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gewissenhafte Pflichterfüllung. Am Schluß feiner Bekannt» inachung fordert er für Anfang Januar 1825 die Tabelle über die im letzten Vierteljahr innerlich behandelten Kranken, ferner das spezielle Verzeichnis der im Jahre 1824 Geimpften und, wenn sie Geburtshelfer sind, auch die Geburtstabelle für die zweite Hälfte des laufenden Jahres. — Wie die Revision ver laufen und ausgefallen sein mag, darüber konnte bis jetzt noch nichts ermittelt werden. P. I. Flechtner. Berichte der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen kinr tliluvlale Mammuireichnung am Ser vbettauritr Wie sehr unsere Kenntnis der Vorzeit der Lausitzer Heimat vom Vorhandensein wissenschaftsbegeisterter Männer abhängig ist, hat sich in den letzten Jahren ganz besonders für die Alt steinzeit in der Amtshauptmannschaft Löbau gezeigt. Während diese Amtshauptmannschaft für die Geschichte der letzten 8000 Jahre bedeutend weniger Bodenfunde ergab, als die Amis- Hauptmannschaften Bautzen und Kamenz, so ist es doch aus» fällig, daß gerade in dieser Gegend besonders zahlreiche Spuren des diluvialen Menschen in den letzten Jahren zutage traten, deren Kenntnis wir einzig und allein einem jungen Manne verdanken, der in durchaus selbstloser Weise seine gesamte Freizeit der Durchforschung der eiszeitlichen Ablagerungen der Amtshauptmannschast Löbau widmete. — Überall, wo Paul Bräuers durch jahrelange Übung geschärftes Auge Kies- ablagerungen durchmusterte, tauchten, für uns völlig unerwartet, die schönsten altsteinzeitlichen Werkzeuge auf. Und soweit Bräuer auch in der Amtshauptmannschaft Bautzen bei seinen Streifen vordringen konnte, hat er zahlreiche Fundstellen alt steinzeitlicher Werkzeuge nachgewiesen. Wir dürfen daher an nehmen, daß in der übrigen Oberlausitz gleichfalls noch von uns unerkannt zahlreiche Altertümer aus einer Zeit verschüttet liegen, welche nach Jahrtausenden rechnet. Um Bräuer hat sich nun ein kleiner Kreis von Mitarbeitern gebildet, die ebenfalls dem gleichen Ziel nachstreben. Dabei gelang einem derselben, dem Bruder Paul Bräuers, in der Sandgrube zu Oelsa eine überraschende Entdeckung. Er fand ein nordisches Geschiebe, eine Art Quarzit von den Längenmaßen 14 bis 11 Zentimeter, einer Breite von 9 und einer Dicke von 4 Zentimeter. Diese kleine, an sich unschein bare Steinplatte, durch welche sich eine Quarzader zieht, trägt nun aus der Oberseite über die ganze Fläche hin eine Zeich nung, welche unzweifelhaft einen der großen Dickhäuter des nordischen Diluviums darstellt. Man sieht deutlich den mit zwei sicheren Linien gezogenen nach oben gekrümmten Stoßzahn, man erkennt im hochgewölbten Schädel das hochsitzende Auge und den langen nach unten gestreckten Rüffel. Die Rückenlinie wie die Bauch- und Beinlinie sind gleichfalls unzweifelhaft vorhanden. Die Linien der Figur sind in der Breite eines Streichholzendes ziemlich gleichlaufend eingetieft. Beim Fehlen weiterer Vertiefungen auf der Oberfläche kann man wohl nicht mehr von einer Zufallsbildung sprechen. Auffällig ist lediglich an der Zeichnung, daß sie bei der Rückenlinie und bei der Ansetzung der Extremitäten nicht den gleichen Naturalismus aufweist, wie er den altsteinzeitlichen Felszeichnungen in West europa eignet. Es ist eine für den Menschen der älteren Stein zeit ganz bezeichnende Eigentümlichkeit, daß er seine Iagdtiere und sonstige im Kreise seines täglichen Lebens stehenden Ge schöpfe mit außerordentlicher Naturtreue in geradezu hoch künstlerischer Treffsicherheit der Linienführung darstellt. Wenn es sich bei der Elesantenzeichnung von Oelsa, wie nach den aufwärts gekrümmten Stoßzähnen zu urteilen, um ein Mam mutbild handelt, so ist auffällig, daß die ganz hervorstechende Eigentümlichkeit der nach dem Kopfe zu gewaltig ansteigenden Rückenlinie bezw. das starke Abfallen derselben nach dem Hinterteile zu bei dem Oelsaer Stück nicht hervortritt, sondern daß hier eine im ganzen mehr wagerechte, nur leicht ein