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Stile erbaute Begräbniskapelle mit einer nach oben führenden malerischen Holztreppe. Wie eine Jahreszahl andeutet, wurde die Kapelle mit ihren runden, in Blei gefaßten Fenstern Anno 1823 erneuert. Neben dem Eingänge zur Begräbnis» Kapelle ein 2 m hoher Gedenkstein. Auf ihm liegen ein Helm, ein Seitengewehr und eine Flinte. Er trägt die Inschrift: Zur Erinnerung an Gustav Hermann Hartmann, Soldat bei dem 103. Inf.-Reg. 3. Bat. 10. Komp.; gest. im 22. Lebensjahr am 16. Sept. 1870 im Feld- lazareth Nr. 9 zu Douzy an seinen in der Schlacht bei Sedan erhaltenen Wunden. Leicht sei ihm die Erde! Gewidmet von seinen tiefbetrübten Ellern und Geschwistern in Cunnersdorf. Westlich von der Kapelle liegt eine Grabstätte mit 3 Gräbern, die von einem meterhohen eisernen Zaun umgeben ist. Es ist die Ruhestätte der Familie des früheren Gerichtsdirektors und Advokaten Häntzschel zu Hohnstein. Jedes Grab ist mit einer großen Steinplatte bedeckt. Das 1. Grab trägt die Inschrift: Gustav Adolph tzaentzschel, Stadtrichter und Advokat aus Sebnitz, geb. zu Hohnstein den 17.7.1807, gest. im elterlichen Hause zu Hohnstein den 2. 3. 1842. Iugendkraft — und doch geknickt, Eng vereint — und doch entrückt, Schwerer Kampf — und doch in Frieden, Fern uns — und doch ungeschieden. Das 2. Grab: Gotthold Esaias Häntzschel, gew. Gerichtsdirektor und Advocat in Hohnstein, geb. zu Schandau den 6. 6. 177S, gest. zu Hohnstein den 1. Sept. 1846. Ruhet nun — nach langem Arbeitstage Bei verwandtem Grabe müde Glieder, Hier nur tänt der Trennung sanfte Klage. Droben schließt der traute Kreis sich wieder. Das 3. Grab: Henriette Caroline verw. Gerichtsdirektor Häntzschel geb. Ientzsch, geb. zu Lohmen den 1. 11. 1784, gest. zu Hohnstein den 28. 1. 1860. Ist jeder Kampf vorbei, Die Thräne ausgeweint, Dann ist das stille Grab, Das alle sanft vereint. An diese Grabstätte schließt sich nach Westen hin die Begräbnis stätte der Frau Kantor Druschky an. Der Hohnsteiner Gottesacker enthält u. a. noch eine An» zahl malerische Holzkreuze, wie wir solche häufig noch in der wendischen Pflege finden. — Sowie die Schandauer Straße den Höhenrücken erreicht hat, öffnet sich den Augen ein präch tiges Panorama. Aus der Ferne grüßen der Thomaswald bei Nixdorf.Sebnitz und der kegelförmige Rosenberg bei Tetschen, das Gebiet der Winterberge und der wildromantischen Schramm» steine bei Schandau, aus nächster Nähe der interessante Sickels» berg bei Gosdorf. Die Straße senkt sich nun ununterbrochen, dis sie nach anderthalb Stunden die Sohle des Polenztales erreicht hat. Sie führt durch den herrlichen Tiefengrund, eines der schönsten Täler der Sächsischen Schweiz, leider noch immer nicht genug gewürdigt. Ganz entschieden gehört eine Wanderung durch den Tiefengrund zu den schönsten in ganz Sachsen. Dor 110 Jahren schrieb Götzingen über ihn: Der Tiefengrund ist eines der interessantesten Felsentäler der Sächsischen Schweiz, im Borderamie Hohnstein, in seiner oberen Hälfte vom Grundbache, in der unteren von der Polenz gebildet, welche die erstere unter dem hohen Felsen vorsprunge, der Brand genannt, aufnimmt. Der Grund erstreckt sich von der Grundmühle, wo zwei sich vereinigende Wässer den Grundbach bilden, über 1 '/i Stunde lang in mehrmals gebogener, überhaupt aber südlicher Richtung bis zur Porschdorfer Mühle hinunter, wo die Polenz nach ihrer Verbindung mit der Sebnitz den Namen der Lachsbach an nimmt. Der Grundbach stürzt sich in zahlreichen Kaskadellen, oft auch unter