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kann man ja das landschaftlich schöne waldreiche Granit gebirge auf gut bezeichneten Wegen schon in zwei Stunden erreichen und von Görlitz aus führt gar eine Bahn (Kreis bahn) über Königshain mitten durch die Berge. Nordöstlich des Hochsteines (406 m) erhebt sich auf steilem Grat weithin sichtbar der Firstenstein, im Volks munde Fürstenstein, auch Scheffel- oder Mittagsstein genannt, als prachtvolle von einer Gedenksäule gekrönte Gipfelklippengrüppe, wie sie ja fast allen Lausitzer Granit bergen charakteristisch sind. So finden wir sie überaus häufig in unserem Mittellausitzer Berglande. Besonders schön aus gebildet krönen sie im Verein mit prächtigen zerzausten Weiterbuchen den Gipfel des Hochsteines bei Kleindehsa') und machen so den Berg als östlichen Ausläufer des Czorne- bohzuges weithin kenntlich. Weiter finden wir sie auf dem Czorneboh selbst (Teufelsfenster, Hromadnik), auf dem Kälber st ein bei Schirgiswalde, auf dem Hoch oder Sibyllen st ein bei Elstra?) und auch auf dem Keulenberge bei Königsbrück. Die Gipfelklippen hier im Königshainer Gebirge zeich nen sich vor den übrigen durch besonders dünne und meist ebene matratzenförmige Bänke aus, die vielfach übereinander geschichtet hohe malerische Felsenburgen ausbauen und so jedes Auge entzücken müssen, wie den Firstenstein, weiter denHochstein, den sagenumwobenen Totenstein, den Teufelsstein, den Schoorstein n. a. m. Uber die Entstehung all dieser malerischen Gipfelklippen ist an sich nicht sehr viel zu sagen. Sie sind, wie wir schon am Hochstein bei Kleindehsa ') gesehen haben, lediglich ein Produkt der rastlos tätigen Verwitterung, die überall dort etnsetzt, wo das Gestein frei zutage liegt, wie eben auf den Gipfeln. 3n die zahlreichen Risse, die das Gestein allent halben durchsetzen, dringen die Derwitterungskräfte, Regen, Spaltensrost und Wurzelsäuren der Pflanzendecke leicht ein. Mit der Zeit erweitern sich dann die Spalten und Klüfte. Das Gestein bröckelt, die größeren Stücke stürzen die Hänge hinab und lassen hier vielfach „Steinerne Meere" entstehen. Die Reste der Steinbänke bilden dann die burgruinenähn lichen Felsburgen und -Klippen, wie wir sie hier und ander wärts vor uns sehen. Da diese Gipfelklippen die meist einförmigen Granit- berge überaus malerisch gestalten, vielfach natürliche Aus sichtspunkte bieten und so den bergfrohen Wanderer immer wieder anziehen, hat man sich schon frühzeitig ihrer an genommen, sie durch elngehauene Steifen und Geländer zu gänglicher gemacht (Hochstein, Totenstein und Firstenstein) auch oft ein Berggasthaus oder eine Schutzhülle neben ihnen errichtet (Hochstein, Kälberstein) und sie dadurch schon in direkt geschützt. Um andere dieser Felsenburgen wieder webt die Sage ihre zarten Schleier, oder sie haben in vor- und frühgeschichtlicher Zeit irgend eine kultische Bedeutung ge habt (Totenstein). Dem Firstenstein nun kommt zwar keine nachweisliche kultische Bedeutung zu, wie z. B. dem benachbarten Toten stein, noch sind Sagen von ihm bekannt. Aber da er eine hervorragend schöne Gipfelklippengruppe darstellt und durch den intensiven sich immer mehr ausdehnenden Steinbruchs betrieb in seiner nächsten Umgebung gefährdet erschien, ist er schon vor längerer Zeit alsNaturdenkmal(Landschafts- komitee in der preußischen Oberlausitz) eingetragen worden. Zudem trägt er auf seiner äußersten Spitze eine