gesattelte Führung der Rückenlinie zu bemerken ist. Die Zeichnung selbst muß nach dem Augenschein als eine gewollte Darstellung eines mammutähnlichen Elefanten aufgefaßt werden. Noch interessanter als diese Tierzeichnung selbst ist die Rückseite der kleinen Steinplatte, weil auf dieser ein fast voll runder Kreis und von ihm ausgehend ein Strich eingeritzt sind. Daneben steht ein Zeichen, das einem lateinischen 2 in den Grundzügen ähnelt. Beide Zeichnungen sind in derselben Technik wie der Elefant in die Rückseite eingetteft. Es ist kaum möglich, daß man in ihnen eine fehlerhafte und daher unvollendet gebliebene naturalistische Zeichnung oder ein geo metrisches Muster vermutet. Alle Wahrscheinlichkeit spricht da für, daß es sich hier um ein Zeichen für irgend einen Gedanken oder Begriff handelt, daß diesen beiden schlichten Ritzungen ein symbolischer uns noch völlig verschlossener Sinn innewohnt. Dieser Fund zeigt erneut, welche geradezu unglaublichen Altertums- und Wissenschaftswerte noch in unserem Heimat boden verborgen liegen. Er weist uns aufs neue, daß es sehr dringend notwendig ist, daß die Bodenaltertümer eingehend erforscht werden und daß für die Aufbewahrung und Wieder- Herrichtung all der erneut ans Tageslicht steigenden Zeugen einer längst vergangenen Zeit der Staat die notwendigen Mittel aufbringt. Was alles bisher in der Oberlausitz an Altertümern gerettet worden ist, verdanken wir nur der Tätig- keit einzelner Männer und Frauen, die sich für die Boden forschung in ihren Mußestunden eittsetzten. Was sie herbei schafften, ist überreich an Zahl und Art. Biel größer aber, ja man kann sagen, unschätzbar groß ist die Zahl jener Altertümer, die täglich durch Pflug, Hacke, Schaufel, Wagenrad, Braun kohlenbagger und Motorpflug vergeht. — Immer wieder muß die Frage aufgeworfen werden: quoüsque tänttem? Wie lange noch? Dr. Frenzel, Bautzen. Neue Oberlamitrer Zteiuveile ^M>s ist nicht unbedingt nötig, daß die Borgeschichtsforschung MM ihre neuen Funde ständig aus dem Boden erhebt. Auch MM in den Haushaltungen und Privatsammlungen der Hei mat wie der Grenzgebiete finden sich immer wieder neue bisher unbekannt gebliebene Altertümer, die auf die Geschichte unserer Lausitzer Heimat ein neues Licht zu werfen imstande sind. Bisher war die Oberlausitzer Steinzeit nur in ihren jüngsten Formen, in denen der Schnurkeramik, in unseren Oberlausitzer Museen, wenn auch sehr reich, vertreten. Man setzt sie in das dritte Jahrtausend vor Christus. Im Jahre 1926 erfolgte die Aufdeckung des megalithischen Grabes auf dem Windmühlen berge von Gleina, das uns plötzlich und völlig unerwartet um weitere zweitausend Jahre in die Vorzeit zurückführte. Während mit der Schnurkeramik Rechtecksbeile ohne Durchbohrung bei uns verbunden sind, kennt die aus dem Norden kommende Megalith-Kultur, welche dort aus gewaltigen Blöcken Grab kammern auftürmte, Feuersteinkeile und die sogen. Bootsäxte, durchbohrte Steinbeile von kahnförmigem Grundriß und ge schwungener Bahn. In diesem Jahre traten nun Bootsäxte auf von Nedaschütz und in Verbindung mit einem schnurkeramischen Friedhöfe auf der Flur Oberuhna auch eine zweite derartige in einem Grabe. Jetzt kommt neuerdings hinzu eine ganz aus gesprochen jütländische Form, eine Bootsaxt von Techritz, die aus einer Privatsammlung in das Dresdner Zwinger-Museum gelangte, und eine ebenfalls dort befindliche Axt der gleichen Kultur, die aber von Kleindehsa stammt und bisher unter der falschen Bezeichnung Hoyerswerda geführt wurde. Diese Steinbeilfunde legen Zeugnis davon ab, daß die nor dische Steinzeit in noch viel stärkerem Maße auf unsere hei mische Kultur Einfluß genommen hat, als wir es bisher auf Grund des einzigen Vorkommens nordischer Topfware (Wind mühlenberg Gleina) vermuten durften. Aber noch eine andere Kultur der Steinzeit kündigt sich uns an: von der bisher durch keinen einzigen Scherben vertretenen, aus den Donauländern nach dem Norden gekommenen Bandkeramik liegen jetzt zwei Stein-