Volltext Seite (XML)
Wenn er uns kränket, ihm verzeih'«. In Sanftmut, wenn er fehlt, bekehren. Dies bringt uns Seelenfrieden ein. Mein Testament Sollt ich auf ewig meine Augen schließen Und meine Erdenhülle legen ab, Laß deine Gnade mich, o Herr, genießen, Vergönne mir ein ehrenvolles Grab. Das Schicksal hat mich öfters hart betroffen, Doch unterlag ich seinen Schlägen nicht. Der Glaube hielt mich aufrecht und das Hoffen, Daß es an Gottes Hilfe nie gebricht. Ich habe Mut und Glauben nie verloren, Ich lernte fassen mich stets in Geduld. Mir war das Glück zum Reichtum nie erkoren, Auf andre Weise fühlt ich Gottes Huld. Drum haltet treu zu ihm, ihr, meine Lieben, Der eure Herzen prüft und der euch kennt. Durch ihn allein gewinnt ihr inner« Frieden, Das ist für euch mein christlich Testament. Der Rundling Eine siedlungsgeschichtliche Skizze Kurt Nierich, Kötzschenbroda Über die Form der Dorfanlage, die man Rundling nennt, ist schon viel geschrieben worden, und so könnten weitere Worte müßig erscheinen, wenn sich nicht soviel Falsches dabei eingefunden hätte. Denn nicht alle Orte, die als Rundlinge aufgeführt werden, tragen diese Be zeichnung zu recht. Daher sind wohl einige Ausführungen angebracht. In verschiedenen Gegenden finden wir oft sehr male rische Dorfbilder, bei denen die Häuser die Giebel nach der Straße zu halten. Solche Siedlungen werden meist kurzer hand als Wendendörfer oder als sorbische Gründungen be zeichnet. Das ist nicht zutreffend. Die Bauweise allein ist durchaus nicht beweisend für eine slawische Siedlung,' denn in rein slawischen Gebieten, wie in der Lommatzscher- Pflege oder in Polen finden sich solche Siedlungen über haupt nicht. Auch die Deutung von Ortsnamen kann uns hier nicht weiterhelfen. Abgesehen davon, daß viele Namen nicht ohne weiteres zu erklären gehen, erfordert das Eindringen in den Sinn einer Ortsbezeichnung ein sehr eingehendes sprachliches Können, und außerdem handelt es sich hier um vielfach sehr umstrittenes Sprachgut, das bestimmten, längst verklungenen Zeiten oder längst verschwundenen Dialek ten einer Gegend angehört. Der Rundling als Siedlung hat eine weit zurückgrei fende Geschichte. Sie reicht in die fernen Tage unserer Vorfahren, wie sie noch mit ochsenbespannten Karren, darin alle ihre Habe, selbst Weib und Kind, war, durch die Lande zogen. Diese Karren wurden im Falle der Gefahr zu einem Kreise zusammengefahren, und so boten sie immerhin eini gen Schutz, wenigstens für Frauen und Kinder. Natürlich mußte ein Eingang offen bleiben, der den Zurückkehrenden schnell den Weg zu ihren Wagenzelten gestattete. Aus dieser ringförmigen Anordnung der Wagen ent standen die Kreissiedlnngen der Lehmhütten, wie wir sie noch heute bei Völkern Afrikas sehen. In unserem Laude erstarrten die Lehmhütten zu Holz- und später zu Stein bauten. Ein Rundling ist nun eigentlich nichts anderes als eine zu Holz oder Stein erstarrte Wagenburg. Die Ge höfte lehnen sich so aneinander, daß das Wohnhaus mit dem Stall vereint ist. Quer zum Wohnhaus steht die Scheune, daran seht sich rechtwinklig das Wohn- und Stall haus des Nachbargebäudes und bildet mit dem Torbogen zusammen im rechten Winkel den Dreiseitenhof. Ein Ge höft an das andere gebaut ergibt dann schließlich den Rundling mit nur einer Einfahrt. Meist waren es 8 Ge höfte, die in ihrem Zusammenschluß den Rundling bilde ten. Das ist das Wesentliche dieser Siedlungsform. Sie hatte wie