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Die Sagen, die Hans Steglich in sein erstes Sagenheft aus genommen hat, handeln von Gespenstern und Geistern, die im Wasser, in Flur und Wald, in der Erde, in Gebäuden daheim sein sollen. Man trifft neben Sagen, die auch anderen Gegenden angehören, auf solche, die dem Kamenzer Bezirk eigentümlich zu sein scheinen. Manche sind geradezu Perlen, wie die Sagen von der Bornematzin, vom Bauer und Zwerg, vom Köberchen, von Gottlieb Brauses Drachen, vom schwarzen Kater zu Nesch witz, vom Quarkdrachen, von den verbrannten Mönchen zu Nesch witz. Aus einigen leuchtet ein prächtiger Humor, aus anderen gedämpftere Fronte. Hans Steglich hat die Sagen in eine recht gute sprachliche Form gebracht: nur ein strenger Stilist hätte hier und da einige kleine Unebenheiten zu bessern. Seine ein fache schlichte Erzählweise, hinter der man aber doch das warm teilnehmende Herz spürt, ist in diesem Fall die einzig richtige: denn Sagen und Märchen können meiner Ansicht nach nicht natürlich und ungekünstelt genug erzählt werden. Dem Heft sind eine Kartenskizze und mehrere Zeichnungen beigegeben, ebenfalls von Lehrern hergestellt. Sie sind gut und instruktiv: nur vom Deutschbaselitzer Teich könnte ich mir ein anschaulicheres Bild denken. Alles in allem ist das Heftchen eine Musterleistung, und man darf mit Spannung das Erscheinen der anderen Sagcnhefte erwarten, die neben anderen mythischen auch historische Sagen enthalten sollen. Schütze- Hainitz. Hochwasser 1856 in Schirgiswalde »früheren Zeiten, als der Spreelauf noch nicht reguliert war wie heute, waren Überschwemmungen viel häufiger und gefahrvoller. Der Chronist berichtet, daß das Wasser bis zur Ecce-Homo- Statue auf dem Marktplätze gestanden habe. Ein anschauliches Bild vom Hochwasser 1856 gibt uns der nachstehende Brief, der nach einem Wolkenbruch in Neuschirgiswalde und auf dem Fuchsberg nach Osseg geschrieben wurde. Es handelt sich dabei um das Haus Nr. 276 am Kirchberg in Schirgiswalde. Schirgiswalde, am 17. Juni 1856. Die Nacht vom Sonntag zum Montag war eine wahre Schreckensnacht. Schon vor 12 Uhr brach ein Gewitter aus, welches von ungeheuren Negcngiissen begleitet war: bis 2 Uhr war es ungemein bedeutender geworden und fürchterliche Wassermassen strömten die Wolken hernieder. Der Graben war schrecklich angeschwollen und in der Zeit von wenigen Minuten hatte es unseren Damm überstiegen. Wir eilten nun schnell in den Keller, um untenstehende Gegenstände emporzusetzen. Kaum hatten wir einige Weinflaschen ergriffen, so stürzte das Wasser wie ungeheure Gießbäche zu den Hinteren Fenstern des mtttlen und großen Kellers herein, und wir mußten nur eilen, die Treppen zu erreichen, denn es war Lebensgefahr. Ach, es war eine gräßliche Nacht. Die Mutter hatte es noch nie so schrecklich erlebt. Es war hart, so ruhig zuhören und zusehen zu müssen, wie die Macht des Wassers alles umstürzte. Mit unglaublicher Schnelle war das Wasser soweit heraufgestiegen, daß uns nur noch drei Stufen trocken blieben, welche wir betreten konnten, um das Schreckliche zu sehen. Fässer und andere Gegenstände kamen aus dem Hinteren Keller vorgeschwommen. Eine halbvolle Siruptonne hatte es umgestürzt, sowie auch eine Teer tonne, In welcher noch bedeutender Inhalt war, war ausgelaufen, es hatte die Spinde herausgespült. Sie können sich schon denken, daß auch noch viele andere Sachen Schaden gelitten hatten. Unseren Garten hat es gänzlich überschwemmt und fast alles mit fortgerissen, es war um uns her wie eine offene See. Es war ein recht trauriger Anblick, wir sind diese Nacht fast vor Angst vergangen. 2m Oberdorf hatte es auch sehr beträchtlichen Schaden angerichtet, ganze Klafter Holz mit fort gerissen. An unseren Linden, und überhaupt, wo es einen Anhalts punkt fand, hatte es ungeheure Haufen Holz, Reißig, ganze Klötzer und Zäune geschichtet. Schlossers hatten auch großen Schaden. Dort hat es die ganzen Bienenstöcke mit sortgeriffen und auch den ganzen Garten überschwemmt und zerrissen. Als sich das Wasser gegen 7 Uhr gesetzt hatte, suchten wir in den Garten zu kommen, um durch die Fenster in den Keller sehen zu können. Es sah schrecklich aus, wie ein großes Meer. Die große Mühle hatte es umgestürzt. Sie stieß an die Decke. Die Fässer und Kisten schwammen ebenso hoch, denn es war nur eine ganz kleine Spanne, welche das Wasser bis zur Decke fretgelasscn hatte. Dieser Anblick wollte uns fast ganz aus der Fassung bringen. Der Schaden ist sehr beträchtlich, doch ist vieles, was wir verloren glaubten, erhalten geblieben. Die Rum- und Weinflaschen schwammen auch deckenhoch und wogten hin und her, doch wunderbar waren nur wenige entzwei. Wir werden freilich die ganze Woche tüchtig zu arbeiten haben, um nur den Schlamm herauszubringen und alles wieder zu reinigen. Wenn man bedenkt, wie hoch das Haus steht und wlc tief der daneben fließende Bach liegt, kann man sich eist ein richtiges Bild von der Größe des damaligen Unwetters machen. C. S. Buchbesprechungen Volk uns Harre. Soeben ist das dritte Heft der illustrierten Bierteljahrsschrift „Volk und Rasse" (I. F. LetManns Verlag, München SW. 4, Preis oiertelfährl. M. 2.