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-Nr. N Gbsrlauflhsr Helmatzeitung 253 Toller fiel, do goab's kee Ubelnahm. Noa dann Assen, wle's Tallerdrähn, Plätze, und Noamenverwechseln dorch woarn, do schplelte dar Harmonikabursche sihr schiene Walzer, do woar kee Haln; die Tische und Stühle wordn zusoammgerockt und, do 's o anne grüße Schtube woar, ging's Walzertanzen lus: »Denke Dir, mei Liebchen" und „Du hast mich nie geliebt!" Doas woar wengstens a gesühlvulles Drähn, nö siche Roaferei, wie's heutzetage Mode ös; zo sahn ös o nö, ob's a Jung- oder a Majdlkopp ös. Geschämt hätten mir'ch o, wenn die nackt- chen Beene zu sahn gewast wärn. Die Zeiten ändern'ch oben. A dann Trubel hoatte Kees mih ofn Klenn Acht'che ge- gahn. Die Motter hoatt'n freilich Heeßen schloffen giehn: der Klenne gehörte o as Bette und nö unter die Grüßen. Woas hoatte mei Junge aber gemacht? Untern Koannepee woar a dorchgekrochen bis a de Ufenecke, denn die Neugierde plogt'n zu sihr, a wollte goar zu garne sahn, war oalls mit der Emile tanzte. Anne ziemliche Weile hielt a's a dar Ecke aus. Du dar Laberworscht, die a vu der Motter kriegt hoatte, woarn ock noa die Pflöcket überlee. Do plogt'n der Geier, a kruch wieder untersch Koannepee, durt soaß der Harmonikaspieler druffe, vu durt aus wullt a de Emile bau Noke haln, doaß se rajcht derschrecken sollte. Es klang groade su schiene: „Du hoast mei Harz betrübt," do goab's enn lauten Quietscherch, die Emile verlur 's Gleickgewichte, der lange Töscher kunnt se nömie derhaln, dar Schpieler kriegte dodorch o an Schubs, und hopsa flug noa ee Poar über doas Hindernis. Wie ock de Emile wieder zu Berschtande koam, do woarsch örschte, untersch Koannepee gucken, wenn Jung avürziehn und anne ticht'che Tracht ufloadn, doas woar es, derno schubbt s'n zur Türe naus. Aber 's Unglück woar no nö vuhl; a flug a de Motter oa, die mit der Loampe vern Bruthäusel schtand und die Worschtreste ufräum wollte. Dar Junge, die Loampe und die Worschtreste lagen 'n nächsten Oognblick eiträcht'ch basoamm. Do besoanch aber o 's Rusel of ihre Motterpflichten und pfaffert'n a poar Watschn nei. Dar Junge woar dann aber mit a poar Sätzen die Treppe nuff —, für dann Obd hoatt a genung. Doaß'n sugoar de Motter a poar neigehobn hoatte, kunnt a sich nö genung wunnern, denn oas Nasthäkel hoatte ar doas goarnie derwoart'. — Die Harmonika hoatte o enn tichl'chen Puff weggekriegt, die schplelte ock noa: „Du host mich nie ps, pf, du host mei Harz pf, pf," — es woar, oas wenn der Wind raus pfif. Schpäterhie solle dar Junge, wie a egentlich kee Junge mih woar, a hätte aben doch a bössel Oabwechslung a doas Bergniegn gebracht. A müßte aben Nascht hoan, dodersür woar a o 's Nasthäkel! G u st e l. Die Wesenitz-Quelle am Vallenberge Gebirgsverein Baltenberg zu Neukirch hatte es sich AkM» im vorigen Jahre zur Aufgabe gemacht, der am süd- RMML lichen Abhange des Baltenberges gelegenen Wesenitz- Quelle ein besseres Aussehen zu verleihen. Aus diesem Grunde ist die Quelle, die aus einem alten Bergwerks- Stollen entspringt, mit Genehmigung der Forstoerwaltung in Neustadt grottenartig ausgebaut worden. Das Wasser wird durch Rohre in einen verschließbaren Behälter geleitet, da es zum Küchenbetrieb mit Verwendung findet. Die Hauptarbeiten sind von einigen Mitgliedern des Vereins im vorigen Jahre erledigt worden. Zn diesem Jahre sind noch verschiedene Ausbesserungen erfolgt, sodaß die Arbeiten nunmehr als abgeschlossen gelten können. Mit großer Mühe und Ausdauer jedes Einzelnen, der mit geholfen hat, hat der Verein aus sich heraus diese Anlage ge schaffen, um auch unserem Heimatflüßchen eine würdige Geburts stätte zu geben. Umrauscht von alten ehrwürdigen Buchen, zwischen denen die Quelle eingebettet liegt, murmelt sie ihr ewiges Lied. Jeder Besucher des sagenreichen Valtenberges versäume nicht, seine Schritte zur Wesenitz-Quelle mit zu lenken, sie