die alte Wagenburg eine gute Möglichkeit der Verteidigung als Zweck ihrer Anlage im Auge. Viele Sied lungen, die zu unrecht als Rundlinge angesprochen werden, sind sogenannte Platzgassendörfer. Rundlinge sind meistens in ihrer Ausdehnung klein, «das entspricht ihrem Zweck,' denn je kleiner eine Anlage ist, um so leichter wird sie sich verteidigen lassen. Das hatte aber auch wieder einen Nachteil: Es wurde gar bald der Platz für die Siedlung zu klein. Man half sich nun dadurch, daß man den Rundling an einet Seite aufbrach und das Dorf erweiterte, es streckte sich in die Länge und behielt den alten Rundling als Kern. So entstand das Platzgassen- öprf. Auch Wasser ist oft mit bestimmend gewesen bei der Anlage menschlicher Siedlungen, war doch dies Element unentbehrlich im Haushalt wie im Stall, bei der Wäsche wie beim Reinigen. So entstanden etwa die Zeilendörfer und langen Straßendörfer an einem Bache entlang, oder auch um einen Teich, wie die Rundlinge. Es ist aber auch gauz wohl denkbar, daß der Teich außerhalb des Rund lings gelegen hat, denn ein Teich innerhalb dieser An lage hätte diese nur unzweckmäßig vergrößert und so ihre Verteidigungsmöglichkeit herabgemindert. Aber darauf kam es bet der Anlage des Dorfes in der Hauptsache an. So ist nun der Rundling eigentlich eine Siedlungsform für sich geworden. Er ist keine spezifisch wendische oder sorbische Sied lungsform, ebensowenig wie er als deutsche Form ohne weiteres anzusprechen ist, sondern es ist die Siedlungs form des Kampfgebietes. Er tritt überall dort auf, wo ge kämpft wurde, wie etwa im Elbtal, wo sich ein Volk seine Wohnsitze erringen und sie immer wieder gegen nachbrin gende oder zurückkehrende Feinde zu verteidigen hatte. Die Dorfbilder mit ihrer malerischen Schönheit, die so traulich mit ihren Hellen Fensterlein aus den schmucken Giebeln zu uns herübergrüßen, sind also Zeugen aus recht ernster, sturmbewegter und kampfdurchtobter Zeit. Doch die Jahrhunderte sind über die alten Giebel dahingestrichen, und nur wenige Siedlungen haben die Form des alten Rundlings treu bewahrt, wie Alt-Übtgau, Serkowitz und Zttzschewig. Andere sind zu Platzgassendörfern geworben, wie Kadttz, Kötzschenbroda und Naundorf. Auf dem einstigen Dorfanger stehen schattige Bäume, bunte Blumen grüßen uns aus den schmalen Bauern gärten und die spitzen Giebel spiegeln sich im Wasser des stillen Teiches. Kampf war die Ursache dieser Dorfanlage, ein Bild des tiefsten Friedens ist es heute. Die St. Iohanniskirche in Reichenbach OL. Wer auf seinen Wanderungen in der schönen Lausitz das liebliche Städtchen Reichenbach OL. ausgesucht hat, den grüßt schon von weitem der trutzige Turm der evangelischen Kirche, der St. Johanniskirche, als Wahrzeichen uner schütterlichen Christentums. In diesem Jahre sind es 252 Jahre her, daß das Gotteshaus in seiner jetzigen Bauart erstand. Sein Ursprung reicht aber noch viel weiter zu rück. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß bald nach der Gründung des Bistums Meißen 965 ein erzpriesterlicher Stuhl in Reichenbach bestand. Die Kirche, deren Erbauungs jahr beim Mangel alter Urkunden nicht angegeben werden kann, soll im ll. oder 12. Jahrhundert errichtet worden sein. In der Zeit vom Dezember 1430 bis Januar 1431 diente sie den Bewohnern der Stadt in den Hussitenkriegen bei der Belagerung Reichenbachs als Verschanzung. Heute erinnert uns noch die um die Kirche gezogene Hussiten-