Volltext Seite (XML)
die „Schwämme" aufzuspiiren und zu sammeln. Während man die Speisepilze, vom größten bis zum kleinsten, sorglich in dem bereitgehaltenen Korbe oder Säckchen verschwinden läßt, bereitet man dem oft außerordentlich farbenreichen „Blumen flor" des Waldbodens ein unverdientes Schicksal, indem man alle vermeintlichen „Giftpilze" — oft sind es nur ungenießbare, manchmal weniger bekannte, aber sonst vorzügliche Speisepilze — umstöbt, sodaß der braune Waldesgrund dem traurigen Anblicke eines Schlachtfeldes gleicht. Anscheinend vermögen „Pilzberatungsstellen" und „Pilzausstellungen" in dieser tzin> sicht immer noch nicht genügend für die gewünschte Aufklärung zu sorgen, obwohl sich die Ärtenzahl der in den letzten Jahren genossenen Pilze auch bei uns bedeutend vermehrt hat. Ver fasser dieser Zeilen kann sich sehr wohl erinnern, daß in den achtziger und neunziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts in den Körben unserer Pilzweiber in den Städten der Ober lausitz während der Wochenmäckte außer den bis in den späten Herbst feilgebotenen „Gelbschwämmchen", im Volksmunde „Gählchen", das ist „Gelbhühnchen", genannt, fast nur „Stein oder Herrenpilze" zu sehen waren. Heute ist das Bild ein viel mannigfaltigeres, Rothäuptchen, Birkenpilze, Maronen pilze, Butterpilze, Grünlinge, Blutreizer und noch manche anderen werden gegenwärtig ebenso gern gekauft und auch gut bezahlt. Der eingefleischte Pilzjäger freilich deckt sich seinen Bedarf an diesen schmackhaften Waldsrüchten, sofern er irgend kann, lieber an Ort und Stelle, ihm ist schon das „Suchen" und „Finden" ein Vorgeschmack des ihm in der heimischen Küche harrenden Genusses. Die ergiebigste Ausbeute an Pilzen bieten in unserer Heimat die großen Heidewälder im Norden und die ausgedehnten Bergwaldungen im südlichen Teile der Lausitz. In guten Ptlzjahren kommen aber auch in unserem mittleren waldärmeren Heimatgebiete die Pilzsucher voll aus ihre Rechnung, besonders wenn sie in der Wahl der eßbaren Arten nicht gar zu engherzig sind. Wie in unserer Oberlausitz und den Nachbargebieten bei dem beliebten Blaubeerensuchen die Volkspoesie vielfach kleine Berschen erzeugt hat, so in ähnlicher Weise auch beim Pilz- suchen. Aus dem auf alioberlausitzer Gebiete nahe der Stadt Seidenberg auf böhmischem Grund und Boden gelegenen „Tschernhausen" sind uns solche anspruchslose Blüten der heimischen Volksdichtung bekannt. Hier wurde und wird — namentlich von seilen der Kinder — beim „Schwämmchen suchen" gesungen: Nopper, Nopper, komm azu, Sonstern haste, haste kejne Ruh! oder auch: Bauer, Bauer, komm azu, Nopper, Nopper, komm derzu! Wenn ein Pilz gefunden ist, ertönt der Ruf: Half Gott, half Gott, Zum lieben Gott. Aus dem weggesetzten „Lückendors" im Zittauer Ge birge ist aus den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts fol gender Bolksreim überliefert und der Nachwelt erhalten worden: Lückendorf ist ein fruchtbar Land, Da scheint die Sonne und weht der Sand, Da wachsen Pilze und Heidelbeeren, Da tun sich die Lückendorfer ernähren. Und wenn keine Pilze und Heidelbeeren sein, Da treibt sie der Teufel mit der Spillmuschel rein. Die „Spillmuschel" ist ein aus Bast geflochtenes Deckel körbchen, das zur Aufnahme des Spinnrockens dient. Das „rein treiben" verweist wohl nach Böhmen, wohin die Lücken dorfer betteln gingen. In der Oberlausitz gehören auch die Pilze von altersher zu den volkstümlichen „Christabendspeisen". Für die „Städte" „Zittau" und „Löbau" sowie für die Umgebung letztgenannter Sechsstadt gehörten und gehören noch heute zu den bevorzugten Christsestspeisen sicher nicht grundlos „Pilzsuppe" sowie auch „Pilzsuppe mit gebackenen Pflaumen". „Getrocknete Pilze" gelten auch als wichtiger Bestandteil eines leckeren Weihnachts- gerichtes, das früher bei den Landbewohnern unserer Heimat im hohen Ansehen stand, des sogenannten „schlesischen oder schlesinger Himmelreich", wovon allerdings