Volltext Seite (XML)
Den weitaus größten Raum des Museums nehmen die naturwissenschaftlichen Sammelgegenstände ein. Der Ornitho- löge kommt bei der Besichtigung ganz und gar auf seine Kosten; denn nicht weniger als 3 große Glaskästen mit ausgestopften Vögeln stellen sich ihm zur Schau. Da ist zunächst ein kleiner Kasten: Fasanengruppe. Wir sehen Hahn und Henne des prachtvollen Gold- und Silberfasans lebensgetreu ausgestopft. Darüber klaftert ein mächtiger Geier mit nahezu 2 m Flügel- spannung. Ein nebenstehender Kasten zeigt uns einheimische Singvögel, Spechte, Hühner, Raubvögel und den König der Lüfte, den südamerikanischen Kondor, dessen Heimat die Anden sind. Es scheint noch ein junges Exemplar zu sein. Weil er mit geschlossenen Flügeln ausgestopft ist, kommt seine außer ordentliche Größe nicht so recht zur Geltung. Der Wert dieser Vogelsammlung liegt in der Stückzahl der Tiere. Von manchen Arten z. B. finden wir 10 und noch mehr Exemplare. Daran kann der Vogelforscher seine Studien machen. Als sehr große Seltenheit sehen wir in diesem Kasten eine weiße Krähe (ver- mutlich Saatkrähe, nicht aber „Weißer Rabe", welche Auf schrift ein beigelegtes Schild irrtümlich trägt). Leider ist nicht zu erfahren, wo, wann und von wem dieser Vogel erbeutet worden ist, was doch für den Kundigen sehr wissenswert wäre. Weiße oder fahl gefärbte Stare kann man nicht allzu selten im Herbste inmitten der großen Flüge sehen. Eine weitere Abnormität mit teilweisem Albinismus ist ein Schwarzspecht. Er hat die inneren Flügelfedern reinweiß und noch dazu einen karminroten Kopf und Hals, während doch bei normal ge- färbten Vögeln nur der Hinterkopf rot ist. Ein Sperling mit etlichen weißen Schwanz- und Flügelfedern bedarf schließlich auch noch der Erwähnung. Sehr schön sind die Raubvogelarten zusammengestellt. Hier können wir noch den wehrhaften Uhu, die größte Eulen- art, bewundern, der ehemals noch in Sachsen lebte (kurz vor i dem Kriege wurde das letzte wildlebende Exemplar dieser Art in der Sächsischen Schweiz von einem Bergsteiger mit dem Revolver erschossen!). Fast ebenso groß wie der Uhu ist die Schnee-Eule, die wir in einem hellgefärbten Tiere zu sehen be- kommen; dann die kleineren Eulenarten wie Wald- und Steinkauz, Schleiereule usf., die jeder Landbewohner mehr oder weniger gut kennt. Sehr zahlreich und in allen Altersstufen vorhanden sind ferner die Turmfalken, die wegen ihrer Nützlichkeit überall geschützt und nicht, wie es leider sehr oft geschieht, abgeschossen werden sollten als „Stößer". Bei uns seltene Raubvögel wie Gabelweihe, Rohr- und Wiesenweihe, roter Milan u. a. m. sind natürlich auch nur in wenigen, oft nur in einem Exemplar vertreten. Aber der Vogelsorscher kann doch seine Beobach tungen anstellen, und das ist ja schließlich der Zweck einer wissenschaftlichen Sammlung. In einem kleinen Glaskasten entdecken wir einen blendend roten Gimpel und als Seltenheit einen tiesschwarz gefärbten. Hier müßte man nur auch wissen, woher der Vogel stammt. Dieser Melanismus kann sich in der Gefangenschaft aus- gebildet haben mangels natürlicher Nahrungsstoffe. Nun wenden wir uns weiter. Ein mächtiger Nilpferdschädel gibt uns einen kleinen Begriff von der sonstigen Größe des Dick häuters. Uber dem rechten Auge ist die Einschußstelle zu be- obachten. Ein balzender Auerhahn, der über uns hängt, weckt in manchen Besuchern Erinnerungen an Zeiten, wo uns dieser edle Vogel auch in den heimischen Wäldern noch häufiger be gegnete. Jetzt versucht man wieder im Zittauer Gebirge durch verständnisvolle Hege einen Bestand von Auerwild heran zuziehen. Nun kommen wir an eine Sammlung exotischer Sachen. Die schillernde Haut einer Riesenschlange schmückt die Wand. Don der sehr schädlichen südamerikanischen Giftschlange, der Klapperschlange, finden wir eine Haut, sowie eine sog. Klapper (aneinandergereihte Hornringe, mit denen das Tier ein klap- perndes