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118 Gdeelaußhe, Helmatzelttmg Ar. S verweht. Bor etwa 800 Jahren schrieb der Bürgermeister Henriei aus Friedeberg: „Tie Mauern des Kesselschlosses sind noch zu sehen und der Wallgraben ist noch deutlich vorhanden." Heute kündet keine hohe Säule, kein kümmer licher Baustein mehr von seinem Vorhandensein. Menschen hand und Wetter haben das Kesselschloß aus dem Land- schaftsbilde herausradiert. Doch, unvergleichlich schön ist von ihm die Aussicht, noch weiter von dem Plateau des über ihm liegenden Geiersteins. Zu unseren Füßen Regens berg, ein Bergdorf in einem Kessel. Links, tief im Tal die Häuserzeile von Ullers-, Krobs-, Egelsdorf. Dahinter Friedeberg, Greisfenberg, der Greiffenstein mit seinen zackigen Mauer- und Tnrmresten, die Gebirgsbahn, auf der gerade — schneckengleich — ein langer Güterzug von Mühlseisfen nach Rabishau kriecht. Dahinter Lauban, der Steinberg, die Landeskrone. Links in dämmernder Mor genferne die Lausitzer Berge, die Friedländer Berge und des Jeschkens hohe Warte. Rechts in der Ferne die Kuppe des Gröditzberges, das Boberkatzbachgebirge, der Wolfs berg bei Goldberg. Hinter ihnen die schlesische Ebene. Mancher wohl- und altbekannte Berg als erhabener Schild buckel auf ihr. Wer nennt all ihre Namen? Wir müssen Abschied nehmen, trotzdem es sich auf den durchwärmten Schieferplatten, die in der Sonne gleich flüssigem Silber glänzten, so gut ruhte. Vom Geierstein geht es abwärts, steil, stufenweise, hinab ins Queistal. Uralte Wetterfichten geben uns das Geleite. Windrauschen Jingt uns ein Wanderlied. An einer Waldschneise grüßt noch einmal die Geiersteinschutzhütte zu uns herüber und herab. „Aus Wiedersehen im Herbst!" Dann führen uns die Haumberg- wege zum Queistal, nach Flinsberg hinab. Bald grüßen uns einfache Waldhäuser, stolze Villen, türmige Logier häuser, der Wuuderbau des neuen Kurhauses. Wohlgepflegt zieht die weiße Dorfstraße durch den Kurort. Drunten steigt der evangelische Kirchturm, drüben — neuzeitlich er richtet— die Doppeltürme der katholischen Kirche, hart neben dem Kurhaus, empor. Das Wanderziel ist erreicht. Wanderrast. — Umblick. — Ausblick. — Heimkehr. Plüschke, Laubau. Die Hussitenkämpfe in der Lausitz vor 500 Zähren*) Von A. Weber, Zittau Ein halbes Jahrtausend trennt uns nunmehr von jenen Tagen, in denen die Kriegsscharen der Hussiten sen gend und plündernd durch die lausitzer Lande zogen. Jahr zehnte hindurch haben jene Kriegswirren die Einwohner der Städte und Dörfer unserer Heimat in Angst und Schrecken gehalten. Der Kampf ging um die Sache des Glaubens, der Reli gion, um die Freiheit des Geistes — ein Umstand, der uns heute die Ereignisse jener Zeit um so grausiger erscheinen läßt. Er ist ein bezeichnendes Merkmal für die dunkle Seite des Mittelalters. Dazu kam noch, daß sich hierbei der nationale Gegensatz zwischen Deutschen und Tschechen immer mehr hervorhob und ein weiteres zur Erbitterung der Kämpfe tat. Johannes Hus, der Sohn eines böhmischen Bauern, eiferte, angeregt durch die Schriften des englischen Pfar rers Wiclis, als Prediger an der Bethlehemskapelle in Prag gegen die platzgreifende Verderbnis in der Kirche. Das trug ihm nicht nur eine Beschwerde der Geistlichkeit beim Papste in Rom ein, sondern auch den Bannspruch im Jahre 1410. Hus wurde aber von König Wenzel geschützt. ' Vier Jahre später begab er sich mit der Zusicherung freien Geleits des Kaisers Sigismund zum Konzil nach Kon stanz, wurde aber dort verhaftet, und, da er sich den Forde rungen des Konzils nicht unterwerfen wollte, im Jahre 1415 als Ketzer verbrannt. Als nach dem Tode König Wenzels im Jahre 1419 Sigismund auch König von Böhmen werden sollte, ver- i