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sonderheit des Ortes deutlich beweisen. Wir bedauern es aber, daß dieses geheiligte Fleckchen Erde dem Pflug zum Opfer fiel und möchten fragen: Mußte das wirklich geschehen?" Hoffentlich bietet das Gesetz für Denkmal- und Naturschutz, mit dem sich kürzlich der Landtag befaßt hat, endlich eine Handhabe, die Zerstörung solcher vorgeschichtlicher Stätten ein für allemal zu verhindern. Wittichenau. (Fa st nacht bei denWenden.) Wenn in hiesiger, vorwiegend katholischer Gemeinde die Fastnachts feier zu Ende ist, dann erst rüstet man sich hierzu in dem benachbarten evangelischen Dorfe Spohla. Unter dem Bor antritt der Musik (6 Mann) zogen Donnerstag nach Fastnacht vormittags die Burschen in Zivilkleidung, nur drei waren maskiert, von Haus zu Haus, um zu zampern. Reichlich waren die Spenden an Lebensmitteln (Butter, Brot, Speck, Wurst, Eier, Getreide), die sie erhielten. Was sie nicht selbst in der Schenke verspeisten, wurde verkauft und der Erlös zur Deckung der Kosten verwendet. Abends vergnügte sich die Jugend beim Tanz. Am Freitag vormittag bewegte sich ein Maskenzug von etwa 30 Teilnehmern durch das Dorf, man „zamperte" weiter. Nachmittags um 4 Uhr versammelten sich Burschen und Mädchen in der Schenke zu einem gemein schaftlichen Umzuge durch die Straßen des Dorfes. Die In strumente der Musiker zierten bunte Bänder. Die Burschen trugen in der Hand einen Strauß aus Birkenreisern, umwun den mit einem bunten seidenen Bande. In ihren weißen Häubchen sahen die Mädchen allerliebst aus. Während des Zuges wurde an vier Stellen Halt gemacht, um einige Touren zu tanzen. Reges Interesse brachte man allseitig den jungen Leuten entgegen. In der Schenke angelangt, ging es rasch wieder zum Tanzboden. Nur einige Touren, dann entledigten sich die Dorfschönen ihrer Schuhe und Strümpfe, flott ging es „auf eigenem Leder" — wie sparsam — bis zur frühen Mor genstunde. Es tut nichts, wenn auch ein starker Holzsplitter von der Diele in der Fußsohle stecken bleibt; er wird rasch entfernt und weiter geht der Tanz. Sonnabend ist große Ruhepause. Sonntag nachmittag fand der gleiche Umzug mit den Mädchen wie/am Freitag mit darauffolgendem Ball statt, an dem sich auch die Verheirateten beteiligten. So wird die Fastnacht auf dem Dorfe gefeiert! Nieda, 22. Februar. Zum Abbau der Niedaer Heiden st eine. Auf dem Wege nach Radmeritz begegnet man unweit von Nieda am Südabhange der „Hainmauer" de» „Hei den steinen", einer Gruppe mächtiger Basaltfelsen. Sie sind für den Naturfreund höchst interessant, weil sie die dem Basalt so eigene Säulenabsonderung ausgezeichnet dar bieten. Der Bolksmund meint, hier kämen die Steine wie die Fleischwürste aus einer Fleischmaschine. Schon in vor christlicher Zeil mögen diese Steine den Bewohnern des Wittig- tales Anlaß zur besonderen Beachtung und Verwendung ge geben haben. Eine Sage weiß zu berichten, daß hier bei den Felsen die heidnischen Wenden ihren Göttern geopfert haben, weshalb man auch diese Steine späterhin Heidensteine nannte. Eine weitere Sage will wissen, daß einst hier die „Heimchen" (Wichtelmänner) als Schlosser und Schmiede in unterirdischen Häusern gehaust haben. Bei den Felsen rauchten ihre Feuer essen. Auch hörte man von dort das Pingpang ihres fleißigen Tuns. Fleißigen Leuten waren sie sehr zugetan. Legten solche ein Andenken ihrer Person auf die Felsen, so lag am andern Tage ein schönes Gegengeschenk der Heimchen da. Die Faulen beehrten sie dann stets mit Asche und Schlacke. — Oben an den Heidensteinen ist ein stilles Plätzchen für schöne Sommer stunden. Bon hier aus kann man Niedas Gegend so recht ungestört genießen. — Jetzt will Menschenhand das für Natur- und Heimatfreunde so wertvolle Natur- und Kulturdenkmal abbrechen, um billig Steine für die Straßenausbesserungen zu bekommen. Ein kleiner Fels ist bereits verschwunden, einem größeren