lage, entscheiden zu können, ob die hiesige Keramik nicht noch etwas jünger ist und der Frühlatenestufe angehört. Doch hat diese feinere Unterscheidung hierbei nichts zu besagen. Sicher ist, daß das Haus, durch dessen Anlage die kleinen Ofenreste gestört wurden, das also jünger ist als diese, aus vorchristlicher Zeit stammt und etwa auf 600 vor Christus anzusetzen ist. Dabei bleibt ein mehrhundertjähriger Spielraum, der aber das dritte vorchristliche Jahrhundert keinesfalls über schreitet. Haben wir so durch diesen Terminus ante quem zu nächst in einem Falle die Eisengewinnung in der Ober lausitz auf etwa die Mitte des ersten vorchristlichen Jahr tausends festgelegt, so wird man nach dem eingangs mit geteilten Zeugnis des bekannten süddeutschen Forschers leicht ermessen können, welch hohe Bedeutung dieser Ent deckung inne wohnt. Ob sich die größeren Ofenreste auch in vorchristliche Zeiten datieren lassen werden, ist noch un gewiß, hier müssen wir erst eine Gelegenheit zu einwand freier Beobachtung abwarten. Auch über das Eisenerz kann noch nichts weiter ge sagt werden, als daß höchstwahrscheinlich wie in späteren Zeiten noch der im Reichenauer Tale reichlich anstehende Raseneisenstein benutzt worden ist. Auch hier muß das Er- gebnis weiterer Untersuchungen abgewartet werden. Allen Beteiligten, besonders den Herren Grundstücks besitzern Klaus und Schwede, sei hierdurch der beste Dank für ihr freundliches Entgegenkommen nochmals ausgespro chen. Sollte jedoch demnächst hier oder anderwärts ein neuer Fund auftauchen, so wird dringend gebeten, Herrn Apotheker Schröder in Reichenau schnellstens zu benach richtigen (Fernruf 816). Nur durch fachmännische Unter suchungen gewinnen Altertümer wissenschaftliche Bedeu tung. Die Fundstücke sind dem Heimatmuseum Reichenau zugeführt worden. Dr. Frenzel-Bautzen. Burg Greiffenstein „An meiner Heimat Grenze, da schaut Burg Greiffenstein Gleich einem treuen Hüter noch in das Land hinein. Einst hauste auf dem Felsen ein fabelhaftes Tier, Halb Löwe und halb Adler, „den Greif" nannt man es hier. Ein kampfgellbter Ritter, Herr Gotsche Schof genannt, Befreite von dem Untier das arg bedrohte Land. — So meldet es die Sage, weiß nicht, obs wahr mag sein) Doch sind die Grafen Schafgottsch noch Herrn vom Greisfenstein." Sv singt und sagt die schlesische Sage vom Greiffen stein, der alten Burgruine, die sich in der Nähe des schle sischen Städtchens Greiffenberg auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Basaltrücken erhebt. Die vierte Seite bietet von der Eisenbahnhaltestelle Neundorf aus einen recht be quemen Zugangsweg. Die mauerzackige Burgruine soll aus dem Jahre 1111 stammen. Ihr Erbauer, Boleslaw der Lange, soll sie zum Schutze gegen die räuberischen Böhmen aufgebaut und errichtet haben. Nach einer anderen Lesart soll Kaiser Karl der Sechste sie 1377 nach der Schlacht bei Erfurt seinem treuen Waffengänger Gotsche Schof ver liehen haben. Die Sage, welche gleich immergrünem Efeu gerank auch unsere Burgtrümmer umspinnt, hat ihre Ent stehung mit der Vernichtung eines grimmen, landver- wüstendeu Drachen, der seine holde Prinzessin bewachte, in Verbindung gebracht. Der heldenmütige Schafhirt: „Gotsche Schof", der den feueratmenden Lindwurm mit seinem Schwerte gefällt, erhielt mit der Hand der erlösten Königstöchter soviel Land, wie er an einem Tage mit sei ner Herde umziehen konnte. In die Mitte seines stattlichen Besitztums erbaute er auf steiler Bergeshöhe — „den Greiffenstein". Statten wir ihr einmal einen flüchtigen Besuch ab. Ein sanft aufsteigender Weg führt uns zu dem alten Ge mäuer. Bald fassen halbzerfallene wuchtige Mauern den Zugangsweg ein. Ein weites Nundbogentor öffnet sich. Nach rechts biegen wir in einen engen Seitengang. Nied rige Keller zeigen sich unserem Blick. Über ihnen soll eine frühere Zeit trauliche Wohnräume und teppichgeschmückte Kemenaten erbaut haben. „Sie sind zerfallen und der Wind streicht durch die Hallen; Wolken ziehen drüber hin!" Ein zweites wuchtiges Doppeltor führt in den zweiten, den inneren Burghof. Hier soll eine im 30 jährigen Kriege von den Schweden zerstörte Zugbrücke den Feinden den Einlaß verwehrt haben. Doch hinter diesem „schwebenden Wege" lag der „Geladegaden", die Tafelstube des Greiffen- burg-Nttters. Aus ihren Fenstern mag oftmals der Sang aus rauhen Ritter- und Reiterkehlen, der Helle Klang zu sammengestoßener Humpen, das Klappern der ungefügen Beinwürfel, vielleicht auch hin und wieder wüster Streit lärm herausgeschallt und herausgeklungen sein. Barg doch oft das tiefe Burgverließ nach glücklich verlaufener Fehde fahrt einen grimmen Feind, auf dessen Gefangennahme man nur allzugern einen tiefen Trunk tun konnte und wollte.