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Schlüsselfräulein Lotte im Aßmannschen Junggesellenhause. < Uno sie möchte, wenn alles in Pulsnitz seinen Jahrmarkt hat, auch ihren Jahrmarkt haben. Den kriegt sie auch. Aß- manu, der Sechzigjährige, heiratet sie, zum Ärger seiner erbschleichenden Verwandten, heiratet sie, nachdem sie ihm auch den „letzten Rest von Pulsnitz unter der Weste" un-z- genommen hat. Und so hat sie doch ihren Jahrmarkt ; e- tvmmen: ihren Jahrmarkt in Pulsnitz. Dionysos. Der Dreikönigstag in Schlesien Sternsingen zu Epiphanias Ein alter, schöner Brauch, der tief im Volkstum wur zelt, das Sternsingen, gibt dem Dreikönigstag (6. Januar) auch heute noch seine eigenartige Weihe. In vielen schle sischen Kleinstädten, besonders jedoch auf dem Lande, zie hen Kinder als die heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus und singen ihre atren Weisen. Ein eigenartiger Zauber strahlt von dem schlichten Spiele aus. Dabei haben die Könige als einzigen könig lichen Schmuck ost nur goldene Papiermützen und den sterngekrünten Stab. Die Lieder der kleinen Sänger sind in den einzelnen Landesteilen recht verschieden. Einige der schönsten Weisen, die sich teilweise bis in das 1t>. Jahr hundert zurückverfolgen lassen, seien hier auszugsweise wiedergegeben. So lautet ein Anfang: „In Gottes Namen heben wir an: — Die heiligen drei König sind wohlgetan. — Wir kommen daher ohn allen Spott, — Ein seligen Abend geb euch Gott." Zum Schluß heißt es: „Wenn wir aufs Jahr herwieder kommen, — Daß wir euch alle mit Freuden funüen. — Wohl hie zu diesen Zeiten. — Der Stern muß weiter leuchten." Nun hebt das bekannte Drei königsspiel an, in dem zunächst der Mohrenkönig, der ja bei dem Landvolk von jeher recht beliebt war, hervortritt und etwa folgendes singt: „Schwarz bin ich, das weiß ich, — Die Schuld ist aber meine nich. — Die Schuld ist mei ner Kindermagd, — Weil sie mich nicht rein gewaschen hat. — Hält sie mich gewaschen mit einem Schwamm, — So wäre ich weiß, wie ein Lamm,' — So aber hat sie mich ge waschen mit einem Lappen,'— So bin ich schwarz wie ein Rappen." In ähnlicher Weise tragen die anderen beiden Könige ihre Scherzliedchen vor und bitten zum Schluß um eine kleine Gabe, die ihnen auch stets gern gemährt wird. Natürlich arteten auch manchmal diese Bittgänge etwas aus. Im Volksmund hörte man darum oft das Berschen: „Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, sie essen und trinken und bezahlen nicht gern." Weit verbreitet ist auch der Brauch, an diesem Tage die 3 Buchstaben C-st M-st B, womit die Dreikönigsnamen Caspar, Melchior und Balt hasar gemeint sind, an die Tür zu schreiben. Diese mysti schen Zeichen sollen im neuen Jahr das Haus vor Feuers'- und Wassergefahr beschützen und Glück bringen. Die eigentliche Bezeichnung Epiphanientag wird in den christlichen Kirchen verschieden ausgelegt. Das Wort Epiphania stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Erscheinung,- in diesem Falle die Erscheinung Christi. Im dritten Jahrhundert wurde der Tag als Geburtstag Christi gefeiert. Später bezog man das Wort Epiphania aber auf den Stern, der den Weisen im Morgenlande er schienen war. Die katholische Kirche verherrlicht darum in ihrem Gottesdienst an diesem Tage besonders das Er scheinen Christi unter den Menschen, während in der evan gelischen Kirche der Heidenmission gedacht wird. Von geschichtlicher Bedeutung ist es, daß das herr lichste und gewaltigste Denkmal .deutscher Baukunst, der Kölner Dom, in gewisser Beziehung seine Erstehung den heiligen drei Königen