wird die kleine Mühe reichlich lohnen. An alle Freunde der Heimat und der Natur richten wir aber bei dieser Gelegenheit die Bitte, auf Erhaltung der Anlage bedacht zu sein und den Verein auf diese Weise in seinen Bestrebungen mit zu unterstützen. Von den Kamenzer Sagenheften und vom Sagensammeln überhaupt /-^Ntt^enn wir die geistige Struktur unserer Zeit beurteilen 1» w°^n, so müssen wir vor allem feststellen, daß sie Äv verworren ist wie selten eine. Es ist von Einheit kaum etwas zu bemerken. Gewisse Grundzüge nur prägen sich deutlich aus. So fällt dem denkenden Betrachter die eine Eigentümlichkeit auf, daß neben einem immer hemmungs loser vorwärtseilenden Technizismus — dies Wort sei hier er- laubt — ein starker Geistesstrom sich der Vergangenheit wieder zuwendet. Man könnte von einer teilweisen Wiederkehr der Romantik sprechen. Diese Wendung ist so leicht zu erklären: Die Gegenwart erscheint vielen trostlos; der Zukunft mißtraut man, und in die'Vergangenheit flüchtet man sich, als hätte es nur damals glückliche Zeiten gegeben. Diese neue Romantik ähnelt der, die vor mehr als hundert Jahren das deutsche Geistesleben beherrschte, dach ist ihre Natur schwärmerei kaum so glühend, so tiefgründig, wie die der alten Romantiker; dafür ist einer ihrer Wesenszüge eine Überschätzung des Menschen und aller seiner Werke und Seelenregungen. Wir finden auf den Gebieten der Altertumsforschung, der Kunst- geschichte und der Literaturwissenschaft eine ungeheure Betrieb- samkeit. Alle Spuren menschlichen Lebens, Tuns und Denkens aus alten Zeiten werden aufgestöbert, aufgedeckt und aufbewahrt mit einem Eifer und einer Inbrunst, die dem unbeteiligten und unbefangenen Zuschauer oft genug ein Lächeln entlocken kann. Denn es werden auch unzählige Belanglosigkeiten aus verdienter Vergessenheit gerissen, unermeßliche Geisteskräfte der Erforschung von verschollenen Nichtigkeiten geopfert, während man sie ver nünftiger und fruchtbringender doch den Problemen der Gegen wart zuwenden sollte. Wie die früheren Romantiker Sagen, Märchen, Volkslieder sammelten und damit gewiß ein sehr verdienstvolles Werk voll brachten, so sind auch unsere heutigen Romantiker darauf aus, alte Sagen, Lieder und Bolkssitten zu bergen und wieder zu beleben. In jeder deutschen Landschaft sind viele Eifrige an diesem Werke tätig, und es ist ohne Zweifel auch höchst dankenswerte Arbeit geleistet worden; man denke z. B. an die „Wendischen Bolkssagen" von Friedrich Sieber. Daneben wird natürlich auch viel leeres Stroh gedroschen. Es liegt mir ein Sagenheft vor, das der Bezirkslehrer verein Kamenz „für Schule und Haus" herausgegeben hat. Darin sind Sagen veröffentlicht, die in dem nordwestlichen Winkel unserer Oberlausitz, im Bereich der Städte Kamenz, Pulsnitz, Großröhrsdorf, Königsbrück und des Klosters Marien- stern, leben oder gelebt haben. Hans Steglich hat mit großer Gewissenhaftigkeit und mit anerkennenswertem Fleiße die Sagen teils aus älteren Werken zusammengetragen, teils den Bewoh nern seiner Heimat selbst abgelauscht. Da ein Lehrer sich dieser Aufgabe unterzieht, kann man schon ahnen, welche Absicht ihn vorzugsweise dazu treibt. Er will auch auf diese Art die Be- ziehungen der Jugend zur Heimat festigen und veredeln, will ihnen die heimischen Fluren, Wälder, Berge, Orte mit Leben erfüllen, zu ihnen fast verklungene Stimmen der Vergangenheit reden lassen. Gewiß wird so manche Örtlichkeit, die durch unsere nüchterne Zeit ihrer Reize entkleidet worden ist, wieder an ziehend und lebenerfüllt, wenn wir eine sagenhafte Begebenheit erfahren, die sich einstmals hier zugetragen haben soll. Wie war unseren Altvordern die Natur so beseelt, wie waren ihnen die Kräfte der Natur in guten und bösen Geistern verkörpert! Wie suchte sich der primitive Mensch Besonderheiten, die ihm vor Auge und Ohr traten, in einer Weise zu deuten, die uns heute höchst poetisch anmutet!