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deutlich die unregelmäßigen Formen der zwischenstehenden Laubbäume adheben. In den klaren Abendhimmel ragen die blauen Berge des Lausitzer Gebirges, und vom Osten herüber grüßen ernst die wuchtigen Höhen des Iserkammes. Im Lichte der purpurnen Abendsonne ist das ganze Landschaftsbild gebadet. Wo fand ich Gleiches? Ich sah bewundernd hinauf zu eis- und schneebedeckten Bergriesen, ich sah hinab in weite Täler. Wildheit umgab mich in liefen Schluchten und weit über die Eben» strich mein Blick. Durch blaue Meere zog ich meine Bahn und müßig wandelnd schritt ich unter Palmen. Ich sah der Paläste und Schlösser gehäufte Pracht. Alles war schön, aber fremd. Ganz anders in der Heimat. Das Großartig. Prunkvolle fehlt. Aber wie traut blicken da nicht die kleinen Häuschen in den dämmernden Abend, und welche Traulichkeit spricht nicht hier aus der ganzen Landschaft! Da ist kein Pfad, der nicht Erinnerungen an die Kindheit weckte. An jedem Baume, an jedem Strauch hängt ein kleines Stückchen der goldnen Jugend zeit. Das Felsgestein am Hange liegt noch genau so, wie es vor Jahrzehnten lag. Das Helle Wässerchen am Graben murmelt wieder: „Komm, spiel mit mir!" — Genau wie einst. Wohl kann ich dem Rufe nicht folgen wie damals, wo dem rotbäckigen, barfüßigen Jungen jede Einladung zum Spiele willkommen war. Ader hier verweilen will Ich und von jenen Zeiten träumen, da wir, meine Gespielen und ich, mit Lust und Lachen durch Fluren und Wälder der Heimat streiften. Wo sind die fröhlichen Burschen alle hin verschlagen? — Zum Teil im Dörfchen unten, zum Teil in aller Welt. Gar manchen deckt auch schon die Kühle Erde im fernen Land, dort, wo die schwarzen Kreuze standen und in der Mitte der große Stein mit der Aufschrift: Ich halt' einen Kameraden. — Heimatgedanken. Aber nun ist es Abend geworden. Bom Himmel blinken Helle Sterne. Sie strahlen über der Heimat wie über der weiten Welt. Und tiefster Frieden herrscht im Tale. Hervstsefüyl Vie Zeit ist bin, das Jakr vergebt, Ls muh schon spät im Sommer sein. Wie kerbstssbunt der Sorten stekt! — Und volden klükn am sstckerrain. ver Wind gebt nickt mekr sonnenwarm, Cr käkrt sckon strenge übers §eld Und kalt ins töerz. Nun küklt sicb arm, Wer Saus und Serd nocb nickt bestellt. Wenn dann das Glockenspiel beginnt, Siebst du vor kremden Hären stekn ven Kettler, dem die ^räne rinnt, Weil er den Sommer lieh vergekn. Gustav Wolf- Waifa. Die älteste Landeskunde der Ober- und Niederlausitz Don O. Schöne s ist ein kleines Buch im Oktavformat, welches im Jahre 1896, demnach vor 230 Jahren, in Görlitz das Licht der Welt erblickte. Der Gepflogenheit der damaligen Zeit entsprechend, steht diesem Büchel, welches als die erste bescheidene Dar stellung unserer Heimat gelten darf, ein langer und langatmiger Titel voraus. Er lautet: Richtige Beschreibung der Beyden Marggraffthümer Ober- und Nieder.Lausitz, durch allerhand Geographische, Historische und Politische Discures von den häufigen Irrungen, welche Auctor Anonymus in den Kurtz en Fragen aus der Neuen und Alten Geographie, begangen hat, möglichsten Fleißes gesäubert, und in richtige Ordnung gebracht von Einem Liebhaber des Vaterlandes. In Görlitz zufinden bey Ioh. Gottlob Laurentio, 1696. Die im vorstehenden erwähnten „Kurtzen Fragen aus der Neuen und Alten Geographie", einem wenige Jahre vorher erschienenen geographischen Merkchen, entstammen der Feder des bekannten Merseburger und später Hamburger Schul-Rektors Johann Hübner, einem aus Türchau bei Hirschfelde, also aus der