geht man jetzt zu Leibe. Es wäre höchst bedauerlich in Hinsicht auf den Heimatschutz, wen» die Heidensteine nun mehr verschwinden würden. LVas Kreuz am Wese ein Kreuz am Mejsnwegs ^^Swischen Dorf und Waldessaum. Niels gehn, wie ich, vorüber, Wenige beachtens kaum. Neigt ein müdes Haupt zum Sterben, Schließt ein Mund zum Schweigen sich. „Liebend — also stsht's geschrieben — Liebend opfertest du dich!" „Liebs war des Meisters Streben, Liebs war sein erst' Gebot, Liebs war sein ganzes Leben, Liebe war jein schönster Tod l" Der es schrieb, in Liebessehnen Wohl, ist längst nicht mehr . . . Liebe — ach in unssrn Tagen Wird sie immer seltener. Muß ein Weilchen drum verweilen. Drängt die Pflicht auch noch so sehr, Liebe, ach, es will mir scheinen. Gibt es überhaupt nicht mehr! Kinton Warneiborf Buchbesprechungen Wanderung über den Taucherfriedhof in Vautzen. Eine wertvolle Abhandlung von Pfarrer Große. 3m Verlag der eo-luth. Kirchgemeinde St. Petri in Bautzen erschien kürzlich diese sehr interessante Abhandlung von Pfarrer Gottfried Große. Sie ist in jeder Buchhandlung zum billigen Preise von 0,75 Mk. zu haben. Unsere Heimatliteratur, und namentlich die chronikale der Stadt Bautzen, steht sich in dieser sehr gewissenhaften und übersicht lichen Arbeit von Pfarrer Gottfried Große um einen schönen, dauernden und sehr wertvollen Beitrag bereichert, dem unbedingt jeder Bautzener, insbesondere aber die eingesessenen Familien und nicht zuletzt jeder Kunstfreund vollste Beachtung entgegenbringen müßen. Dem Verfasser kam es weniger darauf an, eine zusammen hängende Geschichte des Taucherfriedhofes, dessen Name eng mit dem Taucherwalde in Verbindung steht, zu schreiben, wie wir sie sehr ausführlich in der Stadlchronik von Richard Reymann finden, als vielmehr das zu behandeln, was noch heute bei einem Gang Uber den Friedhof augenscheinlich ist. Trotzdem sind geschichtliche Angaben, soweit sie hierbei in Zusammenhang stehen, nicht unter lassen worden. Wir reihen hier, um den Inhalt zu skizzieren, noch die Kapitelüberschriften an: Worin besteht die Schönheit unseres Taucherfriedhofs? — Die ältesten Denkmäler — Die Franksche Gruft — Heimatgeschichtlich bedeutsame Denksteine — Das Stofs- regengrab — Der Mordstein — Die Schiffe aus den Denkmälern — Charakteristische Inschriften — Die Sinnbilder und ihre Bedeutung — Woran erkennen wir das Alter der Denkmäler? — Denkmäler aus neuer Zeit — Der Ehrcnhain — Der sogen. Russensriedhof — Das 1813 er Denkmal und der Garnisonsriedhos — Dir Taucher kirche. Hans-Christoph Kaergel: »Heinrich Budschigk". Roman. 282 Seiten. Eugen Diedrichs Verlag, Jena. Broschiert 5.50 Mk., Leinen 8.50 Mk. Heinrich Budschigk ist ein schlesischer Bauernjunge aus der Gegend von Görlitz. Der Sohn eines in all seiner Trunken heit wunderlichen und harmlosen Vaters, ist er selbst ein wunder licher Kerl. Wir erleben sein schmerzvoll schweres Reifen durch viele gute und schlechte Dinge dieser Welt zum Mann und zum einsamen Menschen. Und sein Leben lang ist Heinrich Budschigk ein Gott sucher, ein Ringender um Gott. Das harte „Du sollst!", das die Mutter aus der Bibel liest, das paßt ihm nicht zu Golt, denn Gott mutz lieb und freundlich sein. Ja, gibt cs überhaupt einen leben digen Gott? Er sucht ihn in Gebetbüchern und in der Kirche zu Zausche, er sucht ihn in der Natur und bei den Menschen, im Wirts haus und in der Einsamkeit. Aber immer, wenn er denkt, er hat ihn gesunden, kommen die Zweifel. Und so treibt es ihn ruhelos durch die Welt, und die Menschen halten ihn für verrückt. — 3n Hans-Christoph Kaergel ist dem alten Gottsuchrrland Schlesien ein neuer Dichter vom Geiste seiner Mystiker erwachsen. Die Sprache des Buches ist schwer und blühend und voll herzwarmer Arik, atemlos lauschen wir ihr bis zur letzten Seite, zum letzten Wort. Recht vielen besinnlichen Menschen ist es in die Hand zu wünschen. Rudolf Krenz.