weigerten ihm die Anhänger Hus' die Anerkennung. Dar aus entspannen sich die furchtbaren Kämpfe, unter denen auch die Lausitz schwer zu leiden hatte. Die Sechsstädte hatten den Kaiser Sigismund als König anerkannt, das Ansuchen der böhmischen „Bund brüder" um Beitritt aber abgelehnt. Damit galt bei ihnen die Lausitz als Gegner ihrer Sache, und bald standen auch die Hussiten mit Heeresmacht an der Grenze. Im Jahre 1420 belagerten sie den Oybin, verbrannten die im Tale gelegenen Wirtschaftsgebäude des Klosters und einige andere Häuser der Gegend. Ein Einfall der Zittauer in Böhmen, der daraufhin unternommen wurde, endete mit deren Nie derlage. Mit Grausen lesen wir darüber, daß die Hussiten den Gefangenen Hände und Nasen abschlugen und sie dann wieder in die Heimat entließen. Da auch die kaiserlichen Heere in Böhmen gegen die Hussiten keinen Erfolg zu er ringen vermochten und die Gefahr für die lausitzer Städte immer mehr anwuchs, ging man ernstlich.daran, die Städte auszubauen und zu festigen. Im Jahre 1421 wiederholten die Hussiten ihre Auf forderung an die Sechsstüdte, sich ihnen anzuschlietzen. Zum zweiten Male wurde sie abgelehnt. Man ging vielmehr mit dem Markgrafen von Meißen ein Bündnis ein. Im glei chen Jahre kamen einige Prager Domherren, die vor den Hussiten geflüchtet waren, nach Zittau und schlugen hier — bis 1437 — im Kloster den Sitz ihres Domkapitels auf. Dieser Umstand trug natürlich wesentlich zur Festigung des katholischen Glaubens in Zittau bei,' auch in Görlitz predigte man scharf gegen die „verdammte Ketzerei". 1422 verlangten die Geistlichkeit und der Kaiser einen besonde ren Neligionseid, um die Anhänger der katholischen Kirche fester zusammenzuschließen. Man gelobte dem Papste Ge horsam in Glaubenssachen und Beistand im Kampf gegen die Ketzer. Den Sechsstädten hatten sich auch die Herren von Grafenstein, Normungen — am Kalkberge bet Grottau ge legen — Friedland, Mühlstein, Wartenberg, Leipa u. a. angeschlossen. Auf einem Städtetage zu Löbau entschloß man sich zur Teilnahme an einem großen Feldzuge gegen die Hussiten unter Führung des Markgrafen von Branden burg. Diese Kriegsfahrt brachte aber keinen Erfolg. Des öfteren erschienen nun, wie auch im nächsten Jahre, die Hussiten an der Grenze. Sie wagten aber nicht, in die Lau sitz einzudringen, weil sie die Herren der genannten Schlos ser, die noch immer kaisertreu waren, fürchten mußten. Im Jahre 1424 zog der grausame Podjebrad mit einem starken Heere über das Gebirge, um den Burggrafen Donyn auf Grafensteiu und das mit ihm verbündete Zit tau wegen eines Fehdestreichs zu züchtigen. Die Stadt ver suchte, den Angriff abzuwehren, jedoch vergebens. Ihre Kräfte waren der Übermacht des Feindes bei weitem nicht gewachsen, wiewohl jedes Haus in der Stadt seinen Mann stellte. Die Burg Karlsfried fiel; die Besatzung geriet in Gefangenschaft. Von den Zittauern wurden viele erschlagen und mehr als 50 gefangen. Einen Teil davon — 15 oder 16 — ließ Podjebrad verstümmeln und dann wieder in Freiheit setzen, die übrigen aber verbrennen. Schloß Karls fried ging in Flammen auf. Auch in Grottau, Hartau und Olbersdorf wütete die Brandfackel und die hussitischen Mannschaften plünderten in den Dörfern. Im August desselben Jahres richteten Hussitenscharen in der Gegend von Bautzen und Löbau großen Schaden an. Die nächsten Jahre brachten Raubzüge des Ritters Jan von Wartenberg auf Tollenstein in das Zittauer und Marienthaler Gebiet. Er war inzwischen, wie wohl auch andere Herren, zu den Hussiten übergegangen und fand scheinbar die unruhige Zeit zu der Austragung persön licher Händel besonders geeignet. Seine Genugtuung ver schaffte man sich nach damaligem Brauche dadurch, daß man