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Frisch und froh ertönt ihr Lied, und in ihrer Mitte halten sie in Reih und Glied stets aus gute Sitte. Ruhen sie im Walds aus, müd' und matt vom Gehen, kann man von dem Frühstücksschmaus nichts von Resten sehen. Daum und DILte, Wies' und Feld schonend sie betrachten, freuen sich der schönen Welt, jeden Wurm sie achten. Treuer Freundschaft enges Dand eint dis jungen Leute, und so ziehen sie durchs Land, aller Menschen Freude. Abends kehren sie zurück, neu gestählt fürs Leben, Wandervögel! Zugendglück, was kann's Echön'res geben? Emil M-Pnor, Krcijcho. Vorfrühling Ich möchte jetzt einmal dis alten, lieben Heimatwege gehen! An Feldern vorüber, dis noch ein bißchen wintsrgrissgrämlich drein schauen und an solchen, wo der Landmann, mit blitzblankem Pflug, das alte verschossene Erdsnkleid auf neu wendet, daß es in frischem Draun sich ausbrsitst. Vorüber an keimender, sprossender Saat, die sich, zag noch, in den kommenden Frühling tastet. Da fliegt wohl über dis Fsldesbreitsn die erste Lerchs und singt. D, du wundersames, herzerwscksndes Lerchenlied, du bist ein singendes Deten in den blauen Himmel hinein. — Dort am Erlenbujch, bei der pitschnassen Wiese, sehe ich nach den silbergrauen Weidenkätzchen und finde dazu die grüngoldenen Schwänzchen der Haselnuß. Die Lrlsnsteäucher haben ganz dicke DlattKnospsn, die feinen Sweigs sind biegsam in erster Zugendsrijche. Der schöne, blaue Märzsn- himmel mit den weißen, ziehenden Wolken guckt in den Erlenbusch und der Sonnenschein ist richtig zu Besuch gekommen. Das sind Feststunden, Norfrühlingessiern. Im Erlenbujch sängt es an leben dig zu werden, und mit jedem Tag wird es immer schöner darin. Ich möchte jeden Tag zu ihm gehen, ihm auf die braunen Swsig- fingsr gucken und Nachsehen, ob nicht schon dis weißen Anemonen da sind, die ein bißchen frierend noch, wie zarte Hemdenmätzlein auf dem Doden stehen. Bei dec alten Eiche, dis wie eins ehr würdige Großmutter in die Kindsrschar zu ihren Füßen schaut, gibts Veilchen. Sie verraten sich schon durch ihren Dust und wenn man hinkommt nachzusehen, ist ein blaues Wunder geschehen, unzählige Veilchen sind erblüht. Dann summen ein paar Disnchsn von Dlüte zu Dlüte und man merkts ihnen an: Sie haben ein Vsilchsnräuschchen. Ein Mückenjchwarm wagt sein erstes Tänzchen. "Za, es ist schön und vergnüglich im Erlenbusch zur Vorsrühlingszsit. Die liebe, warme Sonne streichelt all die schönen Frühlingsboten mit leisen Händen. Es sind ihrs kleinen Kinder, dis ersten, die sie dem neuen Jahrs geschenkt hat. Da mag schon oben in den Daumwipfeln die alte Krähe krächzen, sie kann dis lichte Vorsrühlingssrsude nicht niederschrsien. — In meiner Heimat, im Erlenbujch wie schön mag es da wieder sein l And ich sitze im Stadthaus und sehne mich und kann doch nicht hingehen, — Vorsrühlingszsit und Sehnsucht, das ists, was auch ein altes Herz noch immer spürt. Marg. Reichel-Karsten. Oberlausitzer Schnurren dem Bahnhofe in Plauen im Bogtlande steht der I Geheime Schulrat Grüllich, ein bekannter Schulmann aus der Oberlausitz. Da hört er, wie hinter ihm ein Lausitzer Leinwandmann, die „Leimdhucke" auf dem Rücken, in unverfälschter Oberlausitzer Art zu einem Manne so recht als „Aberlausitzer Edelroller" mit seiner „Well- blechzunge" quirlt: „Sahn se, doas woar ock asu!" worauf sich der Geheimrat herumdreht und in seiner jovialen Weise spricht: „Heh, da finde ich ja gar hier im Bogtlande einen Landsmann, ich bin nämlich auch Lausitzer". Da klopft ihm der biedere „Leimdmann" hocherfreut aus die Schulter und entgegnet: „I nu, doa könn'n mer ock glei Du soinl" (Eine