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etwa einen halben Meter darüber. Sie sind, wie auch viele der früher erwähnten eisernen Gegenstände und eine steinerne Geschützkuqel als mit dem einstürzenden Obergeschoß in die Tiefe gelangt anzusehen. Dasselbe gilt — auffälligerweise — von dem Steigbügel, den wir herausbrachten. Er zeigt eine etwas andere Form, als die jetzt bräuchlichen, er ist höher, 15 Zentimeter hoch, unten 10, oben 8 Zentimeter breit, oben mit einem Schlitz zum Durchziehen des Riemens versehen. — Zu erwähnen ist endlich noch ein Löffel, dessen Stiel zum größten Teil abgebrochen ist, aus einer noch nicht näher fest, gestellten Metallegierung. Fn der südöstlichen Ecke des Mühlenraumes befand sich eine zweifellose Herdstelle. Drei größere platte Steine mit viel Asche und Holzkohle, auf denen zwei noch teilweise er haltene Gefäße lagen, der untere Teil eines auf 30 Zenti meter Höhe zu schätzenden Topfes und ein gelber Krug mit breitem und starkem Henkel, der in den oberen Teil des Topfes hineingedrückt war. Weiter ergab sich bei vorsich tigem Herausmeißeln eines bogenförmig verlaufenden ver kohlten Brettes, daß es eine fast 1 Meter lange, 25 Zenti meter breite, 10 Zentimeter hohe Mulde mit 2 Zentimeter starker Wandung bildete, die etwas schräg und nach vorn geneigt im Lehm, etwa 50 Zentimeter über dem Boden, lag. Sie mußte allerdings abgetragen werden, da sie die weitere Untersuchung des Hausinnern hinderte. Man spricht sie als Backtrog an. Da, wie bekannt, die Mauern des Hauses nur aus mit Lehm gebundenen Bruchsteinen bestehen, so sind sie, wenn man sie freilegt und so den Witterungs-Einflüssen aussetzt, in großer Gefahr, diesen bald zum Opfer zu fallen. Anhaltender Regen lockert das Gefüge rasch und bringt die Mauer zum Einsturz, besonders wenn darauf- oder daran liegende Erdmassen einen entsprechenden Druck ausüben. Um dem vorzubcugen, hatten wir schon an der Süd- und West mauer innen nach deren Freilegung einen breiten künstlichen Stützpfeiler, ebenfalls aus Lehm und Steinen, angebaut. Auch für die Ostwand, die Hintere, war es beabsichtigt, infolge einer einsetzenden Periode starker Regengüsse war es aber nicht rechtzeitig möglich, und so kam es, daß eines Tages die etwa 1 Vs Meter hohe Mauer nach innen ein stürzte. Da wir den Inhalt des Hausraums an ihr schon völlig abgetragen hatten, müssen wir wohl oder übel den Schutt nun so liegen lassen. Dagegen ist die vierte Mauer ebenfalls noch rechtzeitig gestützt worden. Die Grabungen finden jetzt — soweit es das Wetter erlaubt — in der Regel von Bautzen aus Dienstag und Freitag statt, während die Kirschauer und Schirgtswalder Herren auch am Sonnabend zu arbeiten pflegen. Die Tierwelt der niederschlesischen Heide Eine Übersicht von Julius Stephan, Friedrichsberg er Teil des Regierungsbezirks Liegnitz, welcher sich zwischen das Borgelände des Lausitzer, des Iser- und -AI Riesengebirges einerseits und den auf der linken Oderseite liegenden Wcstflügel des schlesischen Land- rückens einschiebt und etwa das Gebiet der preußischen Ober lausitz umfaßt, wird von einer größtenteils mit Kiefernwald, Torsbrüchen, Mooren und Heideteichen bestandenen schwach bevölkerten Landschaft ausgesültt. Im Südosten, durch die Täler der linken Katzbachzuflüste von der schlesischen Acker ebene geschieden, vom Unterlauf des Queis und vom Mittel lauf des Bobers, der Görlitzer Neiße, der Spree und der Schwarzen Elster durchflossen, ist dieses Gebiet (besten mittlere Höhe etwa lOO—ISO Meter beträgt) keineswegs vollkommen flach, sondern wird von einzelnen niedrigen Hügelwellen durch- krochen, denen man einen gewissen Reiz nicht absprechen kann. Trotz der Nähe des Landrückens und der Sudeten steht die Fauna dieses Distrikts