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'M Pfluge verstreut worden sein, nur die in die Gruben geratenen Reste haben wir überkommen. Trotz dieser nur teilweisen Erhaltung ist noch zu hoffen, daß wir wenigstens einige Bau glieder dieses uralten Hauses werden wieder Herstellen können. — Nur schrittweise vermögen wir in das Dunkel der Vorzeit unserer Lausitz einzudringen. Dr. Frenzel. Neue ?un<le in Ser issnrrnrttarre ru Lautren 3m Jahre I9l2 wurde westlich der Barbarakaserne ein großes Felsstück abgetragen und tiefer gelegt. Bei den um fänglichen Erdarbeiten wurde ein Gräberfeld der Billendorfer Zeit aufgedeckt, von dem 45 Gräber mit Sicherheit festgestellt werden konnten. Der Fund war ein glänzendes Beispiel für die Reihenbestattung in Billendorfer Zeit; in 3—4 Meter Ab- stand folgte Grab auf Grab. Man darf annehmen, daß min destens noch ein Dutzend Gräber mehr als sicher festgestellt vorhanden gewesen sind. Die Untersuchungen leitete damals im Auftrage der Gesellschaft für Vorgeschichte Herr Stadtrat Bruger. Im nördlichen Teile des Gräberfeldes, an der Stelle, wo heute ein Feldweg an den südlichen Zäunen der Schreber gärten entlang zur Hausenstraße hinabsührt, wurde eine Fund- stelle aufgedeckt, welche der jüngeren Steinzeit angehörte, also um 1500 Jahre älter war, als die Billendorfer Altertümer. Es wurde ein weilgedehntes Grab sestgestellt, in dem zahlreiche Gesäße standen oder lagen, in dem aber auch ein Steinbeil von rechteckigem Grundriß mit einem zugehörigen Schleifstein entdeckt wurde. Nördlich dieses Grabes scheint noch ein zweites gelegen zu haben, in dem noch drei Gesäße der Schnurkeramik ausgedeckt wurden. Uber diese hochinteressanten Funde, welche zum größten Teile in die Sammlung der Gesellschaft Uber- gingen, verdanken wir Herrn Stadtrat Bruger eine fesselnde Veröffentlichung in den Iahresheften der Gesellschaft 1920. Als nun im vorigen Jahre die Renatusstraße und in diesem Jahre die Straße 4 ausgebaut wurden, hatte das Tief bauamt der Stadt Bautzen die Liebenswürdigkeit, die Gesell schaft auf die damit verbundenen Erdbewegungen aufmerksam zu machen. Sie wurden daher von Mitgliedern der Gesell schaft ständig überwacht. Weder beim Bau der Renatusstraße, noch beim Grundgraben der an ihr errichteten Häuser konnte ein Weitergreifen der Billendorfer Gräber beobachtet werden. Da nun auch beim Bau der Straße 4 nur wenige Scherben nebst zwei kleinen Bronzebändern, aber kein einziges Grab mehr entdeckt werden konnten, ist anzunehmen, daß das Gräber- selb hier fein westliches Ende gehabt hat. Beim Weitersühren der Straße 4 n»ch Westen wurde ein drittes Grab der Schnurkeramik aufgedeckt an einer Stelle, die heute durch einen Grenzstein bezeichnet ist. Es enthielt ein kleines unverziertes Krüglein und einen größeren Henkel- becher mit kugeligem Unterteile. Beide Gesäße lagen schräg in dem Sande in 60 Zentimeter Tiefe. Ringsum konnte durch die Reste eingesülllen Bodens, der zahlreiche Lehm- und Tonbrocken enthielt, eine Grube von 1,20 Meter Durchmesser sestgestellt und im Lichtbild festgehalten werden. Der Fund ist für die Wissenschaft insofern von größter Bedeutung, als dadurch ein neuer Beleg dafür gegeben wird, daß auch in der jüngeren Steinzeit Gräberfelder üblich waren, deren Kenntnis uns nur dadurch entgeht, weil die einzelnen Grabstellen in unregelmäßiger Streulage über das Gelände verteilt sind. Dasselbe Verhältnis trasen wir bereits in Oberuhna und in Burk an. Während bei dem Reihengräberfeld aus der Billen dorfer Zeit eine oberirdische Kennzeichnung der einzelnen Grab stellen durch hölzerne Denkmale oder unansehnliche Mar kierungen genügt, ist sür die jüngere Steinzeit, insbesondere auch aus Grund der westsächsischen Verhältnisse, mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß Gräberfelder üblich waren, die infolge der alle Unebenheiten ausgleichenden Pflugkultur in unserer Lausitzer Kultursteppe eingeebnet sind. Auch heute noch sind wir nicht einwandfrei darüber unterrichtet, ob in der jüngeren Steinzeit