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Ter junge Sahla widinete sich nach seiner Heimkehr der Landwirtschaft. Er übernahm das väterliche Gut in Svhland a. d. Spree, schwieg aber gegen jedermann über seine Erlebnisse. Im Januar 1818 erschien in Sohland ein der Familie bekannter Bilderhändler und redete längere Jett mit dem jungen Herrn in französischer Sprache. Sahla gehörte einem Geheimbund an und hatte als solcher den Mordversuch im Jahre 1810 unternommen. Vermutlich stand der Besuch des Bildhändlers mit diesem Bunde in Verbindung. Der Gutsherr geriet in größte Aufregung. Noch in derselben Nacht verkaufte er eine Anzahl Grund stücke, um sich Geld zu verschaffen. Dann reiste er schleu nigst nach Wien, wo der Kongreß tagte. Man nimmt au, er habe wollen die Teilung Sachsens verhindern und zu diesem Zwecke einen hervorragenden Diplomaten zu er morden versucht. Durch Zufall sei er daran verhindert worden. Als Napoleon von der Insel Elba znrückgekehrt war, verkaufte der Gutsherr v. d. Sahla seinen Besitz an seine Schwester und reiste nach Paris. Am 6. Juli 1813 führte er abermals einen Mordversuch ans den verhaßten Korsen aus nnd zwar im Gebäude des gesetzgebenden Körpers. Er führte zur Ausführung seines Vorhabens stets Knall silber mit sich. Beim Schlendern desselben glitt er aus und fiel auf die vier Kugeln Knallsilber in seiner Tasche. Diese explodierten und der Unglückliche wurde schwer verletzt und entstellt. Erst der Einzug der Verbündeten befreite ihn aus seinem unterirdischen Gefängnisse. Waren auch seine Wunden geheilt, so blieb er doch ein gebrochener Mann. Am 5. August suchte er sich in der Seine zu ertränken. Er wurde gerettet und in ein Krankenhaus gebracht. Hier starb er am 28. August. Einige Deutsche, die ihn kannten, bestatteten ihn zur Ruhe. Mit ihm erlosch im Jahre 1813 der Mannesstamm dieses altsächsischen Adelsgeschlcchtes. *j Nach Bernh. Müller, Heimatkunde von Svhland an der Spree. Woas a oalberner Hund und a verhoastes Weibsn oalles oarichtn könn'n Von Hans Semper, Chemnitz De Posselt-Schneidern Hotte amol grüße Wäsche. A Teel log no of'n Vleechplanl, und.'s annere hott se schon ufgehängt. De Hiehner woarn hotte oalle eigesparrt — sonst hätt se ja woas schienes derlabn könn'n. Sie hottn ihr Jörtel a dar Goarteneck hinnerm Holzhaufn. Posselt-l Schneider hotte a Droahtgitter dröm und drüber gmacht. Do kvnntn se sich nu frei bewegn und o weiter kenn Schvadn tun. Wie se nu groad wieder an Korbvll Wäsch ufhängn wollt, koam of emol außn an Zaune Hiltschers Nettel har- spoziert. Worüm dar Nettel hieß, wnßt an ganzn Dorfe kees. Sicherlich ne davon, weil ar „nett" ivoar. Sei Aus sahn und sei ganzes Wasn woar oalles annere vals nett. Es woar ganz gemeene Promenadenrasse, ruppch, struppch, kurz — ganz hundsgemeen. An Stammboaum könnt ar glei goar ne ufweisen. Schneider-Jusl, dar keene Ahnung vo Familchenforschnng, Ahnengalerie, blauem Blut und Heraldik hotte, meente amol zo Hiltschern, ar — dar Nettl nämlich — hätte a unfern Dorfe keen Stamm boaum, ar blieb be jedn xbeliebchn Bvaume stiehn, manch mal v be cnn Stakeet oder Stroaßnsteen, wenn ar — nu ihr wißt schon! An jedn Roadfvahrer bellt ar oa, durch ane jede Haus tür huscht ar of a poar Minuten, stänkerte überoall röm, macht irgend a Malör und verschwand örscht oallmol, wenn ar ees of'n Buckl krigt. Dernv macht ar an Gaukser und broacht sich a Sicherheit — und hotte a dar nächsten Vörtekstund schon wieder.ane anere Schandtoat of'n Ge wissen. Doas woar nu vo Nettln an ganzn Dorfe bekannt, und dar Posselt-Schneidern stieg nu schon de Goalle huch, vals se doas Luder su unschuldch roakommn