verdanken soll. Nach alter Über lieferung brachte Erzbischof Raynvld nach der Zerstörung Mailands als kostbare Reliquien die Gebeine der heiligen drei Könige über die Alpen nach Köln und veranlaßte so den Bau des Kölner Doms. — Die Legende von den hei ligen drei Königen ist auch ein beliebter Stoff aller großen Künstler, seien es Maler, Dichter oder Komponisten, ge wesen. Bon den Schätzen der Dichtkunst sei ein schlichtes Kleinod auch über unseren Lebensweg geschrieben: „Stern, auf den ich schaue,' — Fels, auf dem ich steh, — Führer, dem ich traue,' — Stab, an dem ich geh, — Alles, Herr, bist du! — Ziel, das ich erstrebe, — Brot, von dem ich lebe, — Quell, an dem ich ruh," damit wir den tieferen Sinn des Dreikönigstages uns zum Erleben bringen können. F. L. Mary Se? Keser Lösckt die Kellen Kerzen aus, denn der Jubel ist verklungen. Still und dunkel vvird's im kaus, alle Luft Kat ausgssungsn. Nur die Wekmut blieb zurück, sckmiegt sick leis an Lknstkinds Sacken: Linst rvar mein ein üinderglück und der Jugend VHsiknacktlacksn. YNarg. Dsichel-Karsten. Ein Oberlausitzer Heimatspiel „Hennerch-Lobels Feuer", unseres Reichenauer Heimatschriftstellers Wilhelm Friedrich erstes größeres Bvlksstück, wurde am ersten Weihnachtsfeiertage in Kem nitz bei Bernstadt durch den dortigen Turnverein ausge führt. Es wird dies hier erwähnt, nicht als ob dies eine Seltenheit wäre, denn Wilhelm Friedrichs Stücke sind ja nunmehr Gemeingut der Volksbühnen der Oberlausitz ge worden und es vergeht im Winterhalbjahr wohl kaum eine Woche, in der nicht bald hier, bald da ein solches Stück angekündigt und aufgeführt würde. Interessant war es, einmal zu beobachten wie anderwärts das erfolgreichste Werk Wilhelm Friedrichs zur Aufführung kommt. Und zur Ehre der Spielleitung und der Mitwirkenden sei es gesagt: man wurde dem Stücke fast in allem gerecht und erzielte damit bei den den Saal des Kretschams füllenden Besuchern einen lebhaften Beifallserfolg. „Hennerch- Lobels Feuer" wurde vor Jahren schon in Kemnitz mehr fach aufgeführt. Diesmal waren es aber zum Teil neue Kräfte, die auf der Bühne standen. Eine besondere Charak terfigur, den Reichenauer Vorbildern vollkommen eben bürtig, war der Darsteller des Hennerch-Lobel; er hatte die Rolle schon früher innegehabt. Auch sonst sah man treff liche Bühnengestalten, die den Durchschnitt weit über ragten. So vor allem der Großknecht Siebeneicher, seinen Kumpan Hielscher-Karl, den Richter usw. Die Rolle der Ernestine hatte eine Darstellerin übernommen, die zum ersten Male auf der Bühlle stand, und man kann deshalb ihr Auftreten als eine recht gute Leistung bezeichnen. Auch die Wündrich-Christiane und ihr Sohn Gustav wurden ihrer Aufgabe in bester Weise gerecht, nicht minder die prächtige Darstellerin der Hannelj die übrigen paßten sich dem Gesamtspiel nach Möglichkeit an. Wer Reichenauer Aufführungen kennt, der konnte allerdings einen Unter schied in der Bühnenausstattung bemerken. Für die Brandszene hatte man zwar neue Kulissen Herstellen lassen, die bas Geschehen recht natürlich Wiedergaben. Dagegen fiel der fünfte Akt, der im Tanzsaal spielt, recht nüchtern aus. Hier hatte man die Kosten gespart für die Kulissen eines alten Tanzsaals und außerdem bekam man wohl einen Tanz zu sehen, aber es war keiner von den alten originellen Reichcnauer Tänzen, die das Bühnenbild so wirksam beleben. Doch von alledem abgesehen, muß man der Spielleitung und ihren Mitwirkenden ein Gesamtlob zollen für die Liebe und Sorgfalt, mit welcher sie ober- lausitzer Heimatkunst eine Pflegestätte bereiteten.