Volltext Seite (XML)
„Nu, mer könn 'ch ju oh setzn," sagte der Bergbauer grinsend und nahm auf der zweiten Bank Platz. Ironisch ließ sich der Kühbauer vernehmen, wenn die Frau Fasold erlaube, werde er sich auch setzen. Aller dings tat er es, ohne die Erlaubnis abzuwarten. Er würde auch in alle Ewigkeit haben stehen können, wenn er nach seinen Worten gehandelt hätte. „Nu ja, 's ös abn su a Ding," brummte der Busch bauer und ließ sich den beiden Ändern gegenüber nieder ganz am andern Ende der Bank, auf der die böse Fasoldn saß. Der Bergbauer blinzelte den andern listig zu, als wolle er sagen: „Paßt auf! Es kommt etwas." Dann sprach er nach einer Weile nur wie nebenbei: „Iech hoa ju ghorrt, dr Rieger-August will wieder heiroatn." „Ieija, wenn's'n Fasel zo gutt zieht!" sagte der Kllh- bauer und warf einen heimlichen Seitenblick auf die Frau Fasold. Der Bergbauer kratzte seine Bartstoppeln und sagte kopfschüttelnd: „Iech bien ock gspoannt, of woas fer a Radies! dar verfoalln wörd." Dann warf auch er einen schnellen Blick nach der Frau. Noch wußte diese nicht, ob das nur zufällig gesprochen war, oder ob man ihr einen Schabernack damit antun wolle. Vorläufig hustete sie nur wütend. Der Kühbauer nahm wieder das Wort, um zu er klären, daß jedenfalls nicht viel Gescheites dabei heraus kommen würde, wenn einer mit fünfzig Jahren noch ein mal zu heiraten gedenke. Und der Bergbauer pflichtete insofern bei, als er meinte, eine vernünftige Frau würde wohl da nicht anbeißen. Die Frau Fasold trommelte erregt mit der Rechten auf den Tisch. Der Buschbauer enthielt sich einer eigenen Meinung und gab nur zu, daß dies eben so ein Ding sei. Der Bergbauer war einer, der seine Ohren immer überall offen hielt, weswegen er auch jetzt bereits imstande war, zu erzählen: „Iech hoa läutn hiern, de Zickln e Hennerschdorf hätt'n schonn an Korb gähn." Die Frau Fasold trommelte mit beiden Händen auf den Tisch. Der Kühbauer stachelte den kleinen Buschbauer an, auch ein Wort dazu zu sagen, worauf der sich zu dem Ausspruche verstieg: „'s ös groad, wie'ch gsoit ha." Da gedachte der Bergbauer das Gespräch zu beenden, indem er sagte: 's wörd 'ch schonn irgendwu a Nutnoil sinn." Jetzt konnte die Fasoldn nicht mehr an sich hallen. Wütend sprang sie auf und gurgelte den Bergbauer an: „Denkst denn Du, domme Grußschnauz, woas Du soist, doas gölt wie's Bateronser? Fr mär kannst Dein domm Gusch no su weit ufreißn. 's verfängt ne a bößl." Krachend ließ sie sich wieder auf die Bank zurückfallen und nahm ihr Trommelkonzert wieder auf. Der Bergbauer aber sah die Wütende garnicht an, schaute sich ober scheinbar erstaunt auf dem Hofe um und sagte zum Kühbauer: „Woas ös ock lus? 