jener der schlesischen Ebene recht nahe: submontane und montane Arten sind ihr nur spärlich und mehr zufällig beigemischt. Wo Sand und Trockenheit vorherrscht, sind erklärlicherweise auch feuchtigkeitsliebende Tiere, wie Landschnecken und Regenwürmer, selten. Charakter, schmetterlinge solcher Striche stellen der schöne „englische" Bärenspinner Xrctia Kobe, der kleine Zimtbär li^ptioraia aullca, die Grauscheckeneule ^cronicta absconclita, die Ader eule (oder „Slumpfnase") Lim^ra nervo8a, vor allem aber die stellenweise sehr gewöhnliche Erdeule ^gratis molotkina dar. Einen besonderen Zug erhält der Faunenbezirk durch einige atlantische (westliche) Elemente. So dringt — wie Prof. Dr. Pax in seinem Werke „die Tierwelt Schlesiens" hervorhebt — z. B. die Rabenkrähe (deren Hauptmaste jenseits der Elbe bleibt) bis in die niederschlesische Heide vor und brütet neben der alteingesessenen Nebelkrähe, mit dieser zuweilen Bastarde bildend. Die mehr den Westen Deutschlands bewohnende Kreuzkröte trifft bei Niesky und Görlitz (sonst nirgendwo in Schlesien) mit der östlichen Wechselkröte zusammen. Die kleine Maräne, ein ausgesprochen „atlantischer" Fisch, lebt auch in den Seen der Heide. Aus der niederen Tier- well lasten sich ähnliche Beispiele anführen. So erreicht eine Rollassel-Art (^rmacstlliclium pictum) in der Umgegend von Görlitz ihren östlichsten Standort. Die Eintönigkeit der ausgedehnten (mancherorts sehr dürftigen) Kiefernwälder wird wohltuend unterbrochen durch die zahlreichen Weiher und Teiche, von denen der größte, der Wohlenteich, je nach der Bespannung ein Areal von 300 bis 500 Morgen bedeckt. Fast sämtlicke (auch die kleinsten, oft nur wenige Quadratmeter messenden) dieser Gewässer stehen im Dienste der Fischzucht: die Lausitzer Karpfenmärkte sind ja bekannt. Ein verschiedengestaltiges Dogelleben läßt sich hier beobachten. Flußuferläuser und Flußregenpfetfer zeigen sich selten, um so häufiger aber Krickente, Bläßhuhn, Teich- Huhn, Rotschenkel, Bekassine: auch Wafferrallcn trifft man oft an. Die Steißfüße sind durch drei Arten vertreten: Rot- Hals-, Hauben- und Zwergtaucher. Zahlreich ist die hübsche weiße Bachstelze, die besonders deshalb erwähnenswert ist, weil sie häufiger als jeder andere Vogel der Lausitz Pflege- mutter des Kuckucks ist. Im Lohsaer und Koblenzer Teich, gebiet bemerken wir Stock-, Schnatter-, Tafel- und Moorente, auch Lachmöwe und Rohrdommel. Am Großsärchener Teich ist sogar eine kleine Kolonie Trauerseeschwalben festgestellt worden. Die Teiche, selbst beherbergen eine interessante Kleinster. Fauna, insbesondere viele stenotherme Kaltwasterformen, u. a. einen als Eiszeitrelikt anzusprechenden Krufter (vrepano- stirix clentata), der eigentlich in Skandinavien, Finnland und Nordamerika zuhause ist. Dr. Herr in Görlitz hat sich mit diesen Wastertterchen liebevoll beschäftigt: es würde indes zu weit führen, an dieser Stelle näher auf die Studien des ver- dienten Forschers einzugehen. Arktischen Charakter zeigten auch viele Insekten, besonders Käfer, des sog. Verlorenen Wassers bei Panten, eines Sumpfgebietes, in dem z. B. hvchnordische Zwerg.Wasterkäfer (^Aabu8 Iapponicu8, H)fstroporu8 8lobriu8culu8) Vorkommen. In den sumpfigen Wäldern bei Kaltwasser findet der Entomo loge gleichfalls seltene und begehrte Arten, wie die Staphy- liniden (Kurzflügler-Käfer) LaIIiceru8 Kaufmann!, 8t6nu8 6umeru8 und exubitor, Lur^u8a ca8tanoptera, ferner den im Holz abgestorbener Eichen und Buchen hausenden Düsterkäfer Oonopalpu8 t68taoeu8. Ersterer kommt nirgendwo sonst in Deutschland, die übrigen an keinem anderen Orte Schlesiens vor. Ähnliches gilt von der schönen Libelle ^e8ckna ruke8cen8, die man bei uns lediglich im südlichen Teil des Kreises Lüben fand.