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weil Du su gnadg böst ond Diech jedn Augnblick, dann D' miech siest, mit mer zankst?" Da flog ein Schein ehrlicher Verwunderung über des Mädchens Gesicht. Und das Staunen klang auch aus ihren Worten. „Iech miech mit Dar zankn? Do mißt'ch oh woas deroon wössn. Ös doas zankn, wenn mer an- anner a brinkl de Wuhrheet geigt?" Leo mußte unwillkürlich lächeln. „Hm, of die Oart, oach su. Nu ja, 's gibt abn onnerschiedliche Musik. Ond een gfällt ne oalln." Ruth drehte sich wieder herum, sah Leo forschend an und meinte: „Su a grußer Musikkenner bien iech ne, doß'ch doriber rädn Könnt. Aber wenn Du goar su weech böst, doß Dr j?ds Wühlt vo mär wieh tutt, do koan'ch oh nischt derfir. Iech weeß kee Pfloaster." „Iech brauch oh Kees. Woas a Pfloaster braucht, ös hichstns dei Maul." „Mechst wu garn, doß'ch dostind ond ne „Paff" soin kennt?" „Tust ju groad, oas wenn iech miech wunner wie zo sriän hält, wenn Du ver mer stihst." Die Ricgertochter wandte sich zum Gehen. „Wenn Dersch nö poaßt, do will'ch ock giehn, doß'ch Dr nö goar onausstiehlich war." Und sie schritt denn auch langsam dem Hause zu, langsam, weil sie doch sehen wollte, ob Leo versuchen würde, sie zurllckzuhalten. Aber der dachte garnicht daran, sondern äußerte phleg matisch: „Haln koan'ch Dch oh ne." Dann ging er kopf schüttelnd durch die offene Scheunendurchfahrt auf das Feld und war der Meinung, daß er es nun wohl vollends mit Ruth verschüttet habe. Sie aber stand in der Hausflur und schaute ziemlich befriedigt drein. Endlich begann der Adam-Leo mobil zu werden. Sie mochte ihn gerade so, wie er sich heute gezeigt hatte, ganz gut leiden. Gewiß, er war ein bißl grob gewesen. Doch einen solchen Puff vertrug sie viel eher, als daß er große Bogen um sie beschrieb. 14. Kapitel. Fritz eröffnet den Kampf mit dem Drachen- Die Butter-Kommission wird in die Flucht geschlagen. der Landstraße, die in das Dorf führte, war zum Riegergute herüber eine Frau abgebogen. Sie mochte ungefähr Anfang der Fünfzig sein, war von untersetzter, etwas korpulenter Gestalt, und ihr Gesicht wies derbe, fast männliche Züge auf. Gekleidet war sie in einen dunklen Rock und in eine Helle Bluse. Auf dem Kopfe thronte ein breiter, mit Blumen garnierter Strohhut. In der Rechten hielt sie einen Regenschirm, den sie als Stock benützte. Eine Reisetasche in der Linken zeigte an, daß die Frau nicht aus der nächsten Umgebung stammen konnte. Die Sommerhitze hatte ihr zu schaffen gemacht und sie tüchtig in Schweiß gebadet. Erstaunt sah sie sich auf dem leeren Hofe um. Ihr Antlitz legte sich in mißmutige Falten. Sie brummle ärgerlich vor sich hin: „Nu kreiz versetz de Loatschn, woas soll 'n doas heeßn? Kee Mensch do? Doas ös a schie Empfang. Oas wenn a Bräutgn of en woartn tätt, sitt doas ne aus. Su a ahler Triäml, dr Rieger- bauer! Na, doas muß'n ees bezeitn austreibn." Sie setzte sich aus die Bank unter der Linde und raffte erschöpft nach Atem. In ihrem halblauten Selbst gespräche fuhr sie dabei fort: „Nu sötzt ees do, oas wenn ees battln komm wär." Prüfend überflogen ihre Blicke, die unter buschigen Brauen hervorstachen, die Wirtschaftsgebäude. „Na, 's Gutt sitt ju ne onrajcht aus. Aber 's mag sein, wie's will, verkauft muß warn. Iech setz miech ne of mein ahln Tag e a fremdes Nast." Als die Musterung beendet war, legte sie die Arme auf den Tisch und wartete ungeduldig, daß sich ein Mensch sehen lassen möge. Aber der Hof blieb wie aus gestorben. Ärgerlich trommelte sie mit den Fingern der Rechten auf dem Tische. „Nu kreiz versetz de Loatschn namo, nu war'ch's aber bahl dick Haan. Su an Woarterei, an iälende! 's ganze Gutt wie ausgschtorbn? Do könn se ju naustroin, woase ock fortbreetn. Doas muß annersch warn. Doas muß ees 'n Riegerbauer bazeitn austreibn. Hie heeßt's örscht amo Radum machen." Jetzt trommelte sie mit allen Fingern, die Daumen nicht ausgenommen, aus der Tischplatte. Aber vergebens. Niemand ließ sich sehen. Da stieg der Zorn in ihr hoch. Mit der geballten Faust schlug sie auf den Tisch und schrie mit mannhafter Stimme: „Heda, WörtschoaftI" Das hatte zur Folge, daß doch endlich jemand sicht bar wurde. Allerdings war es nur der Kühjunge, der seinen Kops aus der Haustür steckte. Verdutzt schaute er nach der krakehlenden Frauensperson, trat näher und sagte: „Woas denn, Wörtschoaft? Dohie ös kee Miets haus." Die Frau richtete sich mit einem straffen Ruck auf und schrie wütend: „Woas will dar verdoammte Sau- jong?" „Wu öss'n enner?" fragte Fritz mit verstellter Neugier und ließ seine Augen über den Hof schweifen. Die Fremde stand auf, kam ihm bedrohlich nahe und ereiferte sich immer mehr. „Su a verfluchter Oalpzoil! Niem D'ch enacht! Iech hoa a Paar luckre Händ." „Ond iech a Paar vill hurtgere Been." Der Junge streckte höhnisch die Zunge heraus und sprang vorsichtiger weise einige Schritte zurück. Die Besucherin schnappte vor Wut nach Lust und schloß und öffnete fortwährend die Hände, als kribble es ihr in den Fingerspitzen. Den Jungen zischte sie wut heiser an: „Du sollst no woas derlabn, mei Iinglchn. Där war'ch schonn no 'n Buckl weech dräschn, Du Onflot." Fritz versenkte die Hände in die Hosentaschen, stand breitbeinig da und erwiderte im Bewußtsein seiner Un antastbarkeit, die ein Zwischenraum von fünf Schritten garantierte: „Do muß'ch'n aber oh örscht hiehaln." Die Frau sah, daß ihr Mundwerk dem des Jungen nicht überlegen war, brach daher den Wettstreit ab und verlangte nur barsch, die freche Kröte möge den Bauer herholen. Aber Fritz war nicht so schnell ins Bockshorn zu jagen. Er reckte die Stumpfnase hoch in die Luft und fragte mißtrauisch: „War sedder denn iberhaupt, doß der denkt, Jähr könnt do römschörmzieren, oas wenn's Gutt Euer wär?" Das schlug dem Faß den Boden aus. Die Frau wurde krebsrot im Gesicht und stampfte wütend mit den Füßen aus. . Fortsetzung folgt.