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merke ich noch einen vierten Hahn, der erst für mich un sichtbar war. 1. April 1928: Ein Hahn balzt nach Aussage eines Jägers auf einer Wiese, zirka einen Kilometer von öen Spttzkunnersdorfcr Sträuchern entfernt. 4. April 1928: Bei einem Gange durchs Revier sehe ich gegen Abend drei Hähne von einer alten Fichte, einem Überständer im Erlengesträuch, auf die Felder streichen. Ein Ringeltauber gurrt in einer Fichte, ein Rotkehlchen singt innigst, ver einzelt fliegen Nebelkrähen dem Forste zu. Als es schon düster geworden ist, sehe ich 13 Birkhähne von einem stark benutzten Balzplatze (große Waldwiese) nach einem alten Fichtenbestande einfliegen. Sie schwingen sich zur Übernachtung in die dicken Wipfel der uralten Bäume. 7. April 1928 (morgens): Erst gegen 5 Uhr breche ich mit einem Freunde auf, um Hasen zu beobachten, Rehwild zu photographieren und schließlich auch der Hähne wegen,' denn eine flotte Hahnen- balz entzückt das Weidmannsherz wieder und immer wie der. Als wir die Feldjagd überquert haben, klingt uns schon das Kollern eines Hahnes entgegen. Man täuscht sich so sehr in den Entfernungen. Es klingt so nahe, und doch sitzt der Hahn Hunderte von Metern entfernt. Schließlich sehen wir ihn von einer kleinen Anhöhe aus auf einem Stoppel felde nahe einer Fichtenschvnung. Er kollert lebhaft. Dann kommen wir an eine große Fläche offenen Fel des. Auf einem Stoppel erkennen wir eins, zwei, drei — sechs Hähne, einige Hasen und Rehe. Lange be obachten wir die Hähne, bis sie durch einen aus das Feld kommenden Bauern aufgescheucht werden und dem Forste zustreben. Ihr Flug geht bei sehr schnellem Schlage der kurzen Flügel geradeaus. — Auch eine Henne streicht vom Balzplatze und bäumt am Feldrande auf der Spitze eines Laubbaumes auf. Als der Morgen schon weit vorgerückt ist (es ist be reits 9 Uhr!), finden wir im Forste noch einen Hahn. Er steht auf einer hohen Buche. Ab und zu gurgelt er. Unter ihm locken Hennen in einer Fichtenschonung. 7. April 1928 (abends): Auf derselben Stelle wie morgens sind fünf Hähne ein gefallen. Sie äsen sich auf dem Stoppelfelde, auf dem außer dem noch 15 Rehe stehen und einige Hasen hoppeln. Balz stimmung ist scheinbar wenig vorhanden. Nur ein älterer Hahn stößt von Zeit zu Zeit Balzlaute aus, fächert auch einmal das Spiel und rennt einem anderen Hahn nach. 8. April 1928 (abends): Nirgends ist ein Hahn zu sehen oder zu hören, aber überall bummeln Spaziergänger und Ausflügler im Re vier umher. Der Sonntag bringt stets Unruhe für das Wild. 9. April 1928 (früh): JH habe auf einem angrenzenden Feldrevier einen Hahn zum Abschuß freibekommen. Der Balzplatz ist — wie fast immer — ein Stoppelfeld. Schon früh 8 Uhr breche ich auf, um zeitig vor Tages anbruch im Schirm zu sitzen. Noch steht der Mond hoch am Himmel. Sternenklar ist die Nacht. Auf steinichter Land straße schreite ich entlang und treffe Punkt 4 Uhr mit mei nem Begleiter zusammen. Zweihundert Meter abseits von der Landstraße liegt der Bolzplatz. Ich setze mich in eine Retsighütte am Rande des Stoppelfeldes. Eine Viertel stunde lang ist Totenstille, dann stiebt ein Hahn ein — fauchend und blasend. Wohl zehnmal schleift er, stößt da bei auch manchmal einige krähende Laute aus, dann be ginnt er leise zu kollern. Noch ist es grau, und der Hahn erscheint nur undeut lich vor mir als schwarzer Punkt. Allmählich wird es Heller. Der Hahn kollert wild, streckt