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Nr. 22 Gbsrlaufltzer Helmatzeltung 538 Pflicht hielten, dafür zu sorgen, daß unsre geliebte Stadt Zittau, die gewiß in allem Guten nie gern zurück bleibt, auch im Stande wäre, durch den Besitz eines eigenen Schauspielhauses, eines Hauses, einzig den Musen und Grazien zu opfern be stimmt, jenen Ruhm zu behaupten, die durch keine Mühe, war sie noch so groß, durch keine Schwierigkeiten, schienen sie auch noch so unüberwindlich, sich abschrecken ließen, und die einmal zu Stande gebrachte Unternehmung nicht wieder auf zugeben, sondern mit Muth und Beharrlichkeit fortzusetzen entschlossen waren. 3m Namen aller meiner Mitbürger lege ich Ihnen denn, Derehrungswertheste Herren Unternehmer dieser Anstalt, gegen wärtig die innigen Gefühle des Dankes dar, die sich in eines jeden Brust regen müssen, wenn er den in nur wenigen Mo naten schon so weit gediehenen Bau betrachtet. Nächstdem ist es aber meine Pflicht, die Wünsche eines hiesigen hochgeschätzten Publikums Ihnen vorzutragen, die Wünsche, welche Sie zu befriedigen, längst entschlossen gewesen sind, und gewiß in Zukunst unter allen Umständen zu befrie- digen entschlossen segn werden. Im Namen der Mitbürger ergehet daher meine Bitte an Sie: lasten Sie bey Fortsetzung dieser gemeinnützigen Ihr An- denken ewig segnenden Anstalt, immerfort den edeln uneiqen- niitzigen Eifer, der keine Mühe, keine Aufopferung scheuet, dem kein Hinderniß zu groß, dem es bloß um Besörderung des Guten zu thun ist, lassen Sie, sage ich, diesen edeln Eifer auch fernerhin Ihre mannigfachen Bemühungen für diese Sache des gemeinen Besten leiten. Gewiß jeder, dem es nicht gleich gültig ist, ob unser Zittau in ächter Bildung eine Stufe höher oder tiefer stehet, wird Ihnen den Segen der Vorsehung dazu erflehen. Und so sehen wir denn mit den freudigsten Erwartungen der Vollendung eines Baues entgegen, der in den Jahrbüchern der Zittauischen Kunstgeschichte ewig denkwürdig seyn wird. Im Geiste sehen wir den Tempel vollendet in Hinsicht seiner äußeren und inneren Form dastehen, der heute nur noch in seinen rohen Umrissen sich uns zeigt, der aber, nach so mannigfachen überstandenen Aufopferungen zu seiner Boll- kommenheit gebracht, jeden Betrachtenden zu dem lebhaftesten Danke gegen diejenigen aussordern wird, deren Gemeinsinn allein im Stande war, aller Schwierigkeiten ungeachtet, einem solchen Werke sein Dafeyn zu geben. Es kann nicht fehlen, Verehrungswürdigste Unternehmer, dieses Werk der Baukunst wird Ihr Andenken nicht allein den jetzt lebenden Bewohnern Zittaus, sondern deren Nach kommenschaft bis in die späteste Zukunft hinaus, unvergeßlich machen. Es bleibt mir nun nichts weiter übrig, als die Festlichkeit des heutigen Tages, einem löblichen Gebrauche Nach, durch Ausbringung einiger Gesundheiten zu beurkunden. 1. Es lebe Ihre Durchlaucht unser gnädigster Churfürst, dessen Frau Gemahlin und Prinzessin, wie auch das gesammte hohe Chur-Haus. 2. Es lebe ein Hoch-Edler und Hochw. Rath der Stadt Zittau. 3. Es lebe eine Löbl. Bürgerschaft. 4. Es lebe eine wohllöbl. Kaufmannschaft. 5. Es leben die Herren Unternehmer dieses Baues. 6. Es leben die Herren Directoren Herr Behling, Herr Rosen kranz und Herr Schulz. 7. Es lebe unser Herr Baumeister Herr Eschke. 