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250 Gberlauflher Helmatzettung Nr. 17 Gßoekenvrurnen Blaus Glocken, liebe Glocken an dem grünen Wiessnrain, wollt ihr Boten, gute Boten meiner jungen Liebs jein? Wollt ihr singen, wollt ihr jchwingsn in der schönen Sommerszeit, ach, der einen, wohl der Feinen, wundersüßes Drautgsläut? Blaus Glocken, liebe Glocken an dem grünen Wiejsnrain füllt dis Erde mit Geläutet Morgen soll die Hochzeit sein! Max 2 eibig. Der Tag Mariä Himmelfahrt und seine Bedeutung in der Oberlausitz Von O. Schöne u den erwählten Tagen im Iahreslaufe, welche im Leben und Bewußtsein unseres Volkes eine erhöhte Bedeutung erlangt haben, gehört auch der 15. Au- O^^lIgust, der Tag „Mariä-Himmelfahrt". Bereits seit dem Zahre 847 ist derselbe von der christlichen Kirche allgemein als Feiertag angenommen worden. In den Ur kunden des Mittelalters tritt er unter den verschiedensten Be zeichnungen auf, so als „Großer Frauentag, Frauentag Würz weihe, Frauentag im Sommer". Auch in den urkundlichen Schriftstücken der „Oberlausitz" begegnet uns der Tag, so beispielsweise 1490 als „Unser lieben Frowen-Tag Würzweihe". Dieser Tag fällt in eine Zeit, in der dem Volksglauben zufolge die ganze Natur den Menschen hold und freundlich ist. So meint man in manchen Gegenden, daß jetzt die giftigen Tiere ihren Giftstoff verlieren, so daß man sich leicht ihrer bemächtigen kann, und daß die Eier, hie um diese Zeit gelegt werden, von besonderer Güte sind. Vor allem aber haben die Kräuter zu diesem Zeitpunkt ihre wirksamste Kraft. Bon ihnen schreibt sich auch der Name des Heiligentages her. In einer alten Schrift heißt es von diesem: „Weil man an dem heutigen Tage die um diese Zeit ausgegebenen Kräuter und Wurzeln zu weihen pflegte, damit sie, wenn damit ge räuchert wurde, gegen Krankheiten, schädliche Blitze und böse Geister schützen möchten,.so nannte man diesen Tag unserer lieben Frauen Würzweihe." Bis, in die Tage der Gegenwart hat sich diese alther gebrachte Sitte in den vorwiegend wendisch-katholischen Ortschaften der Oberlausitz erhallen. Von den gläubigen Landbewohnern dieses Gebietes werden heilkräftige Kräuter aus Garten, Feld, Wiese und Wald, Getreideähren und anderes gesammelt und in die Kirche getragen, damit sie dort ihre Weihe empfangen. Der Altarplatz des Gotteshauses gewährt an diesem Tage ein selten farbenprächtiges Bild.. Der Priester steht im Festgewand an den Stufen des Hochaltars, vor ihm breitet sich eine Fülle von Blütenbüschen aus, erhoben von den Frauen und Mädchen fast aus jedem Hause der Gemeinde. Mit betender Hand segnet er all die holden Kinder der sommer lichen Erde, besprengt sie mit Weihwasser, bewuchert sie mit Weihrauch und erfleht vom Himmel, daß dieser Segen auch Flur, Wald und Garten zuteil werde. Die geweihten Kräuter- und Blütensträutze werden zu Hause mit größter Sorgfalt bis zum nächstjährigen Mariä Himmelfahrtstage ausbewahrt. Sie gelten als wirksames Mittel gegen Krankheiten aller Art bei Menschen und Vieh. Einen Teil hängt die besorgte Hausmutter im Stalle auf und gibt den Tieren zeitweise davon, um Behexung und andere Schäden von denselben fernzuhalten. Bei Gewittern streut man eine Anzahl Blätter und Blüten ins Feuer, dabei den Schutz der Himmelskönigin anrufend. Die Körner der ge legneren Getreideähren mengt man unter das Samenkorn, um sein Wachstum zu fördern. Aus unserer