Steinblöcken gänzlich verborgen, in dem rei zenden Tale hinab, dessen hohe Felsenwände westlich mit Nadelholz, Buchen und Birken bekleidet sind, häufig die groteskesten Bildungen zeigen, und oft, bei ihrer über hängenden Richtung den Wanderer um sein Leben bange machen. — Nahe bei einem Fußsteige, der östlich nach Waitzdorf hinaufführt, stürzt im dichten Erlengebüsche der Bach in ein weites, natürliches Steinbassin hinab, welches das Bad der Diana genannt wird. Weiter unten erinnern zwei Sensen, ein Kreuz und die Jahreszahl 1699 im Felsen an den Zweikampf zwischen zwei jungen, eifersüchtigen Bauernburschen, deren einer tot blieb. — Am Ende des Tiefengrundes, der Bereinigung beider Flüßchen gegenüber, erhebt sich der, eine große Höhle enthaltende hohe Freyns- berg, und links die schwer zu ersteigende Reihe von Felsen, die Ochelwände bei Rathmannsdorf genannt. Das Tal wird immer weiter und geht bei Wendischfähre ins Elbtal aus." — Die einzige menschliche Wohnung im Tiesengrunde ist die idyllisch gelegene Grundmühle, ein bescheidenes Einkehrhaus, in dem ich eine längere Rast machte. Die Grundmühle ist ein alter Bau, sie wird jedenfalls noch aus der Zeit des 30- jährigen Krieges stammen. Im Hausflur ist noch ein alter Herd mit Rauchsang zu sehen, aus jener Zeit stammend. In der Schankstube liegt das Dereinsorgan des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz aus, die Zeitschrift „Uber Berg und Tal". Auch die neue Wegekarte des genannten Vereins hängt zur Orientierung an der Wand. Im Tale abwärts wandernd, mußte ich wiederholt voll Bewunderung stehen bleiben. Die Landschaft wird immer romantischer. Es schien da und dort, als wollten die Felsen nach oben gar kein Ende nehmen und dort wieder, als müßten sie jeden Augenblick über uns Zu sammenstürzen. Streckenweise ist das Gefälle der Straße so stark, daß Warnungstafeln den Fahrenden darauf aufmerksam machen, um Unglück zu verhüten. Das Wasser des neben der Straße hüpfenden Grundbaches macht oft recht tolle Sprünge über und um die vielen Felsenblöcke, welche das Flußbett füllen. Wiederholt schäumt der Gebirgsbach wild auf. In der Nähe des Stufenweges, der aus dem Grunde hinauf zum Brande führt, stürzt tosend von den Abhängen der gegenüber liegenden Talwand losend ein kleiner Wasserfall. Riesige Tannen recken sich empor. In unmittelbarer Nähe der Frinz- talmühle mündet der Tiefengrund im Potenziale. Unterhalb der genannten Mühle zweigt links von der Schandauer Straße der durch das Tal der Sebnitz führende Weg nach Station Porschdorf und Kohlmühle ab. Diesen schlug ich jetzt ein, um am Fuße der Ochelwände talaufwärts zu wandern. Die Szenerie der Landschaft ist so schön und wechselvoll, daß man unwillkürlich wiederholt stehen bleiben muß, um all die herr lichen Bilder aufzunehmen. Das Sebnitztal hat wieder seine besondere Eigenart. Die Sebnitz bildet wiederholt kleine Wasserfälle. Hie und da verschwindet sie hinter riesigen Fels blöcken und macht kühne Krümmungen. Die Felsen, welche das untere Sebnitztal einengen, erscheinen vielfach burgartig. Nach einer kurzen Rast im Gasthause und Restaurant „Zur Kohlmühle" fuhr ich dann mit dem nächsten Zuge bis zur Station Ulbersdorf. Die Bahn bringt uns an der so idyllisch gelegenen Bullermilchmühle und am Gosdorser Raubschlosse vorüber. Ihnen wollen wir nächstens einen besonderen Besuch abstatten. Oberhalb der Buttermilchmühle führt bei Ulbersdorf die Bahn mitten durch einen Felsen, von dem die Überliefe rung berichtet, daß er in vergangenen Zeiten eine Burg ge.