's muß an Feierlichkeet en Dorf sein. Furtn toat's e enfort trummln, ond ötz koamersch wie Bosaunbläserei vir." Doch ehe der Gefragte antworten konnte, hatte die Frau schon wieder das Wort an sich gerissen. „Spiel D'ch ja ne su uf, oalbernes Gsteck, sonst tu iech Dr amend no an Extramoarsch blosn." Der Bergbauer schüttelte den Kopf und sagte ganz gemächlich und in scheinheiliger Freundlichkeit: „Nu, Foasldn, woas öss'n e Euch gfoahrn? Örscht wollter iber- haupt ne mit mer rädn, ond nu, wuder doach goarne gfroit hoat, ob iech nu mit Euch riädn will, ötz kommter mer glei per Du? Doas koan'ch mer muh do oas grüße Ihr oarechn?" „Oas woas Du Dr doas oarechst, ös mer bieb, ganzn guttckn goar bieb. An Ihr ös schonn, wenn de Foasldn aus Diemdorf Diech iberhaupt oaguckt. Wie kömmst 'n Du derzu, do de grüß Gusch zo hoan? Pluster D'ch ock ne su uf! Iech foahr Dr sonst amo e de Fadern." „Nu, iech will'ch ock ...." Weiter kam er nicht. Woas Du wöllst, ös mer Worscht. Denkst ern, of mär konnst römhackn, weil iech a eelötzg Weiboolk Lien, woas kenn Schutz ne Hot?" „Ich docht, Dei Maul wär Schutz " Ver ¬ gebens suchte er, den Redestrom zu unterbrechen. „Woas Du denkst, kümmert miech an Drajg, do greif 'ch mr ne on Hinnern drwajgn. Ond doas will 'ch Dr ock soin, niehm mei Maul ne ömmer e Dein dreckge Gusch!" Der Ausdruck war nun allerdings so unglücklich ge wählt, daß der Bergbauer alles Recht zu der Entgegnung hatte, es sei zu derartiger Vermessenheit bei ihm kein Platz vorhanden. Die Fasoldn war aber jetzt so im Zuge, daß sie kein Ende fand. Wieder war sie in die Höhe gefahren und schrie aus Leibeskräften: „Woas öffn oa Euch Barg- bauerschn grüß droa? Du böst an Grußschnauz ond nischt derhinner. Dei Boater woar a Duckmäuser ond brocht nischt ver 'ch. Ond woas Dei Grußvoater woar, dar hoatt glei hinn ond vorn nischt." Während sie einmal Atem holte, flüsterte der Küh bauer dem Buschbauer zu, es sei zu hoffen, daß sie wenig stens den Urgroßvater nicht gekannt habe. Aber die Frau hatte nicht nur eine gute Zunge, son dern auch vortreffliche Ohren. Sofort wandte sie sich an den Kühbauer mit kreischendem Tone: „Wenn ock Du wellst de Schnoapp haln. Woaröm konnst'n Du ötz no grußoartg of'n Gutt sötzn? Heee? Wenn menner Motter Bruder ne woar, do kennst ötze mit 'n Bruthickl giehn. Aber menner Motter Bruder woar su domm ond hoalf denn Voater aus dr Nut. En Groab tiät a'ch ömdriähn, wenn a ötze hiern kennt, wie Du 's mannrr Mottersch Brudersch Schwastertoachter heemzoahlst. Mit knöffgn Riädnsoartn do host jederzeit besser fortkonnt wie mit Daum ond Zeigsinger." Der also Heruntergekanzelte machte gar keinen Ver such der Entgegnung, stand nur auf und sagte zu seinen Begleitern: „Otz gieh'ch aber heem. Woas zo vill ös, ös zo vill. Und der Bergbauer schloß sich seinem Vorredner an, indem auch er sich erhob und sprach: „Iech zieh mit. Iech hoa keen Lost, miech mit dar Fraun do römzozankn." Aber auch das gab der Erregten schon wieder Anlaß, dagegen mit der Gewalt ihrer Rede anzukämpfen. „Woas, römzankn," ries sie, „doas heeßt Jähr römzankn? Iech hoa miech no mit kenn Mentschn of dr Walt gzankt. Do wärt Jähr dr Orschte. Aber mein Meenung, wie'ch abn denk, die soi'ch. Doderzu hoa'ch ju 's Maul. Miech sellter amo zankn hiern. Iech kennt miech ver mer falber sertn.zwenn'ch droa denk, daß be mär a Zank miglch wär."