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Der Punkt „Sonstiges" der Tagesordnung ergab noch einmal eine sehr ausgedehnte und zum Teil temperamentvolle Aussprache. Nachdem Herr Kittel über neuerliche Erschwerungen bei der Beschaffung von Sammelpäffen nach der Tschechoslowakei berichtet und Herr Küchler eine Einladung zu einer Veranstaltung der Gesellschaft für Volksbildung am 15. Januar in Ebersbach über mittelt hatte, wurde aus der Mitte der Versammlung um Aus kunft ersucht, inwieweit in dem bekanntlich stark getrübten Ver hältnis des Verbandes „Lusatia" zum Landesverein Sächsischer Heimatschutz in Dresden eine Entspannung eingetreten sei. Der Schriftführer berichtete über von beiden Seiten unternommene Ausgleichsversuche und eine persönliche Unterredung mit Herrn Hofrat Sei sfe rt. Von einigen Seiten wurde im Anschluß hieran berichtet, daß der Heimalschutz anscheinend neuerdings gewillt sei, mit seinen Bortragsveranstaltungen auf die berechtigten Wünsche der örtlichen Vereine etwas mehr Rücksicht zu nehmen. Dagegen liegen bei anderen Stellen neue Beschwerden von Belang über das Geschäftsgebahren des Landesvereins vor, und auch aus West sachsen wurde allerlei über wachsende Mißstimmung gegen Dresden berichtet. Namentlich wurde angesichts einiger mit offenbarem finanziellen Mißerfolg abgeschlossenen Vortragsreihen das Fehlen einer öffentlichen Rechnungslegung im Landesverein stark be- mängelt. Die Leitung des Verbandes „Lusatia" steht nach wie vor fest aus dem Boden des Heimatschvtzgedankens und wünscht um der Sache willen einen ehrlichen Ausgleich der eingetretenen Spannung. Sie wird dem Landesverein gern Gelegenheit geben, sich auf der Zittauer Vertreiertagung im März durch eine geeig- nete Persönlichkeit davon zu überzeugen. Sonderschritte der an gegliederten Vereine in dieser den Gesamtverband betreffenden Angelegenheit sind natürlich der Verbandsleitung unerwünscht. Der Vorsitzende schloß nach diesen Erörterungen die Sitzung. Die bis zum Abgang der Züge verbleibende Zeit wurde von den beteiligten Vertretern zur Weiterberatung der Markierungsfragen usw. benutzt. BrunoReichard. Uikkvl kü« oik Lsutrsn Ksissriklr. ksrnruk SSS7 8eLUA8yueII« k. lNLäcksn-u. Lnsden- ikileiüunS, 8lrümpke, IVollvnren, 1'rilro- laxen, Usnügckude, Osrne, 8rdürneo, Lrsll. Artikel, vnterröcire, Krsvstten K Viploin-Optikvr Zckmiclt Aus dsv Gberlausitz Schönberg OL., 2. Okt. Heimatgeschichtliches. Die Geschichte unserer engeren Heimat beginnt im 6. Jahrhundert, wo sich ein wendischer Stamm in der hiesigen Gegend, die meist mit Urwald bedeckt war, niederließ. Ein sich-res Ze-chen dafür ist der unter dem Namen „Ringslrädel" bekannte Wall, wie sich solche in der Oberlausitz eine große Zahl nachweisen lassen und die alle slavischen Ursprungs sind. Allmählich siedelten sich die Bewohner dieser Erdwälle in der Ebene an und es entstanden Dörfer. Solche Dörfer slavstcher Bauart finden sich noch einige in unserer nahen Umgegend, so z. B. ist Nieder-Rudelsdorf ein solches. Später, um das Jahr I2OO, erst haben sich deutsche Kolonisten hier angesiedelt und Nieder-Halbendorf gegründet. Schönberg ist erst im Jahre 1228 mit den Slädlen Reichenbach und Weißenberg entstanden. Es umfaßt bloß den Marktplatz und einige wenig bebaute Gaffen. Dieses alle Schönberg fiel einige Male großen Bränden zum Opfer, zugleich mit der Kirche, die aber nach dem Brande von 1688 in ihrer jetzigen Gestalt von Albrecht