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sich auf's Kuchensingen verstehen. Auch hier sind es immer wieder dieselben, nicht nur Kinder, o nein, auch Große, Männer wie Frauen. Sie kennen ihr Geschäft und haben darin dieselbe Übung wie Bruder Straubinger in dem seinen. Hochzeiten und Kind taufen sind gewiß einträglich — sie lasten sich keine entgehen —, nichts geht aber über die Kirmes. Sie wirft Erträqnisse ab, die ganze Generationen ernähren könnten. In der Regel kommt man zu zweien. Derweil der eine mit dem Korbe draußen wartet, tritt der andere unter die Haustür: „Ringel, Ringel um das Haus, gebt ein Stückchen Kuchen raus, gelben oder weißen, wir können ihn schon beißen." Oder: „Wir stehen hier vor Eurer Tür, langt uns ein Stückchen Kuchen für! Wir sind so arm und Ihr so reich, Laßt uns nicht warten, gebt uns gleich." Und gegeben wird immer. Zur Kirmes geht keiner unbe schenkt von der Schwelle hinweg. Es reicht für alle. Ach, wieviel Kuchen sind zur Kirmes gebacken worden! Ganze Zentner. Gar die Gäste. Sie sind gewiß reichlich bewirtet worden, aber wenn sie Abschied nehmen, kriegt jedes auch seine „Kuchenhucke" mit. Auch das gehört zu einer rechten Bauernkirmes. Otto Flösse!. cvlrn «ande der Heide Der Silbermond blükt in den Zweigen, Oie fick in vveitzer Licdteslaft Zur sckwellenden Crde neigen. Oer Weiber träumt im liefen (Zrunde, Sein dunkles 5luge zittert leis Im §lügelsch>ag der Stunde. Malt keucht das Bild der sanften Weide Und spinnt ein flatterndes Oebelland Sin über die weitze Seide. Vie küht die glutgesäumte §erne. vorüber schwingen den seligen k^eik'n Sankt glükende Sommersterne. l^. Das Teichgebiet der Oberlausitz Bon Franz-Joses Weißt-Dresden 8 Der Name Lausitz wird aus das serbische „tuza" z > D (Sumpf, Pfütze, Lache) zurückgeführt. Wer denkt dabei nicht an die Hunderte von Leen und Teichen des Lausitzer Tieflandes? Und wenn dessen serbische Bewohner „Milzener" hießen, so deutet der Ursprung auch dieses Namens auf das Vorkommen von „seichten Gewässern" (melca). Damals war man sich also der Seen, Teiche und Sümpfe als einer typischen Eigenart der Landschaft bewußt—heute, wo der nördliche Winkel unseres Sachsenlandes zu dessen stillsten Gegenden gehört, hat man vergessen, wieviel ur sprüngliche Schönheit und wieviel des Interessanten an Landschaft, an Pflanzen- und Tierwelt gerade diese Gegend bietet. Bei dem ersten Blick auf die Landkarte scheinen die Teiche und Seen des Oberlausitzer Tieflandes völlig regel los über die Ebene zerstreut zu sein. Als östlichstes Vor kommen ist eine vereinzelte Gruppe nördlich von Kohlfurt, in der „Görlitzer Kommunalhetde", zu verzeichnen. Erst jenseits der Neiße, im Flußgebiet der Schwarzen und der Weißen Schöps, häuft sich das Vorkommen stehender Ge wässer und setzt sich bis zur Schwarzen Elster fort. Bei genauerer Betrachtung der Karte erweist sich aber da» scheinbar regellose Gewirr der Seen und Teiche insofern als einem gewissen System unterworfen, als das von ihm eingenommene Gebiet bei einer Breite von bis zu 30 Kilo meter eine deutliche Richtung von Ostsüdost nach Westnord west erkennen läßt. Es verläuft also etwa in gleicher Weise, wie die Hauptrichtung des gesamten norddeutschen Tief landes und des Hauptabzuges seiner Flüsse (Südost-Nord- west). Das könnte Zufall sein, aber die Erdgeschichte gibt dafür einen triftigen Grund. Es ist bekannt, daß das nördliche Europa und ein großer Teil des nordwestlichen Asien während eines langen Zeit- raumes in der gleichen Weise vergletschert waren, wie heute noch Grönland. Das Eis, dessen größte Mächtigkeit über Skandinavien, seinem Ausgangspunkte, auf mehr als 2000 Meter angenommen wird, war in einer südwärts gerichteten Gletscherbewegung begriffen, die an den deutschen Mittel gebirgen abebbte. Daraus ergibt sich, dem Verlauf dieser Gebirge zufolge, eine im wesentlichen von Südost nach Nord west streichende südliche Grenzlinie des Eises. Innerhalb dieser, volkstümlich als Eiszeit bezeichneten Periode haben kurze Zeiten des Vorstoßes mit längeren Etappen des Rück ganges der Bereisung — Interglacialzeiten — abgewechselt. Während dieser Zeiten der Abschmelzung flössen die Schmelz wässer, entsprechend dem eben bezeichneten Verlauf des südlichen Eisrandes in riesigen „Urstromtälern" nach Nord westen ab, die von Süden kommenden Flüsse in sich auf nehmend. Über Verlauf und Bedeutung dieser Urströme gehen die Meinungen der Forscher auseinander. Auch über die Zahl ist man sich nicht einig —als sicher nachweisbar dürfen aber deren fünf oder sechs gelten. Für die Oberlausitz kommt nur das südlichste dieser Täler in Betracht, das sogenannte Breslau-Magdeburger oder Breslau-Bremer Tal, das heute durch den Lauf der Malapane, der Oder bis zur Katzbach- mündung gekennzeichnet wird und von dort aus in nord- I westlicher Richtung, Bober, Queiß, Neiße und Spree schnei dend, sich fortsetzt, schließlich von der Schwarzen Elster durch flossen wird. Nördlich Magdeburg vereinigte es sich mit dem fast parallel verlaufenden Glogau-Baruther Tal, hier die alte Elbe aufnehmend. Nach Ansicht einiger Forscher soll dieses Tal seinen weiteren Verlauf nach Nordwesten ge nommen haben, daß sich dadurch gewissermaßen die Elbe in der Gegend der unteren Weser zusammen mit dieser in die Nordsee ergossen habe — aber das ist für unsere heutige Betrachtung ohne Bedeutung. Das Teichgebiet längs der Spree bei Malschwitz-Guttau und abseits bei Nechern kennzeichnet ein Nebental des Breslau-Magdeburger Urstromes, das durch die Orte Baruth—Milkel, Königswartha festgelegt ist, während der Verlauf des Haupttales, soweit es der Oderlausitz angehört, beiderseits der Strecke Niesky—Hoyerswerda der Bahn linie Kohlfurt—Elsterwerda zu suchen ist. Das Eis zog sich in die Polarzone zurück, die Urströme verliefen mit dem Schwinden der Schmelzwässer, die deut schen Flüsse gruben sich neue Betten für ihren heutigen Lauf — aber in flachen Vertiefungen der alten Urstromtäler blieben, durch tonigen Untergrund und hohen Grundwasser stand bedingt, zahlreiche natürliche Seen, Teiche, Moore bis zum heutigen Tage, denen sich im Laufe der Jahrhunderte zahllose künstliche Teiche zugesellt haben. Gegen 2000 natür liche und künstliche Gewässer mit einem Flächeninhalte von insgesamt etwa 10000 Ku soll die sächsische Oberlausitz zu sammen mit den benachbarten preußischen Kreisen Hoyers werda und Rothenburg zählen. Auf das sächsische Gebiet entfällt davon nur der kleinere Teil.