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ihren Larven, große schwarze Kolbenwasserkäfer (tt^ür. pioeus), Larven der Libellen, mehrere Arten von Teich muscheln, Wasserwanzen, Rückenschwimmer, Wasserskor pione (wepa 8pec.) und viele andere Insekten. Am besten ist diese Teichsauna natürlich im Herbst gelegentlich des Fischens zu beobachten, werden die meisten Teiche doch zu diesem Zwecke völlig abgelassen, sodaß nur in einzelnen Rinnen, den Teichgräben, und in der „Fischgrube" am Schützen noch Wasser steht, während der Teichboden trocken liegt. Erst im Frühjahr werden die Teiche durch Stauung wieder gefüllt. Einen besonderen Reiz des Teichgebietes bildet die reiche Bogelwelt, welche hier ihr Wesen treibt. Besonders das Schwarze Wasserhuhn (kul.), nach seiner glänzend weißen Bläß an der Stirn auch Bläßhuhn genannt, erfreut durch sein sorgloses Spielen, im Gegensatz zu dem scheuen Teich huhn, das vor dem Menschen sofort ins dichte Schilf flüchtet oder untertaucht. Eine Anzahl von Entenarten führt ihr geselliges Dasein: In sonnigen Buchten die breitschnäbelige Löffelente, die Krickente (^nss crecca) mit schöner grün- goldener Flügelzeichnung, die Tafelente (kuliZuIa kerinu) mit ihrem hellgrauen Rücken, und nicht zuletzt die Scharen der Wildenten (^nus bo8<äias), deren Männchen durch ihr metallgrlln schillerndes Hälschen,den weißgeränderten blauen Spiegel auf den Flügeln auffallen. Lachmöven und Kiebitze lassen ihre Flugkllnste sehen. Häufiger an den preußischen, als an den sächsischen Teichen findet sich der Fischreiher, blaugrün mit dem charakteristischen Federstutz am Hinterkopfe und Hals, wie er, unbeweglich stehend, beobachtet. Auch Haubentaucher (Lolinkrbu8 cri- 8tutu8), Rohrsänger, bunte Eisvögel wird der aufmerksame stille Wanderer antreffen. Ab und zu läßt der Rohrspatz sein sprichwörtlich gewor denes häßliches Geschimpf hören, erschallt der dumpfe Ruf der Rohrdommel, das unheimliche höhnische Lachen der Bekassine (Himmelsziege — OallinaZo Zoll.). Eintöniges Girren der wilden Tauben, geschwätzige Elstern, das Ge lächter des Kiebitzes — und dazwischen die tönende Stille des Waldes. Wie aus einer anderen Welt klingt dann dar an? das leise Zwitschern der kleinen Rohrammer, und das lustige Lied von Fink und Meise, der Rus von Pirol und Kuckuck locken hinein in den grünen Wald. Auch dort ist reiches Tierleben, besonders am frühen Morgen, zu beobachten: Spechte, Eichelhäher, Elstern — Rudel von Rehen, Hasen, Füchse huschen über den Weg. Wer Glück hat, kann wohl gelegentlich einen Fischotter zu Gesicht be kommen. Draußen auf den Lichtungen Fasane, Birkwild und Rebhühner. Aber das bietet manche andere Gegend des Vaterlandes auch, wenn auch solcher Wildreichtum wie dort, im nordöst lichen Winkel Sachsens, abseits vom großen Verkehr, nicht überall anzutreffen ist. Dagegen werden wir auf Schritt und Tritt daran erinnert, daß wir auf erdgeschichtlich bedeutsamem Boden wandern. Die streckenweise dürftige Pflanzendecke läßt oft den nack ten Boden zu Tage treten. Und an solchen Stellen oder auch an Lesesteinhaufen an irgend einem der typischen Felder von Heidekorn (Lol^sonium ksZop^rum) oder von Hirse (?uni- cum miliuceum), an Kiesgruben sind Feuersteine zu finden, wie wir sie von der Kreide der Ostseeinseln kennen, und andere, offensichtlich nicht aus unserer Heimat stammende Mineralien, dazwischen