von Löben neu erbaut wurde. Buchbesprechungen „Die Kunst in Schlesien". Aus Veranlassung des preußischen Ministeriums für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung ist ein Buch erschienen, das alle Kreise, die sich siir „Denkmalspflege und Heimat schutz" interessieren, auch in der Lausitz, angeht. Das Buch sollte den Teilnehmern an der Breslauer Tagung eine Erinnerungsgabe sein, wird aber sehr rasch beweisen, daß es eine größere Mission hat. Ist cs doch sozusagen eine erste geordnete Kunstgeschichte Schlesi ns, so weit sie sich bis jetzt geben läßt. Vieles, besonders was Malerei be trifft, ist noch rech« spärlich bearbeitet, sodaß Franz Landsberger, der das Malerei-Kapitel schreiben sollte, es oorzog, — zumal die Arbeit zu einem bestimmten frühen Termin herauskommen sollte — einen einzelnen Abschnitt aus der Entwicklung herauszugreisen und gründlich darzustellen. Er wählte die bedeutsame Zett von der Mitte des 14. bis zur Mitte des l5. Jahrhunderts. Schlesien war kurz vorher unter böhmische Herrschaft gekommen und wurde nun von dem raschen kulturellen Aufstieg diests Landes emporgehoben. Lands berger zeigt nun an einer Reihe von überzeugenden Bildern, zumeist Tafelbildern — vom Breslauer Barbaraaltar sind allein acht Bilder reproduziert —, daß damals in der Tat „eine kontinuierlich laufende Malerei zum Teil recht erheblichen Grades" bei uns bestanden hat. — Der Landsbergersche Beitrag bedeutet eine Ausnahme Die an dern vom Ministerium Beauftragten schrieben eine kurzgefaßte, aber lebendig gebliebene Übersicht über ihr ganzes Gebiet. Bei aller Knapp heit des verfügbaren Raumes (im ganzen 330 Seiten, einschließlich der über 200 zumeist halbseitigen Bilder) ist doch überall ein bloßes Namennennen vermieden. Der auch in der Lausitz rühmlich bekannte Direktor des Schlesischen Altcrtumsmuseums, Hans Seger, schrieb die „Vorgeschichtliche Zeit", Manfred Laudert, Breslauer Uni- versttäisproseffor, „Schlesiens geschichtliche Entwicklung". Der in unserer Gegend so sehr verschiedenartigen Künstln halte wegen (polnische, wendische, böhmische, ungarische, österreichische, sächsische Namen, Fürsten, Wappen, Inschriften usw.) war wohl ein rein historisch ausklärender Beitrag nötig. Laudert legt den Nachdruck auf die reinliche Scheidung von Polen (Vertrag von Trentschin) und die Oberschlesien-Frage. Dann behandelt August Grisebach das Kapitel „Zur Baugcschtchte". Der Ton liegt hier auf der Gotik des 13. und 14. Jahrhunderts und aus dem späteren Barock. Breslau steht natürlich obenan: aber auch Goldberg, Sagan und Görlitz werden gebührend gewürdigt: Görlitz sogar mit fünf Abbildungen. — Erich Wiese, Kustos am Schlesischen Museum für bildende Künste, ist der berufene Vertreter für „Plastik". Er überrascht durch die Menge der vortrefflichen Denkmäler, die er wicdergeben kann. Auch er weiß, daß zur Zeit der „böhmischen Kunst" Schlesien zu den Pionieren moderner künstlerischer Anschauungen gehört hat. — Das Bild des prachtvollen und doch klar gegliederten Barockgitters aus der Breslauer Vinzenzktrche leitet das Kapitel „Kunstgewerbe" ein, von Karl Masner, und schließlich gibt Günther Grund mann, Direktor der „Schlesischen Hausfleißkunst", aus Warmbrunn eine Abhandlung über die Volkskunst. — Erschienen ist es im Deut schen Kunstverlag, Berlin. Walter Dittman n. Sie WWeiuüMe M -le ZelseaWl von Msbors. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Preis —,50 Goldmark,