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Zu Uhrkund habe Ich mein gewöhnliches Ober-Amts« Secret an diesen Briefs wißendlich hängen laßen und solchen eigenhändig unterschrieben. Der gegeben ist auf dem Churfürstlichen, Sächßischen Schloß zu Budißin, am Fünfzehenden Marty, des Eintausend, Sieben hundert und Sechs und Zwanzigsten Jahres. Gottlob Christian Vizthumb von Eckstädt mpp." An diesem Pergament-Brief hängt an dem Verschluß ein rotes Siegel in der damals gebräuchlichen Holzfassung. Curator — Vormund. Curandin — eine Mündel. Observanz — Vorschrift. cvlrn Grave der Gittern Non Wilhelm Fischer, F'rltau ttn den stillen Srabeskügeln Ist ein ernster, keil'ger Ort Wo dis Elternliebe scblummert, lst des Staubens fester löort. Dankbar auk zum köerrn wir blicken, Der uns gute Litern gab, Die in Liebe kür uns sorgten Von der Wiege bis zum Srab. Im Wandern lerne die Heimat kennen! (Tin Besuch in Bad Muskau) iA»HHÄL^V^>ördltch von Görlitz, bei Penzig und Kohl- 11 sur», beginnt die niederschlesische Heide und erstreckt sich von hier aus viele Meilen weit W Norden, Osten und Westen. Kiefern, ZU Kiefer« und nochmals Kiefern. Das Auge w4rd "lüde und sehnt sich nach der bunten tzerbstespracht des Laubwaldes, besonders da die Heide nach dem großen Raupenfraß im Sommer noch immer einen recht trostlosen Eindruck macht, wenn auch die meisten Bäume wieder srisch getrieben haben. Sucht man in den weiten Gebieten der Heide nach Laub- wald, so muß man sich nach dem westlichen Teil wenden, nach dem Städtchen Muskau, das von Weihwasser aus mit der Kleinbahn zu erreichen ist. Freilich einen eigentlichen Laubwald gibt es auch hier nicht: aber der schönste und größte Natur- park Deutschlands liegt hier, der prächtige Eichen, Buchen und andere Laubbäume birgt. Rot, goldgelb und braun leuchtet es dem Ankömmling jetzt entgegen, wenn er sich der Stadt nähert. Muskau ist die „Hauptstadt" der freien Standesherrschast Muskau, die 4 t Ortschaften mit 18 000 Einwohnern umfaßt, darunter 9000 Wenden. Die Herrschaft hat eine ziemlich be- wegte Geschichte. In der zweiten Hälfte des t 6. Jahrhunderts gehörte sie der Familie Schönaich und kam hierauf an Kaiser Rudolf H., der sie 1579 an den Burggrafen von Dohna ver- kauft». Im Jahre 1784 kam sie an den Grafen, späteren Für- sten Pückler. Fürst Hermann Pückler verkaufte die Herrschaft im Jahre 1845 an den Grafen Edmund von Hatzfeld-Weiß- weilers und dieser wieder 1846 an den Prinzen Friedrich der Niederlande. Seit 1883 aber ist sie in dem Besitz des Grafen Arnim. Die Stadt Muskau hat eine katholische und zwei evange- tische, darunter eine wendische Kirche. Das Schloß ist in den Jahren 1864 bis 1866 umgebaut und bietet sich jetzt als ein prächtiger Renaissancebau dar. Muskau ist auch Bad und zwar für Moor- und Fichtennadelbäder. Im Kriege ist jedoch der Badebrtrieb eingestellt worden, ist aber heute wieder voll im Betriebe. Der über 600 Hektar große, von der Neiße durchflossene Park, dessen Anlage dem Fürsten Hermann Pückler zu danken ist, hat Weltberühmtheit erlangt. Sanft steigen die User der Neiße an. Prächtige Ausblicke bieten sich dem Wanderer. Vom Bahnhof aus erreicht man in wenigen Minuten den Park. Bald trifft man auf das „Hermannsbad" und gelangt auf sanft ansteigenden Parkwegen mit prächtigen Ausblicken aus das Schloß und den Unterpark auf dem andern Neißeufer nach dem Dorfe