runde dicke Säule. Sie ist zum Gedenken an den 1789 verstorbenen edlen Menschenfreund Herrn Carl Ad. Gottl. v. Schach mann auf Königshain von seinen Freunden, den Herren v. Gersdorf und Nathe, errichtet worden. v. Schachmann hat übrigens vor etwa 150 Fahren als erster eine zusammenhängende Darstellung des Königshainer Gebirges geschrieben^), ein schon damals überaus kostbares Werk mit zahlreichen Kupferstichen von seiner Hand und einem Titelkupfer vom Tdtenstein von dem bekannten Lehrer Ludwig Richters in Dresden, Adrian Zingg. Phan tastisch mutet uns heute die dort vertretene eingehend ge schilderte Ansicht des Verfassers von der Entstehung des Königshainer Granitgebirges an: er betrachtete die Granit massen als Sedimente des „Urgewässers". — Der Firstenstein ist dann später noch durch Einhauen von Stufen und Anbringen eines eisernen Geländers zu gänglich gemacht worden, sodaß man jetzt von seiner Gipfel fläche die reizvolle Aussicht nach Norden und Osten genießen kann. Am Fuße der Klippe grünt eine prächtige alte Kiefer, die mit ihren Zweigen bis zur Gedenksäule reicht. Im letzten Jahre nun näherte sich der Steinbruchsbetrieb immer mehr dieser Felsenburg, sodaß sie ernstlich bedroht erschien. Der derzeitige Kommissar für Naturdenkmalpflege in der preußischen Oberlausitz, Herr Dr. Herr in Görlitz, erstattete daher Anzeige bei den Landständen und beim Landrat des Kreises Görlitz. Daraufhin fand am 18. Sep tember 1925 ein Lokaltermin am Firstenstein statt, an dem je ein Vertreter der beteiligten Kreise teilnahm. Dabei wurde festgesetzt: die Firma v.Thaden, Besitzerin des Bruches, hat binnen acht Tagen zu berichten, wie der Stein erhalten werden kann. Weiter ist der Bruchbetrieb um den Stein so fort einzustellen. Rund um den Felsen muß ein Sockel non mindestens acht Meter Breite stehen bleiben. Die am meisten bedrohte Ecke ist durch eine Mauer zu unterfangen. Endlich hat die Firma für einen passierbaren Weg nach dem Natur denkmal zu sorgen. Von einem solchen Weg ist allerdings bis heute noch nichts zu sehen. Der vom Riesengebirgsoerein Görlitz vor längerer Zeit schon angelegte und durch Tafeln bezeichnete Weg verliert sich vielmehr bald in Schutt- und Geröllhalden, sodaß man nur unter großen Schwierigkeiten zum Firsten stein gelangen kann. Immerhin aber ist doch Vorsorge getroffen, daß der Stein erhalten bleibt, wenn auch die Verhandlungen noch nicht endgültig abgeschlossen sind. Wir freuen uns dieses neuerlichen Erfolges der Naturschutzbestrebungen in unserer Oberlausitz. Wir wünschen, daß diese Bestrebungen immer mehr Boden gewinnen und auch weitere Erfolge zeitigen, damit solche ehrwürdige Denkmäler der Erdgeschichte auch noch in fernsten Zeiten dem naturfreudigen Wanderer von grauer Vorzeit, vom Werden unserer Landschaft und von alten Sagen und Gebräuchen unserer Vorfahren erzählen können. Literatur (Auszug): 1. Naumann, Hans. Geol. Naturdenkm. in d. Oberl. I. Der tzochstein b. Kleindehsa. Oberl. tzeimatzeitg. Bd. 5.1924 S. 58—59. 2. Derselbe. Der Hoch- oder Sibyllensteln. Ebenda. S. 197—201. 3. v. Schachmann, C. A. G. Beobachtungen über das Gebirge bey Königshain. Dresden 1780. 4. Sekt. Löbau—Reichenbach der geol. Karte v. Sachsen (Bl.56) von 3. Hazard. Leipzig 1895. Erläut. S. 14—25. 5. Herr, O. Der Firstenstein. Abh. Naturf. Ges. Görlitz. Bd. 29. 3. Heft. Görlitz 1923. S. 103-104. 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