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„Ade zur guten Nacht, i jetzt wird der Schlup gemacht, daß ich mutz scheiden." Winterüber aber, wenn die langen Abende ums Dors schlichen, suchte man die Scheune oder Bauern stube, wo es licht war. Man ging «zum Lichten" oder «zum Äocken". Die Mädchen spannen und sangen. Die Burschen saßen reihum, erzählten Geschichten, gaben Tiätjel zu lösen, Spiele wurden gemacht und zu letzt ein scöhliches Länzlein gewagt. And die Liebe spann ihre heimlich goldenen Fäden in da» Dorfglück. Doch wo ist heute der Dorfanger? Wo sind heute Volkslied, Volksspiel und Volkstanz? Der Dorfanger ist dem Sportplatz gewichen, das Volkslied dem Gassenhauer, und der Volkstanz? davon wollen wir lieber schweigen. In manchen Gegenden Deutschlands geht man wohl noch zum Lichten, freilich ist es nicht mehr das eine gute Licht, das da nn Dorfe brennt. Das elektrische ^icht ist überall. And jo praktisch es ist, den Sinn für die Gemeinschaft hat es zerstört. Wollen wir nun klagen? Mit nichten, liebe Freundes Wir wollen frisch und fröhlich in der Seit stehen und wollen uns ihr Gutes zunutze machen. ^)a, wir wollen die Dorsgemeinjchaft wieder «zum Lichten" führen. Wir tragen Sorge für einen behaglich hergerichwten Liaum — der Saal im Gasthof, eine Scheune oder ein Gemeindejaal kann es jein —, und wir besorgen einen Lichtbildecapparat oder ein Dorfkino. Aber wir wählen keinen «modernen" oder «modernsten" Film, nein, wir versuchen aus diesem Licht das Geleucht schönster und edelster Freude herauszuziehen. «Vom deutschen Ahein" heißt da vielleicht ein Abend. Ein Kinderchor singt Lieder vom Lthein. Ähein-Sagen, -Geschichten oder -Gedichte werden vorgetragen. And dann zieht der Strom selbst an uns vorüber. And jeder aus dem Dorfe ist dazu willkommen. Mit Ludwig Äichter kön nen wir kreuz und quer durch ^iugendland gehen, den Geist der Liomantik durch Spitzweg lebendig machen, und aus der Heimat schließlich hmeinführen in die weite Welt. Gb die deutsche Dorfjugend nicht Gewinn von sol chen Abenden hätte? C>b wir ihre Herzen damit nicht mehr erfüllten, als wenn wir sie unbekümmert am Schenk tisch stehen lassen, wo sie auf Grchestrion, Grammophon und Kabarett zur Kirmes hören? And ob durch Be reicherung des dörflichen Lebens durch Bibliotheken, gute Antechaltung und gesellige Abende nicht auch der Landflucht zu steuern wäre? Soll ich noch davon erzählen, wie schön es in dem Dors ist, wo gute Musik eine Heimstätte hat, wo ein Dorfquartett gebildet ist, wo man Geige, Sicher und Harmonika spielt, Trompete und Posaune bläst l Oder soll ich vom Lheaterjpielen auf dem Lande reden, von der Lust bei fröhlichen Hans-Sachs-Spielen, vom Stolz der Darsteller, die da wandeln über die Bretter, die die Welt bedeuten, und von dem Glück, das die Abungs- abende vorher schaffen! Soll ich schließlich davon etwas jagen, wie ich einmal sehr ehrsame Bauersleute dazu überredete, mit mir ins Marionettentheater zu gehen, was viel Redekunst erforderte, weil sie sich „eigentlich ein bißchen schämten"? Nein, nein! Nur keine Angst! Wir brauchen etwas von unserm unberührten Kinder sinn, wenn wir die reinsten Freuden genießen wollen. Wir brauchen den Mut vor uns selber, vor den andern und zu unserem Werke. Stolz können wir sein; aber den Dünkel müssen wir ablegen. Da ist Erntefest im Dorfe. Keines darf da fehlen. Alle müssen mit zum Fostzug. Alle zum Volksfest, zum Erntefest mit Erntetanz. O Ich kenne einen großen und berühmten Professor, der in ganz Deutschland bekannt ist. Der macht es jo auf seinem Gute, das er leitet. Da gibts erst einen Fackelzug. Dann werden die Erntekränze überre.cht. Hierauf wird mit großem Mut und größerer Ausdauer gemeinsam getafelt. Im Festsaal gibt es Lichtbilder und Theaterspiel. And dann kommt der Tanz. Da nimmt der berühmte Herr Professor die einfachste „Hofefrau" zur Polonaise. Sie ist glücklich und vergißt ihm das nie. Wir arbeiten miteinander, füreinander, also soll uns auch die Freude verbinden, wie wir in unseres Lebens ganzem Wohl und Weh verbunden sein sollen. Landarbeit — und mag die Maschine noch so sehr hereinkommen — ist mit Stadtarbeit nicht zu vergleichen. Aber ihr wacht der blaue Himmel Gottes und in ihr rauscht der Strom aus den Kräften der Natur. So wird auch das Verhältnis des Landarbeiters zu feinem Brot herrn ein anderes sein als das des Stadtarbeitsrs. Ländliche Feste in ihrem Lharakter als einem Sammeln zur Freude,ganz verschieden von städtisch flüchtigen Ver gnügungen, vertiefen dieses Verhältnis. Der Land arbeiter gehört eben doch ein Stück zur großen Guts und Dorfsamilie. ")e mehr er das äußerlich (Wohlfahrt) und innerlich (Heimatpflege) empfindet, umsomehr wird er erkennen, daß das wahre Glück auf dem Lande wohnt, wo er vielleicht ein Haus (und wär es noch so klein!), Garten, Wiese, Feld sein eigen nennt. And wie sein Arbeitgeber wird er die Scholle, die er mit ihm bear beitet und bebaut, lieben und betreuen. Mit dieser Liebe und Treue wächst er innig an das Herz der Heimat. Was aber kann schöner sein, als sich geborgen zu fühlen am großen, guten Mutterherz der Heimat? Dveriausitz Don Wilhelm Müllar-Düdersdors Wand gen Süden, nordwärts offen, Land der Heids, Hügel, Schroffen, Sug granitener Höhenkskten Hinter Moor und Tsichesbetten, Grund der breiten Tälsrwannen, Drin sich Dörferarme spannen, Boden harter Schlachtentage, Deich mit frohem Pflichtgssage, Saum um alten Städtsbund, Großer Geister Wiegengrund, Die zu höchstem Werk entbrannten, Paradies der Musikanten, Land, das Böhms, Lessing, Fichte, Marschnsr, Dielschsl hob zum Lichts. Dessen Ksrnvolks Wessnspsad Polenz wies in Dichtertat, Flur um Spree- und Neißestrand — Heil dir, Dbsrlausitzland l Nu»: Di« <Db«ilausitz«r Land«. Dsrlagranstalt Görlitz«« Nach richten u. Nn;. N. B-, SSrtttz- L-lpzig («r>ch«ini demnächst).