den Hals weit vor, sträubt das Gefieder und fächert das Spiel. Dabei dreht er sich immer um sich selbst oder tut würdevoll einige Schritte seitwärts. Wenn er nur näher an mich herankommen wollte! — Schon steigt die Sonne hoch, und ich habe Angst, daß der Hahn in seinen Tages einstand abstreift. Es ist weit, aber ich versuch's und lange mit dem linken Lauf hin. Sofort nach dem Schüsse streicht der Hahn ab — gesund. Auf dem Anschüsse ist kein Feder chen zu finden. Vorbeigeschossen. Unglücklich endet der schöne Balzmorgen. 10. April 1928: Punkt 4 Uhr sitze ich wieder im Schirm. Wieder scheint der Mond so klar und wieder funkeln die Sterne. Im Forste schlägt eine Singdrossel, Rotkehlchen singen, Amseln flöten. Eine lange Zeit nur Singvogelsang. Kein Fauchen. Kein Kollern. Schon glaube ich, den Hahn vergrämt zu haben, da höre ich weit unter mir in einer kleinen Mulde einen Hahn fauchen. Ein Blick km die Uhr: 10 Minuten vor ^5. Eine lange Zeit Höre ich nur ihn. Da geht es plötzlich auch hinter mir los: Tschjui, tschjui, tschj — tschjui! — Ich sehe den Hahn als schwarzwetße, sich drehende Kugel auf einem Feldstreifen sitzen, auf dem Dung ausgebreitet ist. Da rauscht es, und vor mir fällt der alte Hahn ein, der Vorbeigeschossene. Sofort beginnt er zu fauchen und dann zu kollern — so wild und ungestüm, wie ich noch kei nen sah. X5 Uhr ist's gerade. Träge antwortet der Hahn hinter mir auf das Balzen. Aber so lange ich auch warte — schon ist es 6 Uhr — keiner kommt nahe genug an den Schirm heran. Und als auf der Landstraße Leute auf tauchen und Motorräder knattern, reitet der alte Hahn zuerst ab, der andere sichert erst geraume Zeit und folgt dann seinem Beispiel. Spgter sehe ich noch zwei Hähne, die weit draußen auf dem Felde gebalzt haben. — Hennen hatten sich bei der Balz nicht eingefunden. 11. April 19 2 8 (früh): Sehr spät reitet der alte Hahn bei, balzt aber dann wie toll auf einem Feldstretfen. Ich reize ihn — er antwortet erregt, streicht über meinen Schirm weg und geht hinter mir nieder, doch viel zu weit für einen sicheren Schuß. Gegen ^-7 Uhr streicht er in den Forst und bäumt auf einer Fichte auf. Hier balzt er noch eine gute halbe Stunde, bis er seinen Tageseinstand aufsucht. Vom Forst her ist noch das Kollern eines zweiten Hahnes zu vernehmen. — So muß ich wieder beutelos Heimkehren. Es ist wohl jeder Tag Jagdtag, aber nicht Fangtag! — 12. April 1928 (früh): Auf dem alten Balzplatze sind vier Hähne eingefallen. Die Balz ist flott. Ein Hahn macht oft meterhohe Sprünge und faucht und zischt dabei. Ein anderer steht auf einem frischen Dunghaufen und läßt von oben herab sein Lied erklingen. Bis gegen 7 Uhr bleiben sie auf den Feldern, dann streichen sie einzeln dem Forste zu. Horst Men er, z. Z. Bautzen. Steinadler am Töpfer In einem Verzeichnis der im Zittauer Gebirge vor kommenden Vögel, das der einstige Lückendorfer Pfarr herr Pescheck im 6. Bande des Neuen Lausttzischen Maga zins (1827) gibt, lesen wir S. 258 folgende Anmerkung: Ein Steinadler horstet seit erdenklichen Zeiten auf den Felsen des Töpfers, eines herrlichen Berges unweit Oy bins. Auf einer Felsenmauer, in welcher ein gotisches Tor init seinen Spitzbogen befindlich ist und die Bewunderung auf sich zieht, habe ich ihn oftmals mit halb ausgebreiteten Flügeln sitzen sehen. Das Männchen pflegt mit ausgebrei teten Fittichen auf einem Felsen, einige hundert Schritte davon, auf dem Oybin zu stehen GS ist aber ein Stein-