heitere Episode, die er uns damals jungen Lehrern mehrmals erzählt hat.) * * * Ein biederer Kutscher aus der Oberlausitz, der nur einen Fehler an sich hat, nämlich den, daß er gar arg stottert, be kommt eine Stelle als Droschkenkutscher in Dresden, worüber er sich unbändig freut. Hier ist der Aberlausitzer Edelroller mit seiner Wellblechzunge, der 's R und 's L weit hinten hat, unter seinen Kameraden überaus beliebt. Namentlich einer von den Dresdnern hat ihn ganz besonders in sein Herz ge- schlossen, und die beiden halten nun fest und treu, wie sich's unter Droschkenkutschern geziemt, zusammen. Eines Tages sitzen sie bei einem Schoppen Bier im Bahnhofstunnel bei sammen, um sich von des Tages Last und Mühen zu erholen. Bald befinden sich beide in einem flotten Gespräch, nur beim Lausitzer will es infolge seines Stotterns gar nicht so recht in Fluß kommen, sondern es geht recht holprig. Da fragt ihn im Laufe des Gesprächs, wobei der Oberlausitzer oft infolge der Anstrengung, eine Silbe herauszukriegen, einen ganz zinnoberroten Kohlrabi bekommt, der Dresdner: „Nu, sag' mal, ist das schon immer so, daß du so sehr stotterst?" woraus der Lausitzer erwidert: „N — n —nee, bloß wenn'ch r—r—r— räde (rede). — Wie das unter guten Freunden und Kameraden so üblich ist, geraten beide mit einander in heftigen Streit, während dessen der schon ganz violett angelaufcne Oberlausitzer Lands- mann dem Dresdner in seiner Erregung zusprudelt: D —d — du bist ein ganz g —großer Lu-Lu —Lu—Lump!" Darauf schreit ihn der Dresdner an: „Willst du das gleich zurücknchmen?" Aber der Lausitzer, bei dem die Ruhe schon langsam zurückgekehrt ist, spricht seelensruhig: „D—doas füllt mir g—g—-groade eisoarlln; ich bi früh, doaß ich's r—r—r— raus hoa!" * * * Der so sehr stotternde Lausitzer Droschkenkutscher hält mit seinem Gesährt am Neustädter Bahnhof in Dresden. Er ist eben mit seinem edlen Roß sanft entschlafen und macht aus dem Bock sein Nickchen. Da kommt eiligsten Laufes ein Reisender daher, springt in den Wagen und ruft: „Fahren Sie mich so schnei! als möglich nach Kreuzstraße 10." Der so jäh aus seinem süßen Traum gerissene Oberlausitzer — er träumte eben von seiner lieben Gustl in Aber-Udertz (Ober oderwitz) - schlägt auf die Rosinante ein, und fort gehts in gestreckten Droschkcngalopp nach der Kreuzstraße. Nach eini- ger Zeil ist man angelangt. Der Kutscher hält, man ist am Ziele. Der Reisende steigt aus und zahlt. Er schaut nach der Hausnummer und sieht, daß der Kutscher statt bei Nr. 10 bei Nr. 30 gehalten hat. Er schimpft und wettert gegen den Droschkensührer, ob er denn nicht hören könne, er habe gar keine Zeit und habe doa) laut und deutlich Nr. 10 verlangt. Darauf erwidert in aller Ruhe der Kutscher: „3 —i — ich brachte hier ä — ä-^ärscht'sB — B-B —Brr! raus." N-k. Aus den Heimatvereinen H«rrug s«r Sem Zadrerverlcht i-r§ Ser kumvoiatvelelttr 5eifve«»errüstt Seit Gründung des Vereins sind 55 Jahre verflossen, eine lange Zeit friedlicher, gesunder Entwickelung. Aufgabe des Vereins wird es auch weiterhin sein, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und die Bildung! des Volkes zu fördern. Jetzt gilt es aber vor allem, die gefährlichen Geister der Gegenwart: Mutlosigkeit, Verzagtheit und Willensschwäche zu verscheuchen und durch Borträge und Wan- derungen Heimatsinn und Heimatliebe zu hegen und zü pflegen. Die Zusammenstellung einer Vortragsreihe, die alle Mitglieder befriedigt, allen Ansprüchen gerecht wird und jeder Kritik standhält, wird wohl nie gelingen, weil die Ansichten über dir Güte eines Vortrages bei der ost verschiedenen Einstellung der Hörerschaft auseinanderlaufen.