Geräusch hervorbringt, wodurch das Beutestück meistens auf der Stelle wie vom Schlag gerührt wird und so der Schlange leicht zum Opfer fällt). Auf einem Tisch liegen Straußen- und Krokoditcier ausgebreitet, darunter ein Krokodil aus Ägypten. Wenn man das Gebiß des Tieres mit den widerhakenähnlichen Zähnen betrachtet, versteht man wohl die Furcht der Eingeborenen vor dem Krokodil. Sägen vom sog. Sägefisch zeigen uns deutlich die Gefährlichkeit dieser Meeres bewohner. Andere ausländische Tiere, das Guanaco, eine Zwischen form von Schaf und Kamel, das Agutt und einige Affenarten werden den Naturwissenschaftler interessieren, der Laie aber wird die Tiere kaum dem Namen nach kennen. Der Jäger und Naturfreund kann sich weiter an einem Glaskasten, ge füllt mit heimischem Raubzeug, erfreuen. Wir sehen, der Natur abgelauscht, eine Wieselfamilie beim Plündern eines Vogel nestes, einen Iungsuchs, der eine Ente greift, Hamster mit Jungen u. a. m. Edlere Pelztiere, wie Stein- und Baum marder, Iltis, Hermelin, die wohl sehr Wenige in freier Wild- bahn gesehen haben werden, sind auch vorhanden. Ein Natur kuriosum stellt eine weiße Igelsamilie dar. Ein Glashaus zeigt uns die Mannigfaltigkeit der fremd- ländischen Ornis. Wir können die prachtvoll schillernden Kolibris und Paradisvögel aus Südamerika bewundern. So viel Pracht und Schönheit zeigt unsere Vogelwelt nicht, da paßte sie auch garnicht in den Rahmen der heimischen Fauna. Weiter stellen sich uns Glaskästen mit Meerestieren zur Schau. Ungeheuer große Seesterne, Seeigel, Korallenstöcke, Muscheln und Schnecken geben uns Beispiele von der Mannig- faltigkeit des Tierlebens in den Tiefen des Meeres. Fliegende Fische, die außerordentlich verlängerte Brustfloffen besitzen und vermöge dieser Flossen eine ziemlich große Strecke über dem Wasserspiegel dahinschweben können. Der geneigte Leser möge mir weiter folgen. 2 starke Hirschgeweihe, die sicherlich nicht aus unserer Gegend stammen, lenken unsere Aufmerksamkeit auf sich. Dicht daneben be- findet sich ein kapitaler Eberkopf. Jetzt bietet sich wieder dem Ornithologen ein reiches Brobachtungsfeld und zwar Schwimm- und Watöögel, Enten, Möoen und sonstiges Wassergeflügel. Besonders schön geordnet und nach Geschlechtern zusammen gestellt sind die Entenarten. Die Erpel unterscheiden sich durch bunte und kräftigere Färbung von den meist graubraunen weiblichen Enten. Ferner verdient ein sehr großes Exemplar des Hausstorches genannt zu werden. In einem Stück ist auch der in Deutschland schon recht selten gewordene Schwarz, oder Waldstorch vertreten. Woher stammt das Tier? — Un bekannt. Hier sieht man wieder, daß die Bogelsammlung einen viel größeren Wert für die Wissenschaft hätte, wenn jedem einzelnen Stück ein Schild mit Ort und Zeit der Er beutung beigelegt wäre. Es befinden sich noch viele andere seltene Vögel, die der Erwähnung wert wären, im Museum. Es führte mich aber zu weit, wenn ich alle aufzählen wollte, ich möchte aber jedem Vogelfreunde dringend raten, das Krumbholzmuseum einmal zu besichtigen. (Öffnungszeit: Jeder l. Sonntag im Monat, aber nur im Sommerhalbjahr, nachmittags von 2-4 Uhr.) Die hiesige Eiersammlung übertrifft die Sammlungen vieler anderer Museen an Größe. Wünschenswert wäre es aber, wenn die Eier nicht in so großen Mengen, sondern ver ständnisvoll in einzelnen Gelegen gesammelt worden wären. Im großen und ganzen finden wir hier die Eier sämtlicher einheimischer Vögel, vom Zaunkönig und Goldhähnchen bis hinauf zum wilden Schwan. Eine Seltenheit stellen zwei Hühnereier dar, die miteinander verwachsen sind. Schließlich bieten sich dem Geologen noch einige Schau- kästen voll Steinen. Jeden werden die satten Farben der ge schliffenen Halbedelsteine ergötzen. Allerlei Geweihe und Gehörne aus fernen Ländern haben an den Wänden Platz gefunden und erinnern uns an die Zeiten, als wir noch fremde Jagdgründe unser Eigen nennen konnten.