deutschen Oberlausitz berichtet vor reichlich 190 Jahren ein gelehrter Schriftsteller: Zu der Zeit, da die indischen Gewürze in unseren und anderen Landen noch un bekannt waren, bediente man sich inländischer Kräuter, als Petersilie, Garbei usw., die Speisen zu würzen; daher sich einige Personen mit Fleiß darauf legten, solche in besonderen Gärten zu pflanzen, welche man Würzgärten nannte; dergleichen einer zu Friedersdorf an der Landeskrone erwähnt wird. An diesem Tage (15. August) nun brachten die Weiber etwas von ihren Kräutern in die Kirche, ließen solches durch den Priester weihen und legten es zu ihren anderen Kräutern, in der abergläubigen Meinung, daß sie Donner und Mißwuchs abwenden, das Wachstum der Pflanzen befördern und Geister und Gespenster vertreiben würden. Mit dem in vorstehender Nachricht genannten „Garbei" ist zweifellos unser „Kümmel" gemeint, der noch gegenwärtig im Volksmunde der Oberlausitz vielfach als „Karbe" oder „Garbe" bezeichnet wird. Einer diesen Gegenstand behandelnden fachwissenschafllichen Zuschrift des Herrn Apotheker Schulze in Demitz-Thumitz entnehmen wir folgende beachtenswerte Bemerkungen: Obwohl die heil. Hildegard ihn schon Kumel benennt, halte ich die Bezeichnung Garbei oder Garbe für die ältere und richtigere. Die lateinische Bezeichnung ist Carum Carvi. Karl der Große nennt ihn Carcium, usw. Aus all diesen Worten geht deutlich die Verwandtschaft mit Garbe hervor... Die Abstammung des Wortes Kümmel können wir ebenfalls bis ins Altertum verfolgen. Erst in der Neu zeit sind dann die beiden Bezeichnungen verwandelt worden, Garbe ist also der richtige Name für Kümmel. Wie die meisten kirchlichen Gebräuche unserer Tage, ist sicher auch die „Kräuterweihe" vorchristlichen Ursprungs. Unsere Vorfahren schon sammelten wahrscheinlich zu dieser Zeit ge- wisse Heilkräuter, denen sie Zauberkraft zuschrieben. Den wendischen Bewohnern unserer Lausitz ist vermutlich diese Sitte durch deutsch-christliche Glaubensboten und Priester über mittelt worden, falls dieselbe nicht schon vorher in ihrem Volks tum wurzelte. Die Kirche ließ bekanntlich in kluger Berechnung, um den Volke seine liebgewonnenen Bräuche nicht zu nehmen, jene zauberkräftigen Kräuter der Jungfrau Maria weihen und ihrer Fürsorge empfehlen. So erhielt die „Kräuterweihe" eine kirchlich, religiöse Bedeutung. Die Zahl der in dem Kräuterbüschel vereinigten Blüten w'rd mit sieben oder neun angegeben, an manchen Orten müssen es aber deren siebzig sein. Den Mittelpunkt des „Weihbüschels" soll in gewissen Gegenden die bekannte „Königskerze" bilden. Glaubwürdigen Erkundigungen nach sollen in unserer katholischen Wendei zur Zeit keine bestimmten Kräuter mehr verlangt werden, um zu Mariä Himmelfahrt ihre Weihe zu empfangen. Ihre Auswahl bleibt demnach den Gläubigen überlassen. Erwähnt sei schließlich noch, daß am Tage Mariä Himmel- fahrt auch mancherlei Wallfahrten, namentlich zu heiligen Quellen, stattfinden. Der Gornrner trüurnt.... Der Sommer träumt aus deinen Augen, Dein Haar ist wie das reife Korn, Du Blüte rot im Tlossndorn Mit deinen sommertiejsn Augen. Bist du mein reiches Erntsfsld? Bist du der Dorn, daraus zu trinken? Bist du der Segen disjsr Welt — And ich — darinnen zu versinken? Laß fließen deiner Fülle Strom, Am einem Durstenden zu spenden. Dann will ich in der Liebe Dom Dich preisen mit erhabnen Händen! Gustav W o l s - Weija.