aber auch heimische Granite und Basalte, und alle Stücke zeigen eine deutliche Abrundung. Allgemein betrachtet, trägt unser Gebiet verschiedenartige Ablagerungen, von grobem Schotter, Kies, bis zum feinsten Heidesand, von Lehm, Löß und Decksand, welche in buntem Wechsel Granit und Grauwacke des stellenweise daraus sich erhebenden Lausitzer Grundgebirges überdecken. Diese Ablagerungen erklären sich in der Hauptsache als die Reste der Grundmoräne des eiszeitlichen Inlandeises. Die durch den Druck und den seitlichen Schub der gewaltigen zusammenhängenden Eismasse bei ihrer südwärts gerichte ten Bewegung von dem Untergrund losgerissenen Gesteins brocken wurden auf dem langen Wege von Skandinavien her über das Land an Stelle der heutigen Ostsee, über Nord deutschland, zerarbeitet. Die Hauptmasse dieser Moräne wird von Geschiebelehm gebildet. Dieser schichtenlose, kratzige Lehm ist mit zahllosen Resten fremder und einheimischer Gesteine durchsetzt, in allen Größen, bis zu Blöcken von einem Meter Durchmesser. Alle aber zeigen abgerundete Kanten und sind häufig glatt ge schliffen. Diese Geschiebe, Feuersteine, Granite, Porphyre, Horn- blendeschiefer usw. sind großen Teils skandinavischer, bal tischer und finnischer Herkunft, aber auch lausitzer Material findet sich, sowohl von Basalt, Granit,Phonolit und Grau wacke, als auch aus tertiären Ablagerungen. In späteren Zeiten, während der Abschmelzung der Glet- scher, wurde durch die von Süden herabströmenden Flüsse und die Witterungseinwirkungen die Grundmoräne strecken weise aufgearbeitet, und aus den zurückbleibenden Teilen bauen sich die altdiluvialen Sande, Kiese und Schotter auf, welche — zusammen mit dem späteren Decksand — für unsere Teichlandschaftals trennende Geländestrecken zwischen den einzelnen Gewässergruppen von Bedeutung sind. In Bezug auf Zusammensetzung und Farbe, Korngröße und Schichtung läßt sich irgend ein System nicht finden. Jedoch kann für die Beurteilung dieser Ablagerungen als Schlüssel dienen, daß die Geschiebe der ehemaligen Moränen Material aller Größen mit eckigen Umrissen zeigen, und zwar ohne jede Spur von Schichtung, während Schichten, welche dem Wasser ihre Entstehung verdanken, runde, nach dem Ge wicht geschichtete Gesteinsbrocken auswcisen. Der verfügbare Raum erlaubt es nicht, Einzelheiten zu bringen. Das kann auch nicht der Zweck dieses Aufsatzes sein. Die Literaturangaben der Fußnote*) geben Fingerzeige für den, der sich eingehender mit diesem Gebiet, einem der interessantesten unseres Sachsenlandes, beschäftigen will — dann aber vor allem eins: Selbst hinaus als Tourist oder Radfahrer! Selbst sehen! *) Barber, E. Die Flora der Obcrlausitz preuß. und sächs. Anteils. (Abhandlungen der natursorschenden Gesellschaft zu Görlitz Bd. 27) 1911. Beyer, O. Förster, März. Die Oberlausitz. Meißen 1906. Laufitzer Wanderbuch. I. II. Dr-Wachwitz. 1922/23. Liebscher, Br. Das oberlausitzer Tiefland. 1903. März, Ehr. Das Diluvium der sächs. Oberlausitz. Dresden 1909. Pelz, Alfred. Geologie des Kgr. Sachsen. Leipzig 1904. Pietzsch, Kurt. Die geol. Verhältnisse zwischen Görlitz, Weißenberg und Niesky. Berlin 1909. Wunderlich, Erich. Die Oderflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. I. Das Gebiet zwischen Elbe und Oder. Leipzig-Berlin 1917. Wünsche, O. Die Pflanzen Sachsens und der angrenzenden Gegen den. 10. Aufl. 1912.