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Glocke, du Ringst heilig, wenn am Eonntagmorgen öd' der Acker stehtl" Dieses traute Heimatlied hat in meinem Herzen weiter geklungen, bis ich vor dem Denk stein "Jakob Döhme's auf dem 6eidenberger Burgs berge stand. Inmitten eines Gitters, auf einem von Bäumen eingeschlosjenen Halbrund, erhebt sich ein Granitstein. Auf einer schwarzen, polierten Granitsäule ist die Widmung zu lesen: „Aum Andenken an "Jakob Böhme, geb. im November 1575 zu Alt-6eidenberg, f 17. November 1624 zu Görlitz." Die Vormittagsstunden waren verstrichen und vom Geidenberger Kirchturm verkündete die Glocke den Mittag. Die Fabrikpfeifen mischten sich in das Glocken geläut. Das werktätige Volk der Fabriker eilte teilweise seinen nächstgelegenen Wohnungen zu, um Mittagsrast zu halten. Ich ging mit einem Gefühle heimattreuer Anhänglichkeit weiter meine Wanderstratze. Ich war in meinem Denken Jahrhunderte zurück und versetzte mich im Geists in die Aeit, wo "Jakob Böhme, der ehe malige Schuster und spätere weltberühmte Theosoph, durch seinen Heimatort schritt, dessen Gedanken in spä terem Alter die Tiefen der Gottheit zu erforschen suchten. Lausitzer AorfibtzN Vie iäside rukt im Mittagsglanz. Oer grünen Wälder dunkler Kranz Orützl würdevoll mit stummen Zeicken, Nasen und Lilien in sckimmernden veicken. Vom kircbturm sckreckt ein Keller Sckiag; Lr kündet Lis müdeste Stunde vom vag. Im Scklotzpark rauscksn uralte väume Vergessener Zetten Märcbsn und vräume. Vie Wasserburg tut aut ikr vor, Oa wirren verblicdene Leister kervor: vdle vamsn und Kavaliere, Nitter, Pagen und Offiziers. ein vegen blitzt. Cs stapft ein Stock. Puder, perrücks. Sebauscbtsr Nock, vorkscböne Kickern um ecken und kanten. Quadrille blasen dis vorkmusikanten. vrüben im kirckkok aber ist Nuk. per Pfarrer scblietzt leise das Gittertor zu. Über Sräber und blükends Nanken Sinnt er selige Sottesgedanken. Ma-c Zei big. WWiMWinem Mu Von Dr. R. Needon (Fortsetzung) er Kampf mit den Unbilden der Witterung dauerte bei unserer Arbeit auch noch im Juni und Juli fort. Unsre Bemühungen galten auch fernerhin der Ausräumung des „Mühlhauses". Erst jetzt, Mitte August, ist dieses Ziel erreicht. Die Mühe darum ist jedoch nicht unbelohnt geblieben; das Innere des Gebäudes erwies sich reicher an Funden, als man erwartete. Es hat eine Anzahl von solchen geliefert, die für die Kultur geschichte beachtlich sind und das ritterliche Leben des 14. Jahrhunderts veranschaulichen helfen. Zunächst sind Eisen sachen zu nennen, die an sich nichts Neues boten, so ein mutmaßlicher Fackelhalter, ein breites eisernes Band, das in der Mitte halbkreisförmig gebogen ist und an dem Nagel löcher beweisen, daß es auf Holz aufgenagelt war. Nägel kamen massenweise zutage, meist solche, mit denen Bretter aneinander genagelt gewesen sind, doch auch solche ohne Kuppe, die wir sicher als von Streitkeulen („Morgen- sternen") herrührend aufzufassen haben. Dazu ein Hufeisen, die üblichen Armbrustbolzenspitzen, Haspen, große Schnallen und Ringe, jedenfalls von Pferdegeschirr. Messer fanden sich von verschiedener Art: Ein 16 Zentimeter langes spitzes Dolch messer, ein andres von 17 Zentimeter Länge, ein kleineres von 14 Zentimeter Länge mit Holzgriff, der mit der Klinge durch einen Ring zusammengefügt war, endlich ein nur 8 Zentimeter langes mit rundem Rücken. Unklar nach seiner Bestimmung ist ein starkes schweres Eisenstück von 28 Zenti meter Länge, 4 Zentimeter Breite, ohne Löcher, die ein an deres von 23 Zentimeter Länge und 4,5 Zentimeter Breite als Beschlagstück verraten. Daß das von uns nach den vorgefundenen Mühlsteinen als „Mühlhaus" bezeichnete Gebäude nicht nur den darin ausgesprochenen Zweck gehabt hat, sondern in seinem Ober geschoß oder den Obergeschossen auch Wohnzwecken gedient hat, verraten eine Anzahl zur ritterlichen Ausrüstung gehö rige Stücke. Da sind eine ganze Menge von Stücken einer eisernen Platte, die unbedingt von einem Panzer herrllhren müssen; wahrscheinlich war es ein Brustpanzer, da die Stücke wenig gekrümmt sind, also auf einem flachen Körperteil auf gelegen haben müssen. Die Platte war mit eisernen halb- kugligen Knöpfen oder Warzen (Durchmesser zirka 2 Zenti meter), die ziemlich dicht aneinander (etwa 2 Zentimeter voneinander) sitzen, bedeckt. Sie waren wohl angelötet, lösten sich jetzt infolge Verrostung leicht ab. Überraschend war sodann der Fund eines anderen Rllstungsstückes aus feinerem Stoff, nämlich Messing. Es sind die Bestandteile eines Panzerhandschuhs: 63 etwa halb kreisförmig gebogene Plättchen von 7—9 Millimeter Breite und 30—40 Millimeter Länge, untereinander nicht völlig gleich, sondern den Fingern und ihren Teilen, auf denen sie saßen, angepaßt, meist mit einem, die längeren mit zwei eisernen Stiftchen oder Zwecken auf lederner Unterlage aus geheftet gewesen, von der noch Reste vorhanden sind; nach sachverständigem Urteil handelt es sich um Rinds- oder Hirschleder. Bier der Plättchen haben eine besondere Gestalt, sie sind weniger gebogen und bilden ein Viereck mit ab gestumpften Ecken — es sind die Schutzplatten der vier Fingernägel, während der Daumen zwei größere zusammen hängende Platten zur Bedeckung hatte. Drei andere größere verschieden gestaltete und verschieden große glatte Stücke dienten dem Schutze der übrigen Hand. Dabei lagen noch einige verschieden lange (die zwei größten 18 Zentimeter) linealförmige, etwa 10 Millimeter breite Messingstllcke; Spangen, welche dem Lederärmel über dem Unterarm den nötigen Halt gewährten. Unser Gesellschaftsmitglied Herr Klimke — für alte Waffen am meisten sachverständig — ist augenblicklich bemüht, den Handschuh wieder zusammen zusetzen, was natürlich nicht leicht ist. Wenn es gelingt, wird er ein hochinteressantes, seltenes Schaustück unsrer Samm lung darstellen; denn erhaltenePanzerhandschuhe sind selten und gehören zumeist einer späteren Zeit an; es fragt sich, ob aus der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts überhaupt noch sonst einer vorhanden ist. Als drittes Stück einer Ritterausrllstung ist das Beil einer Hellebarde zu erwähnen mit 23 Zentimeter langer Schneide. Alle diese Fundstücke lagen nicht auf dem alten Boden des Kellergeschosses, sondern in den Lehmmassen