auch das Wort zu gelten hat „Nicht Jedem bekommt die Fahrt nach Korinth". Grußvoaters Kroomload'n Von Gustav Mehlhose, Löbau oann'ch' noa? ees° voa^ dan Lasern vierschtell'n, wie's ver 60 Iuhr'n a au Kroomload'n a an aeberlausitzer Dorfe aussahg? Bill^ warn's° wühl vcrgass'n hoann tU- und wenn ne mei Grußooater su a Lad'l gehoat hätte, do kennt'ch? mich amende o nemieh su off oall's besinn'. Doaß nu de Sache an richtgn Hindcrgrund krigt, do war'ch glei voa vornerei oerrot'n, war mei Grußooater gemaßt is und doaß dar Kroom a Aeberc woar. Weil nu unser Foamllch'n-Noam an Dorfe bale schoockweise oierkoam, moar's nutwcnd'ch, doaß jeder Schwamm an andern Schpitznoam hatte, sunst woar'n se ne vonander^ zo underscheed'n. Mei Grußooater hieß „Schneidermich'ls Ihr'nfried", oder (weil seine Briedcr oalle aus 'n Dorse fortgcmacht woar»), korzweg „Schneidermich'l". Wu dar schiene Noam har schtommte. weetz'ch ne. Nanu zon Kroomload'n. Wenn enner as Hausd rei koam, schtoannd rajchter Hand 's Brudhäus'l, dernab'm ging de Stubtiere nei: oapoch'n braucht enner ne oarscht, denn wenn ces de Haustiere uhsmachte, do sorgte schun anne Kltng'l derficr, doaß se's drinne hourl'n,'° wenn ces woas hoann wollte. Linkerhand an Hause ging's de Treppe ruff und glei derhindcr ging's an Kroom. Wenn enner dort ncitroat, koam enn su a alimod'scher Geruch, su no oallerlee, ver de Noase, wu'ch" ees aber glei droa gewähnte. Glei zor Tiere nei schtonnd de Harchtunne, ne weit deroo a Toop mit Quargln, anne Schiiff'l mit Botterweckln, ä Saack mit Saalze und drimrim noa su moancherlee. A der Mitr'ld schtoannd nu de Load'ntoos'l, off die woar a err Ecke anne Säule uhfgesoatzt mit Hook'n ringsrim, do droa hing' nu Tütt'n, Tobackspseifm, laderne Tobacksboat'l und oallerlee sich Zeug, woas crne" an Henk'l zon uhshäng' hoatte. Dernab'm schtoannd a bloh'n" Poaptere a Zockerhut, voa dan schun a paar Pfunde oabgcschloan" woar'n und anne Rolle Toback. A paar Päckt'l Hindlecst,^ Sccfc und Schwas'lhelz'l lag'n o uhfgcschicht. O a Blajchkoast'n mit Riebähle fohlte ne: off'm Rande hing' a paar Kann ! zon mass'n. Sech" woar'n ab'm de Riebählloamp'm noa mode, 's Petro- lium koam oarscht schpäter uhf. Off der andern Seite, bale bis a de Mitt'ld sckstoann'^ anne Haart»" Gloasbichs'n mit Loftkich'ln, Broßtzocker, Sodbrud, Zockerstäng'l, Lockrectz'nsoaft, Pumpernüss'l, Garibaldikug'ln^ und oallerlee Stss'n, su doaß oack a der Mitt'ld a Klee Fleck'l zon Gelduhfzähl'n überlce blieb. Anne Registrier» koasse woar scch noa ne dersunn. A enn Schubfache goabs o Schretbpoapicr, Läschblat'l, Poat'n- brief'l, Neujuhrs- und Geburtstagskoart'n und ver oall'n Ding'n Mann'lbog'n.^ Hinne^ a der Wand schtoannd 's Load'nreoal: Do woar nu ee Kast'l an andern: a enn woar Reis, an andern kloarer Zocker, wieder a andern woar'n Graup'm, Arbs'n, Zimmt» rlnde, Pfafferkern'l, Lorbeerblätter, l-lerne und grüße Rusink'n und noa su moancherlee. ar ganz sichern Ecke schtoannd noa anne gut vcrschlossne Büchse mit Echißpulver, doas könnt enner scch o noa ban Kroomer zu kecfn kriegn: denn 's wuhrde vill gebraucht, wcil's zon Echteene- schpräng' noa kee Dinamit goab. Moanchmol hult'n'ch nu o mir Jung' ver an Dreier. Freilich rouckt 's uns mei Grußooater ne garne raus, denn dar woar a säckscher Korperoal gewaßt und motzte mit dan Zeuge Beschert», und doatz mir Hajg'lsjung' 's ne zon Schteeneschpräng' hoann wollt'», woßte o^. Zo dar Zeit hoatt'n se o bale a jed'n Kroome Bier und Schnoaps zo vcrkees'm. Ba menn^ Gruhvoater loag 's Btersatz'l an Kaller off a poar hölzern Bäckl'n. Wenn 's nu an Summer moanchmol rajcht heeß woar, do mißt 'ch ban Grutzvoater anne Koanne Bier hul'n. Demo wurde zo Mitt'ge o Roamps'in Brut» a anne Schliss'! gebroackt und 's Bier druhsgegoss'n (a der Schwadt tun se o noa Zocker und Rusink'n nei und heeß'n's Bierkaltschale), doas woar 's Mitt'gass'n. Wenn ees die Tunke a hinder hoatte, do woar enn ganz däml'ch, bale wie besoffm.