sog. Doaß doas kee gut Ende nahm'n wörd, könnt se sich schon denken. So pvaßt se nn uf, rvu ar hiemachte. Nettl stieß a poarmvl mit senner Schnauze uf'n Bodn, niest amol zur Oabwechs- lung, kollert s'ch drei—viermol an Grvase röm, stund wie der uf und guckt mit an Feldherrnblick durch'» Zaun über's ganze Vleechplanl. Eh ar wetter ging, beschnuppert ar nv an Zaunlatt. Derno driäht ar s'ch röm und Hub 's Been, vals wollt ar dan Stück Holz ees mit dar linkn hinneren Pfvte versetzen! Dann macht ar mit senn zwee Hinner- vecn lauter Kroatzfützl, aber rückwärts, oals wenn ar soin wollte: „Posselt-Schneidern, Ihr könnt Euch amol mennen oalleräußerschten Hinterbuckl vasahn!" 's woar ock gut, doaß de Posselt-Schneidern de Hundesproach ne ver- schtand! Nu trollte mei Nettl wetter, und woar of emol nenne zo sahn. De Wvaschfrau meent ne anners, vals ar wiär zo Hiltschers nüber g'rückt, und macht s'ch wieder an ihre Wäsche. Unnerdassen mußt se amol noch'n Möttchassn sahn. Sc woar groad über n Abernabseegn — do macht» de Hiehner of emol an töchtchn Spektakel, flugn of'n Stengl, gackert» ganz ängstlich und schlugn mit'n Flügeln. De Posseltn oahnte schon nischt Guts, setzt hortch 'n Aberntoop wieder of'n Ofen und lief geschwind of'n Hiehnerstoall zu. Do sog se o schon de Bescheertch: Nettl stund mit'n unschuldchstn Gstcht vo dar Walt möttn an Hiehnerstoall und wackelte mit dan Stück, woas be annern röchtchn Hundn dar Schwanz heeßt. Sei Maul feixte förmlich vor Schlanheet. Weeß dar Kuckuck, wie dar dort reig'kommen sein mocht. Jednfoalls Hot ar wie oalle Dummschlann of dar Walt wieder amol irgend a Loch g'fundn, doaß ock ja senne ge- wichtche Persönlichkeet überoall mit zogeegn sein könnt. De Posselt-Schneidern sog 'n schon von weitn und pirscht s'ch an Hiehnerstoall rva. 's woar ne su leicht,- denn se mußt ock sahn, doaß se *e of ihre gebleechte Wäsche troat. An Loatsch fGrößc 44j hielt se schon a dar Hand. Glei könnt se 'n Nettl uf de Nähte röckn. Do versog se sich und stem pelt a schienes weißes Damasttischtuch mit ihrem raichten Fuß. Nettl woar natürlich schulde Do fuhr Lhr's zon Munde raus: „Du elender Racker, du Mistvieh of Gott's Aröbodn, ich joi dersch Masser an Ranzn, wenn ich dich derwisch!" Und derbei macht se 's Hiehnertürl uf und woarf ihre Handgranat no dan oarmen Nettl, dar a senner Angst goar ne wußte wohie. Dar Loatsch troaf aber nu goar ne 'n Sünder — 's is ja ömmer su of dar Walt —, sondern a nnschnldches Hiehnl, doas von Stengl ronnerflug. Doas sing nn glei oa zo hinkn, und die annern Hiehnl prote stierten' gegn diese Roheet ihrer Futtermeestern mit an eestimmchn Gegacker. Nettl oaber noahm dan Augenblick woahr nnd saust dar Posselt-Schneidern zwischn ihre Beene durch direkte mang of de noiwoaschne Wäsche zu. Mocht sein, doaß ar vo dar grnßn Fülle dar wcitzn Unschuldssoarbe geblendet wurde, ar, dar sonst so Schlaue, fund ötz goar kenn Oaus- ivaig nnd saust kreuz nnd guar über die ausgeljete Wäsche dohie. De Posselt-Schneidern woar ganz rut vor Wnt. Se woar su veranlagt, doaß se über oalle vernünftchn Wasn au Dorfe Herr wurde. Und nu koam su a unvernönftches Tier, nnd vo dann sollt se sich a dar Nvase römfiehra lvassn? Doas ging ihr Uber de Hutschnur. Woas dar Nettl oalles fer Toapse machte, tonnt se goar ne sahn. Se hotte do o Wäsche ufgehängt, und die versperrte ihr de Aussicht. Sn koam's, doaß se ock vab und zu a Poar Hundebccne drunter wegpfuschn sog. Do blieb se zo oalln Unglück no § an Tierl von Hiehnerstoall mit'n Rock hängn und schlaatzt sich a grußes Loch nei. 's woar zwvar a Rock zon Wasch- ! fest, aber immerhie: sollt se nu an bessern zon Woaschn