—) erschienen, die auf dem Gebiete wissen schaftlicher Volkstums- und Rassenforschung trotz ihres kurzen Be stehens bereits richtunggebend geworden ist. Der Aufsatz von Univ.- Prof. Dr. Gradmann (Erlangen): „Volkstum und Rasse in Süd deutsch land" ist besonders beachtenswert. Der Verfasser behandelt hier die Ursachen des Versiegens der nordischen (germani schen) Rasse in Sllddeutschland, der noch im Mittelalter "/ro der Gesamtbevölkerung angehörten. Im Laufe der Zeit ging ihr Anteil gegenüber den kurzköpfigen, dunkeläugigen und dunkelhaarigen Elementen immer mehr zurück. Nach der Ansicht von Pros. Grad mann ist der Grund hierfür nicht allein eine geringere Permehrung der nordischen Rasse, sondern ihre geringe Widerstandskraft gegen die Einflüsse des Klimas. Das Dunkelwerden der Menschen von Nord nach Süd macht sich eben bereits in Süddeutschland bemerk bar. Diese gürtelförmige Anordnung der Menschenrassen ist ein Naturgesetz und kann nur vorübergehend durch größere Völker wanderungen, wie sie bis ins Mittelalter hinein stattgesunden haben, unterbrochen werden. An und für sich ist dies für uns eine schmerz liche Erkenntnis, denn es bleibt unbestreitbar, daß unter den füh renden und schöpferischen Persönlichkeiten die nordische Rasse un verhältnismäßig stark vertreten ist. Trotzdem muß man sich vor Augen halten, daß auch in Süddeutschland noch mindestens '/» der Bevölkerung rein nordische Merkmale aufweist und in der übrigen Bevölkerung die nordischen Eigenschaften oft vorherrschend sind. Das Helle Haar des nordischen Vaters ist häufig nur durch die dunkle Haarfarbe der Mutter überdeckt und tritt sofort wieder in die Erscheinung, wenn ihr dunkelfarbiges Kind eine blonde Nordin heiratet. Dann werden häufig wieder alle Kinder blond. Die Urheimat der Germanen ist der Norden, dort ist auch die beste Lebenszone ihrer Rasse und damit der Jungbrunnen, aus dem sie immer neue Kraft schöpfen kann. Der Austausch zwischen Nord und Süd und dessen Voraussetzung, die deutsche Einheit, müßten daher gerade in Sllddeutschland nicht nur aus politischen und kul turellen Gründen, sondern auch vom Rasscnstandpunkt aus begrüßt und gefördert werden. Im folgenden Aussatz behandelt Direktor Dr. Peßler „Die Hausgcographie Niedersachsens". Die Gestaltung des Bauernhauses ist das beste Kennzeichen des Stammesgeistes, der diese Form seine» Zwecken entsprechend ersonnen und ausgeführt hat. So steht auch das niedersächsische Haus in enger Beziehung zu dem dortigen Menschenschlag und ergänzt in jeder Beziehung die anthropologischen Forschungen. Aus dem weiteren Inhalt des reichhaltigen Heftes sind noch besonders erwähnenswert: Die Germanen, von Dr. G-Schmantes: Zum Kampf um Masuren, von Dr. Gollub und Dr. Karl Bantzer, ein deutscher Bauernmaler, von Dietrich Bernhardt mit zahlreichen Bildern prächtiger Rassentypen hessischer Bauern. Das Heft ist in jeder Hinsicht vortrefflich ausgestaltet und wird mit dazu beitragen, weiteres Interesse für raffen- und volkskundliche Bestrebungen zu erwecken. Jeder sparsamen Familie ein Eigenheim. Unter diesem Titel erscheint im unten bezeichneten Berlage ein interessantes Bau buch. Ein Beitrag zur Lösung der Wohnungsfrage für alle Bau lustigen. Bearbeitet von E. Pau und Ma; Beetz. Mit 72 Ab bildungen und vielen Ansichten. Preis RM. 2.— (Porto 10 Ps ), tzeimkultur-Verlag G. m. b. H., Oetzsch-Leipzig, Schließfach Nr. 20. Postscheck Frankfurt a. M. Nr. 7279. — Lier wird ein neuer Weg der Wohnungsfrage gezeigt, wie jede sparsame Familie zu einer eigenen „Scholle" kommt. Besonders beachtenswert sind die Ab schnitte 3, Beschaffung von Geldmitteln, der Ankauf von Bauland und das Erbbaurecht, was für jeden Siedler von größtem Interesse ist. Die netten und schmucken Einfamilienhäuser bieten für alle Pauinteressenten wertvolle Anregungen. Der Verfasser schließt sein Wcrkchen mit den kräftigen und zielbewußten Worten: „Jeder Familie das Eigenheim aus eigener Scholle, das ist Deutschlands Zukunft!"