Berg. Hier zieht eine alte Kirchenruine die Blicke auf sich. In wenigen Schritten ist man dann in Muskau selbst. Auf dem Marktplätze — mit einem stilvollen Kriegerdenkmal — stehen ein paar gute Hotels: denn der Muskauer Park zieht viele Besucher an, besonders am Sonntag. Und oft sind auf dem Markt eine ganze Reihe von Automobilen aufgefohren, deren Besitzer mit ihren Angehörigen den Park besichtigen. Wieder in wenigen Schritten — viele Schritte kann man in Muskau sowieso nicht machen — ist man vom Marktplatz aus im Unterpark und sieht das Schloß vor sich, umrankt von wildem Wein, besten Laub jetzt im herrlichsten Ziegelrot prangt. Rote Geranienbeete zieren die Vorderseite, auf dem Schloß graben rudern ein paar Kähne und Schwäne ruhig und ma jestätisch dahin, und die Freitreppe zieren zwei mächtige steinerne Löwen. Wieder steigen von hier aus die Parkwege leicht an: immer neue prächtige Parkbilder, immer neue schöne Ausblicke öffnen sich und erfreuen das Auge. Besonders ins Auge fallen im nördlichen Teil des Parkes einzelnstehende, mächtige, knor rige Eichen, darunter die 1000jährige „Hermannseiche". Be merkenswert ist ferner das schön gelegene Mausoleum mit dem Sarkophag der 1886 verstorbenen Gräfin Arnim, den Begas geschallen hat. Auf einem vorspringenden Platz liegt das „Englische Haus", ein viel besuchtes Restaurant. Auch der Muskauer Friedhof verdient einen Besuch. Auf ihm findet sich das Grab des 1862 verstorbenen Dichters Leo pold Schefer, der das „Laienbrevier" geschrieben hat. Ferner hat hier der Dichter des Liedes: „Ich hab' mich ergeben mit Herz und mit Hand", Professor Maßmann, welcher 1874 in Muskau gestorben ist, ein Grabdenkmal. Turner haben es im Jahre 1877 diesem verdienstvollen Förderer des Turnens und echten deutschen Mannes errichtet. Nur ungern trennt man sich wieder von Bad Muskau und seinem Parke, der gerade jetzt zur tzerbstzeit in seinem schön sten Schmucke prangt. Die noch mit Petroleumlampen „er leuchtete" Kleinbahn entführt die Besucher am Abend qualmend und pustend von diesem herrlichen Stückchen Erde. Bald wird der Zug ausgenommen von der Heide und zu beiden Seiten stehen starr und düster Kiefern und nochmals Kiefern. Walter Vogel. Zum 25 jährigen Bestehen einer Volksheilstälte SanatoriumFrankenstein bei Rumburg, dem auch das benachbarte Sachsenland seit Jahren, und ganz besonders in der letzten Zeit, zahlreiche Besucher zugeführt hat, darf in diesem Jahre auf ein 25 jäh- rtges Bestehen zuröckblicken. Seine landschaftlich bevorzugte Lage im Ortsteile Frankenstein auf südlicher, aussichtsreicher Anhöhe und unmittelbar am Walde, hat ihm auch als sommerlicher Erholungsaufenthaltsort einen geachteten Namen gesichert. Das gegenwärtig als „Volksnervenheilanstalt" bezeichnete Sanatorium Frankenstein-Rumburg verdankt seine Entstehung einer Anregung des Naturheiloereins Rumburg. Erbaut wurde es 1901 durch ein Aktienunternehmen, und 1904 von dem Groß industriellen Karl Dittrich in Schönlinde käuflich erworben. Dieser erweiterte die Kuranstalt ganz bedeutend und stattete sie durchgängig neuzeitlich aus. Sie wurde als „physikalisch-diä- tische Kuranstalt" bezeichnet und erfreute sich schon damals der größten Wertschätzung weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus. Da infolge des Krieges und der damit verbundenen Entbehrungen und llberanspannnng der Kräfte sich ein ganz