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Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius Ich (Fortsetzung) Als ihm aber das Mädchen in scheinbarer Sorge sagte, das könne man nicht so ohne weiteres wissen, da es so ein Kerl wie er sicher hinter den Ohren habe, wollte er seiner Männlichkeit nicht mit neuen Beteue rungen seiner Ungefährlichkeit Abbruch tun und lachte geschmeichelt: „Hähähähähä". Sie standen dann nebeneinander. Keines sagte ein Wort. Aber Ruth merkte deutlich, wie der Bursche mehrmals zum Sprechen ansetzte, doch immer wieder beim ersten Laute, der sich seinem Munde entwinden wollte, ängstlich schluckte und druckte. „Mär ös bahl, oas wenn D' mer woas soin wellst," ermunterte sie ihn aus bloßer Neugier. „Nu nu nu," entgegnete Tonl erfreut ob dieses un gewohnten Entgegenkommens. „Woas'n?" „Zech weeß no nö." Wenn es auch sonst nicht eben Ruths Art war, dem Burschen seine Dummheit auf den Kopf zuzusagen, so fuhr es ihr doch jetzt in jähem Arger heraus: „Du wörscht orndlch jedn Tag oalberner." Weit entfernt davon, diese abfällige Kritik seiner werten Person Übelzunehmen, erklärte Tonl seine vorige Bemerkung dahin, daß er ihr schon noch etwas sagen werde, aber jetzt liege es ihm noch nicht auf der Zunge. „Do woart ock, bis drof teil!" riet ihm Ruth schnip pisch und ließ ihn stehen, während sie wieder in das Haus ging. „Euja", war Tonis phlegmatische Entgegnung. 13. Kapitel. Wie Leo erst einen Anfall, dann ein Rezept bekommt und auch nach diesem Rezept handelt wollte sich der Krautbauersohn auf eine Bank im Hose setzen, als er durch die auf beiden Seiten offene Scheunentenne einen kommen sah, bei dessen Anblick er sich am liebsten eiligst dünn gemacht hätte. Es war der Zimmermann, der Adam, der ob seiner merkwürdigen Anfälle nicht ganz ungefährlich schien. Leo Adam runzelte auch gleich die Stirn, als er Tonis ansichtig wurde, und ohne erst zu grüßen, brummte er unwirsch und spöttisch zugleich: „Na mei Kraut-Tonl, Du böst ja rajcht oft en Riegergutt." „Ieija", erwiderte Tonl schüchtern. Hoffentlich be kam der nicht wieder einen Anfall! „Giehst ömmer no öm de Riegertoachter?" Hu, wie finster der ausschaute! „Nu nuja", ent gegnete Tonl kleinlaut. Ob es ihm etwa wieder kommen würde? „Die ös wuh ganz verschossn e Diech?" Der Zimmer mann stieß ein kurzes Lachen aus. „Zech weeß nö," zitterte Lonls Stimme ängstlich, während er die Entfernung bis zur Haustür mit furcht samen Blicken maß. Am liebsten hätte er sich mit einem Satze vor allen Eventualitäten gerettet. „Do wörscht se amo froin mign," knurrte Adam und schaute ihn so scharf an, daß Tonl jeden Augenblick einen Ausbruch befürchtete. „Nu ja, wemmersch amo of dr Zung liegn wörd." „Hot se D'ch zon wingstn garn?" examinierte Leo weiter, da er wußte, daß dieses Fragen bei der bekannten Begriffsstutzigkeit Tonis kein Mißtrauen erwecken konnte. Tonl erwiderte in seinem gewohnten, gleichgültigen Tone: „Iech weeß oh nö." Adam kaute an einer Spitze seines pechschwarzen Schnurrbartes, lächelte spöttisch, und seine Stimme bekam einen gewissen mitleidigen Klang, der des Burschen allzu großer Tölpelhaftigkeit galt, als er weiter fragte, ob er denn garnicht irgend ein Anzeichen dafür habe und sb sich Ruth nicht freue, wenn sie ihn zu Gesicht bekomme. Aber Tonl konnte nur sagen, daß sie eben lache, so oft sie ihn sähe. Darob mußte auch Adam lachen, obwohl er nicht gerade aufgekratzt war. Er klopfte den Bauernsohn auf die Schulter und sprach noch lächelnd: „Wenn Du oall Majdl heiroatn wellst, died lachn, wenn se Diech sahn, do wärscht wuh missn a Törk wardn." Natürlich verstand Tonl die Anzüglichkeit nicht, die hinter den Worten steckte, aber der Gedanke, gar mehrere Mädchen heiraten zu müssen, war ihm nicht sympathisch. „Na, doas wär ju no schinner," brummte er. Dem jungen Zimmermann kam es plötzlich vor, als sei es zwischen dem Kraut-Tonl und der Riegertochter noch garnicht so weit, wie er es bisher angenommen hatte. Da mußte er sich doch endlich einmal Klarheit verschaffen. „Mit Euer Heiroaterei ös wuh no goarne e dann Topp, wu's koacht?" fragte er und konnte kaum die Antwort erwarten. Tonl gestand offenherzig: „Nee, abn goarne". Leos Stirn glättete sich merklich. „Will sö ern nö?" „Nee/ die o nö." Verwundert schaute Adam den Burschen an. „Nanu, Du sprächst „Die o nö? War öffn doas Annre, doas nischt dervohn wössn will?' Auch Tonl sah erstaunt drein. Wie man doch da erst fragen konnte. „Nu iech," rief er, als sei dies ganz selbstverständlich. Das rückte dem Leo richtig den Kopf auf die Seite. „Du?" rief er überrascht. „Nu do soi mer ock öm oalls e dr Walt, war will's denn do egntlich?" „Mein Motter." Kaum war dies Geständnis seinen Lippen entflohen, so fühlte er sich auch von Adam gepackt und im Kreise umhergedreht, er mochte sich sträuben, wie er wollte. Die Hände des Zimmermanns hielten ihn wie in einem Schraubstocke. Ein herzliches Lachen scholl aus Leos Munde, und fröhlich schrie er: „Herrgott, Tonl, Du böst ju a Hauptkarl. Heut könnt'ch Dr bahl gutt sein." Doch Tonl war so erschrocken ob des plötzlichen Freudenausbruches, daß er die Worte garnicht verstand. Er glaubte nicht anders, als der Zimmermann bekomme seinen Anfall. „Höölf, Höööölf!" schrie er, als stecke er am Spieße. Dann riß er sich mit einem verzweifelten Rucke los. „Dann kömmt 's wieder, dann kömmt 's wieder," brüllte er voll Heidenangst und lief in das Haus. Leo aber lachte noch immer und sagte erfreut zu sich selbst: „Doas hätt'ch mer denkn könn, doß zwöschn dann beedn nischt sein koan." Aber ganz plötzlich kam ein