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Als der Herbst vorigen Jahres Einkehr hielt, durfte die Bürger schaft in Herrn Bürgermeister Bautz ein neues Oberhaupt begrüßen. Möge sein Bemühen um das Wohlergehen der Stadt von besten Erfolgen gekrönt sein und er auch unsern Bestrebungen mit förderndem Interesse begegnen. Die weitere Mitgliederzahl ist ungefähr die gleiche geblieben. Durch den Tod wurden unsern Reihen entrissen: im Dezember Herr Pastor Wendt und im letzten Monat Herr Buch druckereibesitzer Lapstich. Das „Parlament" der übrigen Sitzungen zeigte wechselnde Teilnahme. Die Tagungen leitete auch in diesem Jahre Herr Pastor Unger, der erste Borsitzende, ohne Hammer und Glocke. Die Ehre des Vizepräsidenten gab uns Herr Landrat Dr. Lenoir, Flnanzmlnislcr waren die Herren Branddirekter Vogt und Buchdruckereibesitzer Franke. Griffel und Feder führte der Berichterstatter und in Vertretung Herr Kaufmann Klein. Als „Minister für Abbau und Wiederzusammenbau" erwarb sich Herr Obertelegraphensekretär Damerau durch die Vermehrung und sach gemäße Verwaltung bleibendes Verdienst, und auch Herr Ringspiel bezeugte durch tätige Mithilfe reges Interesse. Insgesamt fanden dreizehn Veranstaltungen der Gesellschaft statt. Als bedeutendste sei die „Ausstellung von Ostereiern heimischer Volkskunst" erwähnt, die am Sonntag Palmarum in der Aula des Gymnasiums durch Herrn Landrat Dr. Lenoir eröffnet wurde. Etwa 300 kleine Kunstwerke aus hiesiger Stadt und Umgebung wurden dem Be schauer dargeboten. Zwei Vortragsveranstaltungen sollten ebenfalls die Allgemein heit für Ziele und Durchführung der heimatkundlichen Bestrebungen gewinnen. Am 3. September referierte Herr Studienrat Dr. Wieg mann über die in den „Beiträgen zur Schlesischen Landeskunde" enthaltene Abhandluna „Die Niederschlesisch-Lausitzer Heide".. Als Ncujahrsgruß bot die Gesellschaft den Freunden unsrer hei mischen Tierwelt am 14. Januar einen Vortrag des Herrn Museums direktors Dr. Herr aus Görlitz: „Die Entwicklung der Tierwelt unsrer lausikcr Heimat". Um mit führenden Vereinigungen auf dem Gebiet heimatlicher Forschung Verbindungen anzuknüpfen, wurde die Mitgliedschaft er- worben bei der „Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Görlitz", bei der »Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte in Bautzen" und Beziehung ausgenommen mit der paläonthologtschen Abteilung des Dresdener Museums. Nachdem ein Bücherschrank in einfacher, aber geschmackvoller Aussllhrung angeschafft worden war, konnte die Bücherei bedeutend vermehrt werden. Sie enthält wissenschaftliche wie auch unterhaltende, in die Bolkstumskunde unsrer Landschaft einführende Literatur. Daß zur Durchführung der mannigfachen Anforderungen und zur Erreichung weiterer Ziele finanzielle Hilfen erforderlich sind, bedarf nur der Feststellung. Es sei in diesem Zusammenhänge der Unterstützung des Kreistages und der Beitragsleistung unsrer Mit glieder in Dankbarkeit gedacht. Abschließend ergibt ein Überblick, daß neben einigen öffentlichen Darbietungen die Iahrestätigkcit stiller, aber weiter schaffender Innenarbeit gewidmet war. Und „da sich die neuen Tage aus dem Schutt der alten bauen, wollen wir mit scharf gespannten Augen rückwärts blickend vorwärts schauen." G. Werchan, Schriftführer. Buchbesprechungen Vie Lauscks und ibre Sagen Erst vor einiger Zeit trat O. Sckäne mit einem Bergkücklein über dis Landeskrone im Verlage der „Oberlausitzer Bsimat- zeitung" in Beickenau, Sa. auf den plan. Jetzt lätzt er im selben Verlage wieder ein solcbes IZsrgbucb srscbeinen: „Oie Lauscbe und ibre Sagen". Vieser formensckönste Vulkanberg der Süd lausitz Katts es ikm scbon lange angetan. Und so ist gerade nocb vor Scklutz der Neisezsit das sckmucke Bekieken kerausgekommen. Er bekandelt zunäckst in einer 14 Seiten langen Einleitung alles, was von diesem köckstsn Serge unserer Oberlausitz irgend wie bemerkenswert ist, dabei das gescbicktlicke Moment besonders kervorkebend. Sier zeigt fick Scböns überall als gswisssnkafter Kenner der keimatlicben (Zesckickts und ikrer Literatur. Nack einer Deutung der Oamensentstskung „Lauscbe" erkakren wir einiges über alte Wegs und Zolistratzsn und dann das wesent- licksts über die weckselvollen vesitzverkäitnisfs. Ein breiter Baum ist der Sescbicbts des Berggastkauses gewidmet, das fick nocb keuts im Besitze der Oackkommen des ersten lZergwirtes, des alten Mattkes, befindet und seitdem mekrkack erneuert und vsr- grötzsrt worden ist. Duck dis pracbtvolle und umfassende Bund- sicbt vom (Zipfel, dis bis Prag reickt, erkäkrt sine eingeksnde