die Leichen unverbrannt bestattet wurden. Einzelne Brandreste und Aschehäuschen in den verschiedenen Ar.is Fundstellen deuten wohl auf eine Brandbestattung, jedoch ist es auch durchaus möglich, daß bei uns ebenso wie in West sachsen und Thüringen die Schnurkeramiker ihre Toten un verbrannt der Erde anvertrauten und sich die Knochenreste infolge des durchlässigen Bodens nicht erhielten. — Es wird erneut darum gebeten, bei irgendwelchen Boden sunden so schnell als möglich die Geschäftsstelle der Gesellschaft — Stieberstraße 36, Fernruf 3773 — aufmerksam zu machen. Dr. Frenzel. Die Bedeutung der Heimatdichtung Ein Beitrag zur Hebung der Heimatdichtung von Horst Löhnert-Bautzen ^E?mmer stärker macht sich in den letzten Jahren in allen ZW» Gauen Deutschlands die Pflege der Heimatdichtung HM geltend, wie überhaupt der gesamten heimatlichen Kunst. Je mehr die große „Weltdichtung", wenn man einmal das Wort als Gegensatz zur Heimatdichtung gebrauchen darf, wurzellos wird und haltlos hin und her schwankt, desto mehr beginnt man sich auf die Wurzeln aller Dichtung und Kunst, auf ihre Urheimat zu besinnen. Diese Urheimat aber ist der Mythus, der jedoch völkische Einheit und Geschlossenheit vor aussetzt. Die Zeit des Mythus ist längst vorbei, mit der fort schreitenden Rationalisierung, mit der immer mehr zunehmenden Alltagshast ist ihm aller Nährboden entzogen. Aber das eine, was sich noch bis auf den heutigen Tag erhalten, das sind die engen Grenzen jener völkischen Einheit, die einst gemein sames Erleben, gemeinsames Fühlen zu einem gemeinsamen Mythus verband. Zwar sind heute die Slammesgrenzen gewaltig aufgelockert, aber dennoch klar erkennbar. Diese gleichen Grenzen sind es nun, die heute das Gebiet der Heimat dichtung umreißen; denn was ist Heimatdichtung schließlich weiter, als ein letzter Überrest alter Stammesdichtung? Der Entwicklungsgang der Dichtung ist etwa folgender, wenn man ihn streng schematisch zeichnen will. Ursprünglich gibt es überhaupt nur Stammesdichtung. Schon die Sprache zieht diese enge Grenze. Noch heute ordnet man in der Literatur- geschichte die einzelnen ihrer Herkunft nach unbekannten früh mittelalterlichen Dichter aus ihre Sprache hin dem einzelnen Stamme zu (Walter von der Bogelweide). Parallel mit der allgemeinen sozialen Entwicklung geht auch die der Dichtung. 3e mehr die völkischen Grenzen verwischt werden, je stärker die Freizügigkeit wird und der Handel die Stämme in gegen seitigen Verkehr bringt, desto mehr schwindet auch die Stammes dichtung. Der Dichter wird nach einem fremden Fürstenhof berufen, findet auswärtige Gönner und die Fremde wird ihm und seinen Nachkommen schnell zur zweiten Heimat. Diese Bewegung barg anfänglich nicht die mindesten Gefahren in sich. Im Gegenteil, der Künstler wurde von seinem Mit-Künstler befruchtet. Erst so wurde der Austausch der Geistesprodukte mit anderen Stämmen und Nationen möglich. Aber diese Bewegung durch Jahrhunderte hindurch fortgesetzt, führte die Dichtung wie die gesamte Kunst zu einer bedenklichen und unabwendbaren Krisis. Mit jedem auswandernden Künstler ging dem Stamm ein Stück seiner Eigenart verloren, während der Stamm, bei dem er sich ansiedelte, mit fremdem Blut und Geistesgut vermischt wurde. Der Künstler aber vollzog die gleiche Mischung in sich selbst. Schon wenn er auf Wander schaft ging, um einst in die Heimat zurückzukehren, trat diese Mischung mit fremdem Kulturgut ein. Solche Wechselbeziehungen sind zunächst ungemein fruchtbar und wahrscheinlich wäre jeder Stamm rettungslos dem Untergang in geistiger wie in rassen biologischer Beziehung verfallen, wenn nicht eine stetige Mischung stattfinden würde. Als diese Bewegung — gefördert durch die ganze soziale Verschiebung — aber immer größeren Umfang annahm, als endlich die alten völkischen Grenzen immer un deutlicher wurden, als die Großstadt mit ihrer ungesunden Augenblickskultur zum Zentrum für alle Künstler wurde, er- wuchsen auch der Dichtkunst ernstliche Gefahren. Der feste, Gbertaufltzer Hsimaizettung