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1. Äpril (Gstermond) 1928 S. Jahrgang Nr. 7 Gescf)icr)ie ^Kunst, Literatur Drucf u.VenIog.Alwin Marx (Inh. Otto Marx) Südlaufttzer Nachrichten, Reichenau, Sa Mitteilungsblatt der Gesellschaft fllc'Anthropologis und (Urgeschichte dec Gberlausih-Dautzsa, der Mittslstelle für Heimatforschung im Mark graftum Gberlausitz (Bautzen, Stisberstrape 3S), der Gesellschaft für Heimatkunde Hoyerswerda, sowie des Verbandes „Lujatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsvereins der Gberlaufih. Hauptschristleitung Gtto Marx, (Reichenau, 6a., unter Mitwirkung bewährter Heimatjchristftellsr. Manuskripten ist (Rückporto beizufügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. (Unberechtigter Nachdruck aus der „Gbsrlausitzsr Hsimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewerbebnnk und Girokajjs Reichenau Nr. 1ö. Gbsrlausitzer Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lredit-Anstalt, 2ittau. ^?eimaikunöe Schnistleitung und Geschäftsstelle sü Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr 2IS Versand „Lufalia". Mittwoür, den l 8. 6pril, um 16 Ubr in der vabnbokswirtscbakt Livau: vesprschung der Vorträge des ver gangenen ^Vinters. vescklutz der Vertreter Versammlung: Vie Vereine sind verptlicbtet, ikren Vertretern bei allen offiziellen Vertretungen Tagegelder und Reisekosten okne beson deren Antrag zu gewäkren. Oer Vorstand, vr. O. Weder, Vorsitzender. Ein Lausitzer tzeimatkünstler In den letzten Jahren, nicht zuletzt unter dem Einfluise des Krieges, der uns ans unsere nächstliegenden Schätze zurückführte, ist erstaunlich viel geschehen zur. Förderung der Heimatliebe nnd des Heimatstnnes. Es würde eine er freuliche Statistik ergeben, könnte man einmal einwand frei feststellen, wie sich bei sehr vielen Leuten die Kenntnis der Heimat erweitert hat. Es gab eine Zeit, wo man sich mehr für das Ausland interessierte, als für die engere Oeimat, ja, und es gibt Leute, die in Hindostan und West indien besser bekannt sind als in der nächsten Umgegend. Wenn hierin eine Besserung eingetreten ist, so danken wir das neben der Arbeit der Schule den verschiedensten Volks- bildnngsvereinen und der Volkshochschule. Unsere Lausitz gehörte auch zu den Landschaften „da hinten", und doch, gerade weil sie so reich gesegnet ist mit landschaftlichen Schönheiten, Hütte sie eine wärmere Liebe verdient. Darin ist ein erfreulicher Wandel eingetrcten. Man kann sich davon bei den verschiedensten Gelegenheiten überzeugen. Eng damit hängt zusammen die gesteigerte Wanderlust. Sie vermittelt ja in erster Linie dem suchen den Auge die Reize in Feld nnd Flur. Immer wird es ein sonniges Genießen sein, wen» durch das Lichtbild, durch die Photographie, durch das Gemälde usw. sehenswerte Punkte uns in die Erinnerung zurückgerufen werden. Ein Meister der Reproduktion ist der Zittauer Studien rat Adolf Schorisch. Er ist Zeichenlehrer an der Gewerbeschule. Längst ist er weitestes: Kreisen bekannt durch seine Vortragsabende. Er geht von der sehr richtigen Erkenntnis aus, daß Heimat vorträge wenig, aber Charakteristisches bieten müssen, wenn sie nachhaltig wirken sollen. Seien wir ehrlich: auch der schönste Lichtbildervortrag hat keine anhaltende Wir kung. Man merkt sich zwar einiges, verleibt es dem Ge dächtnis als wertvolles Glied ein, doch wird es von dein Vielerlei nur zu leicht erdrückt. Damit soll nichts gegen die sonst übliche Art der Vorträge gesagt sein. Richtig ist jedenfalls, daß alles fester haftet, was man vor seinen Augen entstehen steht. Die Phvtographie bannt erstaunlich viel auf die Platte, das Auge blickt über mancherlei hin weg, nur zu oft über Wichtigkeiten. Man kann an sich selbst die Erfahrung machen, wenn man etwa versucht, nach einem Bilde etwas nachzuzeichnen. Ganz andere Wege geht Schorisch. Er zeichnet in seinen Borträgen vor den Augen der Zuschauer. Sie sehen das Bild werden, sie verfolgen die Eigenheiten des Gegenstandes oder der Landschaft, die sonst leider nur zu oberflächlich zu Bewußtsein kommen. Sv erhalten seine Gäste einem Gesamteindruck, der sich in seinen Einzelheiten tief dem Gedächtnis einprägt. Gewiß, das Zeichnen ist eine schwere Kunst, aber Schorisch weiß sie anreizend zu gebrauchen. Auch die ungeübteste Hand vermag der seinen zu folgen und immerhin ganz erfreu liche Erfolge auf das Papier zu zaubern. Einzelheiten ver meidet er, solche, die nicht zum Wesen gehören. Dadurch wird alles überflüssige ferngehalten, die charakteristische Linie wirkt mit aller Wucht auf den Beschauer. Schorisch ist ein Künstler, der weiß, wonach das Volk im weitesten Sinne hungert. In wenigen Minuten belebt er die tote Wandtafel, in letzter Zeit mit größtem Erfolge das Tvnpapier. Er ist nicht nur ein Zeichenküustler, son dern auch ein Meister der Farbe. Man muß ihn nur ar beiten sehen! Wie feine Effekte weiß er da anzubringen! Und wenn er so ganz seinem Werke lebt, da verstummt