8. Es leben die sämtlichen Meister und Gesellen und die, so bey diesem Bau zu verrichten haben. In unserem Aufsatze „Die Landeskunde der Ober- und Niederlausitz" (Nr. 28 der „Oberlausitzer Heimatzeitung") sprachen wir die Vermutung aus, daß der ungenannte Verfasser dieses Buches ein Görlitzer Gelehrter gewesen sei. Wie uns nun Herr W. Ändert-Ebersbach freundlichst mitteilt, besitzt er diese kleine Landeskunde mit einem handschriftlichen Eintrag, der den Verfasser derselben nennt. Es ist M. M. Grunwald, der um 1694 Kon rektor in Bautzen war und 1716 als Archidiakonus an der St. Io- hanniskirche in Zittau verstarb. Hervst Sak krüker ick im kerbst dis Erntewagen So rsick beladen nacb der Scbeuer wanken, Da kab ick ott im Stillen mick getragen Mit wekmutvollen, quälenden Sedanken, Weil ick so okt und bang mir mutzte sagen: M i ck trennten von der Ernte starre Sckranken, Und bitter küklt ick es im Kerzen quellen: Ick sak so mancke koffnung sckon zerscksllen! Nun nabt auck mir der kerbst mit seinem Segen, Ob sick ums kaupt auck Silberkäden spinnen: Des kerzens Stürme nun sick kriedlick legen, Nun waltet mäklick Lrntsstimmung drinnen-, Nock immer darf ick sckakfenskrok mick regen Zu neuem zuversicktlicken IZeginnen, Obwokl ick leise sckon das Nltsr spüre Und meines Lebens Winter vor der lüre! Sckau ick zurück auf meine Erdenbaknen, Dann klingt's in mir: „Sckon war es dock kienisden!" Zur Dankbarkeit mag das iZekükl mick maknsn: Oes ksrbstes Stück ist nun auck mir besckieden! Mein kerz erfüllt beseligendes Nknen Und woklig.sonnentrunkner Nbendkrieden: vu, kerr, gibst wokl die Krone mir des Ledens, Venn ick war treu und wirkte nickt vergebens! IZruno Nsickard. Ein Heimattag Non I. W. Dressier Morgen. Durch mein offenes Fenster ziehen Wolken süssen Duftes zu mir und umSojen mich in zartem Schmeicheln. Sie erzählen mir von der Sommerpracht, die draussen erwacht und aus grauer Erde ausersteht. Meins Blicke schweifen über das junge, taufrische Laub und über dis bunten, aufbrechenden Blüten. Don jedem Blatt, von jeder Blüte strahlt uns dis Liebs und Güte des allmächtigen Schöpfers. Wieviel unzählige Wunder birgt doch ein solch Erwachen der Natur l — And wieviel Menschen gehen in stumpfer Gleichgültigkeit daran vorüberl Wenn man bedankt: aus dunkler, staubiger Erde sine solche Menge frischer Lebenssarbsn, eine solche Fülle würzigen Duftes l Man Könnte schier darin ertrinken! — C> welche Wunder zeugt uns doch die graus Mutter Erdei Hinaus lausche ich in den anbrechsnden Tag und höre mit der zunehmenden Tageshells allmählich die Stimme der Dogel erklingen. And da kann ich nicht länger widerstehen. Hinaus treibt es mich, hinaus in dis schöne, taufrische Welt des neuen Tages. Mittag. Die Sonne brennt vom Himmel nieder. Weisse Wolken lassen sich willenlos vom Winde treiben, und die Luft erzittert unter der Schwere der Wärme. Ich liege auf einer kleinen, heidsbewachjsnsn Waldwieje. Mngsum ist es still über den Bergen und Waldungen meiner Heimat. Ein paar bunte Falter umgaukeln mich in taumelndem Spiel. Ein andauerndes, aber leises Summen Klingt durch die Luft. Manchmal stärker, dann wieder schwächer. Meinem Ghrs nähert sich ein dicker, alter Brummer — ssssssure jurrrrr — jMj. Ich Wehrs ihn leicht mit der Hand ab, und — jurrrrr — fliegt er davon. Schläfrig blicke ich in das endlose Blau des Himmels. Dis Sonne brennt auf mich nieder, und matt strecke ich mich in die blühende Heide. Dis Hitze wogt in zitterndem Tanze auf und nieder. Der Himmel lacht über der sprühenden Dlütenherrlichkeit. Das Denken wird schwer, ich empfinde nur noch die Fülle des Lichtes und spüre dis Glut dec Sonne. — Die Menschen, das Hasten und Treiben der Welt, sind längst vergessen. — Müde schaue ich einem grüngoldenen Käser zu, der durch die blühende Heids krabbelt. Das Summen und Surren der Insekten wird immer schwächer, es Klingt nur noch wie aus weiter Ferne, ich bin singsschlasen. Nacdmittag. Die Seit streicht dahin. — Mehrers Stunden habe ich jo ver träumt. Nus einem grossen Felsblock sonnt sich eine grünjchillernde