Oberlausitz, gebürtigen Schulmann. Diese Veröffentlichung, die das gesamte Gebiet der Geographie umfaßt, hat infolge zahlreicher Ungenauigkeiten und Fehler seinerzeit viel Wider- spruch heroorgerufen und Veranlassung zu mehreren Gegen- schriften gegeben. Einer solchen verdankt auch unsere kleine Landeskunde der Lausitz ihre Entstehung, ihr Verfasser begründet sie damit, daß Johann Hübner, obwohl selbst ein Lausitzer, „von dem Zustande seines Vaterlandes keine sichere Nachricht geben kann". Das Büche! enthält auf den ersten Seiten das in lateinischer Sprache abgefaßte Idyllio Patriae Lusatia von Caspar Peucer, dem Schwiegersöhne Melanchtbons, dessen Geburtsort bekannt lich unser Bautzen ist. Des weiteren setzt sich der Verfasser in 86 einzelnen Kapiteln lS. 3-64) mit Johann Hübner aus einander und vermittelt beiläufig dem Leser eine große Anzahl sicherer Einzelheiten aus der historischen Geographie des Landes. Der zweite Teil des Merkchens gibt nun an der Hand von 18 verschiedenen Fragen (S. 1—90) in knapper Form, aber durchaus klarer Ausdrucksweise Auskunft über alles Wissens- werte aus dem Gebiete der Heimatkunde der Ober- und Nieder lausitz. Das erste Kapitel beantwortet die Frage nach der Lage der Lausitz, das zweiie behandelt deren wichtigste Flüsse. Als solche gellen dem Verfasser „Die Sprew, lat. Svevus, oder Sprea" und „Die Neisse, lat. Niffus"; neben diesen „zwey großen Flüßen" nennt er noch „drey kleine Flüße"; 1. den „Queitz, lat. Qoissus, oder Qoissia", II. „Die Wittge, lat. Wittigus" und III. „Die schwartze Elster, lat. Elystrum nigrum". Bon deren Nebenflüssen findet er bet der Besprechung des Queißes das „Waßer Zirn" (die Tschirne) erwähnenswert. Kapitel lll handelt von der Einteilung der Gesamt-Lausitz, Kapitel IV von der besonderen Gliederung der „Ober-Lausitz". Auf die Frage „Wie wird Ober-Lausitz eingetheilet," folgt die Mitteilung „In Zwey Haupt-Kreiße. Nehmlich in I. Den Budißinischen Kreyß, welcher sich wiederum In Vier kleinere Kreyße abtheilet: als in den 1. Bautzischen, 2. La- mentzischen, 3. Löbauischen und 4. Rulandischen Kreyß. II. Den Görlitzschen Kreyß. Dieser hält drey kleinere in sich, als 1. den Görlitzschen, 2. Zittauischen und 3. Laubanischen Kreiß." Die Frage V lautet „Was ist in Ober-Lausitz zu mercken? Vornehmlich Viererlei,. I. Die Sechs-Städte, welche von ihrer Zahl, nachdem ohn- gefähr Anno 1356 (?) Zittau dazugekommen ist, Hexapoles, oder Ager Hexapolitanus, genennet werden. II. Die unterschiedenen Herrschafften. III. Die Jungfräulichen Klöster. IV. Die nahrhafften Land-Städtgen." Unter VI erfahren die einzelnen Sechsstädte eine ihrer Be- deutung entsprechende Behandlung; unter ihnen steht die Stadt Bautzen an erster Stelle, ihre Beschreibung ist auch die um fänglichste (S. 15—24). Aus ihr sei einiges mitgeteilt: I. Budißin, insgemein Bautzen, lat. Budissa und Budissina, an der Sprew, ziemlich groß und wohlgebauet, daß sie auch vor diesen, vornehmlich wegen der großen Menge der Künstler und Handwerker, klein Nürnberg ist genennet worden. — (S. 17.) Das Schloß Ortenburg, stehet auf einem hohen fel- sichten Berge, (S. 18), ist sehr alt, berühmt und wohlgelegen, auf welchem nicht allein gedachtes Judicium Ordinarium, son dern auch sonst bey dem Churfl. Ober-Ambte in prima In» stomtia die Iudicla gehalten werden. Wie denn auch die Ober» Ambts-Cantzley allhier angeleget ist. Bey der Schwedischen Belagerung Anno 1639 ist es sehr ruiniret, nach diesen aber von Ihr. Churfl. Durchl. Johanne Georgio I. und Johanne Georgio II. wieder aufferbauet und renooiret worden. Vorzeiten