IZetracbtung. Duck dis geologiscben, kloristiscben und fauniftiscben Verkält- nisss werden gesckiidsrt. Bierzu ist zu bemerken, Latz wir die Lauscbe nickt als Ouellkuppe, sondern lediglick als den Best eines nickt ausgedeknteren pkonolitkiscken Oscksnergusses an- zuseken kaben. Oie keutigsn kuppen- oder kegelkormen, die das ganze meist pkonolitkiscks jungvulkaniscke bökmiscbe Mittel gebirge beleben, sind erst durcb die nackkolgende Erosion und Lis Tätigkeit der VerwitterungskrMe entstanden pkonolitk- Quellkuppen sind nocb seltener als solcke von Basalt. Zurzeit sind in der Südlausitz nur der Brohscbönauer Butberg und die koitscks bei Oeukörnitz durcb Oukscblüsse einwandfrei als pkono. iitkiscks Ousllkuppsn erkannt. In kloristiscker Binsicbt ist dis Lauscbe der Ivpus eines Vulkan- berges: pracktvoller Bucbenwald umgrünt ikrs Bange bis zum Oipkel, und zakireicbe, anderwärts seltene Kräuter kükren in seinem Sckatten ein nocb ungestörtes Dasein. Den Scblutz der Einkükrung endlick bildet eine genaue 8e- scbreibung der zaklreicben Wanderwege, dis zur Lauscbe und auf ikren (Zipfel fükren. Duck einige volkstümlicke Bräucde finden dann nocb Erwäknung. Dann folgen acbt Sagen von der Lauscbe und ikrer unmittel, baren Umgebung, jede einzeln, wie immer scbon, ausfükrllcb be legt (Oueilsnnackweis). Das sckmucke und woklfeils Bücklein gekört in die Band jedes Beimatfreundes und jedes Wanderers durcb das Zittauer (Zsbirge. §ür die Besitzer des neuen präcktigen „§ükrers durcb dis Oberlausitz und das nördlicke Bökmen" (Verlag des Bautzener Tageblattes) aber bildet es eins wertvolle und auskükrlicks Er. gänzung. Bokken wir, Latz es Scböns gelingen möge, auck nock von andern kervorragenden Bergen unserer Oberlausitz solcke Bücklein ksrauszubringen, so vom Löbauer Berg, Valtenberg, Mönckswald u. a.! Bans Naumann. „Sächsisches Lache»." Fünfhundert Jahre sächsischen Humors in Vers und Prosa von Kurt Arnold Findeisen. Verlag von Max Koch in Leipzig. Preis Kart. 4 Mk-, geb. 6 Mk. Unter dem Titel „Sächsisches Lachen" ist jetzt ein Buch erschienen, das seinem Unter titel „Ein Buch voller Kurzweil und Schnurren" alle Ehre macht. Der bekannte sächsische Schriftsteller hat hier ein Werk herausgegeben, das auch die Klassiker sächsischen Humors, wenn man diesen Ausdruck ein mal anwenden darf, berücksichtigt. Man findet da die Namen Lindener, Fleming, von Schönberg (Geschichte von den Schildbürgern), Kuhnau (Das mißglückte Ständchen von Zittau). Rubcner, Gellert, Kästner, Lichtwer, Lessing, Roller. Doch damit sind wir schon in die neuere Zeit geraten. Findeisen hat alles wohlgeordnet nach obersächsischer Dichtung, obersächsischer Mundart-Literatur, Kulturgeschichtlichem, Volkskundlichem und Volkstümlichem: den Beschluß bildet der Ab schnitt Anzügliches. In Poesie und Prosa bietet das mit gegen 100 Bildern geschmückte Buch eine reiche Fundgrube für Solche, die selbst heiteren, fröhlichen Gemütes sind, aber auch für Solche, die — miß gestimmt — sich Aufheiterung verschaffen wollen. Sie werden im Studium der köstlichen Schnurren, Scherze und Schwänke Ablenkung von allem Mißmut finden. Richard Blasius ist vertreten mit „Das böse Gewissen", Rudolf Gärtner mit „Lausbuben". Selbstverständlich durften auch kurze Skizzen über Alt-Dresdner und Alt-Leipziger Originale nicht fehlen. Lustiges von Meßmusikanten orn der Leip ziger Michaelismesse 1851 dürste ebenso Gefallen finden, wie das Sächsische Soldatenlied eines unbekannten Verfassers, oder das Lied vom alten Barchewitz, eines Napoleonverehrers. Doch cs würde zu wett führen, noch mehr vom Inhalt hier anzusühren, denn da könnte man gleich das gesamte Inhaltsverzeichnis hier zum Abdruck bringen. Den Beschluß bildet eine Groteske des Herausgebers, der unter der Bezeichnung „Die Vernichtung Fritze Bliemchens" eine prächtige Satyre bietet, die zum Nachdenken und zur Nachachtung Anlaß gibt. Dem gediegenen Humor, der uns aus dem Buche entgegenwcht, sehr gut angepaßt sind die lustigen Bilder des Malers Kurt Rübencr, der von seiner Echaffenskunit damit ein rühmliches Zeugnis ablegt. Bautzener Historischer Schreibkalender für da» Jahr 1927. Pünktlich zur gegebenen Zeit erscheint soeben auf dem Büchermarkt der altehrwürdige Bautzener Historische Schretbkalender auf das Jahr 1927. Äußerlich im traditionellen Gewände mit dem Titelblatt, das die Vertreter von 4 Erdteilen, Europa, Asien, Afrika und Amerika, zeigt, weist sein Inhalt gegen das vorige Jahr eine bemerkenswerte Stoffbereicherung auf. Der Verlag E. M. Monse (Bautzener Nachrichten) in Bautzen, bei dem nun schon an 200