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Da gab's einen Jubel! Mit Musik giug's über die Brücke. Die wackelte vor Freuden mit. Das ganze Städtcl war auf den Beinen. An diesem Tage vergaßen die Schmuggler ihr Geschäft. Bis tief in die Nacht wurde ge tanzt. Viele Fässer Freibier gab es zu trinken. Der böh mische Onkel wurde auf einmal sehr müde. Er ging mit der Töppermariechen in die Laube und schlief ein bißchen. Der Tag graute schon, als die Gaste schwankend heimwärts zogen. Noch am selbigen Morgen reiste der böhmische Onkel ab. „Wichtige Geschäfte," hatte er gesagt. Unter Vivatrufen rollte sein Wagen, seine junge Frau an der Seite, durch das Städtchen nach Böhmen zu. Nun kamen erst die Nach barn an die Reihe, die Hochzeit zu feiern. In allen Häu sern bis hinab zum Markte gab es Kuchen. Acht Tage lang gröhlten und zechten die Männer in Kalichs Hause. Bis endlich der letzte Rest von Schnaps und Essen aufgezehrt war. Dann wurde wieder Ruhe im Städtchen. Nur in den Schänken nnd Spinnstuben erzählte man sich von der gro ßen Hochzeit noch lange. Der böhmische Onkel hat aber nie wieder etwas von sich hören lassen. Dafür traf gar bald ein anderer Mann in der Repu blik Schirgiswalde ein. Aber ganz heimlich: der böhmische Wenzel. Statur und Gang sah dem böhmischen Onkel des Kalich aufs Haar ähnlich. Der „Halunke" ließ gar bald von sich hören. Einbrüche und allerlei Schabernack, Raub und dergleichen wurde ver übt. Man munkelte auf einmal allerlei. Einer behauptete sogar: Der Kalich hat gar keinen reichen Onkel in Prag. Einen reichen schon gar nicht. Und der Onkel, der bei der Hochzeit war? Na, wir wissen's schon! Kein anderer als der böhmische Wenzel! Am meisten hat sich der Stadtrichter darüber geärgert, daß er vor ihm einen Diener gemacht hat. Stadt und Land (Lin Zwiegespräch zweier junger Damen) Von Oskar krolle.Löbau Die Darstellerin der Stadt ist vornehm angezogen: Mit Sonnen, scbirm und buntem Hut. — Dis Darstellerin vom Land ist ein fach angezogen: kcütunkleiduna mit buntem Kopftuch, altem Scbirm und einem Körbchen mit Dpfsln. Die beiden Mädcden kommen hinter der Sübne vor und stellen sich aut der tzükns nebeneinander auk. Stadt: „lcd bin die Stadt!« Land: „Und ick die 's Land!« Stadt: „Ick lieb' dis Lürms und die koken Mauern." Land: „Ick mack»' mer do draus ns su vill, Ikr oarmen Msnscbsn könnt' miecb dauern." Stadt: „Ick lieb' das Leben um mick Ker, lcd lieb' den Lrubel, den Verkekr Suf Straßen und auk Sassen.« Land: „Do bie'ck nu wieder ns derster, Wsnn'ck susrn Lärm en Log ock kier, Do komm' mer oalle Stoadtleut' vier Os wie vom Lsikel b'sasssn. kaum ös mer aus'n voaknkok raus Und guckt no raickts a bösssl aus, Srüllt schon a Polizeier: „Marsch! Linksröm mutzte giekn!" Und bleibt mer goar amol wu stiekn, Do Kult en glei der Oeier! Ick soi ock suvill: 6 der Stoadt löoa ick's schon no zwes Stund« soat, Mir g'källl's ne vsr an Dreier!" Stadt: „Wir sind die Ordnung, liebes Kind! Wok! wekt bei uns ein andrer Wind, Dock» wissen wir's zu schätzen. Sei uns herrscht Sinn kür Sauberkeit, Du findest Sckutz und Sicherheit Suk Stratzsn und auk Plätzen. Des Lag's sowohl, wie in der Dacht Da» ttuge des Sesetze» wacdt, Datz jeder !km pariere! Durck Laksln kier - und Zeick>en dort Oelangst du an den sickern Ort, Suk datz dir nickts passiere!" Land: „Du soll mer'scb ock, war find'ck denn nei S dis verklixis Lokelei, War soll denn doas koapiern? Dräkt'ck ees ock esmol röm und nöm, §äkrt en do glei a Duto öm, Dennt ekr suwoas parisrn? De uns ös kesns sicks Nut, Do käkri en ns glei jeder tut, Do gibt's kee sickes Was«. Noast wörklick amol 's Dorf entlang y fick Ding mit IZenzingestank, Ös su a Karl aus Drasn " Stadt: „Was wärt ikr ohne unsre Kunst?« Land: „Du, Lis ös örsckt be oicb verkundst." Stadt: „Das kannst Lu kaum verstehen. Die reckte Kunst ist Heiligtum, Die wahre Kunst ist Oottssrukm, Die kann man nickt nur seken. Die koke Kunst in Spiel und Lanz Ist wie der Sonne goldner «Ranz, Ist: Dack dem Höchsten streben! Sie ist des Lebens Innigkeit, Die wahre Kunst füllt Daum und Zeit, Dis wahre Kunst ist Leben!" Land: „Du, denkt er denn, doatz ock ker euck De Kunst do äs, ock suvill soick: Lkr könnt' uns ns blamier«. Mer koppn ns su rüm, wie ekr, Os wenn a jeds o Hoansworsckt wär, Doas koan uns ns poassiern. Wenn mer su onsn Walzer dräkn, Und uns aus kalln Hoalss kräkn, Wenn mer su Polka tanzen — Do dräkt'ck und kräkt'ck der ganze Soal Und kleen und grutz! — 's ös ganz egoal, Do dräkn'ck sugoar de Wanzen!« Stadt: „O Sott! Ist das ein rauksr Lon! Mein gutes Kind! Ick kükl' es schon, Dir keklt es an Denekmen, Im Srund des Herzens bist Lu gut, Dock kekst dir Sckutz und Sckirm und Hut, Um deine Urt zu zäkmen." Land: „Mei Sckirm? Der ös no lange gutt. Und zu woas brauch ick denn an Hutt Mit vlümeln und mit Scklesfn? U sickes Licksl, su, wie doas, Macht oalln Madeln be uns Spootz, Mer brauckn'ck's ns örsckt keskn. Doas kriegn mer ver onsn Sckoatz, Dar kriegt dsrkier an tickt'gn Sckmoatz Und denkt, a ös an Himmel. Wenn ick wäilt sicks Hütte troin, Woas würd' do meine Matter soin? — Die däckt', ick kätt' an §iinmel." Stadt: „Das ist zuviel für unser Okr, So stellte ick mir dick nickt vor, Dir keklt es an Manieren! Du kennst der Sprache Wohllaut nickt, Dock ist es schließlich deine Pflicht, Duck dieses zu studieren. Das D und 0, das C und Z, Mein Kind, das lerntest du wokl nie, Und dock wär's sehr manierlich!" Land: „Mer rädn okne Kümmernis, Wie uns der Scknoabei g'wacksn ös, Und meenen's groad su iskrlick. Mer soin's an jeden okk'n Kopp, klingt's monckmol o a bösssl groob, Mer meenen's ukröckt'g ömmer! Uns stiebt am besten der Kattun, Dis aber goar su viernakm tun, Sein meestentesls vill scklömmer." Stadt: „Sswitz! Das war ein Wort von Dir! Dukricktigkeit gefällt auch mir,