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heem fortkomm. Euer Weiber mign oh ne groad de bestn sein." Da faßte der Bergbauer Mut und erwiderte kratz bürstig: „Nu, e Diemdorf wörd 's wühl oh ne groad o biesn Weibvelkern fahln." „Wie meenter denn doas?" fuhr die Fasoldn gleich aus ihn los. Trocken versetzte der Bergbauer: „Wiech's gsoit hoa." Doch die Fasoldn wollte der Sache auf den Grund gehen und doch sehen, wieviel Mut der Mann gegen sie aufbringen werde. Keifend schrie sie: „Gsoit hoatter wing ond nischt. Jähr hoat ock su hinnöm gredt." „Do tut 'ch ock amo ömdriähn, amend satter'ch do!" riet der Bergbauer höhnisch. Die Fasoldn lachte gellend auf. „Hehehe, freiraus gtrauterch doach nischt zo soin. Buschbauer, wie öss 'n be Euch? Hoat Iährsch oh ne verstann, wie 's gmeent woar?" Ängstlich erwiderte dieser: „Nee, nee, iech weeß abn goarnischt." Er stand auf und wandle sich zum Gehen. Aber er hatte die Rechnung ohne die Fasoldn gemacht. Die packle ihn, drückte ihn wieder auf die Bank nieder und rief: „Nee, nee, iech will kenn Mentschn vertreibn. Jähr sedd ju a Moansoolk, wie's en Buch stiht, Busch bauer. Ferter'ch denn su sehr ver mär, doß dr kee Wuhrt rausbrengt? Soit's doach amol, war iech bien?" Der Buschbauer gackerte wie eine geängstete Henne: „Iech wee—weeß abn goarnischt." Aber die Fasoldn ließ nicht locker. „Nu, Jähr ward miech wühl kenn ond oh wössn, wie iech en ganzn Om- kreis heeß." „Nee, nee, iech hoa no goarnischt ghorrt," behauptete der Buschbauer fast weinerlich. Wieder gellte das Lachen der Fasoldn schneidend auf. „Doas sedd nu Jähr grußoartgn Moansvelker." Dabei hatte sie ihre Hand von Buschbauers Schulter genommen, und im-Nu sprang das Männlein auf und rannte, hast du was kannst du, aus dem Hofe. Befriedigt schaute ihm die Fasoldn nach, während Ruth und Leo kaum ihr Lachen verbeißen konnten. Nun kam der Kühbauer an die Reihe. „Nu muß'ch miech oa Euch wenn," schrie die Fasoldn, „hoat Jähr wer amend oh no an Broackn zo gähn?" Der Riegerbauer war aufgesprungen und rannte wütend mit zornrotem Gesichte auf und ab. Lenore stachelte im Flüstertöne ihren Sohn an, sich der Riegertochter zu widmen. Der Kühbauer sah verlegen von einem zum andern. Und als ihm keine Hilfe wurde, sagte er leise, kaum vernehmbar: „Woas giht 'n miech doas oa, woas anner Leut su hieriädn?" Aber die Fasoldn hatte ein gutes Gedächtnis. „Ber acht Tagn hoater doach aber vill miher gredt wie heute." Doch der Kühbauer war heute nicht zum Reden zu bewegen. Auch er stand auf und meinte, er wolle mit dem Zeuge nichts zu tun haben. Zu guter Letzt käme ihm womöglich gar einmal ein Advokat in das Haus gelaufen. Er nickte dem Riegerbauer zu und schritt lang sam aus dem Hofe. Abermals lachte die Fasoldn höhnisch auf und rief dem Bergbauer zu : „Nu böst Du vo dar ganzn Herrlch- keet alleen iberchgbliebn. Woas wördn nu mit Där?" „Fech hoa mit Euch no kenn Scheffl Saalz gfrassn," knurrte er grimmig. Die Fasoldn wehrte verächtlich ab. „Oach Gott nee, ob iech zo Euch Du oder ob iech zo Diär Euch soi, doas ös worscht. Iech mach 's oh ganz wie 'ch will. Do fällt kenn an Pari aus dr Krun, wenn a voder Foasldn Du gheeßn wörd." „Jähr sedd abn, sedd abn . . .," begann der Berg bauer mürrisch, ließ aber die Fortsetzung in einem Husten anfall verschwinden. „Herrsch, do redt ock!" drang die Fasoldn weiter auf ihn ein. „Iech woart ju druf. Iech mecht's doach goar zo garn hier», ob su a Moansoolk suvill Kurasch Hot, mär de Wuhrheet zo soin." Langsam erhob sich der Bergbauer. Die Frau sah ihn höhnisch an und sagte hämisch: „Do muß doach de Foasldn oas ganz exlra dies bkannt sein, wenn'ch goar su an Grußschnauz wie dr Bargbauer ferer fert." Eifrig überstürzte sich da des Flüchtenden Sprache, „ütz woarsch raus, ötz, ötz woarsch raus. Aber iech hoa nischt gsoit." Und schnell sah auch er, daß er aus dem Hofe kam. Da stemmte die Frau Fasold die Arme unter und begleitete die Flucht des letzten Mitgliedes der Butter kommission mit schallendem Gelächter. Auf die Lenore wirkte dieser Triumph der Diemdorfer Bauersfrau wie das rote Tuch auf den Truthahn. Sie zitterte vor Empörung am ganzen Leibe. Mit dieser da hatte sie doch so wie so noch ein Hühnchen zu rupfen, wäre doch fast die Heirat zwischen ihrem Sohne und der Ruth in die Brüche gegangen, wenn der Rieger-August sich von diesem Weibe hätte einfangen lassen. Sie stand denn auf und pflanzte sich vor der Fasoldn hin.. Sie konnte doch auch reden, wenn es darauf ankam. Und jetzt kam es darauf an. „Nu wörd mersch doch zo oarg," fuhr sie die Lachende an, „sein mär denn goarnischt, doß märch missn vo aner Diemdärfern su komm lossn?" Sofort verstummte das Lachen der Fasoldn. Sie maß die Krautbäurin mit einem Blicke von oben bis unten und fragte dann verächtlich: „Nee oachje, war seddn Jähr, dosserch neimeng mißt, wenn onserees woas mit an Annern oabzomachn Hot?" „Iech bie de Krautbauern," rief Lenore und glaubte, damit genügend aufgetrumpft zu haben. Aber bei der Fasoldn zog das nicht im Geringsten. Ganz freundlich lächelte sie die Lenore an und sagte: „Do giht ock lieber es Kraut Raupn lasn. Doas ös nutwendger Heuer oas dostihn ond Gahnoaffn feel hoan." Lenore fand fast keinen Atem. Ihre Finger krümmten sich, daß sie Katzenkrallen glichen, als sie fauchte: „Woas? Jähr wollt wer woas soin? Jähr wärd mer oh de Ürschte." „Ond Jähr wärd mer de Letzte," sprach ruhig aber mit lauter, fester Stimme die Fasoldn, „die 'ch ongstrost oa miär reibn dürft. Hmhm, jasu, de Krautbauern sedder. Do sedder wuh de Motter vo dann eefällgn Karin dorte, dar ne bis drei ziähln koan? Nuja, danno doarf merch's nö ibl nahm. Do könnter en ock leed tun." In fressender Wut überschnappte sich Lenores Stimme. „Woas? Menn Tonl wollter ...." „Riäd ock ne sich oalbern Zeug! Denn domm Jong war iech hoan wolln. Orschtns kennt'ch sein Motter sein, ond zweetns hoa'ch goar kenn sött grußn Gloasschrank, e dann'ch'n stelln kennt, e Woatt eigwicklt noatirlich. A ös wühl a Siebnmonatliches? Nu ja, mer sitt's'n glei oa."